Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Der Mythos Tempelritter – Teil 3.16

Mythos-Tempelritter

Einst waren sie im Hochmittelalter die mächtigste Organisation auf Gottes Erden. Sie waren führend im Bankwesen, sie besaßen die größte Flotte des Abendlandes. Zeugen ihrer schier übermächtigen Größe und ihres Reichtums findet man noch heute: Der Newport Tower in Newport, Rhode Island, der als Leuchtturm der Templer gilt; Santa Mariá de Eunate in Spanien, welche die Templer nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten; Temple Church in London, die den Templern als englisches Hauptquartier diente; die Klagemauer sowie der Tempelberg in Jerusalem, wobei aufgrund der derzeitigen religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina es dort unmöglich erscheint, umfangreiche Ausgrabungen durchführen zu können. Die Liste der noch existierenden zeitgenössischen Sachzeugen und Bauwerke ist groß und würde den hiesigen Rahmen sprengen.
Wer waren die Templer? Wie waren sie organisiert? Wer waren ihre Führer? Gingen die geheimnisvollen Templer am Freitag, den 13. Oktober 1307 tatsächlich unter? Oder gibt es heute noch Nachfahren der Templer? Fragen über Fragen.
In einer losen Folge möchte ich versuchen, den Mythos der Tempelritter ein wenig zu beleuchten.


Die Großmeister des Tempelordens


Philippe du Plessis 1201 – 1209

Der neue Meister Philippe du Plessis war aus einer edlen Familie in Anjou gebürtig und also auch dem französischen Interesse ergeben. Wir wissen von ihm wenig zu sagen, entweder weil er selbst unbedeutend nur Kreatur des Konvents oder weil zu seiner Zeit das gelobte Land nicht Schauplatz kriegerischer Taten war und Philipp demnach mehr innerhalb des Ordens wirkte, wovon nichts bekannt ist. Denn die äußere Geschichte des Ordens spricht am lautesten und glänzendsten von Kriegstaten. Fand kein Kreuzzug statt, so schweigt die Geschichte vom Orden.

Der neue Kreuzzug 1202, welcher von venezianischen und französischen Kreuzfahrern unter dem Dogen Enrico Dandolo und dem Markgrafen Bonifatius von Montserrat gegen Konstantinopel unternommen wurde, berührt das Heilige Land, mithin auch die Templer weniger. Die Pilger eroberten am 12. April 1204 Konstantinopel und wählten am 9. Mai den Grafen Balduin von Flandern und Hennegau zum Kaiser des neuen lateinischen Kaisertums. Diese seine Erhebung meldete Balduin dem Papst in einem Schreiben, welches Barochius, der Meister der Templer in der Lombardei, überbrachte, woraus wir ersehen, dass auchTempelritter an der Eroberung von Konstantinopel teilnahmen, welche wahrscheinlich jener Barochius befehligte. Denn da die Venezianer am meisten diesen Zug betrieben, so lag es den lombardischen Templern nahe, sich anzuschließen. Auch muss der Meister Barochius die Zuneigung des Kaisers Balduin besessen haben, weil dieser dem Tempelhaus zu Mailand kostbare Geschenke übersandte, nämlich einen Karfunkel, 1000 Mark Silbers wert,einen kostbaren Ring, fünf Samtgewänder, einen sehr schönen Mantel zum kirchlichen Gebrauch, eine goldene und eine silberne Figur, wovon die eine drei Mark Goldes, die andere zehn Mark Silbers enthielt, ein Stück des Heiligen Kreuzes in kostbare Steine gefasst, zwei goldene Kreuze, 200 Stück Edelsteine, als Topase, Smaragde, Rubine, eine kristallene Kanne, zwei silberne Becher, eine vergoldete Schale, zwei Kästchen und eine Kanne von Silber sowie 50 Mark Silber. Diese herrlichen Geschenke wurden, bevor sie Italien erreichten, im Hafen von Modon durch genuesische Seeräuber geraubt. Allein der Papst, dessen Geschenke auch dabei waren, zwang die Genueser durch das Interdikt die geraubten Kostbarkeiten wieder herauszugeben.

Im Jahr 1203 kamen die abendländischen Pilger, welche der Unternehmung auf Konstantinipol nicht beigewohnt hatten, zu Accon an. Doch ein langwieriger Streit zwischen der antiochenischen und tripolitanischen Ritterschaft lähmte alle Unternehmungen der abendländischen Pilger in Syrien und untergrub vollends noch die Kraft des christlichen Reiches. Als nämlich Fürst Boemund III. 1201 zu Antiochien gestorben war, übernahm sein zweiter Sohn, Graf Boemund von Tripolis mit Zustimmung des größten Teils der antiochenischen Bürgerschaft das Fürstentum. Auch die Templer standen zu dem Grafen. Dagegen trat König Leo II. von Armenien auf und begehrte das Fürstentum für seinen Neffen Rupin. Zu ihm hielten sich die Hospitaliter und der Patriarch. Leo sandte den Ritter Robert von Margath nach Rom, konnte aber hier, wo die Templer so viel vermochten, nichts ausrichten, obwohl Fürst Boemund III. nach dem Tod seines ältesten Sohnes, den Rupin zu seinem Nachfolger erklärt und diesen in die Obhut des Großvaters Königs Leo gegeben hatte. Jetzt kündigte dieser den Templern Krieg an, fiel über ihre Güter her, raubte und vernichtete sie. Sie schätzten den Schaden auf 50 000 Byzantinen. Auch brach er zwei ihrer Burgen und schleppte mehrere Templer unter harter Behandlung in die Gefangenschaft.

