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Der Welt-Detektiv Band 6

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Turnier- und Ritterbuch – Teil 7.8.

Heinrich Döring
Turnier- und Ritterbuch
Verlag von E. F. Schmidt, Leipzig
Sitten und Gebräuche des Rittertums im Mittelalter

Ludwig der Springer

Achtes Kapitel

Wie Ludwig in mannigfache Fehden geriet

Es begab sich aber, dass Ludwig, bisher ein Freund des Raisers Heinrich V., der die Schenkungsurkunde des Klosters zu Reinhardsbrunn feierlich bestätigt hatte, sich mit ihm entzweite.

Ludwig nämlich war mit seinem Stiefsohn Friedrich, dessen väterliches Erbe er während des Pfalzgrafen Unmündigkeit verwaltete und nun auf dessen Verlangen zurückgeben sollte, in eine Fehde verwickelt. Und der Kaiser unterstützte Friedrichs Forderungen. Da verbündete sich Ludwig mit dem tapferen Grafen Wigbrecht von Groitsch und anderen Freunden zu Trutz und Schutz gegen den Kaiser. Die Verbündeten fanden Unterstützung bei dem Herzog Lothar von Sachsen, dem Raubgrafen Rudolph von Nordsachsen, dem Pfalz­grafen Friedrich von Sommersberg und anderen miss­vergnügten sächsischen Fürstenhäusern. Als nun meh­rere von diesen des Kaisers Aufgebot, an seinem Hof zu erscheinen, unbeachtet ließen, zog Heinrich ihre Güter und Besitzungen ein und entblödete sich nicht, selbst während der Weihnachtsfeiertage des Jahrs 1112 zu verheeren und zu plündern. Als nun Ludwig mit Wigbrecht von Groitsch und anderen Rittern und Herren, eine Unterredung zu Warnstedt bei Quedlinburg pflog und sich mit ihnen beriet, wie sie Kaiser Heinrichs Macht wohl mit Glück widerstehen könnten, da begab es sich, dass des Kaisers Feld­hauptmann, der kühne Graf Hoyer von Mansfeld die Verschworenen überfiel. Da wurde Wigbrecht von Groitsch schwer verwunden gefangen. Obwohl Ludwig sich durch die Flucht rettete, fiel doch sein Sohn Hermann in des Kaisers Gewalt und wurde auf der Veste Hammerstein am Rhein in Haft genommen.

Aber auch Ludwig selbst sofort in die Reichsacht erklärt, entging nicht der kaiserlichen Haft. Es war im Jahr des Herrn 1114, als Heinrich am Dreikönigsfest sein Beilager mit des Königs von England Tochter Mathilde feierte. Da hatte der Kaiser zu dem glänzenden Fest alle deutsche Reichsfürsten eingeladen. Es erschien unter ihnen aber auch der Graf von Thüringen, weil er glaubte, der Kaiser sei wieder mit ihm versöhnt oder werde doch nichts Feindliches gegen ihn unternehmen an jenem Tag allgemeiner Freude. Aber Heinrich befahl, den Gra­fen zu verhaften, und ein öder Kerker nahm ihn auf.

Dort schmachtete Ludwig lange, und selbst sein Sohn, Ludwig der Jüngere genannt, vermochte ihn nicht zu befreien, als er mit seines Vaters Bewilli­gung mehrere seiner Besitztümer und darunter die Schauenburg an das Kloster Reinhardsbrunn um 40 Mark Silber verkaufte und das Geld an die kaiserliche Schatzkammer sandte. Erst als Heinrichs Hee­resmacht geschlagen und vernichtet an dem Welfes­holz im Mansfeldischen zwischen Hettstedt und San­dersleben am 11. Hornung des Jahres 1115 war, erhielt Ludwig seine Freiheit wieder. Aber er setzte mit seinen Söhnen den Kampf gegen den Kaiser fort, bis dieser endlich im Jahre 1120 zu Goslar gütliche Unterhandlungen mit den deutschen Reichsfürsten pflog.