Timetraveller – Episode 11
Teil 2 – Omega & Alpha
Prolog
I
Shezade lag auf dem weichen Bett eines hübsch eingerichteten Raums. Über ihr hing ein Spiegel an der Decke, in der Luft klebte der belebende Duft wilder Minze. Das Laken unter ihr war kühl und weich, das Kissen flauschig. Neben ihr, auf dem braunen Nachttisch, standen eine Flasche mit Champagner sowie zwei Gläser. Kerzen erhellten den Raum und spendeten ein warmes, weiches Licht.
Die junge Frau sah sich selbst im Spiegel. Gedankenverloren strich sie sich über ihre nackten Brüste, Haare umschmeichelten ihr Gesicht. Ein kühler Hauch strich über ihren erhitzten Körper. Schweiß glitzerte auf ihrer Haut, langsam verebbende Lust ließ ihren Unterleib zittern.
Neben ihr, kaum eine Handbreit entfernt, lag ihr Partner. Ein Mann, wie ihn ein Künstler der Antike nicht besser hätte darstellen können. Über zwei Meter groß, breite Schultern und Muskeln, die jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen vermochten. Gesegnet mit einer nahezu unerschöpflichen Ausdauer war es ihm gelungen, Shezade an den Rand der Besinnungslosigkeit zu treiben. Nie zuvor hatte die junge Frau derartige Wonne erlebt, als in den Armen dieses Mannes.
Sekunden dehnten sich zu Minuten. Je mehr Zeit verging, umso mehr ließ der Bann der Leidenschaft nach. Es war, als würden sich ihre Gedanken zunehmend klären. Wie das Erwachen nach einem wunderbaren Traum, so erlebte sie das Abflauen der Droge in ihrem Körper.
Sie begriff, dass sie nicht freiwillig hierher in dieses Zimmer gekommen war. Und sie begriff, dass der Mann neben ihr kein Mensch war, sondern ein Ryk; ein Feindwesen, gekommen um die Menschen zu vernichten. Mehr als das war dieser Ryk jedoch auch ein Zuchtbulle. Perfekte Gene hatten ihn dazu gemacht.
Sie hingegen war nicht mehr als ein Weibchen, das möglichst viele Kinder gebären sollte. Super-Soldaten, eine Mischung aus Ryk und Mensch – die Kraft der Feindwesen gepaart mit der Intelligenz der Menschen.
Ekel erfasste Shezade. Ekel vor sich und Ekel vor dem, was sie getan hatte. Obwohl ihr letztlich keine andere Wahl geblieben war. Zum einen, weil ihr der Ryk eine milchige Flüssigkeit eingeflößt und sie mit der Droge darin gefügig gemacht hatte. Zum anderen weil man Frauen, die keine Kinder mehr bekommen wollten oder konnten schlicht die Kehle aufschlitzte und verbluten ließ, wie ein Schwein am Haken.
Manche der Feindwesen fraßen Menschenfleisch mit großer Vorliebe.
Der Samen des Wesens klebte noch in und an ihr. Weiß und schleimig, dickflüssiger als bei einem Menschen. Sie spürte auch eine leichte allergische Reaktion auf das fremde Eiweiß. Ihre Schamlippen waren geschwollen und brannten etwas, Juckreiz breitete sich in ihrer Vagina aus. Die Reaktion flaute meist rasch ab, nach ein, zwei Tagen spürte man nichts mehr davon.
Shezade wusste das, denn sie hatte den Feindwesen bereits zwei Kinder geboren. Kinder, die sie nach der Geburt niemals wieder zu Gesicht bekommen hatte.
Traurig war sie darüber nicht, denn sie empfand nicht das Geringste für ihre Kinder. Auch wenn sie die Mutter war und die Kleinen neun Monate lang ausgetragen, unter Schmerzen entbunden und einmal kurz berührt hatte. Sie waren keine Kinder der Liebe, keine Nachkommen, die man hegte und pflegte.
Sie waren Feindwesen und würden eines Tages Menschen töten. Menschen, die ihnen unterlegen waren und darum keine Chance hatten. Zumindest, wenn der Plan der Feindwesen aufging.
Noch gab es hierfür keine Präzedenzfälle, denn das Zuchtprogramm war einfach zu jung, die ihm entsprungenen Bälger keine sechs Jahre alt.
Der Ryk drehte den Kopf und schenkte der Frau ein kurzes Lächeln. Shezade wusste, dass es noch nicht vorbei war. Das Feindwesen würde sie noch mindestens zweimal besteigen, um den Erfolg zu garantieren. Wenn es ihm gefiel und seine Potenz auch nach dem dritten Erguss hielt, konnte das die ganze Nacht so weitergehen.
Ryks sind Tiere, die ohne Hirn und mit der Standkraft eines Löwen vögeln. Wenn man sie zähmt, kann man viel Spaß mit ihnen haben.
Das Zitat einer Bordellbesitzerin aus Neustadt fiel ihr ein. Angeblich ließ sie es sich regelmäßig von jenen Ryks besorgen, die für sie arbeiteten. Hattest du keinen Ryk, dann hattest du keinen Sex.
Noch so ein Zitat.
Schon spürte Shezade die Hände des Wesens auf ihren Brüsten. Zärtlich sind sie, musste sie zugeben. Dennoch gelang es ihr nur schwer, ihren Widerwillen zu unterdrücken. Sie musste sich ein Lächeln abringen und den Kuss erdulden.
Schon spürte sie ihn wieder in sich eindringen. Kurz darauf steigerte er das Tempo, ehe er es wieder drosselte. Das alte Rein-Raus-Spiel, ein Ryk beherrschte es meisterlich.
