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Martin Luther

Der Mann, der die Kirche zur Verzweiflung trieb

Martin Luther ist meiner Meinung nach einer der Größten seiner Zeit. Nicht nur, dass er sich in Zeiten von Inquisition gegen die heilige Kirche gestellt hat und seine Meinung auch vertrat. Nein, es steckt eine ganz faszinierende Persönlichkeit dahinter seit der Verfilmung von Martin Luthers Leben, wo leider nur ein kleiner wichtiger Teil beschrieben werden konnte, da es sonst den Rahmen gesprengt hätte. Es interessiert mich, wie es damals für ihn gewesen sein muss. Was hat ihn dazu bewegt, sich gegen die heilige Kirche und damit sein Leben in Gefahr zu bringen?

Natürlich bildet eine so heiß diskutierte Person wie der Reformator Dr. Martin Luther einen idealen Nährboden für die Entstehung von Anekdoten und Legenden. Dazu lebte Luther in einer Zeit, da der Glaube an Hexen und den Teufel, an übernatürliche Ereignisse und das baldige Ende der Welt weit im Volk verbreitet war.

Zwar ist der Wahrheitsgehalt der meisten dieser Legenden eher gering, der Unterhaltungswert dagegen nicht.

Aber ich denke, es ist am Sinnvollsten, wenn wir uns erst mal ein wenig mit der Person Martin Luther und seinem Leben beschäftigen.

Kindheit und Jugend (1483-1501)

Martin Luther (Luder sein Geburtsname, er nannte sich später selbst Luther) wurde am 10.11.1483 in Eisleben geboren. Kurz nach seiner Geburt 1484 Ziehen die Eltern nach Mansfeld Luthers Vater hofft durch die Beteiligung im Kupferbergbau seinen Stand und den seiner Familie zu verbessern selbst ist er Sohn eines einfachen Bauer. Dies erreicht er tatsächlich: Bereits 1491 zählt die Familie zu den angesehensten der Stadt Mansfeld.

Die Mutter Luthers, Margarete Luder, hatte eine große Kinderschar zu versorgen und war Luther eine strenge Erzieherin.

Er besucht in Mansfeld die Lateinschule, in der noch mittelalterliche, barbarische Lehrmethoden vorherrschen. Luther wird als stiller, zurückhaltender und durch die strenge Ordnung eingeschüchterter, jedoch auch sehr begabter Schüler, beschrieben.

1497 geht Luther nach Magdeburg an die Schule der Brüder vom gemeinsamen Leben und von dort 1498 nach Eisenach zu Verwandten der Luthers. Dort lernt er an der städtischen Pfarrschule in Eisenach. Die finanzielle Situation der Familie erlaubt es, das Luther 1501 ein Studium an der Universität Erfurt beginnen kann. Vater Hans Luther hofft, dem begabten Sohn mit einem Jurastudium zu einer guten Existenz als Jurist zu verhelfen.

Die Zeit als Student (1501-1505)

Die bereits 1392 gegründete Erfurter Universität gehörte zu dieser Zeit zu den bedeutendsten deutschen Universitäten. Dies mag der Grund dafür gewesen sein, das Luthers Vater diesen Standort für seinen Sohn wählte.

Man musste zur Zeit Luthers, bevor man sich einer höheren Fakultät zuwandte, erst die sogenannten sieben freien Künste erlernen.

Diese beinhalten:

  • Grammatik – »… die Wissenschaft, welche lehrt, die Dichter und Geschichtsschreiber zu erklären, und die Art und Weise richtig zu sprechen und zu schreiben …«
  • Rhetorik – »… die Anleitung, schön zu reden …«
  • Mathematik/Logik – »… die Lehre, welche die abstrakte Größe behandelt …«
  • Arithmetik – »… die Wissenschaft von den Zahlengrößen an und für sich …«
  • Geometrie – »… die Lehre, welche in der anschaulichen Darstellung der Gestalten besteht …«
  • Musik – »… die Wissenschaft, welche von den Zahlen handelt, hauptsächlich von solchen, welche die sich bei den Tönen finden, wie das Doppelte, das Dreifache, das Vierfache und ähnliche Verhältnisse …«
  • Astronomie – »… die Wissenschaft, welche den Lauf und die Bilder der Sterne behandelt …«