Der Papst hatte 1202 die Kardinäle Suffrid und Peter als seine Legaten nach Syrien gesendet und sie beauftragt, den Streit zwischen Leo und den Templern oder zwischen der antiochenischen und tripolitanischen Partei nach Recht und Billigkeit beizulegen. Leo, da er feindselig verfahren war, kam in den Bann. Hierauf beschied der Kardinal Suffrid den Fürsten und die Bürgerschaft von Antiochien nach Tripolis im Novovember 1202. Der Großmeister der Templer, Philippe du Plessis und der Hospitaliter, Alfons von Portugal, kamen zu Martini dahin. Allein die Abgeordneten von Antiochien blieben aus und wollten überhaupt von Unterhandlungen nichts wissen. Selbst der Fürst Boemund wies die Vermittlungen des päpstlichen Legaten ab. Dies missfiel allen abendländischen Baronen, denn bevor diese antiochenischen Händel nicht beigelegt waren, konnte man an Unternehmungen gegen die Sarazenen nicht denken. Darum unterzog sich Suffrid auf Bitten König Amalrichs und der beiden Großmeister von Neuem dieser Angelegenheit. Er begab sich mit diesen beiden, dem Grafen Stephan von Perches und einem ungarischen Grafen nach Antiochien, in dessen Nähe der König Leo feindselig eingedrungen war. Der Legat untersagte ihm seine Feindseligkeiten, Leo bewilligte einen Wassenstillstand, währenddessen ihn Suffrid bewog, nicht durch die Waffen, sondern mit Gründen des Rupins Recht zu beweisen. Allein Leo wusste den Legaten für sich einzunehmen. Den Templern gefiel es keineswegs, dass Leo die Gunst des Legaten davon getragen hatte. Der Großmeister und Graf Perches störten daher diese friedliche Ausgleichung durch die Erklärung, dieser Handel gehöre nicht vor das Forum der Römischen Kirche, sondern der kreuzfahrenden Barone. Ebensowenig fruchteten die Bemühungen des Kardinals Peter zur Ausgleichung dieses Streites im Sommer 1208. Weder Leo noch Boemund wollten auf seine Vorschläge eingehen. Später traten beide Legaten mit dem König Amalrich, den beiden Großmeistern und den vornehmsten Kreuzfahrern zur Beratung zufammen. Beide Parteien wurden unter Androhung des Bannes zum Frieden ermahnt und vor die Legaten geladen. König Leo, bereits im Bann, ließ sich geneigt finden, Waffenstillstand zu schließen und in dem Streit zwischen ihm und dem Fürsten von Antiochien sowie den Tempelherren vor den päpstlichen Legaten Recht zu nehmen, allein der Fürst Boemund fügte sich nicht. Nun begehrte der armenische Botschafter, dass über ihn der Bann gesprochen und namentlich den Templern aufgegeben werde, von dem Fürsten abzulassen und König Leos Rechte anzuerkennen. Allein die Legaten scheuten sich, der templerischen Partei entgegen zu sein und verfuhren nicht weiter in der Sache, obwohl man früher beschlossen hatte, über den widerstrebenden Teil den Bann auszusprechen. Es gelang sonst nichts als die Aussöhnung des Königs Leo mit den Templern. Beide Legaten begaben sich hierauf nach Konstantinipol, denn den König Leo konnten sie nicht strafen, weil er recht hatte. Den Fürsten Boemund wollten sie nicht strafen, weil die Templer für ihn waren. Hierauf verklagte Leo 1204 den Legaten Peter, der am meisten für Boemund Partei nahm, beim Papst, indem er weitläufig bewies, wie ungerecht Peter wider ihn verfahren hatte, indem er in Bann und sein Reich in Interdikt geraten sei, da doch die Tempelherren die Feindseligkeiten gegen ihn ohne Absagebrief begonnen, sein Heer, mit welchem er zur Wahrung der Rechte seines Neffen bis nach Antiochien vorgedrungen wäre, angegriffen, ja sogar nebst Boemund und dessen Anhang in Antiochien ein Bündnis gegen ihn mit dem Sultan von Haleb geschlossen hätten. Hierauf erst habe er die in Armenien liegenden Güter der Tempelherren eingezogen und ihnen den Aufenthalt in seinem Land untersagt. Die Ritter hätten sich dann an Kardinal Peter gewandt, der alsbald ihre Partei ergriffen, ihn wiederholt ermahnt habe, dem Orden die geraubten Güter wiederzugeben. Dem sei er nicht abgeneigt gewesen, wären die Templer nicht gegen ihn und seinen Neffen in den antiochenischen Händeln gewesen. Allein der templerische Stolz habe solches Versprechen nicht geben wollen, worauf über ihn von einem von Peter nach Antiochien berufenen Konzil, ohne auf seine an den apostolischen Stuhl wiederholt gerichtete Appellation zu achten, der Bann, über sein Reich das Interdikt verhängt sei. Zuletzt lobte er die Billigkeit und Gerechtigkeitsliebe Suffrids, der an Peters Parteinahme keinen Anteil genommen hatte, bat den Papst um einen unparteiischen Richter, und um Befehl an die Templer, dass diese gleich den Hospitalitern die gerechten Ansprüche Rupins an das Fürstentum Antiochien unterstützen möchten. Der Katholikus von Armenien bestätigte in einem Schreiben an Innozenz die Wahrheit dessen, was der König berichtete und bat, die armenische Kirche gegen die Anmaßungen der Tempelherren zu schützen.

