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Der Welt-Detektiv Band 6

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Turnier- und Ritterbuch – Teil 7.7.

Heinrich Döring
Turnier- und Ritterbuch
Verlag von E. F. Schmidt, Leipzig
Sitten und Gebräuche des Rittertums im Mittelalter

Ludwig der Springer

Siebentes Kapitel

Wie Ludwig das Kloster zu Reinhardsbrunn erbaute

Sehr am Herzen lag dem Grafen Ludwig sein und seiner Frau zeitliches und ewiges Wohl. Es war daher seine erste Sorge, als er wieder heimgekehrt war, eine Stätte zu finden, die sich zum Bau eines Klosters eigne. Denn er wollte so schnell als möglich erfüllen, was er dem Heiligen Vater in Rom gelobt hatte.

Es begab sich aber, dass eines Tages auf der Schauenburg ein Mann erschien, der dem Grafen einen wundersamen Bericht abstattete. Der Mann wurde Reinhard genannt und seines Gewerbes ein Töpfer und hatte eine Wohnung unweit der Burg des Grafen in dem Tal, wo man hindurchmusste, wenn man den Weg nach Gotha oder Eisenach einschlug.

Dieser Töpfer beteuerte nun, wie er an dem Brünnlein, das dicht an seiner Wohnung gelegen, allmäh­lich zwei hell aufflammende Lichter gesehen hatte, die wieder verschwanden, so wie er sich ihnen näherte. Da wunderte sich Ludwig höchlich über den wundersamen Bericht und begab sich, da es Nacht geworden war, an Ort und Stelle. Er sah aber dort die Flämmchen in hellem Kerzenglanz leuchten, wie der Töpfer Reinhard ihm die Sache geschildert hatte. Es wollte ihm aber bedünken, dass es töricht wäre, noch länger nach einer geeigneten Stätte für den Klosterbau umherzuspähen, und meinte, solche nun gefunden zu haben. Als Ludwig seinen Freund, den Bischof von Halberstadt, zu Rate zog, da meinte dieser, das sei ein göttlicher Wink, dem er ohne Weiteres gehorchen müsste.

Ludwig aber ließ sofort die Eichen fällen, die ihre Häupter kühn in die Lüfte emporhoben, und ließ die Stätte von den niederen Waldgesträuch rings umher säubern.

Ohne Säumen ließ er nun den Bau beginnen, und bald erhoben sich dort die Mauern eines Klosters, nach des Töpfers Namen, Reinhardsbrunn geheißen. Das geschah im Jahre 1083. Es stiftete aber Ludwig das Kloster zu Ehren der heiligen Mutter Maria und des Evangelisten Johannes und beschenkte dieses mit hundertfünfzig Hufen Landes und den Leibeignen, die zur Scholle gehörten. Er empfahl es dem Schutz des römischen Stuhls und behielt für sich und seine Nachkommen nur das Recht eines Schirmvogtes vor. Es war aber Giesel­bert von Admont, der erste Abt des Klosters zu Reinhardsbrunn, der sich durch milde Spenden und Schenkungen bald zu einem der Reichsten im ganzen Thüringer Land emporhob.