Dies tut Luther auch und erhält 1502 das Bakkalaureat, den ersten akademischen Grad. 1505 wird er Magister. Der stolze Vater hoffe nun, dass das Jurastudium ebenso gut verlaufen und sein Sohn bald eine geachtete Stellung als Jurist innehaben würde.

Luther jedoch – so berichtet die Legende – gelobt in einem Sturm am 2. Juli 1505, Mönch zu werden.

Luther begann 1505 trotz alledem ein Jurastudium, das er aber nach kurzer Zeit abbrach. Dies tut er zur Überraschung seiner Freunde, die ihn als lebensfrohen Gesellen kannten. Zum Zorn seiner Eltern tritt er dem Bettelorden der Augustiner im Erfurter Kloster bei. Im Jahre 1507 jedoch begann er wieder an der Universität Erfurt zu studieren, diesmal war es das Studium der Theologie.

Die Jahre als Mönch (1505-1512)

Bei einem schweren Sturm (berichtet die Legende) habe Luther sich verpflichtet, Mönch zu werden. Diesen Entschluss ändert er auch nicht, als Freunde und vor allem sein Vater den erfolgreichen Studenten und angehenden Juristen umzustimmen versuchten. Er geht 1505 in das Augustinerkloster in Erfurt, wo er 1506 sein Mönchsgelübde ablegt.

Das Mönchsleben war zur Zeit Luthers ein hartes Brot, es wurde bestimmt durch Fasten, Beten und Arbeiten. Der Tag der Mönche begann um 3.00 Uhr mit dem ersten Stundengebet. Diese Zeit prägt Luther sehr, vor allem findet er hier den engen Bezug zur Bibel, der sein späteres Arbeiten und seine späteren Schriften kennzeichnen wird.

1507 wird Luther in Erfurt zum Priester geweiht. In diesem Jahr beginnt er auch ein Theologiestudium in Erfurt. Er studiert Scholastik, kommt aber auch mit den Ideen der Humanisten in Berührung, auch begrüßt er ihre Losung Ad Fontes! – Zurück zu den Quellen.

Für ihn bedeutete dies vor allem das Studium der griechischen und hebräischen Originale der Bibel (Bibelhumanismus).

Martin Luther als Professor in Wittenberg (1512-17)

Luther, 1512 Doktor der Theologie geworden, erhält nun an der Wittenberger Universität Leucorea die Bibelprofessur. Er hält Vorlesungen über die Psalmen (1514/15), den Römerbrief (1515/16), den Galaterbrief (1516/17) und den Hebräerbrief (1517/18).

Diese Zeit ist durch ein starkes Ringen Luthers um religiöse Erkenntnis geprägt. Die für ihn entscheidende religiöse Erleuchtung soll er beim intensiven Studium des Römerbriefes erlangt haben: Der Mensch erlange Gerechtigkeit allein durch die Gnade Gottes, nicht durch gute Werke (Röm. 1, 17). Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.« (Luthers Übersetzung)

Luther hat, wie er selbst berichtet, diese für ihn entscheidende Erkenntnis in der Studierstube seines Wittenberger Klosterturms gemacht. Der Zeitpunkt dieses auch als Turmerlebnis bezeichneten Ereignisses ist jedoch umstritten.

Um Luther bildet sich nun ein Theologenkreis, dem auch Nikolaus von Amsdorf und Karlstadt (Andreas Bodenstein) angehören.

Auch wird Luther 1514 als Prediger an die Wittenberger Stadtkirche berufen.

Ich denke, dass es ab hier es spannend wird, da 1514 der Thesenanschlag und seine Folgen datiert sind. Darauf sollten wir etwas näher eingehen.