Dem Papst missfiel es sehr, dass beide Legaten nach Konstantinipol gegangen waren, denn der zerrüttete Zustand Syriens bedurfte ihrer Anwesenheit mehr denn je. Namentlich ließ er seinen Unwillen gegen den Kardinal Peter aus, befahl ihm, nach Syrien zurückzukehren und dort die Sache Gottes nach Wahrheit und Recht zu vertreten. Kardinal Suffrid durfte nach Rom kommen. Allein es wäre ein größerer Beweis von des Papstes Ernst gewesen, die antiochenischen Händel beizulegen, wenn er den wohlgesinnten Suffrid nach Syrien geschickt, den parteiischen Peter nach Rom zurückberufen hätte. Freilich waren die Templer auch am römischen Hof zu Hause.

Mit den Sarazenen lebten dje syrischen Fürsten jetzt in friedlichen Verhältnissen, daher auch dem König Amalrich der Aufenthalt der französischen und flandrischen Ritter, welche nicht mit nach Konstantinipol gezogen waren, lästig fiel. Die Pilger nahmen Anteil an den Händeln zwischen Leo und Boemund und man erblickte Kreuzfahrer auf beiden Seiten in blutigem Kampf. Der Großmeister Philippe bewog den Grafen von Perches zum Kampf gegen Leo, und die flandrischen Ritter schlossen sich auf Zureden der Hospitaliter Leo an.

Im November 1203 machte König Amalrich einen Streifzug wider Malek al Adel, da er gegen diesen wegen verübter Seeräuberei der Sarazenen vergebens Beschwerde geführt hatte. Auf diesem Zug befanden sich wie gewöhnlich die Templer im Vorder-, die Hospitaliter im Hintertreffen. Sie brachten große Beute nach Accon zurück. Mehrere solche glückliche Streifzüge wurden im Winter unternommen, denn Malek al Adel zeigte keine Lust zum Kampf. Er wusste, dass die syrischen Christen an ihrem eigenen Untergang arbeiteten und nichts Tüchtiges gegen ihn zu unternehmen vermochten. So schlos Amalrich mit ihm gegen Ende des Jahres 1204 einen neuen Wassenstillstand und erhielt Joppe, Lydda und Ramlah, da der Fall von Konstantinipol die Heiden erschreckt hatte. Sonst aber nahm die Verwirrung des Heiligen Landes zu, was im Jahre 1205 der Bischof von Cäsarea, nachdem am 1. April König Amalrich gestorben war, ins Abendland berichtete. Das Heilige Land ohne Regenten war so schutzlos, dass sich die Ritterorden kaum zu halten vermochten. Diese, anstatt ihre Schätze zu opfern und ihre Scharen aus dem Abendland herbeizurufen, suchten nur ihren Vorteil und oft auf die unwürdigste Weise. So halfen sie im Jahre 1204 einem Wunder auf. In einem Kloster, sechs Meilen von Damaskus, bekleidete sich nach allgemeiner Sage ein Marienbild mit Fleisch, sodass aus den Brüsten ein ölartiger Saft ausfloss. Diesen holten die Templer herbei und boten ihn den Pilgern für schweres Geld feil. So förderte sowohl der Orden als auch der übrige Klerus den Aberglauben auf Kosten des armen Volkes.

Nach Amalrichs II. Tod wurde sein ältester Sohn aus erster Ehe mit Eschiva von Ibelin, Namens Hugo, König von Zypern. Im Reich Jerusalem folgte ihm Maria, die unmündige Tochter seiner anderen Gemahlin, der Königin Isabelle und des Markgrafen Konrad von Tyrus. Der Oheim der Maria, Johann von Ibelin, wurde Reichsverweser. Dieser richtete sein Augenmerk vornämlich auf den Frieden mit den Ungläubigen, von denen beim traurigen Zustand des Landes alles zu fürchten war. Gleichwohl, als im Jahre 1206 der Wassenstillstand mit Malek al Adel zu Ende ging, wollten die Templer denselben nicht verlängern, weil ihnen an einem gedeihlichen Zustand des Landes nichts lag, das sie lieber ganz verlassen hätten. Die Hospitaliter wollten die Waffenruhe beibehalten, auch der Sultan war dafür. Doch der Klerus trat auf die Seite der Templer. Man beschloss den Kampf, weil Malek al Adel in anderen Teilen seines Reiches sich befand. Aber die Schwäche der Christen vereitelte das Gelingen jeder Unternehmung.

