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Das Todesmal

Stefanie Bender
Das Todesmal

Historical Fantasy, E-Book, 2014, O`Connell Press, Weingarten, 68 Seiten, ePUB, 0,99 Euro, ISBN: 9783945227053
www.federspuren.de
www.oconnellpress.de

Der Ort: Crumbach im Odenwald; das Jahr: 1589.

Jonathan, der Sohn des Gutsherrn und Dorfmeisters Julius, entdeckt den auf der Mümling treibenden Körper eines toten Mädchens, die Augäpfel weiß, durchsetzt mit schwarzen Punkten.

Nachdem Jonathan seinem Vater von diesem schrecklichen Erlebnis berichtet hat, macht man sich auf, die Leiche zu suchen, doch diese bleibt unauffindbar und somit wird Jonathans Beobachtung kein Glaube geschenkt bzw. seine Sichtung als Ausgeburt seiner Phantasie abgetan.

Aber Jonathan weiß, was er gesehen hat, und als die Kinderleiche in der Nähe eines kleinen Wasserfalls ans Ufer gespült wird, gibt es für ihn kein Halten, er muss die Augen des Mädchens noch einmal sehen. Doch abgeschirmt von den Erwachsenen, hat Jonathan keine Chance, sich auf Sichtweite zu nähern.

Auf dem Heimweg hat Jonathan erneut eine unheimliche Begegnung.

Am gegenüberliegenden Ufer der Mümling steht ein schwarzgewandeter Fremder, der ihn mit durchdringendem Blick mustert und dessen Stimme in den Kopf des Jungen dringt und sein Herz verkrampfen läßt. Jonathan flieht zurück ins Dorf und bald erfährt er, dass er nicht der Einzige ist, der den Schwarzverhüllten gesehen hat.

Unter vorgehaltener Hand wird schnell von Schwarzem Zauber und von Hexerei gesprochen, zudem als offenbar wird, dass das Mädchen nicht das erste Opfer war.

Weitere Kinder sterben und die Dorfbevölkerung stellt sich die Frage, ob es sich hier um eine Krankheit handelt, gar eine Seuche, die die Kinder dahinrafft oder geht ein Mörder in dem hessischen Ort um? Verdächtigungen machen die Runde und Angst liegt über der Gemeinde. Welches dunkle Geheimnis aus der Vergangenheit umgibt Julius und die Bürger von Crumbach?

Stefanie Bender, Autorin aus dem Rhein-Main-Gebiet und bekannt durch ihre Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in diversen Anthologien und Magazinen, bewegt sich hier im vom Verlag kreierten Genre der Historical Fantasy.

Wenn auch Zeit und Ort genau definiert sind, so sind doch Handlung und Personen rein fiktiv.

Bereits mit den ersten Sätzen packt die Autorin den Leser. Kurz, prägnant und stilsicher im Ausdruck animiert sie zum Weiterlesen. Was sich hier bereits auf wenigen Seiten abspielt, verursacht beim Rezipienten ein wohliges Gruseln.

Aber wir bekommen es in Benders Novelle nicht nur mit einer mysteriösen Kriminalhandlung zu tun, sondern auch das Beziehungsgeflecht innerhalb von Jonathans Familie wird thematisiert. Einerseits er Sohn, der um die Achtung und die Liebe seines Vaters buhlt, die er aber nur von seiner Mutter Hilde erfährt und andererseits der Vater, der seiner Tochter Klara den Vorzug vor seinem Sohn gibt.

Auch die Rolle der Kirche wird mit der nötigen Kritik bedacht und ein aktueller Bezug durch den Kindesmißbrauch des Pfarrers der Nachbargemeinde hergestellt.

Die Autorin hat einiges in ihre Novelle hineingepackt und vielleicht gerade deshalb treten beim konzentrierten Lesen ein paar Stolpersteine zu Tage, die den Lesegenuß etwas dämpfen:

  • Wie kann Jonathan beim Blick in einen Tümpel, bei einer nur von Fackeln erhellten Umgebung, mit noch dazu brennenden Augen und einer Wahrnehmung wie durch einen Schleier erkennen, dass seine Augen ebenfalls schwarze Punkte aufweisen?
  • Jonathan spricht immer von seinem Zimmer, dieses teilt er jedoch mit seiner jüngeren Schwester Klara, die zudem hautnah mit dem Schrecken konfrontiert wird, wenn auch in Begleitung ihrer Mutter. Zumindest müsste die ganze Situation verstörend auf das kleine Mädchen wirken, doch eine Reaktion findet bei ihr offenbar nicht statt.
  • Als, nach dem toten Mädchen im Fluss, ein Junge aus dem Dorf, Philip, stirbt, dessen Augen die gleichen Male aufweisen, wird gefolgert: »Es war also keine Krankheit, sondern Mord?« Erst nach dieser Frage wird nachgeschoben, dass sich der Heiler des Ortes nicht erklären kann, welche Krankheit solche Male hervorrufen könnte.
  • Erst verrät Hilde ihren Sohn nicht an seinen Vater, erzählt nicht von seinen nächtlichen Ausflügen, da Jonathan verboten war, das Haus zu verlassen, um dann aber Julius zu berichten, dass Jonathan den Verhüllten gesehen hat.
  • Gefragt habe ich mich auch, inwieweit ein Name wie Tom in der damaligen Zeit gebräuchlich war?

Mögen die angeführten Punkte eventuell kleinlich oder unerheblich klingen, mich haben sie bei der Lektüre doch etwas gestört und ich könnte mindestens zwei weitere Beispiele hinzufügen, doch dann müsste ich zu viel von der kommenden Handlung verraten und damit interessierten Lesern den Spass an der Lektüre verderben. Und den kann man durchaus am Todesmal haben, denn Bender bedient sich eines guten und einwandfreien Sprachstils und weiß spannend zu erzählen.

Fazit:
Das Todesmal, eine Novelle in vier Kapiteln, vereint mehrere Genres und könnte auch als historischer Okkult-Krimi bezeichnet werden. Sprachlich versiert, unterhaltsam und unheimllich sowie mit dem ein oder anderen kritischen Unterton versehen, gelingt es Stefanie Bender, das Interesse des Lesers konstant an ihre Geschichte zu binden. Der Handlung an sich bzw. der Beschreibung derselben hätte die Autorin allerdings gerne etwas mehr Raum zugestehen dürfen, um so auch kleine Ungereimtheiten zu vermeiden.

(stb)