Der Thesenanschlag und seine Folgen (1512-1519)

Die Vorgeschichte
Seit 1514 ist Luther nicht nur Theologieprofessor an der Wittenberger Universität, sondern auch Prediger in der Wittenberger Stadtkirche. Somit hat er auch für das »Seelenheil« seiner Gemeinde zu sorgen.

Er muss jedoch feststellen, dass viele Menschen aus Wittenberg nicht mehr zu ihm in die Beichte kommen, sondern stattdessen in die brandenburgischen oder anhaltinischen Städte wie Jüterbog oder Zerbst reisen, um dort Ablassbriefe (vor allem den Petersablass) zu kaufen.

Die Praxis des Ablasskaufs, die die Beichte quasi ersetzte, und mit der man sich sein Seelenheil erkaufen konnte, ist Luthers Überzeugung völlig zuwider. Glaubt er doch fest daran, dass jeder sich ein Leben lang in Demut der Gnade Gottes anvertrauen müsse.

Der Handel mit Ablassbriefen nimmt vor allem seit 1507 dramatisch zu, da die Kurie in Rom und der mit dem Ablasshandel in Deutschland beauftragten Bischof Albrecht von Brandenburg in immer stärkere Geldnot geriet.

Hinzu kommt noch, dass der in Anhalt und Brandenburg Ablassbriefe verkaufenden Dominikanermönch Johann Tetzel in marktschreierischer Weise seine »Arbeit« erledigt und dass über letzteren auch vielerlei Legenden im Umlauf geraten. So wurde berichtet, bei Tetzel könne man auch die Sünden Verstorbener tilgen lassen.

Auch Sprüche Tetzels wie Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt” riefen bei Luther Proteste hervor.

Der Thesenanschlag am 31. Oktober 1517

Schon vor dem 31.10.1517 hatte Luther sich in Predigten gegen den Ablasshandel ausgesprochen. An diesem Tage aber schreibt er, nachdem er eine Instruktionsschrift für Ablasshändler gelesen hat, an seine kirchlichen Vorgesetzten. Er hofft, damit den Missstand beheben zu können. Den Briefen legt er bei, die als Grundlage für eine Disputation zu diesem Thema dienen sollten.

Dass Luther an besagtem Tag seine Thesen mit lauten Hammerschlägen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll, gehört aber wohl in das Reich der Legenden

Die Reaktionen

Luther hatte die Thesen außer den Bischöfen nur wenigen Freunden gesandt. Somit erwartet und erhält er auch nicht sofort eine Reaktion. Jedoch bereits Ende 1517 sind Drucke der Thesen in Leipzig, Nürnberg und Basel im Umlauf. Es gibt sowohl stürmische Zustimmung seitens einiger humanistischer Gelehrter und auch einiger Fürsten, als auch völlige Ablehnung aus vielen Teilen der römischen Kirche. So vor allem von dem am meisten kritisierten Ablassprediger Tetzel, der sogar Todesdrohungen gegen Luther ausgesprochen haben soll und ihn schon in der Nachfolge des zum Ketzer verurteilten Jan Hus auf den Scheiterhaufen wünscht.

Die Bischöfe reagieren jedoch vorerst noch nicht drastisch. Sie berichteten dem Papst über den »Rebellen« in den eigenen Reihen und weisen Luthers direkte Vorgesetzte an, mäßigend auf den Aufmüpfigen einzuwirken. Die von Luther angeprangerten Fehler erkennend, begrüßen einige Bischöfe sogar anfangs die Reformvorschläge.

Die Ereignisse bis 1519

Luther sieht sich durch den wachsenden Druck genötigt, seine Thesen durch weitere Schriften zu präzisieren und zu erläutern. Er selbst äußert sich 1518 dahin gehend, dass er mit den Thesen ja lediglich einen Missstand zu beseitigen und nicht das ganze Papsttum aus den Angeln zu heben trachte.

