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Der Kommandant des Tower 59

Der Kommandant des Tower
Band 2
Historische Erzählung von W. Harrison Ainsworth
Verlag von Christian Ernst Kollmann, Leipzig, 1863
Fünftes Buch
Fünftes Kapitel

Die Nacht vor der Hinrichtung

Ein Vergleich der letzten Stunden des Admirals mit denen eines anderen edlen Gefangenen, der kaum zwei Jahre früher den Bowyer Tower bewohnt hatte, dürfte nicht ungeeignet sein. Der andere war nicht minder schön als Seymour, nicht minder stolz, kühn und vielleicht auch ehrgeizig, aber er war von noch vornehmerer Herkunft, noch reicher geistig begabt, und viel, viel weniger schuldig als der Admiral.

Oft, in seinen langen und einsamen Stunden, dachte Seymour an ihn – oft erinnerte er sich der letzten Unterredung mit ihm und der prophetischen Worte des Unglücklichen. Aber viel trauriger, viel schmerzlicher waren Seymours letzte Stunden als Surreys. Auf der Seele des Letzteren lastete keine Schuld, und die Tröstungen der Religion und der Philosophie hielten ihn aufrecht. Er konnte beten, konnte beichten und Absolution empfangen. Für Surrey war es hart, zu sterben, aber er war vorbereitet. Seymours Gewissen war schwer belastet, und doch konnte es nicht erleichtert werden. In seinem Inneren befand sich eine Hölle von wilden und quälenden Leiden, und er konnte sie nicht abschütteln. Sein Stolz allein hielt ihn aufrecht, oder er wäre unter der Geistesqual erlegen. Schmerzliches Stöhnen und wilde Verwünschungen entfuhren ihm, aber er konnte nicht beten. Die Bemühungen Latimers und des Bischofs Ely wies er von sich. Es wäre umsonst, meinte er, den Himmel um Vergebung anzuflehen – seine Vergehen wären zu groß. Einem Menschen wolle er nimmer seine Schuld bekennen.

So vergingen die trüben Stunden seines letzten Erdentages. Er wusste noch nicht, dass es sein Letzter war, und die in seiner Brust noch nicht ganz erstorbene Hoffnung flüsterte ihm zu, dass vielleicht seines Lebens geschont wurde. Aber seine Gedanken waren verstörter, als sie bisher gewesen waren. Er konnte nicht ruhig sitzen, sondern schritt meist hastig in seiner Zelle hin und her, wie ein Tiger in seinem Käfig.

Gegen Abend wurde er ruhiger, und da er sich etwas erschöpft fühlte, setzte er sich auf einen Stuhl nieder, und unvermerkt übermannte ihn der Schlaf. Seine Träume trugen ihn fort aus dem Gefängnis und in die prächtigen Räume seines Palastes. Noch einmal befand er sich an der Spitze eines fürstlichen Gefolges – noch einmal in reich geschmückter Umgebung – noch einmal lächelte Elisabeth ihm zu und zeigte ihm den Weg, ihre Hand zu gewinnen.

Aus diesen lichten Träumen wurde er plötzlich durch das Wegschieben der schweren Riegel aufgeschreckt. Die Tür ging auf, und herein trat der Kommandant des Tower mit dem Todesurteil in der Hand. Seine traurige Miene, soweit diese bei dem trüben Licht der Lampe, die auf dem Tisch brannte, zu erkennen, ließ keinen Zweifel, welcher Art seine Botschaft war.

»Guten Abend, Sir John!«, rief Seymour aufstehend und mit erzwungener Fassung redend. »Ich errate, was Ihr bringt.«

»Mylord«, sprach Sir John ernst und doch milde, »Ihr müsst Euch für die Ewigkeit vorbereiten, denn dies ist Eure letzte Nacht auf Erden. Eure Hinrichtung ist auf morgen Vormittag festgesetzt. Sie wird auf Tower Hill vollzogen, und Euer Leib soll in der Peterskapelle im Tower begraben werden.«

»Wo ich mit der Königin getraut wurde«, murmelte Seymour mechanisch.

