Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Der Detektiv – Das Geheimnis des Czentowo-Sees – 5. Kapitel

Walter Kabel
Der Detektiv
Band 7
Kriminalerzählungen, Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1920
Das Geheimnis des Czentowo-Sees

5. Kapitel

Das Erbbegräbnis derer von Lippstedt

Mörner machte ein sehr wenig geistreiches Gesicht zu alldem. Ihm schwirrte förmlich der Kopf. Ganz mechanisch nahm er von Harst das brennende Streichholz für die Zigarette entgegen. Er wollte dann gerade den Mund zu einer Bemerkung auftun, als draußen im Gang schwere Schritte erklangen.

Es war der Aufseher, der nun Harsts Zelle öffnete und meldete: »Herr Amtsrichter, Herr von Blenkner wünscht Sie in einer sehr dringenden …«

»Führen Sie ihn nur hierher«, unterbrach Harst ihn. »Wir warten schon auf den Herrn.«

Der Aufseher verschwand verdutzt.

»Sehen Sie, da ist er schon«, meinte Harst zu Mörner. »Das Vorspiel des Dramas ist zu Ende. Der zweite Akt beginnt, denn der erste spielte sich in dieser Nacht zwischen mir und Blenkners Wirtschafterin ab. Sie werden sofort alles hören.«

Blenkner trat ein. Sein Blick ruhte prüfend auf dem rotbärtigen Leiermann. »Ah, also hier sehe ich Sie wieder, Herr Harst«, sagte er überstürzt. Dann reichte er Mörner die Hand.