Gegen ihren Willen keimte in Shezade Lust auf. Ihr Körper reagierte auf das, was geschah, sie konnte es kaum verhindern. Das machte es noch schlimmer, denn es vertiefte die Scham. Hätte sie sich sagen können, den Akt stoisch ertragen zu haben, wäre es besser für sie gewesen. Doch die Lust führte zu einem Orgasmus, und dies wiederum demütigte sie noch mehr.
Wütend auf sich und ihr Schicksal schloss sie die Augen, schlang ihre Beine um die Hüften des Wesens und ergab sich ihren Empfindungen.
Sie hatte das, was nun geschah, schon oft erlebt, Überraschungen gab es hier in der Zuchtstation keine.
Das zumindest glaubte sie, wurde aber wenige Minuten später eines Besseren belehrt, als das Fenster des Zimmers nicht nur barst, sondern förmlich aus der Mauer gesprengt wurde.
Nicht nur Shezade schrie erschrocken auf, sondern auch der Ryk.
Vor dem Fenster schwebte eine Flugscheibe, so viel konnte die junge Frau sehen. Nicht sehen konnte sie jedoch, wer in der Kuppel saß. Handelte es sich um einen Menschen, der gekommen war, um die Frauen der Station zu befreien? Oder ging es hier um etwas anderes?
Zwar waren die Menschen die vorrangigen Feinde der Feindwesen, untereinander gab es jedoch auch immer mal wieder Streit. Vor allem die Führer hetzten ihre Leute ab und an aufeinander, um ihren Einfluss zu mehren. Die Erde war nicht nur das Schlachtfeld für einen Krieg der Welten, sondern auch ein Spielplatz für mächtige Feindwesen.
Der Ryk reagierte exakt so, wie er es gelernt hatte. Erscheint dir eine Scheibe feindlich, dann greife sie an.
Ein zerstörtes Fenster konnte durchaus als feindlicher Akt betrachtet werden.
Er sprang aus dem Bett und griff nach seiner Pulse-Pistole, die wie stets im Halfter am Gürtel seiner Hose steckte.
Noch bevor er auf die Scheibe schießen konnte, traf ihn ein energetischer Blitz. Für einen Moment sah es aus, als würde der Ryk erstarren. Er öffnete seinen Mund zu einem stummen Schrei, ehe ihn die Hitze und die Energie des Schutzes zerrissen. Fleisch, Knochen und Blut spritzten davon, sein Kopf prallte gegen die Wand und fiel von dort zu Boden.
»Himmel«, entfuhr es Shezade, während sie sich aufsetzte. Ihr Blick war panisch auf die Flugscheibe gerichtet. Sie rechnete damit, ebenfalls im Blitz eines Schusses zerfetzt zu werden, aber dies geschah nicht. Stattdessen flog die Scheibe dichter an das Fenster heran, die Kuppel öffnete sich und eine Amazone kletterte ins Freie, um in das Zimmer zu gelangen.
Rettung, dachte Shezade. Sie sprang auf und griff nach den Kleidern, die neben dem Bett auf dem Boden lagen. Viel war es nicht, was man ihr gelassen hatte; neben einem Slip lediglich ein Shirt sowie Sandalen. Die Räume der Zuchtstation waren gut beheizt, selbst der Boden war warm. Warum man die Frauen halb nackt in ihren Zellen einsperrte, konnte die junge Frau nur ahnen. Möglich, dass es den Ryk gefiel. Oder sie wollten lediglich Zeit sparen, wenn es zur Sache ging.
Die Kämpferin sprang in den Raum und grinste die junge Gefangene an. »Ich hoffe, du kannst mir die Störung verzeihen. Oder hätte ich warten sollen, bis du …« Sie ließ den Satz unvollendet, während hinter ihr die Scheibe in die Höhe stieg.
»Verdammt, nein.« Shezade schüttelte energisch den Kopf. »Ich bin dir sehr dankbar. Du kamst, bevor er ein zweites Mal kommen konnte. Vielleicht entgehe ich so einer weiteren Befruchtung.« Sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wer bist du?«
»Mein Name ist Nadine Weyer, Amazone von Ares’ Gnaden«, erklärte die Kämpferin. Sie ging zu dem toten Ryk. Sein Ende war schmerzhaft gewesen, auch wenn sein Sterben kaum fünf Sekunden dauerte. Sie hätte es auch schnell und schmerzlos machen können, hatte aber darauf verzichtet. Sie mochte es hart, das gab ihr ein gutes Gefühl.
»Bist du alleine gekommen, oder wartet deine Partnerin in der Scheibe?«
»Sie wartet, denn jemand muss die Scheibe fliegen. Es könnte sein, dass wir ein wenig Zerstörungskraft von außen brauchen. Kannst du mir sagen, wo sich die anderen Frauen befinden?«
»Im Tiefgeschoss. Mehrere Zellen, dicht an dicht. Direkt daneben liegen die Babys in ihren Betten. Wir haben sie nie wieder gesehen, hören sie aber schreien.«
Die Amazone lächelte schmal. »Geh zum Fenster, meine Partnerin holt dich ab. Ich gehe nach unten und kümmere mich um die Gefangenen.« Sie hielt einen Moment inne. »Befindet sich unter den Frauen auch eine Claire Bancroft? Sie müsste frisch hinzugekommen sein.«
»Ja, sie ist dort unten. Wurde von einem Ryk geholt, aber ich glaube nicht, dass sie bereits soweit war. Ich glaube, er wollte sie lediglich … vorbereiten auf das, was sie hier erwartet.«
»Ich denke, ich sollte die Ryk auf das vorbereiten, was nun gleich geschieht.« Nadine blinzelte Shezade zu, während sie ihr Schwert zog, zur Tür trat und diese vorsichtig öffnete.
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