Jedoch ist die Lawine nun nicht mehr aufzuhalten. Die Kurie reagiert auf den vermeintlichen Ketzer drastisch: 1518 wird in Rom der Ketzerprozess eröffnet. Dieser ruht jedoch 1519, da das Land mit der Regelung der Nachfolge des verstorbenen Kaisers Maximilian beschäftigt ist. Nach der Wahl Karls V. zum Kaiser wird der Kampf gegen Luther und seine Anhänger jedoch weitergeführt.

Luther grenzt sich vom Papsttum ab

Durch die ständigen Angriffe durch die römische Kurie wird Luther dazu gezwungen, seine religiösen Ansichten zu einer selbstständigen Theologie auszuformen. So arbeitet er in den Jahren 1520/21 an den drei großen reformatorischen Schriften An den christlichen Adel deutscher Nation, Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche und Von der Freiheit eines Christenmenschen und trennt sich innerlich nun völlig von Rom.

So wird 1520 der Ketzerprozess gegen ihn wieder aufgenommen. Dieser gipfelt am 15. Juni 1520 in der Bannandrohung, mit der Luther ultimativ aufgefordert wird, seine Lehren zu widerrufen.

Verbrennung der Bannandrohungsbulle und Bannfluch

Luther reagiert demonstrativ: Er verbrennt die Bulle (Exurge Domine) am 10. Dezember 1520 zusammen mit dem Kirchengesetzbuch und Büchern seiner Gegner an dem Platz, auf dem sich heute in Wittenberg die Luthereiche befindet, wobei er gerufen haben soll: »Weil du gottloses Buch den Heiligen des Herrn betrübt oder geschändet hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer«.

Dieses Verhalten stellt seinen endgültigen und unwiderruflichen Bruch mit Rom dar.

Der Papst verhängt daraufhin am 3. Januar 1521 den Bannfluch über Luther.

Der Kaiser jedoch sieht sich durch die Luther freundliche Stimmung im Land und durch den Einfluss einiger Fürsten, die hoffen, durch Luther den Einfluss des Papstes auf die Reichspolitik zu schwächen, gezwungen, Luther anzuhören. So wird der Rebell auf den Reichstag nach Worms geladen und ihm freies Geleit zugesichert.

Luther auf dem Reichstag zu Worms (1521)

Die Vorgeschichte
Luther, bereits durch den Kirchenbann quasi zum Ketzer erklärt, wird vom Kaiser auf Druck einiger Fürsten, die versuchten, Luther für ihre Ziele zu nutzen, nach Worms geladen. Dort soll Luther nach dem Willen der Kirche und auch des Kaisers seine Lehren widerrufen. Die Fürsten, die Luther unterstützen, hoffen durch die bevorstehenden Ereignisse, die politische Macht Roms in Deutschland zu schwächen.

Die Reise nach Worms
Luther begibt sich am 2. April 1521 auf die Reise nach Worms. Schon die Anreise zum Reichstag jedoch wird nicht zu dem von der Kirche erhofften Bußgang. Die Fahrt nach Worms gleicht eher einer Triumphfahrt, aller Orten wird Luther mit Begeisterung empfangen. Er predigt in Erfurt, Gotha und Eisenach. Und auch in Worms, wohin er am 16. April gelangt, wird er vom Volk umjubelt empfangen.

Luthers Auftreten auf dem Reichstag
Luthers Auftreten auf dem Reichstag wird als sachlich, klug und überlegt beschrieben. Er muss zweimal vor dem Kaiser erscheinen, jedes Mal wird ihm deutlich nahegelegt, seine Lehren zurückzunehmen, Luther jedoch sieht keinen Beweis gegen seine Thesen und Ansichten, der ihn bewegen könnte, seine Thesen zu widerrufen. »Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der Heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!«

Die berühmten Worte Hier stehe ich und kann nicht anders! stammen nicht von Luther.

Ich bin hindurch!
Nachdem er den Verhandlungssaal verlassen hat, ruft er erleichtert Ich bin hindurch. Und er ist auch erst einmal hindurch: Luther wird entlassen, jedoch nicht verhaftet, da ihm der Schutzbrief für 21 Tage freies Geleit zusichert. Er begibt sich am 25. April auf die Rückreise.