Am 5. März 1205 übertrug der Papst die endliche Beilegung des antiochenischen Streites den Äbten von Lucedio und vom Berge Tabor nebst zwei vornehmen Pilgern, den Grafen Berthold von Katzenelnbogen und von Fornival. Diese sollten beide Parteien bewegen, den Streit selbstgewählten Schiedsrichtern anheim zu stellen, welche binnen drei Monaten eine Entscheidung geben müssten. Ginge dieser Vorschlag nicht durch, so sollten sich beide Parteien vor den päpstlichen Bevollmächtigten stellen. Würde auch dieser Entscheidung widersprochen, so sollte die Sachlage sorgfältig nach Rom berichtet und den Parteien eine Frist bestimmt werden, binnen welcher sie durch Bevollmächtigte ihren Handel zu Rom führen und dann der Entscheidung gewärtig sein könnten. Jede Störung des Friedens solle durch kirchliche uud weltliche Gewalt verhindert werden, der König von Jerusalem und die beiden Orden aller Parteinahme sich enthalten, aber den sich der richterlichen Untersuchung Unterwerfenden unterstützen. Von solchen Maßnahmen fürchtete Boemund einen für ihn üblen Ausgang und trug sein Fürstentum, um sich jener Untersuchung zu entziehen, dem Kaiser von Eonstantinopel zum Lehn an. Dieser Schritt Boemunds missfiel einem großen Teil seiner bisherigen Anhänger, daher im Jahre 1206 die Geistlichkeit, der Patriarch und der größte Teil der Ritterschaft und Bürger zu Antiochien dem König Leo die Stadt übergaben und Rupin als Fürsten erkoren. Um die Templer mit sich auszusöhnen, gab ihnen Leo die entzogenen Besitzungen zurück. Doch schon nach einigen Monaten bemächtigte sich Boemund der Stadt wieder, der Patriarch geriet in Gefangenschaft, in welcher er, nachdem er den Bann über Boemund gesprochen hatte, starb.

Jetzt wandte sich Boemund und sein Anhang an die griechische Geistlichkeit in Antiochien und ging damit um, sich von der Römischen Kirche gänzlich loszusagen. König Leo nahm, nachdem Boemund Herr von Antiochien geworden war, alles den Templern Verwiegte zurück. Da fiel auch er in Bann, denn Leo war aller ferneren Weiterungen so überdrüssig, dass er von keiner richterlichen Entscheidung, welche die Templer vorschlugen, etwas hören wollte, weil er sah, dass der Papst gegen die Ritter nicht mit Ernst verfahren wollte. Boemund fügte sich in alle ferneren Vorschläge des Papstes nicht. Mithilfe des Sultans von Haleb, Malek ad Daher, und der Tempelherren behauptete er sich gegen König Leo im Fürstentum Antiochien, sodass dieser einen Waffenstillstand schließen musste.

Im Jahre 1210 hatte Leo mit seinen sarazenischen Feinden Frieden geschlossen und wandte nun seine Waffenmacht gegen Boemund. Er brach den Waffenstillstand, verheerte das Fürstentum, schädigte die Kirchengüter. Innozenz III. erneuerte am 28. Februar 1213 den Bann wider Leo und seinen Anhang, nachdem alle Unterhandlungen vergeblich gewesen waren. Er untersagte jedem, namentlich den geistlichen Ritterorden, die Gemeinschaft mit den Gebannten. Nun bat Leo den Papst um Verzeihung, versprach den Templern Genugtuung, doch Innozenz wies ihn ab. Dieser Handel dauerte noch mehrere Jahre bis zum Tod der Hauptpersonen. Die Tempelherren spielten hierbei keine lobenswerte Rolle. Sie waren schuld daran, dass der Papst nicht ohne Parteilichkeit verfuhr.

König Philipp von Deutschland erklärte am 14. September 1207 auf einem Reichstag zu Ouedlinburg, dass ihn bereits zu Nordhausen Abgeordnete des Patriarchen von Jerusalem sowie der Meister der beiden Ritterorden um Unterstützung des Heiligen Landes angegangen wären, und er damals eine Steuer in ganz Deutschland auf 5 Jahre, und zwar von jedem Pflug 6 Denar, von jedem Haufe 2 verwilligt hätte. Jetzt gewährte der Reichstag dem Patriarchen und beiden Ritterorden auf sechs Jahr das Recht, eine Kopfsteuer in ganz Deutschland sammeln zu lassen. Da sich jetzt die Güter der Templer schon auf 7050 Kapitelhäuser, Burgen und Landgüter beliefen, so hätten sie, wenn sie anders gewollt, gar vieles vermögen können. Allein sie suchten nur das ihre. Bei der traurigen Lage des Heiligen Landes musste man vor allem auf einen tüchtigen Regenten bedacht sein. In einer Beratung, welche 1208 der Patriarch, die Großmeister Philippe du Plessis, Garin de Montaigu und der Reichsverweser Johann von Ibelin mit den geistlichen und weltlichen Großen hielten, schlug ein Ritter, während die Templer mehr den Grafen Raimund von Tripolis im Auge hatten, den Grafen Jean de Brienne zum König und zum Gemahl der Prinzess Maria vor, einen hochgeborenen, kriegskundigen Mann. Dieser Rat gefiel. Man beschloss, eine Gesandtschaft an König Philipp August von Frankreich zu senden, um seine Meinung über den Grafen zu vernehmen, und wenn er ihn für würdig erkenne, denselben zur Übernahme der Krone zu vermögen. Als Botschafter werden der Bischof von Accon und der Herr von Cäsarea genannt. Gewiss war der Tempelritter Wilhelm von Qeuil de Boeuf dabei, welcher zugleich als Visitator in die abendländischen Provinzen des Tempelordens gesendet wurde. An diesen erließ Innozenz unter dem 13. September von Viterbo aus ein Schreiben folgenden Inhalts:

