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Adventskalender 2020 Türchen Nr. 18

 

Das allzeit zufriedene Knäblein

Zwei Bauersleute hatten ein Kind und wie es denn in der Welt geht, wo nur eins ist, da wird es verzogen. Die Eltern hatten aber keinen Blick für die Fehler des Bübchens und nannten es immer nur ihr allzeit zufriedenes Kind. Eines Tages war eine Hochzeit im Ort, dazu waren die Bauersleute auch eingeladen und da sie nirgendwo allein hingingen, so nahmen sie auch ihr allzeit zufriedenes Kind mit. Als das Essen vorbei war, kamen Birnen, Nüsse und Anisgebäck auf den Tisch, von jedem hohe Teller voll. Die Gäste ließen es sich wohl schmecken und der Bräutigam gab den Kindern von allem so viel, wie sie haben wollten. Als die Gäste aufstehen und zum Tanz gehen wollten, kam das allzeit zufriedene Kind, stellte sich neben den Bräutigam und weinte bitterlich. Sogleich sprangen die Eltern von ihrer Bank herbei, um zu sehen, was das sei. Der Bräutigam fragte das Knäblein, was ihm fehle, aber es weinte immer bitterlicher. Endlich weinte seine Mutter mit und es verschlug kein Haar, dann hätte der Vater auch geweint.

Da fragte der Bräutigam wieder: »Hast du denn Hunger?«

Das Kind schrie: »Ach ich bin ja schon satt.«

»Das dachte ich mir. Ach, mein Kind ist ja immer so gern zufrieden«, schluchzte die Mutter.

Der Bräutigam sprach: »Dann komm her, ich stopfe dir die Hosentasche voll Anisgebäck.«

Aber das Kind schrie noch ärger: »Sie sind ja schon beide voll!«

»Dachte ich es mir nicht«, schluchzte die Mutter, »unser Kind ist so gern zufrieden, es muss ihm etwas anderes fehlen.«

Der Bräutigam sprach: »Dann gehe nach Hause, leere sie aus und komm wieder, dann bekommst du mehr.«

Da schrie das Kind noch viel schlimmer: »Ich war ja schon dreimal zu Hause.«

»Nein das ist es auch noch nicht, unser Kind ist so bald zufriedengestellt. Kindeshand ist bald gestillt, es muss ihm etwas anderes fehlen«, schluchzte die Mutter und weinte bittere Tränen.

»Dann geh nach Hause und komm noch einmal wieder«, sprach der Bräutigam.

Doch da schrie das Kind wie verzweifelt: »Wenn ich wiederkomme, haben die anderen alles gegessen.«

»Wir heben dir alles auf und essen nichts mehr«, sagte der Bräutigam.

Da lachte das Kind ihn an und lief weg.

Die Mutter rief aber: »Ach, es ist doch rührend, wie unser Kind ein allzeit zufriedenes Gemüt hat.«

»Ja, das weiß der Himmel«, sprach der Vater, »so gibt es keines mehr.«

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