Als er und die ihn unterstützenden Fürsten Worms verlassen haben, verhängt der Kaiser über Luther die Reichsacht (Wormser Edikt): Er ist nun vogelfrei.

Auf der Rückreise lässt Kurfürst Friedrich der Weise Luther am 4. Mai »entführen« (Luther hatte vorher davon Kenntnis). Dies geschieht einerseits um Luthers Sicherheit zu garantieren, andererseits um ihn kurzzeitig von der Bildfläche verschwinden zu lassen -sogar das Gerücht vom Tode Luthers grassiert. Auch dient diese Aktion dem Kurfürsten vor allem dazu, sich selbst nicht zu gefährden, da der Fürst ja einem Geächteten und Ketzer Unterschlupf gewährte.

Luther wird auf die abgeschiedene Wartburg gebracht und die reformatorische Bewegung hat Zeit, sich zu festigen.

Luther auf der Wartburg (1521/22)

Luther als Junker Jörg auf der Wartburg
Am 4. Mai 1521 lässt Kurfürst Friedrich der Weise Luther auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Der mächtige Kurfürst hofft, dadurch Luther kurzzeitig aus dem Rampenlicht zu nehmen und die ständigen Angriffe auf die reformatorische Bewegung etwas abzuschwächen.

Luther lebt nun inkognito auf der Wartburg: Er nennt sich Junker Jörg und »pflegt Haupthaar und Bart«.

Luther jedoch leidet unter der Verbannung: Im Reich der Vögel, wie er sagt, hat er an allerlei körperlichen Gebrechen zu leiden. Auch die vielen teils von ihm selbst, teils durch andere berichteten Kämpfe mit dem Satan, wie der sprichwörtliche Wurf mit dem Tintenfass mögen ihm in dieser Zeit arg zu schaffen gemacht haben …

Die Übersetzung des Neuen Testaments
So widmet sich Luther einer neuen Aufgabe: Er übersetzt in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Das später noch von Melanchthon und anderen Spezialisten bearbeitete Werk erscheint 1522 im Druck. Dieses sogenannte Septembertestament findet in den evangelischen Gebieten einen reißenden Absatz und wird dort zum Volksbuch, somit stellt es einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer einheitlich deutschen Sprache dar.

Es folgen später erst Teile des Alten Testamentes, 1534 erscheint die Gesamtausgabe der Bibel in deutscher Sprache, die ebenfalls große Verbreitung findet.

Die Ereignisse in Wittenberg während der Abwesenheit Luthers
Die reformatorischen Ideen wurden nun in Wittenberg, das zum Zentrum der Reformation geworden ist, auch praktisch umgesetzt. Demonstrativ heiraten 1521 drei Priester, auch der Gottesdienst wird reformiert. Luther sieht diese Veränderungen aus der Ferne mit Wohlwollen, er hält engen Briefkontakt zu seinen Mitstreitern in Wittenberg.

Besonders hervorzuheben ist auch noch das Wirken Philipp Melanchthons, der 1521 mit seinem Werk Loci communes die erste Formulierung der lutherischen Lehre schafft und somit das Wirken der Reformation auch theologisch exakt begründet.

Luther jedoch kehrt, als 1522 die radikaleren Kräfte der Reformation (wie die »Bilderstürmer« unter Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt) die Überhand gewinnen zu scheinen, nach Wittenberg zurück.

Luthers Rückkehr nach Wittenberg (1522-25)

Luther kehrt nach Wittenberg zurück und übernimmt das »Zepter der Reformation«
Nach dem ersten »Bildersturm« in Wittenberg kehrt Luther aus der Verbannung zurück. Er macht sogar einige Reformen rückgängig, da er die Gefahr sieht, dass die Menschen zum neuen Glauben gezwungen werden. Dies will er jedoch verhindern.