»Wo Ihr mit der Königin getraut wurdet«, wiederholte der Kommandant. »Hier ist das Urteil«, fügte er hinzu und legte dasselbe vor ihm nieder.

»Vom König unterschrieben!«, rief Seymour, es anstarrend. »Ich vermeinte, er hätte mich zu sehr geliebt, um solches zu tun. Aber wer will Fürsten vertrauen? Sprach die Prinzessin mit ihm, wie sie vorhatte, Sir John?«

»Sie tat es, Mylord, aber sie konnte ihn nicht bewegen. Seine Majestät schien von Eurer Schuld überzeugt. Ich kann Euch keine weitere Hoffnung geben, sondern nur raten, Euch geduldig der irdischen Gerechtigkeit zu fügen und Euch bereitzuhalten, vor den himmlischen Richter zu treten.«

»Bleibt einige Minuten bei mir, ich bitte Euch, guter Sir John«, sprach der Admiral mit ziemlich matter Stimme. »Der Streich – wenn auch nicht unerwartet – trifft doch härter, als ich es dachte.«

»Ihr seid ein tapferer Mann, Mylord, das weiß ich«, sprach der Kommandant, ihn einigermaßen erstaunt ansehend, »und ich dachte, Ihr hättet keine Todesfurcht.«

»Das habe ich auch nicht«, sprach Seymour, »aber ich habe noch nicht die Lust zum Leben verloren. Ein Band bindet mich an die Erde, welches nur das Beil zu trennen vermag. Wie sah die Prinzessin heute aus, Sir John? Gab sie Euch keinen Auftrag?«

»Sie sagt Euch ein zärtliches Lebewohl und schickt Euch dieses gestickte Tuch, worauf sie ihre Lippen gepresst hat«, antwortete der Kommandant.

»Gebt her, Sir John!«, rief Seymour und küsste es mit Entzücken.

»Entfernt ihr Bild womöglich aus Euren Gedanken, Mylord«, sprach Gage, »und macht Eure Rechnung mit dem Himmel ab. Euch bleibt noch viel zu tun übrig, fürchte ich, und nur kurze Frist dafür. Wollt Ihr Doktor Latimer heute Abend sehen?«

»Nein, Sir John. Er belästigt mich mehr, als dass er mich bekehrte oder tröstete. Ich kann ohne seinen Beistand zum Himmel beten.«

»Aber es wäre doch gut, Euer Gewissen von der Last geheimer Sünden zu befreien«, meinte der Kommandant.

»Da der Himmel alle Geheimnisse des Herzens zu lesen vermag, so muss er die meinen kennen«, entgegnete Seymour. »Warum sie einem Menschen aufdecken?«

»Die Diener der Kirche können Euch die Freisprechung von Euren Sünden gewähren«, sagte Gage. »Gedenkt Eurer Seele, ich bitte Euch, und rettet sie, solange es Zeit ist. Wenn Ihr keinen Priester des Evangeliums sehen wollt, so lasst mich einen Römischen senden. Ha! Warum starrt Ihr so ins Leere?«

»Seht Ihr ihn nicht?«, rief Seymour mit Blicken des Entsetzens – und mit dem Finger zeigend. »Da! Dicht hinter Euch?«

»Wen glaubt Ihr zu sehen?«, fragte der Kommandant, nicht ganz frei von dem abergläubischen Wahn, der sich Seymours bemächtigt hatte.

»Einen früheren Bewohner dieser Zelle, der starb, wie ich sterben werde – auf Tower Hill.«

»Den Grafen von Surrey!«, rief der Kommandant aus.

»Ja, Surrey. Er deutet auf seinen blutigen Hals, als ob er mir mein Schicksal zeigen wolle. Seht hin! Sir John, seht hin!«

»Ich sehe nichts«, antwortete der Kommandant, indem er in die vom Admiral angedeutete Richtung blickte.