»Der Kardinäle und Bischöfe wiederholte Beschwerden über große Vergehen deiner Brüder müssen uns sehr betrüben, da sie uns und der Kirche Ärgernis, den Seelen Gefahr und deinem Orden Nachteil bringen. Deine Brüder stehen von Gott und der Lauterkeit ihres Ordens ab, sind so voll frechen Stolzes, dass sie selbst die Kirche, welche nicht nachlässt, den Tempelrittern Gutes zu erzeigen, beschmutzen. Sie wagen zu behaupten, dass bei ihrer Ankunft an interdikierten Orten alle Kirchen geöffnet und der Gottesdienst darin gefeiert werden dürfe, sodass die Wirkung des Interdikts gänzlich gelähmt wird. Haben sie Kirchen an solchen Orten, so kümmern sie sich gar nichts um das Interdikt, sondern täglich öffnen sie unter Glockenklang die Türen dem öffentlichen Gottesdienste. Sie fröhnen dem Geiz und dämonischen Lehren, lassen jeden gemeinen Menschen um geringen Preis an ihrer Brüderschaft teilnehmen. Sie beeinträchtigen die Parochialrechte, indem sie namentlich jedem Interdikierten, jedem notorischen Sünder gleich dem gläubigsten Christen auf ihren Kirchhöfen ein christliches Begräbnis verstatten. Sie nehmen teil an der Welt, wie es Religiosen nicht ziemt, ergeben sich der Völlerei, ihr Ordenskleid ist eine heuchlerische Lüge. Viel Schändliches verschweigen wir, um nicht härtere Strafen verhängen zu müssen, wie z. B. Entziehung der apostolischen Privilegien, welche ihr so schmählich missbraucht. Da wir es gut mit euch meinen, vertraue ich deiner Klugheit, dass du, als ein rechtlicher Mann und für das Wohl deines Ordens eifernd, das, was wir von dir heischen, den deinen einknüpfest, damit sie durch unsere und deine Ermahnung sich vom Bösen wenden. Die aber nicht hören wollen, strafe auf disziplinarischem Wege. Widrigenfalls, so euch solchen Frevels wegen in der Folgezeit Böses zustoßen sollte, messt es nicht uns, sondern euch selbst bei. Namentlich besteht, dass sie unsere Legaten ehren, die sich sehr über die Tempelbrüder beklagen.«

Da Innozenz, ein eifriger Gönner des Ordens, so strafte, so können wir hieraus dessen inneres Verderben erkennen und wie sehr er das Ansehen der Kirche missachtete. Das Benehmen der Templer beim Interdikt musste dieser Strafe an Orten, wo Brüder wohnten oder hinkamen, alle Schärfe nehmen, das Ansehen der Kirche, namentlich der Bischöfe, untergraben, aber auch dem Orden vieles einbringen. Da während des Interdikts jeder Gottesdienst aufhörte, die Kirchen geschlossen, die Sakramente verweigert, die Toten in ungeweihte Erde begraben, Brautpaare auf verfallenen Gräbern getraut wurden, so scheute der Gläubige keine Kosten, um das Interdikt zu umgehen. Hier verschafften sich also die Templer durch Übertretung ihrer Privilegien große Einkünfte, veranlassten aber auch bittere Beschwerden. Indem der Papst dem Visitator des Ordens (Magister citra mar), Qieul de Boeuf, die Abschaffung der Missbräuche anheimstellte, bezeugte er Vertrauen zu diesem Mann, der aber freilich nicht durchdrang. In seiner Gegenwart vermied man wohl die Illegitimitäten, die nachher um so ungescheuter wieder hervortraten. Eine durchgreifende Reformation des Ordens hätte nur vom Papst ausgehend durch die Legaten, den Großmeister und Konvent stattfinden können. Allein Innozenz als auch seine Nachfolger behandelten den Orden mit großer Vorliebe, Mäßigung und Nachsicht, weil er zu mächtig und reich ihnen überaus nützlich war.

Daher bestätigte Innozenz alle Privilegien der Templer, welche sie seit Alexander III. erhalten hatten. Alle für ihren Gebrauch bestimmten Waren und sonstigen Bedürfnisse waren zollfrei. Mit Steuern durften sie nur mit Bewilligung des päpstlichen Stuhls behaftet werden. Wider Templer sollten die Bischöfe weder Interdikte noch Exkommunikation verhängen, nicht einmal über ihre Kirchen. Weder von den Rittern noch von den Ordensklerikern durfte ein Bischof den Eid der Treue fordern. Der Orden konnte Brüder, welche denselben ohne Vorwissen der Oberen verlassen, von der Kirchengemeinschaft ausschließen. Urkunden oder Zugeständnisse, welche den Privilegien des Ordens wiversprachen, waren nichtig, es müssten denn die Templer ausdrücklich als belastet genannt sein.

Sonst war Innozenz aufmerksam genug, Unordnungen im Schoße des Ordens zu tadeln, wie er in einem solchen Fall den Patriarchen von Jerusalem auftrug, das Geschehene zu rügen und Wiederholungen streng zu verbieten. Obwohl wir auch andererseits finden, dass der Orden Gebannte, welche durch den Eintritt in denselben der Strafe entgehen wollten, nicht ausnahm, weil sie von ihren Bischöfen noch nicht wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen worden waren.

Mehrere Streitigkeiten entschied Innozenz zu des Ordens Gunsten. Im Jahr 1209 hatten die Templer einen Streit wegen eines Bethauses im Stadtviertel St. Yomenia zu Konstantinipol, dem Heiligen Marinus und Pantaleon geweiht, welches ein Kleriker als ihm zukommend behauptete. Der Papst beauftragte das Kapitel an der Sophienkirche, den Streit zu schlichten. Ein solcher zwischen den Rittern und der Kirche des heiligen Jakob zu Compostella wurde durch die vom Papst dazu verordneten Bischöfe entschieden. Propst und Chorherren von Sisteron zogen sich das Interdikt zu, weil sie den Bau eines Bethauses auf der Templer eigenem Grund und Boden unter Verachtung der päpstlichen Entscheidung mit gewaffneter Hand vereitelt hatten. Die Mönche von St. Pourçain in der Unter-Auvergne brannten ein nahe gelegenes Haus der Templer nieder, begingen Gewalttaten in deren Kirche und traten mit Forderungen auf, gegen welche die Rechte des Ordens sprachen. Auch an anderen Orten entstand mit Klöstern Streit über den Zehnten von Ordensgütern, mit Weltgeistlichen über an den Orden gekommene Pfründen, mit dem Bischof von Osimo über mancherlei Ansprüche, zwischen dem Tempelhaus von Aventin und dem Kloster Santa Maria di Grottaferrata über die Kirche St. Maria von Sorresco.

