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Der Welt-Detektiv Band 6

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Schwäbische Sagen 65

Schwäbische-Sagen

Zweites Buch

Geschichtliche Sagen

Die Weiber zu Weinsberg

Im Jahre 1140 belagerte der König Konrad III., der Hohenstaufer, die Feste Weinsberg, die dem Herzog Welf von Bayern gehörte. Dieser zog zwar zum Entsatz heran, wurde aber geschlagen, worauf die Festung, vermöge einer Übereinkunft, in Konrads Hände kam. Dabei hatte er aus königlicher Milde den Weibern die Erlaubnis erteilt, dass eine jede mitnehmen dürfe, was sie auf ihren Schultern tragen könne. Da gedachten die Frauen mehr an die Treue, die sie ihren Männern schuldig waren, als an die Rettung ihrer Habe, ließen alle Dinge fahren und eine jegliche nahm ihren Mann auf die Schultern und trug den von der Burgfeste herab. Als nun der junge Herzog Friedrich, der Neffe des Königs, Einspruch tat, weil das nicht die Meinung des Vertrags gewesen wäre, und es deshalb nicht geschehen lassen wollte, so lächelte der König über den listigen Anschlag der Weiber und erklärte zu ihren

Gunsten, dass ein Königswort unwandelbar bleiben müsse (regium verbum non decere immutari).

Seitdem nannte das Volk die Burg die Weibertreue.


Die Kirche von Tüngental

Ein Herr von Limpurg jagte im Feld bei Tüngental Hasen. Da flüchtete sich ein Hase, den die Hunde verfolgten, in die dortige Kirche ins Chor und hängte sich an das Bild der Heiligen Jungfrau, worauf die Hunde ihn nicht mehr anfielen.

Da ließ der Herr von Limpurg den Hasen hinaustragen und sagte: »Du hast in diesem Gotteshaus Schutz gesucht. Meine Hunde haben ihn dir gestattet, so will auch ich dich an deiner Freiheit nicht hindern, lieber Hase. Lauf hin in Frieden!« Darauf ließ er den Hasen los, der nun auch von den Hunden nicht angegriffen wurde. Alsdann wallfahrtete das Volk in großen Haufen zu der wohltätigen Maria in Tüngental, wo diese Geschichte auf einer Tafel am Altar gemalt zu sehen ist.


Die Glocke auf Wunnenstein

Der Ritter Stein von Wunnenstein war ins heilige Land gezogen, um wider die Ungläubigen zu streiten, und hatte den Bau einer Kirche auf seiner väterlichen Burg gelobt, wenn er siegreich sein werde. Seine Waffen waren glücklich, und als er endlich nach Jahren heimkehrte, vollführte er sein Gelübde, erbaute eine Kirche und weihte sie dem heiligen Michael. Eine mächtige Glocke hing auf dem Turm und zeigte bald ihre schützende Kraft; denn es traf jetzt die ganze Markung kein Hagel und kein Wetterschlag mehr. Deshalb suchten die Heilbronner sie zu bekommen und kauften sie endlich den Stiftsdamen von Oberstenfeld, denen eine Zeit lang die Kirche gehörte, für große Summen ab.

In allen umliegenden Gemeinden war tiefe Trauer, als die Heilbronner die Glocke mit Jubel fortführten, sie auf den Turm der Hauptkirche brachten und sie einsegneten. Wie man aber das erste Geläut versuchte, war sie stumm und gab keinen Ton von sich. Zwar ließ man Geisterbanner kommen, betete und sang, aber umsonst. Da fürchtete man die Strafe des Himmels und brachte schnell die Glocke an ihre alte Stätte zurück. Unterwegs nahm sie ein Landmann auf seinen Wagen. Obwohl sie sehr schwer war, zogen sie doch zwei Stiere rasch den steilen Berg hinauf, während die Städter sie kaum mit zwölf Pferden von der Stelle gebracht hatten. Als sie wieder auf dem Turm hing und das Volk den hellen Klang vernahm, fiel es auf die Knie nieder und dankte Gott für solche Gnade.