»Ha! Er verschwindet!«, rief Seymour. »Aber eine andere Schreckgestalt steigt auf. Es ist die beleidigte Königin – mein Weib!«

»Königin Catharina!«, rief der Kommandant voller Entsetzen.

»Ihr Antlitz ist totenbleich, und sie ist ins Leichentuch gehüllt; aber ich kenne sie. Ihr Blick ist voller Schmerz und Mitleid. O vergib mir, gekränkte Königin! Vergib mir! Ich kann diese Blicke nicht ertragen.« Und er bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.

Eine Pause folgte, die Gage nicht unterbrach, der seinen Gefährten nur voll Teilnahme und Verwunderung ansah. Nach einer Weile blickte Seymour wieder auf.

»Sie ist fort!«, rief er, sehr erleichtert. »Aber was ist das? Noch ein Gespenst erscheint, um mich zu schrecken? Hinweg! Hinweg! Du verfluchter Teufel! Du warst die Schuld an allem!«

»Wessen Geist beunruhigt Euch jetzt, Mylord?«, fragte Sir John.

»Der meines tückischen und verräterischen Dieners Ugo Harrington«, antwortete Seymour. »Er deutet auf eine klaffende Wunde in seiner Brust, aus der Blut strömt, und scheint mich des Mordes anzuklagen. Es ist wahr, ich tat es, und ich würde die Tat noch einmal begehen. Er lächelt mit teuflischem Grinsen und verschwindet.«

»Haben Euch diese Phantome öfter schon heimgesucht, Mylord?«, fragte der Kommandant.

»Niemals so«, erwiderte Seymour, »obwohl ich entsetzliche Träume hatte.«

»Lasst mich Euch noch einmal anempfehlen, Eure Rechnung mit dem Himmel abzumachen«, sprach der Kommandant. »Diese Visionen zeigen, wie schwer beladen Eure Seele sein muss, und wie nötig es wäre, sie zu entlasten. Beachtet wohl, was ich Euch sage, Mylord, es ist gut gemeint.«

»Das weiß ich, und ich danke Euch«, antwortete Seymour ernst, »und ich will sehen, ob ich mir Euren Rat zunutze machen kann.«

»Und nun Gute Nacht, Mylord. Morgen um die bestimmte Stunde bin ich bei Euch.«

»Ihr sollt mich vorbereitet finden«, erwiderte Seymour.

Und Gage ging.

Sobald er allein war, fiel Seymour auf die Knie nieder, und zum ersten Mal seit seiner Gefangenschaft betete er, betete lange und inbrünstig. Sehr getröstet warf er sich dann auf sein Lager und schlief ruhig, bis der Kerkermeister am anderen Morgen in seine Zelle trat.

»Wie viel Uhr ist es?«, fragte er.

»Sieben Uhr«, antwortete Tombs. »Eure Lordschaft bleiben nur noch drei Stunden. Um zehn Uhr setzt sich der Zug in Bewegung.«

»Ist das Wetter schön?«

»Etwas bewölkt, aber ich glaube nicht, dass es regnen wird. Das Wetter muss zu einem so traurigen Vorgang passen. Ich mag keinen Sonnenschein, wenn eine Hinrichtung stattfindet.«

»Mir ist das Wetter gleichgültig. Aber es wird mir leichter werden, die Erde zu verlassen, wenn der Himmel finster drein sieht. Du musst mir jetzt helfen, mich anzukleiden. Es ist zum letzten Mal, dass ich dich bemühe.«

»Ja, Eure Lordschaft wird wohltun, den stattlichsten Anzug anzulegen, denn Ihr werdet nicht unbeachtet sterben. Es befindet sich schon eine große Menschenmenge auf Tower Hill.«

»Schon!«, rief Seymour, kaum imstande, einen Schauder zu unterdrücken. »Sie sind auf das Schauspiel begierig.«

»Ja, manche von ihnen kamen schon bei Nacht, wie Manger mir erzählt,« entgegnete Tombs. »Er ist draußen, wenn Eure Lordschaft ihn zu sehen wünscht.«

»Bringt ihn herein«, sprach Seymour. Und als er von seinem Lager aufstand und sich eilig in ein schwarzes Samtgewand hüllte, trat der Scharfrichter ein und mit ihm auch Xit. Aber da der Zwerg sich im Hintergrund hielt, bemerkte Seymour ihn nicht sogleich.