In Morea besaßen die Templer ein Schloss Siton bei Ravenica, welches ihnen Kaiser Heinrich von Konstantinipol nahm. Sogleich wandten sich die Ritter nach Rom und Innozenz beauftragte die Erzbischöfe von Athen und Patras, jenen wieder zu ihrem Eigentum zu verhelfen, was aber im Jahre 1212, wo sich Innozenz nochmals in dieser Angelegenheit für sie verwendete, noch nicht stattgefunden hatte. Dagegen wurden die Brüder von den Kluniazensern verklagt, bei einem Kauf von Landbesitz und Zehnten das Priorat von la Charité sehr beeinträchtigt zu haben. Gleichwohl hob der Papst den diesbezüglichen Kauf nicht auf. Er begünstigte den Ordensichtbar auch wohl darum, weil dem Papst am Heiligen Land viel gelegen war und er bei dessen Eroberung auf den Orden sein vollstes Vertrauen setzte. Namentlich bedurfte dieser der päpstlichen Verwendung bei den Eroberungen der Lateiner im byzantinischen Kaiserreich. Der Kaiser hatte ihnen nicht bloß Siton genommen und es dem Ritter von Trabelia gegeben, er entriss ihnen auch die Feste Ravennica samt Zubehör, welche sie vom Markgrafen Bonifazius von Montserrat empfangen, dessen Witwe sie in dem ruhigen Besitz der Güter nicht ließ, welche ihnen der Markgraf geschenkt hatte. Gleiche Beschwerde erging gegen den Herrn der Insel Negroponte und gegen andere Barone, welche das, was Verwandte an den Orden vergabt, wieder an sich ziehen wollten. Gegen den Erzbischof von Patras führten sie seit längerer Zeit die Klage, dass er ihnen ein Haus samt allen darin befindlichen Gerätschaften entrissen habe, zu dessen Wiedergabe er von den schiedsrichterlichen Bischöfen verurteilt worden war, wogegen die Templer dem Erzbischof eine an sich gezogene Abtei wieder herauszugeben hatten. Die Templer in Romanien beschwerten sich über den Bischof von Citon wegen Gewalttätigkeiten und eigenmächtiger Ausdehnung geistlicher Befugnisse, ja selbst wegen eines Baumgartens suchten sie päpstliche Konfirmation nach, sowie für Erwerbungen in Ungarn und für dortige Tauschverträge. Jener Bischof hatte einen ihrer Kleriker, der sich für einen anderen Templerkleriker bei ihm um ein Zehrgeld verwandte, tätlich beleidigt, demselben einen Abendmahlskelch entrissen und ihn in ein Loch einsperren lassen, auch einem Servienten die Sakramente verweigert. Innozenz verhängte hierüber eine sorgfältige Untersuchung.

Da dieser Papst dem Orden möglichst zugetan war, so wuchs derselbe jetzt erstaunlich an Gütern und Rechten. In den Rheingegenden und Pommern fasste er festen Fuß, hier namentlich unter Bischof Sigwin von Cammin (1191 – 1219). In Dalmatien und Slavonien erhielt er schöne Besitzungen vom König Stephan III. von Ungarn. Andreas II. bestätigte diese Schenkungen. Im Jahre 1211 legte Innozenz einen Streit über den Zehnten zwischen dem Meister von Ungarn und dem Bischof von Agram bei. Kurz, Innozenz griff für den Orden überall ein.

Da der König von Frankreich seinem Lehnsmann, dem Grafen Jean de Brienne, erlaubt hatte, die Krone von Jerusalem anzunehmen, wozu Innozenz unter dem 23. April 1209 eifrigst geraten hatte, so gab dieser dem Grafen nicht bloß ein Darlehen von 1100 Mark Silbers mit der Anweisung der Zurückzahlung an die beiden Ritterorden in Syrien, wie er überhaupt dem Heiligen Land mehrere Summen übermachte, sondern hatte auch bereits unter demm 10. Juni 1208 beiden Orden reichliche Unterstützung angekündigt und beide Großmeister ermahnt, mit allem Eifer sich des Heiligen Landes anzunehmen. Da dies die Templer unterließen, ging er sie streng an. Bald danach übersandte er beiden Großmeistern ansehnliche Geldsummen, welche durch die Almosen der Zisterzienser und die vom Bischof zu Paris gesammelte Abgabe des vierzigsten Teils der Einkünfte der französischen Geistlichkeit sowie durch einen Beitrag aus dem päpstlichen Schatz zusammengebracht worden waren, wie er denn auch noch fernere Unterstützung aus milden Beisteuern einzelner frommen Christen ihnen ankündigte. Er berichtete, dass in Frankreich und Deutschland ein großer Kreuzzug sich vorbereite, daher er den beiden Ritterorden Mut einsprach, die dessen gar nicht bedurften, mehr der Ermahnung, die er ihnen zukommen ließ, im Heiligen Land den Frieden durch eine weise Verwaltung zu wahren.