Harst war aufgestanden und bot Blenkner den Platz auf der Bettkante an. »Bitte, setzen Sie sich. Wir werden so manches zu besprechen haben. Ich stehe gern. Zigarette gefällig, Herr von Blenkner? Es ist eine Marke, die im Handel nicht zu haben ist, meine Spezialmarke. Wie haben Sie es in Berlin herausbekommen, dass ich bereits abgereist war? Waren Sie bei mir zu Hause? Ah, meine gute Mutter erklärte, ich wäre krank. Ganz wie ich es ihr angeraten hatte. So so, und dann haben Sie sofort Lunte gerochen, dass der Vogel in Wahrheit ausgeflogen war. Doch jetzt wollen wir den Amtsrichter nicht länger auf die Folter spannen. Die Herren werden ja aus den Zeitungen über meinen ersten kleinen Erfolg als Liebhaberdetektiv unterrichtet sein. Die Aufklärung des an meiner Braut verübten Mordes war bedeutend einfacher als dieser Fall hier, den ich sogar jetzt noch nicht vollständig übersehe, obwohl die Hauptpunkte erledigt sind. Dass die Lichterscheinungen im See nur auf eine elektrische, von einem Taucher gehandhabte Lampe zurückzuführen sein konnten, wusste ich sofort, zumal das Leuchten ja wandern sollte und nicht auf einer Stelle beharrte. Ein Mann im Taucheranzug suchte also irgendetwas auf dem Seeboden und ein Zweiter musste ihm die nötige Luft mittels der Pumpe zuleiten. Zwei waren also ohne Frage dabei mindestens beteiligt, zwei gute Freunde, zum Beispiel Sie, Herr von Blenkner, und Ihr Intimus Bollschwing …« Harst entwickelte nun denselben Gedankengang, den er in der Nacht am Seeufer Max Schüler mitgeteilt hatte. »Unterwegs auf der Chaussee riss an meines Sekretärs Rad die Kette. Ich fuhr allein weiter. Ich klingelte dann kurzerhand Ihre Marie heraus, Herr von Blenkner. All das kennen Sie bereits. Aber dem Amtsrichter ist es neu. Ich stellte mich Marie als Privatdetektiv Meier vor, der in Ihrem Auftrag käme, um die Schritte des anderen Detektivs Harald Harst zu durchkreuzen. Marie nickte verständnisvoll. ›Vor dem Harst hat Herr Bollschwing mich schon gewarnt‹, meinte sie in ihrer Ahnungslosigkeit und vertraute mir vollständig. Ich sagte ihr nun – und das war ein Versuch auf gut Glück – Sie hätten mir befohlen, die Taucherausrüstung sofort im Wald zu vergraben, da sie Ihnen im jetzigen Versteck nicht sicher genug verborgen zu sein schiene. Marie nickte wieder, nahm die Lampe und führte mich in den Stall, wo in zwei großen, scheinbar mit Getreide gefüllten Kisten all das lag, worauf ich aus war. Als ich so sehr schnell ans Ziel gelangt war, erklärte ich dem alten Frauchen, dieses Versteck genüge durchaus. Wir könnten die Sachen ruhig in den Kisten lassen. Dann bat ich Ihre Wirtschafterin um etwas Genießbares. So fand ich Gelegenheit, mich mit ihr längere Zeit zu unterhalten. Sie plaudert gern, die Alte, rühmte sich, Ihr volles Vertrauen zu besitzen, und war spielend leicht auszuhorchen. Ich tat, als hätten Sie mich nur oberflächlich in die Sachlage eingeweiht. Obwohl ich nichts wusste, genügten allgemeine Andeutungen, von dem Frauchen zu erfahren, dass Sie, Herr von Blenkner, den Grafen und seine damalige Geliebte Mathilde Mulack im Verdacht hätten, Ihre Tante, die Gräfin Hildegard, ermordet, im See versenkt und das Märchen erfunden zu haben, sie wäre nach einem Streit mit ihrem Gatten nachts heimlich auf und davon gegangen und sodann beim Eisenbahnunglück in Köslin mit umgekommen, wobei dem verbrecherischen Paar die Unkenntlichkeit mehrerer bei der furchtbaren Katastrophe halb verkohlter weiblicher Leichen zustatten gekommen wäre. Ich dankte der Alten herzlichst für alles Empfangene, wobei sich mein Dank freilich mehr auf die geistige Kost bezog, und verließ das Haus. Marie hatte nun auch unter anderem erwähnt, dass die Überreste der Toten – das heißt also der unechten Gräfin – in der Familiengruft im Park des Schlosses Szentowo beigesetzt worden wären. Ich sagte nun schon, dass ich, bevor ich meinen Gehilfen Max Schüler am Seeufer traf, bereits das Schloss eine Weile umschlichen und dabei dem Grafen und der Gräfin in der Hauptallee des Parks begegnet war. Sie gingen auf das Schloss zu und sprachen sehr leise miteinander, aber auch sehr erregt. Es war dies genau eine halbe Stunde vor Mitternacht. Nun, als Marie die Familiengruft erwähnt hatte, kam mir sofort der Gedanke: Das Paar ist vielleicht in der Gruft gewesen, um sich zu überzeugen, ob der Verwesungsprozess an der Leiche der unechten Gräfin so weit vorgeschritten wäre, dass selbst die genaueste Untersuchung eine Entdeckung dieser Leichenunterschiebung unmöglich machte. Eine Stunde später – der Morgen begann bereits zu grauen – stand ich vor dem gemauerten, tempelähnlichen Erbbegräbnis der Grafen von Lippstedt. Ich drückte ein Oberfenster ein und kletterte in die kleine Kapelle hinein, stieg in die eigentliche Gruft hinab und fand hier den Deckel eines Eichensarges beiseitegestellt. Dieser Sarg enthielt einen zweiten aus verlötetem Zinkblech. Dieser zweite war an den Deckelnähten von sehr ungeübten Händen etwa zur Hälfte gewaltsam geöffnet worden. Die Werkzeuge – Blechschere, Stemmeisen und Hammer – waren im Sarg des Vaters des Grafen Erwin versteckt. Wären Sie nun nicht ebenfalls auf die Vermutung gekommen, meine Herren, dass das Paar hier tätig gewesen war? Das lag so greifbar nahe. Ich fuhr dann schleunigst heim – hier ins Gerichtsgefängnis zurück. Schlafen konnte ich nicht, wenigstens zunächst nicht. Ich ließ also alles nochmals an meinem kritischen Geist vorüberziehen, was ich der alten Wirtschafterin an Neuigkeiten verdankte. Und, siehe da, plötzlich machte mein Denken halt! Marie hatte mir berichtet, dass Sie, Herr von Blenkner, den ersten Verdacht gegen das jetzige Ehepaar Lippstedt deswegen gefasst hätten, weil Ihre Tante Hildegard in einer Lebensversicherung mit 100.000 Mark eingekauft war und weil der Graf für seine Berliner Geliebte derartige Summen verschwendet hatte, dass Bollschwing als Güterdirektor ihn wiederholt warnen musste, die Besitzungen nicht allzu stark mit Hypotheken zu belasten, also deswegen, weil Sie argwöhnten, der Graf hätte es auf die Lebensversicherungssumme abgesehen gehabt. Es ist doch so, nicht wahr?«