»So hast du die tödliche Waffe mitgebracht, sehe ich, Bursche?«, rief der Admiral und blickte Manger, der die Axt auf der Schulter trug, streng an.

»Ich dachte, Eure Lordschaft würde es angenehm sein, sie zu untersuchen«, erwiderte Manger und präsentierte ihm die Waffe. »Wenn Ihr die Schneide mit Eurem Daumen prüfen wollt, so werdet Ihr finden, dass sie scharf ist.«

»Ich werde die Schneide bald genug prüfen«, entgegnete Seymour. »Ich habe nur eine Sorge, dass du den Streich ungeschickt führen möchtest.«

»Eure Lordschaft soll nicht Ursache haben, sich über mich zu beklagen«, sagte Manger. »Wenn Euer Kopf nicht auf einen Streich fällt, so sollt Ihr mir nie wieder trauen.«

»Ich werde keine Gelegenheit haben, dir wieder zu trauen«, erwiderte der Admiral mit einem halben Lächeln. »Ich habe dir nicht viel zu geben«, fügte er hinzu, indem er eine goldene Verzierung von seinem Kleid löste. »Aber nimm dieses.«

»Ich danke Eurer Lordschaft«, entgegnete Manger. »Ich sagte es Euch, dass Ihr durch meine Hand sterben würdet, und Ihr seht, meine Prophezeiung ist eingetroffen.«

»Aber Ihr prophezeitet auch, dass zwei andere ebenso sterben würden!«

»Und das werden sie auch.«

»Ich könnte dir fast den Streich verzeihen, den du auf mich führen wirst, wenn ich dessen gewiss wäre.«

»Eure Lordschaft mag darüber so ruhig sein, als ob Ihr es hättet geschehen sehen«, antwortete Manger mit widerwärtigem Lächeln. »Ihre beiden Köpfe werden durch diese Axt fallen.«

Mit einer plumpen Verbeugung zog er sich zurück und Xit wurde sichtbar.

»Ha! Da bist gekommen, mein kleiner Bursche?«, rief Seymour, indem er ihn bemerkte. »Es freut mich, dich zu sehen.«

»Ich komme, um von Eurer Lordschaft Abschied zu nehmen«, sagte Xit, »und bitte um ein kleines Andenken von Euch. Ich möchte gern etwas von dem haben, was Eure Lordschaft auf dem Schafott tragen wird«, sagte Xit mit einem gewissen Nachdruck.

»Der ganze Anzug Seiner Lordschaft fällt mir zu«, bemerkte Manger.

»Das ist wahr, aber meine Samtschuhe wirst du ihm nicht missgönnen.«

»Ei, ich missgönne sie ihm doch, aber wenn Eure Lordschaft es wünscht, so mag er sie haben«, sagte Manger mürrisch.

»Und dann, bitte ich dich, lasse ihm auch das Tuch, womit ich meine Augen verbinde!«

Manger brummte eine Einwilligung.

Als der Zwerg näher kam, um Abschied zu nehmen, flüsterte der Admiral ihm zu: »In der Sohle des einen Schuhs wirst du einen Brief an die Prinzessin Elisabeth finden. Stelle ihn Ihrer Hoheit zu. Gib ihr auch das Taschentuch.«

»Der Wille Eurer Lordschaft soll geschehen«, sagte Xit, die Hand aufs Herz pressend.

Und er verließ mit Manger die Zelle.

Ungefähr eine Stunde blieb nun der Admiral sich selbst überlassen, und diese Zeit verbrachte er im Gebet. Dann kleidete er sich ebenso sorgfältig an, als ob es zu einem Fest ginge, und Tombs war ihm bei dieser Toilette behilflich. Sein Anzug bestand aus Jacke und Hosen von schwarzem Samt und einem eben solchen Oberkleid. Sein Barrett war ebenfalls von schwarzem Samt und mit einer roten Feder geschmückt.