Am 14. September 1210 zog der Graf de Brienne in Akkon ein, vermählte sich mit der Princess Maria und wurde bald daher zu Tyrus gekrönt. Malek al Adel hatte, da der Waffenstillstand abgelaufen war, auf Verlängerung angetragen, welche auch der Meister des Hospitals, die deutschen Ritter und die syrischen Barone billigten. Allein den Templern war der Graf de Brienne unangenehm. Um ihn gleich in eine üble Lage zu versetzen, hatten sie, vereint mit den Prälaten, den Abschluss des Waffenstillstandes verhindert und schon vor Ankunft des Grafen die Feindseligkeiten begonnen, sodass Jean gleich nach seiner Krönung in das Feld musste. Obwohl sehr tapfer, fehlte es dem Grafen doch an Energie und Beliebtheit, sodass, wenn auch die Türken sich lässig zeigten, unter ihm nichts geschah, was der christlichen Herrschaft in Syrien größere Macht und Dauer hätte verleihen können, so sehr der Papst die Ritterorden zur Sorge für das Land Christi ermahnte und reiche Geldsummen zu diesem Behuf hergab. Templer und Hospitaliter taten so gut wie nichts. Ihr ganzes Augenmerk nahm vielmehr der Okzident in Anspruch. Hier wuchs ihr Ansehen und ihr Reichtum, hierhin richteten sich ihre Wünsche und Pläne.

Im Jahre 1212 suchte Kaiser Otto IV. die Tempelherren zu gewinnen, indem er sie seines kaiserlichen Schutzes versicherte.

In den Kriegen gegen die Mauren in Spanien und Portugal zeigten sie namentlich in den Jahren 1209 – 1212 großen Eifer und ausgezeichnete Tapferkeit, weil es sich hier um die eigene Existenz handelte. Der König von Aragonien, Peter II., war mit den Leistungen des Ordens so zufrieden, dass er dem Meister von Portugal, Pedro de Montaigu, die Stadt Tortofa am Ebro schenkte, zumeist, weil er dem König Alfons III. von Kastilien in der Schlacht bei Tolosa 1212 gegen die Ungläubigen wacker beigestanden hatte. Die spanischen Templer (1212 hieß der Meister in Kastilien Gomez Ramirus, in Aragonien 1214 Wilhelm de Montedon) zogen des heimischen Kampfes wegen fast gar nicht in das Heilige Land. Der Meister Wilhelm de Montedon war dem Papst Innozenz persönlich bekannt, da er als Botschafter in Angelegenheiten des unmündigen Jakob von Aragonien, dessen Erziehung man ihm anvertraut hatte, nach Rom gegangen war. Im Jahre 1216 errichteten die Templer zu Salamanca ein Schutz- und Trutzbündnis mit dem OrdenSan Jago di Compostella und den in Kastilien wohnenden Hospitalitern.

Außer Frankreich war der Orden am reichsten und angesehensten in England. Dass die Templer den König Richard verraten, hat dieser nie erfahren, da er schon 1199 starb. Aber dass sie es mit seinem Bruder, dem schändlichen John Lackland, hielten, das wusste er und verzieh ihnen, wie er seinem Bruder verziehen hatte. Die Templer strafen, schien selbst dem Löwenherzigen gefährlich. Sein Nachfolger John hatte unter den mächtigsten Baronen Englands viele Feinde, daher er die Templer nicht entbehren konnte, um so weniger, als er vom Papst in Bann getan worden war. Zwei Tempelherren kamen im Auftrag des päpstlichen Legaten, Pandolfo, als der König von Frankreich sich anschickte, den Bann auszuführen, zu ihm und stellten ihm vor, die französische Macht sei der seinen weit überlegen. Alle vertriebenen Geistlichen und Laien hätten sich derselben bereits angeschlossen und viele englische Barone sich zum Abfall geneigt erklärt. Sie beredeten ihn, seine Krone dem päpstlichen Legaten zu Füßen zu legen und England als zinspflichtiges Lehen vom römischen Stuhl zu übernehmen. Da er früher den Templern 20 000 Mark Silber in Verwahrung gegeben hatte, so forderte er diese 1213 zurück. Die englischen Barone, aufgebracht über Johns Schändlichkeit und sklavischen Sinn, erpressten von ihm hierauf die Magna charta. Zu diesem Behuf kamen sie am 15. Juli 1215 auf der Heide Runemede mit John zusammen, und hier unterschrieb der Templermeister von England, Amalrich, den Freiheitsbrief gleich nach den Bischöfen vor allen weltlichen Herren. Der Orden stellte sich als ein notwendiges und ansehnliches Glied in den damaligen staatlichen und kirchlichen Verhältnissen heraus. Nicht selten traten Fürsten als Affilierte in seine Brüderschaft und brachten reiche Güter als Mitgabe mit. So übergab 1215 Herzog Otto von Lüneburg dem Orden mehrere Güter zu Santersleben, im Kreis Neuhaldensleben, mit der Bedingung, dass er und seine Nachfolger an der Templer-Brüderschaft teilhaben sollten. Doch schon 1221 verkaufte diese die Besitzung an das Lorenzkloster in Magdeburg. Im Jahre 1214 beschwerte sich der Propst Goswin der Zisterziensernonnen zu Halberstadt beim dortigen Bischof, dass die Templer daselbst jenen Nonnen mehrere Gerätschaften, Bücher und Urkunden vorenthielten. Die Ritter stellten dies in Abrede. Da verordnete der Bischof, nachdem er mit Geistlichen und Laien Rat gepflogen hatte, dass der Propst sich zur Erhärtung seiner Beschuldigung der Feuerprobe unterwerfen sollte. Am 14. Juni 1214 trug jener demgemäß vor einer zahlreichen Versammlung im Dom zu Halberstadt ein glühendes Eisen in der bloßen Hand vom Hauptaltar durch das Schiff bis zum Altar der Heiligen Maria, ohne sich zu verbrennen. Die Templer hielten sich hierdurch für überführt und leisteten willig Rückgabe und Vergütung.