Blenkner bejahte. »Ich will hier gleich noch Folgendes ergänzen, Herr Harst«, meinte er, froh, einmal zu Worte zu kommen. »Wenn ich Sie so halb als Gegner behandelt habe, so geschah dies lediglich deshalb, weil wir, Bollschwing und ich, mittlerweile doch zu der Überzeugung gelangt sind, dass mein Verdacht hinfällig ist, wenigstens was das Versenken der Ermordeten in den See betrifft. Ich fürchtete nun, denn wir waren entschlossen, weiter nach der Leiche zu suchen, dass durch Ihr Eingreifen das verbrecherische Paar gewarnt und dass es alles tun würde, um jede, auch die geringfügigste Spur, die zur Aufdeckung des Mordes führen könnte, gründlich zu verwischen. Deshalb schrieb ich den Brief an jene Redaktion in Berlin und erfand zwei Bootsunfälle, um Sie abzuschrecken. Gewiss, ich hätte mich Ihnen anvertrauen können. Das wollte ich aber nicht, denn mein Onkel Erwin ist ganz fraglos zu diesem Verbrechen nur verführt worden. Ich wollte, falls Bollschwing und ich die Wahrheit an den Tag gebracht hätten, in aller Stille mit dem Paar abrechnen, um die gräfliche Familie nicht bloßzustellen, wollte eine Scheidung zwischen den beiden erzwingen, um dieses intrigante Weib nicht länger die Nachfolgerin meiner Tante sein zu lassen. Mein Verdacht entstand damals sofort, als ich erfuhr, dass der Graf behauptete, seine erste Gattin wäre bei Nacht und Nebel davongelaufen und dann mittags darauf bei Köslin verunglückt, wo er sie nur an einem Brillantring an der linken, sonst halb verkohlten Hand wiedererkannt haben wollte. Ich bin überzeugt, er hat diesen Ring jener Leiche, die gerade am allermeisten durch das Feuer der brennenden Wagen gelitten hatte, nur übergestreift und auch ebenso dann in die Brandtrümmer, die noch glimmten, den Ehering und ein paar andere Schmucksachen hineingeworfen, um es noch glaubhafter zu machen, dass die sonst völlig unkenntlichen Reste die seiner Gattin wären. Gerade damals hatte er nämlich seine Geliebte hier in Malchin als Sommergast einquartiert. Ich habe festgestellt, dass er am Morgen nach der angeblichen Flucht meiner Tante aus dem Schloss sehr bleich hierhin zu seiner Geliebten gefahren und nach Bekanntwerden der Eisenbahnkatastrophe und ihrer Einzelheiten – Köslin liegt ja nur zwei Stationen entfernt – sehr eilig nach Szentowo zurückkehrte, dann abermals hier nach Malchin kam und nun erst überall erzählte, er fürchte, seine Frau wäre bei der Katastrophe vielleicht mit verunglückt.«

Harst war jetzt anscheinend ein sehr unaufmerksamer Zuhörer. Irgendetwas Neues schien seine Gedanken völlig abzulenken. »Ich wünschte, ich hätte meinen Stutzflügel hier«, sagte er nun, als Blenkner schwieg. »Ich spiele sehr gern Klavier. Und beim Fantasieren über Wagnermotive – ich liebe Wagner über alles – sind mir schon als Staatsanwaltschaftsassessor stets die besten Gedanken gekommen. Bei diesem Mord stimmt etwas nicht, meine Herren. Soeben ist mir eingefallen, dass Marie den Grafen mir ebenfalls – bis auf seine Liebschaft mit der Mulack – als einen untadeligen, gutmütigen Ehrenmann geschildert hat, der für jedermann eine offene Hand hatte und der sich früher größter Beliebtheit erfreute. Wie sind Sie eigentlich gerade darauf gekommen, dass die Leiche Ihrer Tante im See versenkt worden sein soll, Herr von Blenkner?«