Kurz vor zehn Uhr vernahm man draußen das gedämpfte, unheimliche Trommelwirbeln und dazu den schweren Tritt bewaffneter Männer. Eine Abteilung Gardisten wurde dem Bowyer Tower gegenüber aufgestellt. Als die Glocke die verhängnisvolle Stunde schlug, trat der Kommandant des Tower in Begleitung des Lieutenants in die Zelle. Seymour stand auf und schritt ihnen mit einem Lächeln entgegen.

»Ich wünsche Euch Guten Morgen, Sir John Gage und auch Euch, guter Sir John Markham. Ich freue mich, Euch beide zu sehen. Ich will Euch nicht warten lassen.«

Es wurden nur wenige Worte zwischen ihnen gewechselt. Aber das Wenige, was gesprochen wurde, überzeugte den sowohl den Kommandanten als auch den Lieutenant von Seymours Festigkeit und Standhaftigkeit, und sie waren sicher, dass er den Tod mit Fassung erleiden würde.

»Habt Ihr mir noch etwas aufzutragen, bevor wir gehen, Mylord?«, fragte der Kommandant teilnehmend.

»Nur eines, guter Sir John«, antwortete Seymour, »und ich weiß, Ihr werdet aus alter Freundschaft für mich die Angelegenheit besorgen. Ihr wisst«, fuhr er mit tief bewegter Stimme fort, »dass ich ein Kind habe, eine Tochter, aus meiner Ehe mit der Königin Catharina.       Es ist ein hübsches Kind, aber zart und schwächlich, und ich fürchte, es wir nicht groß. Da nun meine Güter und mein Besitztum der Krone verfallen sind, so besitze ich gar nichts, um für mein Kind zu sorgen.«

»Darüber macht Euch keine Gedanken, Mylord«, entgegnete der Kommandant. »Ich bin überzeugt, Eure Schwägerin, Herzogin Somerset, wird sich Eurer Tochter annehmen. «

»Ich möchte sie ihr nicht anvertraut wissen, nein – ich will es nicht. Seht zu, dass sie der Marquise von Dorset übergeben werde. Sie wird sie um meinetwillen, dessen bin ich gewiss, liebevoll behandeln. Bringt meinem Kind meinen Segen, guter Sir John, und sorgt, dass mein letzter Wunsch erfüllt werde. «

»Es soll geschehen, Mylord«, entgegnete der Kommandant.

Während sie so redeten, ging die Tür des Gefängnisses auf und herein trat ein Mann mit strengem Antlitz, in einen dunklen Priesterrock gekleidet und mit jener eigentümlichen Mütze auf dem Kopf, welche die reformierten Geistlichen zu tragen pflegten. Es war Doktor Hugh Latimer, der, wie bereits erwähnt, den Admiral verschiedene Male in seiner Gefangenschaft besucht hatte. Ein langer, grauer, spitz zulaufender Bart verlieh der etwas grämlichen Physiognomie des Geistlichen einen ehrwürdigen Charakter. Eine große Brille hing an einem Band um seinen Hals und vom Gürtel herab in einer schwarzledernen Scheide die Bibel.

»Ich komme, um Euch auf das Schafott zu begleiten, Mylord«, sprach er mit kaltem Gruß, »und ich hoffe, Ihr seid besser vorbereitet, dem allerhöchsten Richter entgegenzutreten, als das letzte Mal, wie ich Euch verließ.«

»Zum Wenigsten bereue ich jetzt«, erwiderte der Admiral, »aber mir ist wenig Zeit zur Sühne geblieben.«

»Genug, mein Sohn, wenn Ihr sie wohl anwendet«, sprach Latimer in etwas sanfterem Ton.

»Mylord, ich muss Euch bitten, aufzubrechen«, sprach der Kommandant, indem er die Tür öffnete und hinaustrat.

»Ich bin bereit«, sagte Seymour und folgte ihm festen Schrittes.