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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Gründung des Klosters zu Prüm

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Erstes Bändchen

Die Gründung des Klosters zu Prüm

Anfang des 8. Jahrhunderts stand an der Stelle der ehemaligen Kreisstadt Prüm inmitten großer Wälder eine fränkische Villa. Wann sie erbaut worden war, ist nicht bekannt. Sie gehörte einer reichen und vornehmen fränkischen Witwe namens Berta oder Bertrada. Diese hatte sich der Überlieferung gemäß mit ihrem Sohn Charibert auf ihre Burg zu Mürlenbach an der Kyll zurückgezogen, um dort in stiller Einsamkeit Gott zu dienen. Durch eine Urkunde vom I23. Juni 721, die von ihr, ihrem Sohn und drei Zeugen unterschrieben war, bestätigt sie die Ausführung ihrer Absicht, am Fluss Prüm ein Kloster zu erbauen. »In diesem Kloster und unter klösterlicher Zucht sollen Mönche leben, die Tag und Nacht für uns beten sollen, damit wir und unsere verstorbenen Kinder von allen Sünden gereinigt werden. Daher schenken wir dem Kloster zu Prüm den Teil unseres Waldes, welcher vom Kloster bis zur Prümer Fahrt, von dort bis zum Mehlenbach, vom Mehlenbach hinauf zum Hof Wingertscheid bis zur Grenze unseres Besitzes sich erstreckt. Zum Unterhalt der Diener Gottes schenken wir von unseren Villen Folgende: unser halbes Erbteil von Rommersheim, ebenso von Prüm; unser ganzes Erbteil von Schweich an der Mosel, von Birresborn, Blankenrath und Wetteldorf. Wir wollen, dass die oben genannten Landgüter für immer dem Prümer Kloster gehören … Die genannten Landgüter sollen mit allem Zubehör dem Kloster zufallen, mit allen Gebäulichkeiten, Feldern, Wiesen, Weiden, Wasserläufen, Wäldern, mit allem Gesinde und den Landsassen, mit dem Vieh und den Gerätschaften, mit den Weinbergen, dem bebauten und unbebauten Land, den Gehöften, dem beweglichen und unbeweglichen Besitz. Alles, was unsere Vorfahren dort besessen haben und wir bis heute besitzen, schenken wir dem genannten Kloster und übertragen unser ganzes Eigentumsrecht den Dienern Gottes zum Seelenheil und zum ewigen Lohn für unsere Kinder …« Bertrada droht denen, die an ihre Stiftung Hand anzulegen wagen sollten, mit dem Zorn des allmächtigen Gottes und der Apostel Petrus und Paulus. Ihre Gründung bestand aus einer kleinen Kirche und mehreren Zellen, in denen Benediktinermönche Wohnung nahmen. Das ist der Anfang der später so reichen und angesehenen Abtei Prüm, die auf die ganze Eifelgegend von maßgebendem Einfluss war. Das erste Kloster stand an der Stelle, die heute als Kirchhof dient. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war das Kirchlein die Begräbnisstätte der Mönche. Ein altes steinernes Kreuz bezeichnet noch heute die Stelle, wo einst der Hochaltar gestanden haben soll.

Mit besonderer Huld nahm sich Pippin der Kleine der Stiftung Bertradas an, indem er ihr zunächst neue Schenkungen zuwandte und dann auch neue und großartige Gebäude aufführen ließ. In wahrhaft fürstlicher Weise stattete er das Kloster durch reiche Vermächtnisse im Jahre 762 aus. In der betreffenden Urkunde, die auch von Pippins Söhnen Karl und Karlmann sowie von neun Bischöfen und zwölf Grafen unterschrieben wurde, heißt es unter anderem:

»Es ist allen Völkern nah und fern bekannt, dass wir mit unserer Gattin Bertrada aus Liebe zum heiligen Erlöser wie auch zu Ehren der Gottesmutter Maria und der seligen Apostelfürsten Petrus und Paulus, des heiligen Johannes des Täufers, der heiligen Märtyrer Stephanus, Dionysius und Mauritius und der heiligen Bekenner Martinus, Vedastus und Germanus ein Kloster auf unserem Eigentum erbaut haben, das an den Grenzen des Bid- und Ardennengaues liegt, dort, wo der Tettenbach in die Prüm fließt. In der Kirche des Klosters aber haben wir Reliquien von den Sandalen unseres Herrn Jesu Christi, von seiner Mutter Maria und den anderen oben erwähnten Heiligen niedergelegt. Dorthin werden wir Mönche berufen, welche nach Vorschrift der alten Väter einen heiligen Wandel führen, in stiller Zurückgezogenheit und ungestörtem Frieden allzeit Gott mit freudigem Herzen dienen und in treuer Beobachtung der Regel nach dem Beispiel der Väter für das Wohl der Kirche, für die lange Dauer unseres Reiches, für unsere Gattin, unsere Kinder und das katholische Volk zu Christus unserem Herrn beten sollen. Wir müssen also daran denken, dass die Priester und Mönche in dem neu von uns gegründeten Kloster auch ohne Sorge leben können, damit der Hirte, der uns die Herde anvertraute, die Schäflein nicht zerstreut findet; sondern sie sollen vereint Tag und Nacht Gott dem Allmächtigen Lob singen …« Dann sind die Besitzungen verzeichnet, die dem Kloster geschenkt werden. Endlich spricht Pippin aus, dass er es in seinen besonderen Schutz nimmt. Es soll unmittelbar unter dem König stehen. Auf allen seinen Besitzungen stand dem Abt, den es frei wählen konnte, die Landeshoheit und die Gerichtsbarkeit zu.

Auch in der Folgezeit erfreute sich das Kloster Prüm der besonderen Gunst der fränkischen Könige.