Breitete sich nun der Orden im Abendland immer mehr aus und nahm er an allen wichtigen Zuständen und Verhältnissen teil, so zeigte er sich im Orient nur nachteilig für die Lage des Heiligen Landes. Und doch setzte Papst Innozenz hier sein ganzes Vertrauen auf die Tätigkeit der Tempelherren. Als daher zwischen dem volljährig gewordenen König Hugo von Zypern und König Johann von Jerusalem eine Spannung eintrat und das Gerücht von Zerwürfnissen im Reich Jerusalem nach Rom sich verbreitete, setzte Innozenz wiederum alle Hoffnung auf jene Ritter. Er forderte sie zum männlichen Kampf für das Land auf. Dessen Sache müsse die ihre sein, ja er ließ sogar die Drohung des Bannes durchblicken, wenn sie sich diesen Obliegenheiten entziehen würden. Bei allem Eifer wollte es ihm nicht gelingen, einen großen Kreuzzug zustande zu bringen. Er schrieb 1213 eine allgemeine Kirchenversammlung zu diesem Behuf aus, zu welcher er die abendländische und morgenländische Geistlichkeit, fast alle abendländische Fürsten sowie den König von Zypern und die beiden Großmeister einlud. Er schrieb an den Patriarchen von Jerusalem und empfahl ihm besonders, den König von Jerusalem, die geistlichen Ritterschaften sowie alle syrischen Christen, alle Pilger zur Verteidigung des Heiligen Landes anzuhalten. Auch forderte er den Patriarchen und die beiden Großmeister auf, ihm genauen Bericht über die Macht des Sultans Malek al Adel und die Verhältnisse der Sarazenen zu erstatten. Alle Drei berichteten so, als ob ein Kreuzzug gar nicht nötig sei, denn die Macht der Sarazenen sei seit Saladins Tod sehr gesunken. Der Sultan wolle das Heilige Land dem Papst gern zu eigen geben und sich durch einen jährlichen Tribut an den Patriarchen von Jerusalem Ruhe erkaufen, sodass von ihnen nichts zu befürchten sei. Begreiflich waren dies nur leere Worte, um das Abendland von einem Kreuzzug abzuhalten, welcher beiden Orden missfiel. In Syrien war die Zerrüttung groß; wurde doch der Sohn des Fürsten Boemund während des Waffenstillstandes vor dem Altar der Kirche der Heiligen Maria zu Tortosa von den Assassinen ermordet. Die Templer gaben deswegen dem Alten vom Berge nicht eher Frieden, bis er sich zur Bezahlung eines jährlichen Tributes von 3000 Byzantinen an den Orden verpflichtete.

Beide Großmeister erschienen auf dem großen Laterankonzil 1215 nicht, und auch dieses Konzil brachte keinen Kreuzzug zustande. Die albigensischen Unruhen, der Streit zwischen Friedrich II., dem Hohenstaufen, und Otto, dem Welfen, der Krieg zwischen Frankreich und England, die vielen Fehden in Italien, der Kampf zwischen Mauren und Christen in Spanien nahmen die Kräfte des Abendlandes so vielfach in Anspruch, dass man dem Morgenland nur eine tatenlose Teilnahme widmete. Die Templer sammelten zwar fleißig Gelder, scheinbar zur Hilfe des Heiligen Landes, wie sie 1216 und die Hospitaliter den Zwanzigsten vom Papst zu diesem Behuf angewiesen bekamen. Aber im Abendland herrschte der allgemeine Verdacht, dass alle entsprechend großen Summen unterschlagen oder nur mangelhaft verwendet würden, weshalb Papst Honorius III. am 28. Februar 1217 gebot, dass vornämlich die bedürftigen Kreuzfahrer des Sprengels, in welchem das Geld gesammelt wurden, berücksichtigt werden und diejenigen, welche es verausgabten, eine genaue Rechnung an den Legaten und die beiden Großmeister einreichen sollten. Diese Rechnung sollte aufbewahrt werden, um bösen Leumund über Veruntreuung zu widerlegen. Am 21. November erließ Honorius ein Schreiben an den Erzbischof von Mainz, dessen Suffraganen, wie an die dortigen Meister der Templer und Hospitaliter, dass die Einsammlung des Zehnten in jedem Sprengel durch einen Templer, einen Hospitaliter und zwei oder mehrere Kleriker beginnen sollte. Für den erzbischöflichen Sprengel von Mainz hatten jene beiden Meister nebst dem Dechanten und Archidiakon des Domkapitels zu Mainz diesen Auftrag. Am 4. Januar 1218 beauftragte eine Bulle den Templer Martin Cubicularius und den Johanniter Johann Marschall mit der Einsammlung der Kollekte. Im Jahre 1217 muss der Großmeister Philippe du Plessis gestorben sein.