Die weissen Männer
Arthur Gordon Wolf
Die weissen Männer
Thriller, Taschenbuch, Voodoo Press, 2013, 120 Seiten, 9,95 Euro / E-Book: 1,99 Euro. ISBN: 9783902802323
Brandon Tolliver, ein junger Mann, lebt in einer unbestimmten Zukunft in einem großen, anonymen Häuserblock. Sein Glück bei Frauen ist trotz seines selbstempfundenen Charmes eher mäßig, aber es gibt ja durchaus virtuelle Realitäten, in die man sich flüchten kann. Ganz und gar nicht virtuell, sondern höchst real, ist seine Nachbarin, die alte Miss Brookdahl. Eines Tages schafft diese sich einen Hausreplikanten an, der ihr im Haushalt zur Hilfe gehen soll. Der künstliche Junge, den sie Alexander tauft, stellt sich allerdings alsbald als gefährlicher heraus, als er sein sollte. Eines Nachts spielt er verrückt und verletzt seine Besitzerin. Brandon kann gerade noch eingreifen und Schlimmeres verhindern. Nach dem Zwischenfall tauchen im Gebäude seltsame Männer auf, in Weiß gekleidet. Sie sind von der Megafirma UMC ausgeschickt worden, um die Sache zu untersuchen. Als Miss Brookdahl sich dann einen neuen Alexander aufquatschen lässt und dieser Brandon erneut bedroht, schwant diesem, dass er einer großen Sache auf der Spur ist. Die Männer in Weiß folgen ihm ab sofort, und selbst als Brandon bei seiner neuen Freundin (die er bisher nur aus dem Netz kannte) unterzukommen versucht, setzt irgendeine geheime Macht alles daran, ihn loszuwerden …
Die nur 120 Seiten kurze Novelle von Arthur Gordon Wolf (ein Pseudonym des Autors Andreas Wolf) ist die erste seiner Geschichten, welche die dystopische UMC-Saga bilden sollen. Andere Geschichten und Romane sollen folgen und das ganze Ausmaß der Story offenbaren, die Wolf in seinem kurzen Vorwort selbst vorstellt und in Abschnitte einteilt. Der vorliegende Text spielt demnach im dritten von vier größeren inhaltlichen Blöcken. Warum man nun gerade mit Die weissen Männer die erste Veröffentlichung dieses scheinbaren Epos angeht, muss unklar bleiben und ist vielleicht dem gefälligen Format des Büchleins geschuldet.
Inhaltlich bewegt sich dann der Kurz-Thriller auch auf gewohntem Terrain. VR-Welten, Großkonzerne, Replikanten – Jemand, der sich mit dystopischen Visionen schon beschäftigt hat, findet ohne große Probleme in die Welt von Brandon Tolliver. Dass die Erzählung nicht mit viel mehr als einer Begegnung mit einem defekten Replikanten, einer stimmungsvollen Weltbeschreibung und einer nicht beendeten Flucht aufwartet, ist dann doch etwas schade. Als Leser fühlt man sich vom offenen Ende düpiert. Viel mehr als der erste Akt einer unfertigen Geschichte kann – oder will? – der Text auch nicht sein. Das schmälert Wolfs Leistung aber nur geringfügig, da sein Stil durchaus flott und gefällig ist, wenn er sich auch manchmal abschweifend in Kleinigkeiten verliert, bevor er die eigentliche Handlung weitertreibt. Das tut er allerdings mit einem lakonischen und sprachlich pointierten Humor, der gut zur Story passt.
Fazit:
Die weissen Männer ist ein netter, kurzer Zukunftsroman ohne richtiges Ende, der sich als Teil einer größeren Geschichte versteht und man deswegen seinen unabgeschlossenen Charakter verzeihen kann. Unterhaltsam führt Wolf in seine UMC-Saga ein und man darf gespannt sein, welche Texte aus dieser Welt noch das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Tipp: Die E-Book-Fassung ist mit 1,99 Euro äußert erschwinglich, aber wer lieber auf Papier liest, ist mit dem Taschenbuch ebenfalls gut bedient.
(sv)