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Das Labyrinth der träumenden Bücher

Walter Moers
Das Labyrinth der träumenden Bücher

Knaus, München, Oktober 2011
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Fantasy, 430 Seiten, 24,99 Euro, ISBN: 9783813503937, Titelillustration/Titelfoto/Titelgestaltung von Walter Moers und Oliver Schmitt, Innenillustrationen von Walter Moers

www.randomhouse.de
www.zamonien.de

Nach seinem Abenteuer in Buchhaim, der Stadt der träumenden Bücher, ist Hildegunst von Mythenmetz zu einem der bedeutendsten Dichter Zamoniens geworden. Doch der Erfolg ist dem Schriftsteller zu Kopf gestiegen und mittlerweile ist der bibliophile Lindwurm nicht nur vollkommen arrogant und eingebildet geworden, er hat auch sein Orm verloren. Dennoch schreibt er eifrig weiter und frönt darüber hinaus seiner Lieblingsbeschäftigung: der Lektüre von Leserbriefen. Selbstverständlich nur von denen, die überschwängliches Lob enthalten. Doch einer dieser Briefe bringt Hildegunst von Mythenmetz derart aus dem Konzept, dass er sich beinahe an seinem Frühstück verschluckt und schlussendlich sogar beschließt, nach über zweihundert Jahren nach Buchhaim zurückzukehren. Doch die Stadt hat sich gravierend verändert. Aus dem mittelalterlichen El Dorado für Büchernarren ist eine aufstrebende, moderne Metropole geworden und das Labyrinth der träumenden Bücher zu einer Touristenattraktion. Hildegunst von Mythenmetz trifft viele alte Bekannte wieder. Doch um das Geheimnis des ominösen Briefes zu lüften, muss der bibliophile Lindwurm in das Labyrinth unterhalb der Stadt zurückkehren. Ein Gedanke, der Hildegunst alles andere als behagt …

Wer Die Stadt der träumenden Bücher gelesen hat, kommt an der Fortsetzung natürlich nicht vorbei. Zu groß ist die Versuchung in die fantasievolle Welt Zamoniens zurückzukehren. Zurück zu den lebenden Zeitungen, den Buchlingen, den Bücherjägern und all den anderen mehr oder weniger liebenswerten Bewohnern Buchhaims. Auch dieses Mal erweist sich Walter Moers als kreativer Quell schier unerschöpflicher Ideen, die ganze Bibliotheken füllen können, und nichts anderes scheint dieser produktive Autor auch zu beabsichtigen, der nicht nur schreiben kann, sondern auch zeichnen, was er in über hundert Illustrationen zu dem vorliegenden Buch abermals bewiesen hat. Tatsächlich hätte es so schön werden können, wenn sich der Schriftsteller nicht in endlosen Erinnerungsschleifen, Erlebnisberichten und Abhandlungen über Puppetismus ergangen hätte. Natürlich muss sich Hildegunst erst mit den vielen Veränderungen in Buchhaim vertraut machen, doch wer glaubt, dass die Handlung nach über 150 Seiten endlich in Gang kommt, wird schwer enttäuscht sein, denn statt Spannung und Dramatik im Stil von Die Stadt der träumenden Bücher muss der Leser sich durch gefühlt endlose Kapitel über Puppetismus quälen. Die Erzählungen eines Librinauten (ehemals Bücherjäger) in drei Akten sind dagegen schon der absolute Höhepunkt des Romans. Ob es wirklich nötig war, die Handlung des ersten Buchhaim-Romans als Puppentheater darzustellen muss bezweifelt werden. Rückblicke sind schön und gut, aber sie dürfen nicht zulasten der Handlung gehen. Auf keinen Fall sollte man den Fehler begehen, das vorliegende Buch zu lesen, wenn man Die Stadt der träumenden Bücher noch nicht kennt. Zum einen wird man trotz des eben erwähnten Rückblickes viele Zusammenhänge nicht verstehen und zum anderen wird einem die Lust an der Lektüre nach dieser Aneinanderreihung von langatmigen Abschweifungen schnell vergehen. Da tröstet auch der Umstand nicht drüber hinweg, dass Das Labyrinth der träumenden Bücher offensichtlich der erste Teil eines Zweiteilers ist.

Taschenbuch oder großformatiges Hardcover? Ersteres ist bei Weitem handlicher und einfacher zu lesen, während das Hardcover natürlich stabiler ist und die Zeichnungen auf den großformatigen Seiten viel besser zur Geltung kommen. Hildegunst von Mythenmetz ist auf dem Buchumschlag übrigens genau so abgebildet, wie im Roman beschrieben. Allein die wundervollen Illustrationen sind die Anschaffung des Buches wert.

Fazit:
Wunderschön illustrierter Band, der auf über 400 Seiten vor originellen und witzigen Einfällen strotzt, die der geneigte Leser jedoch größtenteils aus dem Vorgängerband her kennt. Leider glänzt der Protagonist durch gähnende Passivität und einem ausgeprägten Hang zur Weitschweifigkeit. Spannung und Dramatik sucht man hier bedauerlicherweise vergebens.

(fh)

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