»Weil Bollschwing in jener Nacht, als Tante Hildegard aus Szentowo verschwand, überhaupt verschwand, kurz vor Tagesanbruch auf Anstand auf einen Rehbock ging und in der Dunkelheit auf dem See das hell gestrichene Ruderboot, das zum Schloss gehört, mit einer einzelnen männlichen Gestalt darin auf dem See gesehen hat, ziemlich dicht an der kleinen Anlegebrücke vor der Schlossterrasse, und weil er, bevor er es bemerkte, einen lauten Schrei ebenfalls vom See her hörte. Er kann aber nicht genau sagen, ob der Schrei aus weiblicher Kehle kam. Es war auch mehr ein Ruf, irgendein Name, der sehr laut geschrien wurde, meint er. Er hat damals diesen Beobachtungen keine Bedeutung beigemessen. Erst als …«

»Schon gut – danke«, unterbrach Harst ihn, fragte dann: »Trauen Sie Ihrem Onkel Erwin einen Mord zu?«

»Offen gestanden: Nein! Wenn nicht so vieles gegen ihn spräche …«

»Also nicht, Herr von Blenkner. Das genügt mir. Ich bin nun überzeugt, Ihre Tante ist nicht ermordet worden. Sie befinden sich auf falscher Fährte, genau wie ich, der ich Sie erst für den Dieb des Familienschmucks hielt und dann ebenfalls einen Mord annahm. Der Charakter des Grafen und der Schrei sind das ausschlaggebende Moment hier.« Er rauchte ein paar schnelle Züge. »Was halten Sie überhaupt von diesem Diebstahl?«

»Er hat nie stattgefunden, Herr Harst. Ich behaupte, die jetzige Frau des Grafen hat ihren Mann dazu zu bestimmen gewusst, ihn zu erfinden, um die Juwelen heimlich in Berlin verkaufen zu können, ohne Schädigung des Ansehens ihres Gatten. Bollschwing war es, der im Winter die jetzige Gräfin in Berlin einmal heimlich verfolgt und in einem Goldwarengeschäft hat verschwinden sehen, dessen Inhaber sich dann weigerte, anzugeben, was die Dame soeben bei ihm gewollt hätte. Dabei lag aber auf dem Verkaufstisch eine Perlenkette mit einem antiken Verschluss, die nach Bollschwings Beschreibung sehr wahrscheinlich aus dem Familienschmuck stammte.«

»Das klingt durchaus glaubhaft, zumal doch der Graf anscheinend in letzter Zeit stets stark in Geldverlegenheit war. Ah, der Aufseher mit einer Depesche. Aus Berlin an den Amtsrichter? Das ist die erwartete Antwort. Sie gestatten, dass ich vorlese: Treffe im Auto nachmittags ein. Wettgegner. Im Auftrag – Kammler! Das ist nämlich der Kommerzienrat Kammler, meine Herren, der eigentliche Urheber der Millionenwette. Er soll an Ort und Stelle erfahren, was es mit dem Geheimnis des Sees auf sich hat und soll, so hoffe ich, genau auch wie Sie beide noch heute die Leiche der Gräfin Hildegard Lippstedt sehen. Bitte, fragen Sie nichts mehr, meine Herren. Finden Sie sich um zehn Uhr abends am Ausgang der Stadt auf der Chaussee hinter dem Bahnhof ein.«

 

*

 

»Ziehen Sie sich die Schuhe aus, meine Herren. Es geht nicht anders. Wir müssen jedes Geräusch vermeiden.« So sprach Harst vor der Seitenmauer des Erbbegräbnisses im Park von Szentowo und kletterte dann als Erster durch das Fenster in die Kapelle hinein. Mörner, Bollschwing, Blenkner, Kammler und Schraut-Schüler folgten. Sie alle nahmen sich sehr in acht. So gelangten sie lautlos bis auf die in die Erbgruft hinabführende Steintreppe. Unter ihnen schimmerte Licht. Man hörte metallisches Klirren, lautes Keuchen, das Knirschen einer Stahlsäge, schließlich eine weibliche Stimme.