Luther kommt am 6. März 1522 nach Wittenberg und bringt mit seinen Fastenpredigten die reformatorische Bewegung, die er ins Radikale abgleiten sah, wieder zurück auf seine gemäßigte Linie.

Zwar ist die Rückkehr des Geächteten gefährlich, jedoch erreichen die Reformatoren im Hinblick auf Luthers Sicherheit weitere Teilerfolge: Der 2. Nürnberger Reichstag erklärt den Bann gegen Luther für undurchführbar. Zwar wird 1524 auf dem 3. Nürnberger Reichstag dieser Bann erneuert, doch hat sich die Reformation bis dahin so gefestigt, dass eine Verhaftung Luthers nun wenig wahrscheinlich ist.

In den folgenden Jahren geht Luther daran, durch Schriften und Predigten seine Lehren praktisch umzusetzen.

In der Schrift Von der weltlichen Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig ist formuliert Luther die Grundlagen seiner politischen Ethik, in diesem Werk kommt wiederum die gemäßigte Einstellung Luthers zum Tragen.

In den Jahren 1522 bis 1524 ist vor allem Luthers Predigttätigkeit hervorzuheben. Er führt Predigtreisen in ganz Mitteldeutschland durch, so im Herbst 1522 sogar in Erfurt und Weimar. Er sieht es als sehr wichtige Aufgabe an, den Menschen das Evangelium zu verkünden und zu erläutern.

Auch führt Luther mit den Schriften Von der Ordnung des Gottesdiensts in der Gemeinde und Formula missae (Form der Messe) die schon vorher angedachte Reform des Gottesdienstes durch.

Die Neuordnung des Sozialwesens wird mit der Einführung des »gemeinen Kastens« erreicht. Die kommunalen Sozial- und Bildungsaufgaben werden durch Einzug des Vermögens der alten Kirche finanziert.

Die Neuordnung des Schulwesens stellt eine der dringendsten Aufgaben Luthers dar. Hatten doch vor seiner Rückkehr manche Professoren und Schüler mit ihrer Interpretation von Luthers Lehren den Schulbetrieb fast völlig lahmgelegt. Die Reformation benötigt aber gut ausgebildete Pfarrer, Lehrer und Beamte. In der Schrift An die Ratsherrn aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen verpflichtet er die Obrigkeiten, eine gute Ausbildung der Jugend zu garantieren.

Luther und der Bauernkrieg
Nun erwächst der Reformation neue Gegnerschaft. Diesmal sind es die radikalen Kräfte aus den eigenen Reihen, von Luther Schwärmer und Rottengeister genannt.

Thomas Münzer, Priester und ehemaliger Anhänger Luthers, wird 1525 zum Führer der Bauernerhebungen in Mitteldeutschland, die bereits 1524 im Südwesten aufgeflammt waren. Diese, sich auf die lutherischen Lehren berufenden Kräfte, fordern gerechtere (wirtschaftliche) Verhältnisse, auch durch den Sturz der Obrigkeiten.

In seinen Predigten, die er auch im Aufstandsgebiet selbst hielt, wendet sich Luther gegen jede gewaltsame Handlung. Er erntet jedoch nur Ablehnung seitens der Bauern, die auf seine Unterstützung gehofft hatten.

Luther aber fordert die Menschen dazu auf, sich von geistiger Willkür der Obrigkeit zu befreien, nicht von wirtschaftlicher und politischer.

So entsteht die wüste Schrift Wider die Mordischen und Reuberischen Rotten der Bawren, die bis heute eine der umstrittensten Schriften des Reformators darstellt.

Die Bauern aber erfahren am 15. Mai in der Schlacht bei Frankenhausen eine vernichtende Niederlage.

Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora (1525)

Am 13. Juni 1525 heiratet Luther die 1523 aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma entflohene Nonne Katharina von Bora, die seitdem Zuflucht in Wittenberg gefunden hatte. Die Ehe mit der sechzehn Jahre jüngeren Katharina wird entgegen dem Rat vieler Freunde geschlossen, die darin schon den Untergang der Reformation sehen. So spricht beispielsweise Philipp Melanchthon von einer »unglücklichen Tat«. Der Freund Luthers weiß anfangs nichts von Luthers Vorhaben und wird auch nicht zur Hochzeit eingeladen.

Katharina führt fortan den Haushalt, vor allem die Haushaltskasse, mit der Doktor Luther, wie berichtet wird, gar nicht umgehen konnte. Sie erweist sich außerdem als gute Hausfrau und Gärtnerin.

In Luthers Haushalt leben nicht nur seine Frau und später seine sechs Kinder, sondern auch eine Verwandte Katharinas und seit 1529 die sechs Kinder von Luthers Schwester. Außerdem beherbergt Luther Studenten in seinem Hause, um die Haushaltskasse aufzubessern.

Kennzeichnend für das Familienleben der Luthers sind auch die vielen aufgezeichneten Tischreden des Reformators, in denen Luthers Sprache und Volksverbundenheit deutlich werden.

Luthers Wirken ab 1525

Luther fährt in den folgenden Jahren mit der Neuordnung des Kirchen- und Gemeindewesens fort. So erreicht er beim Kurfürsten, dass dieser einige Maßnahmen zur Sicherung der Reformation durchführt, wie beispielsweise die Regelung der Besoldung der Pfarrer.

Bei der Reform des Gottesdienstes ist vor allem die Einführung des Abendmahls in beiderlei Gestalt zu nennen.

Auch fallen in diese Zeit Visitationsreisen Luthers, bei denen er die Arbeit der Pfarrer und die Durchführung der von ihm angeordneten Reform des Gottesdienstwesens begutachtet. Nach einer solchen Visitationsreise entsteht 1528 auch der Unterricht der Visitatoren an die Pfarrherrn im Kurfürstentum zu Sachsen von Philipp Melanchthon.

Zusätzlich zu den Kirchenordnungen entstehen das Taufbüchlein und das Traubüchlein und 1529 der Kleine und der Große Katechismus.

Von Luther, der sich schon immer für das Singen begeisterte (»Wer singt, betet doppelt.«), stammen auch das Klugsche Gesangbuch und der berühmte, 1527 entstandene, Choral Ein feste Burg ist unser Gott.

Im Jahre 1534 erscheint Luthers Übersetzung der gesamten Bibel. 1522 war die Übersetzung des Neuen Testaments erschienen, die Arbeit am Alten Testament vollbrachte er unter anderem 1530 während seines Aufenthaltes auf der Veste Coburg.

Der Fortgang der Reformation in der Reichspolitik

Der 1. Reichstag zu Speyer (1526) hatte erstmals eine Möglichkeit für die Protestanten geschaffen, ihre Reformen auch rechtsgültig durchzuführen. Es war nun dem Landesfürsten überlassen, bis zu welchem Grade die Reformen in seinem Land gehen durften.

Zwar endet der Augsburger Reichtag 1530 mit einem Verbot jeglicher Neuerungen, jedoch konnten die Reformatoren die von Melanchthon verfasste Augsburger Konfession (Confessio Augustana) verlesen, was einen großen Erfolg darstellte. In diesem Werk legten sie ihre Bekenntnisse ausführlich dar.

Luther selbst erscheint als Geächteter nicht auf dem Reichstag, ist jedoch durch seine Vertreter, vor allem durch Melanchthon, über alle Vorgänge informiert. Er verbringt die Zeit auf der Veste Coburg.

Als Reaktion auf die anti-reformatorischen Erklärungen des Reichtages wurde 1530 von den protestantischen Reichsständen der Schmalkaldische Bund, ein Verteidigungsbündnis gegen die katholischen Länder, gegründet.

Luther verhinderte bereits 1528 mit seiner unnachgiebigen Haltung einen Kriegsausbruch, er war immer ein Gegner von gewalttätigen Aktionen. Jedoch konnte er den Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges (1546/47) nicht mehr verhindern.

