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Sherlock Holmes – Ein Phänomen in der Literaturlandschaft

Anlässlich des 125. Geburtstages von Meisterdetektiv Sherlock Holmes pilgern unzählige männliche Fans mit Tweedmütze, Umhang und Pfeife oder im Anzug und Zylinder sowie weibliche Fans im viktorianischen Kleid in das Eifelstädtchen Hildesheim zum 1. Sherlocon. Die zum Kultstatus gewordene Romanfigur ist alles andere als out. Gerade durch die BBC-Serie Sherlock gewinnt Holmes besonders beim jüngeren Publikum immer mehr an Beliebtheit. Seit 2010 setzt die Serie die Geschichten von Arthur Conan Doyle in das London des 21. Jahrhunderts für die jüngere Generation greifbar um. Denn mit dem viktorianischen Zeitalter mit seinen Droschken, Dampfmaschinen und Gaslichtern kann die Jugend von heute kaum etwas anfangen.

Sherlock Holmes ist die erfolgreichste Detektivfigur und Vorlage für alle Detektive und Duos, so Olaf Maurer, einer der Vorsitzenden der Deutschen Sherlock Holmes Gesellschaft Ludwigshafen.

Als Arthur Conan Doyle 1886 seine erste Geschichte mit Sherlock Holmes zu Papier brachte, dachte er mit keiner Silbe daran, welche Entwicklung der Meisterdetektiv nehmen würde. Der etwas eigenwillige Detektiv mit Tweetmütze und Tabakspfeife wurde zu einem der bekanntesten Literaturhelden weltweit und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. So erscheinen regelmäßig unter anderem im KBV Verlag Hillesheim, im Blitz Verlag Windeck und bei der Romantruhe Kerpen-Türnich neue Geschichten mit dem Meisterdetektiv.

Der Mediziner Arthur Conan Doyle entdeckte neben dem Beruf seine Leidenschaft, Geschichten niederzuschreiben. Im Jahr 1886 erblickte Sherrinford Holmes, später Sherlock Holmes genannt, in der Erzählung A Study in Scarlet zum ersten Mal das Licht der Welt. Mit Sachverstand, Logik und neuesten Erkenntnissen der Kriminalistik ermittelte er zusammen mit seinem Assistenten und Wegbegleiter Dr. Watson in dieser Story in einem Rachemord. Der Autor verkaufte die Erzählung an einen Verlag, welcher diese 1887 in einem Almanach veröffentlichte.

Zwei Jahre gingen ins Land, als sich ein amerikanischer Verleger bei Arthur Conan Doyle meldete, um ihn für weitere Detektivgeschichten mit Sherlock Holmes und Dr. Watson unter Vertrag zu nehmen. Durch Zufall hatte der Verleger den ersten Fall gelesen und war davon sehr begeistert. Er beauftragte einen Verlagsvertreter, ein Abendessen mit dem Autor zu organisieren, um ihn näher kennenzulernen. An diesem Essen nahm auch Oscar Wilde teil.

Schnell wurden sich die Vertragspartner einig; Wilde schrieb Das Bildnis des Dorian Gray und Doyle The Sign of the Four. Es waren nicht seine Romane, die Doyle berühmt machten. Vielmehr gefielen den Lesern die kurzen Episoden, die als Fortsetzung vor allem im Strand Magazin erschienen. Es waren jene 56 Kriminalgeschichten, die später als Vorlage für Theaterstücke, Filme, Comics und Hörspiele dienten.

Bereits im Jahr 1893 setzte Arthur Conan Doyle alles daran, den Meisterdetektiv Sherlock Holmes über die Klinge springen zu lassen. Seinem Helden überdrüssig geworden sowie Druck vonseiten des Verlages und der Leser veranlassten den Autor dazu, das Ende von Holmes einzuläuten. In The Final Problem ließ er Holmes während eines Kampfes mit seinem ärgsten Widersacher Professor Moriaty in der Schweiz den Reichenbachfall hinunterstürzen. Das Ende der Geschichten mit dem Meisterdetektiv schien damit gekommen zu sein. Doch der Autor machte die Rechnung ohne seine Leser. Diese liefen Sturm und überschütteten regelrecht Doyle mit einer Flut von Protestbriefen. Schon lange waren die Grenzen zwischen Fiktion und Realität nicht mehr eindeutig auszumachen. Die Massen liebten und lebten die Romanfigur Sherlock Holmes. Sie durfte und konnte nicht so einfach von der Oberfläche verschwinden. Viele Sherlockianer trugen schwarzen Armbinden als Zeichen der Trauer um ihren Helden. Ganz Europa litt an der Krankheit Sherlockismus. So etwas hatte es nach der Massenhysterie 1774 in Bezug auf Goethes Die Leiden des jungen Werther nicht mehr gegeben.

Nach Einigung mit dem Verlag und einem höheren Honorar entschloss sich Arthur Conan Doyle, seinem Helden erneut Leben einzuhauchen. »Holmes hat den Wasserfallsturz in der Schweiz überlebt.« So ähnlich könnte die Meldung gewesen sein, welcher er verkünden ließ. Die Fans waren überglücklich, der Verlag froh über die zu erwartenden Einnahmen. Neue Kriminalgeschichten mit Holmes und Watson folgten, bis 1902 die wohl bekannteste aller Storys um den Londoner Meisterdetektiv erschien – Der Hund von Baskerville.

So kurios und ausgefallen die Geschichten sind, so skurril ist in der Literaturgeschichte die Tatsache, dass der Meisterdetektiv in der Londoner Baker Street 221 b zu Hause war. Im Jahr 1990 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft ein Sherlock-Holmes-Museum (Baker Street 239), in welchem auf der Grundlage von Doyles Erzählungen detailgetreu Wohn- und Schlafräume entstanden.

Noch heute erreichen Hunderte Briefe die real existierende Baker Street 221 b. Ein extra für die Fanpost abgestellter Mitarbeiter der dort ansässigen Abbey National-Bausparkasse beantwortet fachgerecht alle Anfragen der Fans.

Copyright © 2012 by Wolfgang Brandt

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