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Slatermans Westernkurier 10/2021

Auf ein Wort, Stranger, kommst du mit zum Roundup?

Bei der Betrachtung jedweder Beiträge aus dem Westerngenre, sei es in Buch-, Romanheft- oder filmischer Form, wird jeder Fan garantiert irgendwann mit dem Begriff Roundup konfrontiert. Wahrscheinlich bleibt es dabei aber lediglich bei einer Erwähnung oder aber es folgen höchstens ein paar allgemeine Sätze dazu.

Leider ist es jedoch in den allermeisten Fälle so.

Leider auch deshalb, weil das Round Up ein elementarer Bestandteil im Leben eines jeden Cowboys ist. Es ist ein wichtiger Teil seiner Arbeit, nimmt zweimal im Jahr mehrere Tage oder Wochen in Anspruch, je nach Größe der Herde und der Ranch, auf der er beschäftigt ist, sowie den örtlichen geographischen Begebenheiten und gehört eigentlich zu jedem fundierten Artikel über den Beruf eines Cowboys genauso dazu wie Berichte über Chaps, Stiefel, Sporen oder über den Sattel eines Weidereiters, ausgenommen gewisse auf Masse statt Klasse ausgerichteten Knall-Bumm-Peng-Storys.

Eigentlich und deshalb ist es an der Zeit, dem Roundup endlich einmal jene Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, das ihm gebührt.

 

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Roundup ist der Zusammentrieb einer oder mehrerer Rinderherden auf offenem Gebiet und ihre Konzentration an einem bestimmten Punkt.

Treffender lässt sich dieser Begriff nicht beschreiben.

Der Zweck eines Roundups ist ein mehrfacher.

Einerseits will sich der Rancher damit einen Überblick über die Gesamtzahl seiner Herde machen und damit im Vergleich zum Vorjahr feststellen, wie sich ihr Wachstum entwickelt hat. Im Einzelnen stellt man so den Zuwachs von Stier- und Rinderkälbern fest und das Verhältnis von Stieren zu Mutterkühen. Man sortiert alle Mavericks, also nicht gebrandmarkte Tiere aus und treibt sie zum Brandfeuer, wo sie gebrandmarkt werden. Man trennt zugelaufene, fremde Rinder von der eigenen Herde und übergibt sie ihrem Eigentümer und man sortiert jene Rinder, die entweder zum Verkauf nach Norden getrieben werden sollen oder zum Abholverkauf bereitgestellt werden müssen, heraus.

Andererseits verfolgt ein Roundup auch den Zweck, vor allen Dingen jene Rinderrudel aufzustöbern und der Herde wieder einzuverleiben, die im Laufe der Zeit abgewandert waren und es sich in versteckten Schluchten oder Buschgürteln heimisch gemacht hatten, den sogenannten Driftrinder.

Ein Roundup dient nebenher aber auch der Feststellung von besonders durch Raubtiere gefährdete Weidegebiete, der Feststellung von Viehdiebstählen durch Indianer oder Diebe und der erneut groben Abgrenzung nachbarlicher Weidegebiete, indem man die zusammengetriebenen Hauptherden nach dem Brandmarken und Verkaufsaussondern auf Weidegründe führt, die möglichst alle geographischen und wirtschaftlichen Bedingungen dazu erfüllen, diese Herden am Ort zu halten und ein Abwandern auszuschließen.

 

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Roundups finden grundsätzlich, egal ob im Südwesten oder Nordwesten, zweimal im Jahr statt, und zwar im Frühjahr zwischen März und April und im Herbst zwischen September und Oktober. Die Dauer hängt, wie eingangs bereits erwähnt, hauptsächlich von der Größe der Herde und der Beschaffenheit des Landes ab.

Die ersten Roundups wurden im Südwesten veranstaltet, genauer gesagt in Texas, wo sich die offene Rinderzucht am frühesten entwickelt hatte.

In diesem Teil Amerikas dient das Roundup im Frühjahr zunächst einmal der Zusammenstellung von Treiberherden. Hierzu werden hauptsächlich ausgewachsene Rinder und Stiere ausgesondert und nebenbei eigenes von fremdem Eigentum getrennt, Mavericks gebrandmarkt und die Treibherde mit dem Road-Brand, also dem Treibbrandzeichen versehen.

Im Nordwesten dagegen, wo man nicht auf ein vier bis fünfmonatiges Herdentreiben Rücksicht zu nehmen braucht, dient das Frühjahrs-Roundup hauptsächlich dazu Kälber und Mavericks zu brandmarken, Fremdvieh auszusortieren, Stierkälber zu kastrieren und Driftrinder zur Hauptherde zurückzuführen.

