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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 50

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Unglück einer Gesellschaft von Missourikaufleuten

Im Dezember 1832 verließ eine aus zwölf Mann bestehende Gessllschaft Santa Fe und begab sich längs des Canadian River auf den Weg nach Independence. Sie führten auf Mauleseln ungefähr 10.000 Dollar in Silber mit sich. Als sie beim Fluss anlangten, sahen sie einen zahlreichen aus Comanchen und Kiawah bestehenden Indianertrupp auf sich zukommen. Auf beiden Seiten wurde sofort haltgemacht. Die Kaufleute, ihre Gegner scharf im Auge behaltend, rüsteten sich zur Verteidigung. Anstatt sofort auf die Weißen zu feuern, kamen die Indianer, dem Anschein nach in der freundlichsten Absicht, einzeln näher, wussten sich jedoch so aufzustellen, dass sie bald fast die Kaufleute ganz eingeschlossen hatten. Diese, einen stürmischen Angriff fürchtend, bewegten sich mit einiger Hast vorwärts. Die Comanchen bestiegen jedoch ganz ruhig ihre Pferde und trabten hinter ihnen her.

Nachdem beide Teile eine kleine Strecke zurückgelegt hatten, bogen plötzlich zwei Maulesel seitwärts von den anderen ab und liefen auf den Fluss zu. Dies schien für die Indianer das Signal zu sein, das Werk des Todes zu beginnen. Einer von den Kaufleuten lief den Tieren nach, um sie zurückzubringen. Er fiel jedoch bald, von einer Kugel durchbohrt, tot nieder, während gleichzeitig sämtliche Indianer auf die kleine Gesellschaft stürzten. Die Händler sprangen von ihren Pferden und gaben eine Salve auf die Indianer, wodurch diese in ihre frühere Stellung zurückgetrieben wurden. Jedoch war schon wieder einer von den Weißen gefallen, und kaum vermochten diese von den Ladungen der Maulesel eine Barrikade zu bauen, welche sie vor dem feindlichen Feuer schützen könnte. Nachdem ihnen dies gelungen war, machten sie mit ihrem Werkzeug einen Graben hinter der Barrikade, um gegen die Kugeln ihrer Feinde gesichert zu sein.

Die Indianer machten mehrere Angriffe, wurden aber jedes Mal zurückgeschlagen. Dagegen gelang es ihnen, in kurzer Zeit alle Pferde und Maulesel zu verwunden oder zu töten. Da die Indianer sahen, dass sie auf diese Weise den Weißen nicht beikommen konnten, änderten sie sofort ihren Angriffsplan, wohl wissend, dass eine Belagerung, wenn auch früher oder später, ihnen ihre Feinde gewiss in die Hände liefern musste. Dies machte denn auch die Lage der jetzt noch übrigen zehn Kaufleute wirklich bedauernswert. Fleisch konnten sie sich zwar von den getöteten Tieren genug verschaffen, sie befanden sich aber auf einer sandigen, trockenen Stelle, gänzlich von Wasser entblößt, und auch jedes Mittel beraubt, sich welches zu verschaffen. Die furchtbare Gewissheit, langsam in dieser großen Hitze zu schmachten, war jedenfalls schrecklicher als ein etwaiger, wenn auch wahrscheinlicher Tod durch Indianerhand, und sie beschlossen daher, nachdem sie sechsunddreißig Stunden die Belagerung ausgehalten hatten, bei Nacht einen Ausfall zu machen. Da ihre Tiere alle getötet waren, so war es nicht möglich, alles Geld fortzuschaffen. Sie nahmen daher ein jeder so viel, wie er tragen konnte, und scharrten das Übrige ein. Sie schlichen sich dann leise aus ihrem Versteck, gingen durch die Reihen der schlafenden Indianer und eilten in rascher Flucht vorwärts. Mit jedem Augenblick erwarteten sie das furchtbare Schlachtgeschrei der Indianer zu hören, und es muss uns in der Tat verwundern, dass sie nicht von den Indianern verfolgt wurden. Sie bekamen keinen Comanchen wieder zu Gesicht.

Die Leiden dieser armen Männer waren jedoch noch nicht überstanden, im Gegenteil sollten sie einem Schicksal entgegen gehen, das wenig besser war als dasjenige, dem sie soeben mit genauer Not entronnen waren. Ihre Lebensmittel und Munition schwanden nach und nach zusammen. Schon waren sie darauf angewiesen, sich von Baumrinde und Wurzeln zu ernähren. Ihre Füße waren verbrannt und zerrissen durch den glühend heißen Sand und die spitzen Felsen, über die sie klettern mussten. Um aber den Becher des Unglücks ganz zu füllen, verloren sie auch noch den richtigen Weg. Bis auf den Tod erschöpft, ohne Lebensmittel, ohne Munition, umgeben von blutdürstigen Feinden, mussten sie jetzt in der großen, unendlichen Einöde umherirren. Leider brachen auch noch Streitigkeiten unter ihnen aus, durch welche sie getrennt wurden. Fünf von ihnen erreichten endlich, nach furchtbaren Leiden, die Ansiedlungen der Creek am Arkansas, die dort so lange aufgenommen und freundlich gepflegt wurden, bis sie sich wieder erholt hatten. Von den anderen fünf fanden drei ihr stilles, verlassenes Grab in den Sandhügeln dieser Wildnis. Den anderen beiden gelang es, nach schrecklich ausgestandenen Leiden, das Gebiet der Vereinigten Staaten wieder zu erreichen. Alles Geld war natürlich verloren gegangen, und man erfuhr später, dass die Comanchen in Besitz desselben gekommen waren.