»Erwin – ich vergehe vor Grauen. Lass doch die Tote, wo sie ist. Ich flehe dich an! Glaube mir, du hast zu große Angst, dass dieser Harst uns schaden könnte. Wie soll er wohl auf die Vermutung kommen, dass die Tote gerade unten im Zinksarg liegt! – Mein Gott, dieses hier übersteigt meine Kräfte. Ich … ich …«

»Schweig – schweig! Hast du nicht den ganzen Plan ersonnen? Hast du mich nicht elend zum Verbrecher gemacht? Und nun, wo wir die Leiche von hier fortschaffen müssen, da dieser Harst fraglos schon in irgendeiner Verkleidung hier herumspioniert. Wenn ich nur wüsste, in welcher! Willst du von Grauen und Angst sprechen, Du – du, die ich jetzt als meinen bösen Geist verfluche, die mich noch zum Selbstmord treiben wird …«

Da hielt Harst die Zeit für gekommen. Absichtlich räusperte er sich laut, betrat nun die Gruft. Die anderen drängten nach. Ein gellender Aufschrei der Gräfin. Der Graf selbst stand regungslos neben dem Sarg, schaute den Eindringlingen mehr überrascht als erschrocken entgegen.

»Herr Graf«, begann Harst, indem er auf den Zinksarg deutete, »schon gestern Nacht verriet mir Ihre begonnene Arbeit da, dass Ihre erste Gattin sehr wahrscheinlich mit der unechten Gräfin diese letzte Ruhestätte teilte. Die Gräfin Hildegard hat sich aus Kummer über ihre unglückliche Ehe in jener Nacht im See ertränkt. Sie eilten ihr nach, riefen laut ihren Namen, konnten aber den Selbstmord nicht mehr verhindern, fischten die Leiche heraus, die wohl im flachen Wasser gelegen haben wird, verbargen sie, fuhren zu Ihrer Geliebten nach Malchin, die Ihnen dann den Gedanken eingab, die Eisenbahnkatastrophe dazu zu benutzen, den Selbstmord zu verheimlichen und einen Versicherungsbetrug in Szene zu setzen, da die Versicherungsgesellschaft bei Selbstmord die 100.000 Mark nicht auszuzahlen brauchte. Sie sind dann, als das Leuchten auf dem Seegrund sich zeigte, häufig nachts im Boot auf dem See gewesen, um diese Erscheinung selbst zu untersuchen, die Sie bei Ihrem belasteten Gewissen beunruhigt haben wird. Anderseits wollten Sie aber auch nicht die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf dieses seltsame Phänomen lenken, damit nicht etwa Schloss Szentowo und der See der Mittelpunkt Ihnen sehr ungelegener Nachforschungen würden. Da Sie zu alledem schweigen, nehme ich an, dass ich meine Aufgabe hier restlos erfüllt habe.«

Graf Lippstedt verbeugte sich knapp, wandte sich dann an den Amtsrichter Mörner: »Wir, jene Frau und ich stehen zu Ihrer Verfügung.«

Eine Woche später starb er im Gefängnis an plötzlichem rapiden Kräfteverfall, nachdem er noch zugegeben hatte, dass seine zweite Gattin ihn zum heimlichen Verkauf des Familienschmucks gleichfalls zu bestimmen gewusst hatte.

Als Harald Harst dies durch einen Brief Blenkners erfuhr, war er bereits mit der Lösung seiner neuen Aufgabe beschäftigt, die ihm seine Wettgegner gestellt hatten. Der Brief interessierte ihn kaum noch, denn seine Gedanken waren vollständig durch die schwierigen Ermittlungen in Anspruch genommen, die dem Mord am Geldbriefträger Schmiedicke galten.

Nur Max Schraut hob den Brief als wertvoll auf, denn Harst hatte ihm ja, als er des ehemaligen Komikers schriftstellerische Ader festgestellt hatte, geraten, alles zu sammeln, was mit den Wettproblemen zusammenhing, und dies später in Form von Erzählungen zu veröffentlichen. Auf diese Weise ist diese Sammlung von Detektivgeschichten zustande gekommen.