Beim Herbst-Roundup im Südwesten, das in der Regel unmittelbar nach der Rückkehr der Treiberherdenmannschaft aus dem Norden in Angriff genommen wird, bringt man versprengte Rinder zur Hauptherde, die auf der offenen Weide konzentriert wird, brändet Mavericks und Jungkälber, kastriert Stierkälber und sortiert Driftrinder der Nachbarn aus und übergibt sie den Eigentümern.

Im Norden stellt man im Herbst-Round -Up hauptsächlich Verkaufsherden zusammen, die sich nach den vorangegangenen Sommermonaten in bestem Ernährungszustand befinden. Diese Verkaufsherden brauchen nur über kurze Entfernungen hinweg zu den nahegelegenen Eisenbahn-Verladebahnhöfen gebracht zu werden. Des Weiteren werden bei dem Roundup alle Kälber und Mavericks gebrandmarkt, die man während des Frühjahrs-Roundup vergessen hat-

 

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Eine Roundup Mannschaft wird immer, egal ob im Norden oder Süden, von einem Roundup Vormann, einem sogenannten Roundup Boss oder Roundup Captain, angeführt, der seine Männer zunächst in zwei Hauptmannschaften einteilt.

Da ist zum einen die Kreisreitermannschaft, deren Aufgabe es ist in Gruppen zu jeweils 2 Mann vom vorher ausgewählten Roundup Camp her die Hauptherde durch das Umreiten derselben in immer enger werdenden Kreisen allmählich auf ein großes Areal neben dem Brandplatz zu konzentrieren, auf dem sich zumeist mehrere Brandfeuer befinden.

An diesem Platz wartet dann die Brandmannschaft. Diese besteht aus den Ropers, den Seilfängern, die Mavericks und Kälber von den Cutters, den Aussonderern übernehmen, indem sie die Tiere mit Wurfschlingen einfangen und zum Brandplatz bringen, wo diese von den Rastlers, den Werfern, dicht am Feuer gepackt, umgeworfen und am Boden gehalten werden. Sobald dies geschehen ist, kommen die Bränder mit den Brandstempeln um die Brandzeichen in die Haut des Tieres zu bränden. Dann kommen die Markers ins Spiel, welche an den Tieren Ohr- und Messermarkierungen anbringen und sie gegebenenfalls auch kastrieren. Der Cutter bringt die derart markierten Tiere zu einem anderen Platz zurück, wo die Flankers mit ihren Pferden einen weiten, beweglichen Trichter bilden, durch den die neu gebrandmarkten Jungkälber, Mavericks, Jungrinder und Jungtiere der Hauptherde, sowie auch die ausgewachsenen Kühe und Bullen langsam getrieben werden.

Am Schmalende des Trichters zählen die Reiter dann die einzelnen Rinder nach ihrem Alter und tragen die Zahlen dann in Listen ein.

Dann gibt es noch Männer, die zwar nicht zu den beiden Hauptmannschaften zählen, die aber für den reibungslosen Ablauf des Roundups nicht minder wichtig sind.

Da sind zum einen die Wrangler, welche die Remuda mit den Reservepferden bewachen und sie zum ständigen Wechsel bereit halten und natürlich der Mannschaftskoch, der Cookie, und sein Gehilfe, die ihr Küchenlager, das sogenannte Chuck Camp, etwas abseits des Roundup Platzes aufgeschlagen haben, wobei diese im Norden neben dem Chuckwagen noch einen Hoodlum-Wagen mitführen, in dem Bettrollen und Schlafzelte deponiert sind, während man im Süden aufgrund des wärmeren Klimas darauf verzichten kann.

 

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Zum Abschluss noch etwas zu dem Begriff Herde.

Im Zusammenhang mit Pferden gebraucht der Cowboy nie das Wort Herde, sondern immer den Begriff Bande, engl. Band. Er spricht deshalb stets von einer Bande Pferde oder Bands, während er nur bei Rindern das Wort Herde benutzt.

So trieb oder drückte er auch eine Rinderherde, während er eine Bande von Pferden hirtete.

Bis zum nächsten Westernkurier 11/2021

Euer Slaterman

Quellenhinweis:

  • H.J. Stammel: Legende und Wirklichkeit von A-Z. Ein Lexikon der amerikanischen Pioniergeschichte, Bertelsmann Lexikon-Verlag 1972