Luthers Rolle bei den Religionsgesprächen; sein Verhältnis zu Reformatoren anderer Strömungen

Luthers gemäßigte Linie, seine Haltung gegenüber den aufständischen Bauern und seine Kompromisse mit den Landesfürsten wurden ihm nicht selten von vielen Seiten vorgeworfen. Auf der anderen Seite stand Luther auch immer unter dem Druck, die Reformation gegen die römisch-katholische Seite politisch wie theologisch zu verteidigen. Diese Gratwanderung wollten viele seiner ehemaligen Anhänger nicht mittragen.

Schon 1524 – 26 führt ein Streit Luthers mit dem berühmten holländischen Humanisten Erasmus von Rotterdam zur Belastung der reformatorischen Bewegung und zur Spaltung der Humanisten, die bis dahin Luthers Ideen begrüßten.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Luther und Karlstadt bzw. Luther und dem schweizerischen Reformator Zwingli über die Stellung des Abendmahls führen 1529 zum Marburger Religionsgespräch, auf dem jedoch nur eine Teileinigung erreicht wird.

Luther und Melanchthon wenden sich in scharfen Worten gegen die Täuferbewegung; als das Täuferreich von Münster 1534/35 aber besiegt wird, verurteilen sie auch die Behandlung der Besiegten.

1537 kommt es zum Streit mit Luthers Wittenberger Mitstreiter Johann Agricola, dieser verlässt daraufhin 1540 Wittenberg.

Luthers letzte Lebensjahre (1540-46)

Ich bin schwach, ich kann nicht mehr.

In den letzten Lebensjahren hat Luther mit verschiedenen körperlichen Leiden zu kämpfen. Außerdem trifft ihn der Tod seiner Tochter Magdalena 1542 schwer.

Luthers Verhältnis zu Andersgläubigen, insbesondere zu den Juden, verschlechtert sich in diesen Jahren sehr. Hatte er 1523 noch mit der Schrift Dass Jesus ein geborener Jude sei eine versöhnliche Haltung gezeigt, so verurteilt der alternde Reformator nun alle, die sich nicht bekehren lassen wollen. Aus dieser Stimmung mag auch 1543 die stark antijüdische Schrift Von den Juden und ihren Lügen entstanden sein.

Den Kampf gegen die Feinde der Reformation führt Luther auch in den letzten Jahren an. Mit der Schrift Wider das Papsttum zu Rom vom Teufel gestift! vollführt er 1545 seinen letzten Schlag gegen die römische Kirche.

Luther setzt seine Predigttätigkeit jedoch trotz vielerlei Enttäuschungen und seiner vielen Leiden fort.

Seine Lehrtätigkeit an der Wittenberger Universität führt er ebenfalls bis an sein Lebensende weiter, die letzte Vorlesung endet jedoch mit den Worten: »Ich bin schwach, ich kann nicht mehr.«

Luthers Tod (1546)

Der von Krankheiten gezeichnete Luther bricht am 17.01.1546 zur letzten Reise seines Lebens in seine Geburtsstadt Eisenleben auf, um dort Streitigkeiten in der Mansfelder Grafenfamilie zu schlichten. Die Verhandlungen enden erfolgreich.

Luther hat aber nicht mehr die Kraft nach Wittenberg zurückzukehren. Er stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben. Auf dem Sterbebett betet er: »In Deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, Du treuer Gott.«

Nachdem der Sarg zwei Tage in Eisleben aufgebahrt wurde, wird er über Halle und Bitterfeld nach Wittenberg überführt.

Am 22. Februar wird Luther in der Schlosskirche zu Wittenberg beigesetzt, die Grabrede hält Johannes Bugenhagen.

Quellen:

  • www.wikipedia.de
  • www.bibel-online.de
  • www.martinluther.de
  • Stadtbücherei Viersen/Düsseldorf
  • … und mit freundlicher Unterstützung von Pfarrer Alexander Schweiger

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