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Große Schurken – Dr. Mabuse II

Die Geschichte des Bösewichts Dr. Mabuse – Teil 2

Norbert Jacques war der Erste, der 1930 den Charakter in seinem Roman Mabuses Kolonie überdachte, welcher jedoch unvollendet blieb. Erst 1994 wurde der Roman zusammen mit den Novellen Ingenieur Mars (1923), Chemiker Null (1934) und einem biografischen Essay von Günter Scholdt als Band 2 der Reihe Dr. Mabuse Medium des Bösen im Verlag Rogner & Bernhard veröffentlicht.
Währenddessen dachte Fritz Lang selbst an eine Fortsetzung des sehr erfolgreichen Mabuse-Films. Er bat Norbert Jacques, einen weiteren Mabuse-Roman zu schreiben. Anstelle von Mabuses Kolonie, der sich auf das Dschungelreich Eitopomar konzentrierte, offerierte der Autor einen völlig neuen Roman – Das Testament des Doktor Mabuse. Die Fortsetzung wurde 1932 fertiggestellt und für die Filmproduktion angepasst. Der Roman wurde jedoch nicht veröffentlicht, da man befürchtete, dass das Buch den Erfolg des Films schmälern könnte.
Die Story hatte Jacques offensichtlich mit dem Gedanken der Verfilmung im Kopf geschrieben. Darüber hinaus kann man die  Mabuse-Fortsetzung als erstes Crossover in der Filmgeschichte ansehen.
In Das Testament des Doktor Mabuse ist Inspektor Lohmann Mabuses Erzfeind. Lohmann mit seinen schroffen Manieren und übergewichtigen Körper, in welchem ein scharfer Verstand im Verborgenen weilt, stellt im Vergleich zu Mabuses früheren Gegner Von Wenk eine interessante Charaktere dar, die von Otto Wernicke gespielt wurde. Und die Rolle des Dr. Mabuse übernahm erneut Rudolf Klein-Rogge.
Der Film beginnt damit, dass ein Mann eine Fälscherwerkstatt ausspioniert und danach brutal ermordet wird. Weitere Morde folgen. Inspektor Lohmann ist überzeugt, dass Mabuse Drahtzieher all dieser Verbrechen ist. Selbst die Zuschauer sind derselben Meinung. Schließlich sehen und hören sie Mabuse zwar nur als Schatten hinter einer Leinwand, wie dieser seiner Bande Aufträge erteilt. Doch der echte Mabuse befindet sich in einer Irrenanstalt. Ist er es nun wirklich oder nicht? Bei einem Besuch in der Anstalt sieht Lohmann Mabuse in seiner Zelle sitzen, wie er unermüdlich etwas auf Papier kritzelt, was er als sein Testament bezeichnet. Ein Testament, welches genau die Verbrechen beschreibt, die Lohmann untersucht. Nichtsdestotrotz versichert Dr. Baum, dass Mabuse nicht so ohne Weiteres die Anstalt verlassen kann. Schließlich wird die Situation noch verwirrender, als Mabuse tot in seiner Zelle aufgefunden wird. Es stellt sich heraus, dass Dr. Baum selbst unter den Einfluss von Mabuses hypnotischen Kräften geraten ist und die Verbrechen wie im Testament beschrieben selbst inszeniert hat. In einer sehr beeindruckenden Sequenz sieht man, wie sich Mabuses Geist buchstäblich aus dessen Körper erhebt und in den von Dr. Baum eindringt. Dies ist der Moment, in welchem sich Mabuse von einem Bösewicht in eine übernatürliche Bedrohung verwandelt.
Der Film wurde im Herbst 1932 gedreht und am 21. April 1933 in Budapest uraufgeführt. In dieser Zeit hatten sich die Zustände in Deutschland verändert, da am 30. Januar  Hitler an die Macht gekommen war. Obwohl Fritz Lang jüdische Vorfahren hatte, waren Hitler und Goebbels Fans seiner Werke und mochten besonders Metropolis und Die Nibelungen. Doch die Parallelen zwischen der Handlung in Das Testament des Dr. Mabuse und dem Aufstieg der NSDAP führten letztendlich zum Verbot des Films in Deutschland. M wurde ebenfalls verboten, da die Darstellung von Kriminalität nicht mit den Ansichten der Nazis konform lief. Obwohl somit zwei seiner Filme in Deutschland verboten worden waren, bot Goebbels Fritz Lang an, in Deutschland zu bleiben und den Posten des Direktors der UFA zu übernehmen. Doch Fritz Lang lehnte dieses Angebot ab. Er ließ sich von Thea von Harbou scheiden, da diese mit den Nazis sympathisierte, und siedelte kurze Zeit später von Deutschland nach Hollywood um. Dort setzte er seine Arbeit fort und produzierte in den 40er und 50er Jahren erfolgreiche Filme. In der Zwischenzeit arbeitete Norbert Jacques aufgrund des großen Erfolges des ersten Mabuse-Films als Drehbuchautor bei der UFA. In zunehmenden Maße geriet auch er in das Visier der Nazis, da er luxemburgischer Staatsbürger war. Dennoch blieb Jacques während der Kriegsjahre in Deutschland. Dieser Entschluss brachte ihm nach dem Krieg einige Schwierigkeiten mit den alliierten Behörden. Man denunzierte ihn kurz nach dem Krieg, sodass er verhaftet und durch die französische Militärpolizei nach Luxemburg überstellt wurde.
In den Folgejahren schien es so, als ob Mabuse in Vergessenheit geriet. Doch dem war nicht so. 1950 veröffentlichte Norbert Jacques schließlich seinen Roman Das Testament des Doktor Mabuse unter dem Titel Mabuses letztes Spiel. Am 24. August 1951 erschien die Filmversion zum ersten Mal in den westdeutschen Kinos. 1953 übernahm der Produzent Artur Brauner die Filmrechte an den zwei Mabuse-Filmen. Brauner sah noch weiteres Potenzial in den Charakteren und bat Norbert Jacques, das Drehbuch zu einem dritten Mabuse-Film zu schreiben. Kurz nach der Fertigstellung des Entwurfs starb der Autor, bevor die Produktion anlaufen konnte.
Ende der 50er Jahre kehrte Fritz Lang nach Deutschland zurück. Er machte drei weitere Filme und knüpfte mit ihnen an seine Erfolge in der Vorkriegszeit an. 1959 drehte Fritz Lang Der Tiger von Eshnapur und Das indische Grabmal, ein Remake des gleichnamigen Romans seiner Exfrau Thea von Harbou. Beide Filme gingen als schöne triviale Dschungelabenteuer in die Filmgeschichte ein.

Quelle:

  • Günter Scholdt: Der Fall Norbert Jacques: Über den Rang und Niedergang eines Erzählers (1880-1954). Akademischer Verlag Heinz. Stuttgart. 1976

(wb)

2 Antworten auf Große Schurken – Dr. Mabuse II