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Bisonjäger Teil 3

Vom Handel, der Jagd und der Landwirtschaft

Im Gegensatz zu den Jagdmethoden der archäischen Jäger, über die wir kaum etwas wissen, lassen sich die der unberittenen Bisonjäger vergleichsweise leicht rekonstruieren, zumal es in einzelnen Fällen frühe Augenzeugenberichte gibt.

Für die Jagd auf den Bison wurden hauptsächlich drei Methoden angewandt.

Sehr alt war das Einkreisen der Herde.

Die Jäger schlichen sich dabei getarnt an eine grasende Herde heran. Noch in historischer Zeit benutzten einige Stämme zu solchen und ähnlichen Aufgaben Wolfsfelle. War der Ring um die Herde geschlossen, standen die Jäger auf ein Kommando des Anführers dicht vor den Tieren auf. Die überraschten Bisons waren eine leichte Beute, da sie in ihrem ersten Erstaunen nicht wussten, in welche Richtung sie ausbrechen sollten.

Nach der Einführung des Pferdes wurde diese Jagdart dahingehend geändert, dass die berittenen Jäger eine Herde einkreisten, sie zum Stehen brachten und dann möglichst viele Tiere erlegten.

Komplizierter war der Bisonfang.

Dazu war ein am Fuß eines Abhangs errichtetes Gehege aus festen Palisaden erforderlich. Von seinem Eingang führte ein trichterförmiger Zwangswechsel den Hang hinauf bis auf die Hochfläche. Meist bestanden die Seiten des Zwangswechsels aus Steinhaufen mit aufgesetzten Grasbüscheln, die den Tieren eine Reihe von Menschen vortäuschen sollten. In manchen Fällen wurden stattdessen Jäger versteckt, die beim Nahen der Herde plötzlich aufsprangen und Decken schwenkten, in anderen verkleidete sich ein erfahrener Jäger mit dem Fell eines Bisonkalbs. Damit lief er langsam vor der Herde her, ahmte den Ruf eines verirrten Kalbes nach und lockte die Tiere so immer tiefer in den Zwangswechsel.

In späteren Jahren wurden berittene Jäger zum Treiben der Herde eingesetzt.

Manche Stämme bevorzugten trotzdem eine noch ältere Methode.

War der Abhang steil genug, sodass die Tiere ihren Halt verlieren mussten, erübrigten sich die Palisaden. Die Tiere wurden einfach über die Klippen getrieben. Diese Art der Jagd war schon im alterssteinzeitlichen Europa bekannt.

Das Repertoire der Bisonjäger war mit diesen Methoden jedoch keineswegs erschöpft.

Grasfeuer wurden dort eingesetzt, wo es galt, den im Hinterhalt liegenden Jägern eine Herde zuzutreiben. Auch die Einzeljagd spielte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die nördlichen Stämme benutzten im Winter dazu Schneeschuhe, um die vom tiefen Schnee behinderten Tiere zu erlegen. Bei dieser Art der Jagd wurde der Hund nicht gebraucht und auch Fallgruben waren unbekannt.

 

*

 

Sowohl die Bisonjäger als auch ihre von der Landwirtschaft lebenden Nachbarn waren zu bestimmten Jahreszeiten Sammler. Neben verschiedenen Beerenarten wurden vor allem Wurzeln, Knollen und Wildgemüse geerntet. Trotz der vielen Flüsse und Ströme, die den Westen durchflossen, wurden Fische nur in absoluten Notzeiten gefangen, obwohl fast alle Stämme bestimmte Fangmethoden kannten.

Lediglich die sesshaften Stämme wie die Mandans oder die Hidatsa schienen den Wels und andere Arten als Deliktesse zu schätzen, wie zahlreiche Gräten beweisen, die bei archäologischen Ausgrabungen zutage gekommen sind.

Die Blackfeets verwendeten Fischreusen, die Omaha Fischspeere oder Pfeil und Bogen.

Harpunen und Netze dagegen schienen unbekannt gewesen zu sein. Da außer runden Booten aus Weiderahmen und Bisonhäuten keine Wasserfahrzeuge zur Verfügung standen, wurde der Fischfang entweder vom Ufer aus oder an Eislöchern betrieben.

Nur die Crees kannten Fischweiher.

Obgleich viele Siedlungen in unmittelbarer Nähe von Flüssen lagen, wurden diese nie als Wasserstraßen benutzt. Erst die Pelzhändler machten die Flüsse zu wichtigen Verkehrsadern.

Die Rolle der Landwirtschaft in diesem Gebiet, besonders in der älteren Periode, ist oft unterschätzt worden.

Dass die sesshaften Stämme nicht nur einen großen Teil ihres Lebensunterhalts durch Mais, Bohnen und andere Gemüsesorten bestritten, sondern sogar ihre Überschüsse an ihre mehr jagdlich orientierten Nachbarn vertauschten, wird erstmalig um 1541 von spanischen Beobachtern erwähnt.

Demnach war dieser Tauschhandel bereits eine alte Einrichtung. Damit erklärt sich auch die verhältnismäßig rasche Verbreitung von Pferden. Andererseits bedeutet der Tauschhandel zwischen Bauern und Jägern nicht, dass die sesshaften Stämme völlig von der Landwirtschaft abhängig waren. Bei den Pawnee, die zumindest in historischer Zeit die Landwirtschaft zu relativen Höhen entwickelt hatten, hielten sich Mais und Bisonfleisch in der täglichen Nahrung trotzdem die Waage.

Es gab keinen Stamm, der völlig zum Bauerntum übergegangen war.

Periodische Dürren dürften diesen oft zu schaffen gemacht haben. Da Pflugwirtschaft und Düngung unbekannt waren, konnte man mit der einfachen Hackbaumethode keine großen Erträge erzielen, doch dürften die Ernten in den guten Jahren ausgereicht haben, um mit den Überschüssen Tauschhandel zu betreiben.

Allerdings war das von Stamm zu Stamm verschieden.

Während die Landwirtschaft bei den Pawnee, Arikara, Mandan und Hidatsa gleichwertig mit der Jagd war, betrug die Gesamternte bei den östlichen Sioux-Stämmen oftmals nicht einmal eine Zusatzkost.

 

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Obgleich die Landwirtschaft betreibenden Stämme viele Eigentümlichkeiten der Plains, also Reiter und Bisonjägerkultur, aufweisen, ist ihre mehr oder weniger sesshafte Lebensweise Grund, bei diesen von einer Sondergruppe zu sprechen.

Gerade die Caddo-Stämme zeigen starke Ähnlichkeiten mit den südöstlichen Bauern und Maiskulturen, während ihre nördlichen Vettern mehr Bedeutung auf die Jagd legten. Man kann heute sagen, dass die Landwirtschaft der Prärieindianer keine eigene Entwicklung war, sondern eine Übernahme gewisser Lebensweisen der sesshaften Stämme.

 

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Der nächste Teil unserer Kolumne wird sich mit dem Familienleben der Bisonjäger, ihrer sozialen Organisation und dem Zusammenleben untereinander beschäftigen.

Dabei wird deutlich, dass sich unsere heutige Gesellschaft trotz aller Aufgeklärtheit und Toleranz vom Umgang und dem täglichen Miteinander dieser angeblich so primitiven Ureinwohner Amerikas eine dicke Scheibe abschneiden kann.

Quellennachweis:

  • Bisonjäger, Kosmos-Bibliothek Band 223 von Dr. Gustav A. Konitzky, Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart 1959
  • Neu bearbeitet und in Szene gesetzt von G. Schulz, Ludwigsburg 2020