Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Der Mythos Tempelritter – Teil 3.14

Mythos-Tempelritter

Einst waren sie im Hochmittelalter die mächtigste Organisation auf Gottes Erden. Sie waren führend im Bankwesen, sie besaßen die größte Flotte des Abendlandes. Zeugen ihrer schier übermächtigen Größe und ihres Reichtums findet man noch heute: Der Newport Tower in Newport, Rhode Island, der als Leuchtturm der Templer gilt; Santa Mariá de Eunate in Spanien, welche die Templer nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten; Temple Church in London, die den Templern als englisches Hauptquartier diente; die Klagemauer sowie der Tempelberg in Jerusalem, wobei aufgrund der derzeitigen religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina es dort unmöglich erscheint, umfangreiche Ausgrabungen durchführen zu können. Die Liste der noch existierenden zeitgenössischen Sachzeugen und Bauwerke ist groß und würde den hiesigen Rahmen sprengen.
Wer waren die Templer? Wie waren sie organisiert? Wer waren ihre Führer? Gingen die geheimnisvollen Templer am Freitag, den 13. Oktober 1307 tatsächlich unter? Oder gibt es heute noch Nachfahren der Templer? Fragen über Fragen.
In einer losen Folge möchte ich versuchen, den Mythos der Tempelritter ein wenig zu beleuchten.


Die Großmeister des Tempelordens


Gilbert Hérail 1193-1198

Durch die mächtigen Fürsten des Abendlandes, welche in den letzten Jahren auf dem Schauplatz der Kreuzzüge erschienen waren, hatte sich der Konvent der Templer in seinem Treiben und politischen Verhältnissen sehr beengt gefunden. Um die deutschen Fürsten, besonders den mächtigen Kaiser Friedrich für sich zu stimmen, hatte man nach des Meisters Gérard de Ridefort Tod den deutschen Grafen von Spelten, danach, um den König Richard sich geneigt zu machen, dessen Flottenführer Robert von Sablé zu Meistern gewählt. Aber der durch und durch französische Orden begehrte eigentlich nur aus der französischen Ritterschaft einen Meister. Nach Richards Abreise fühlte sich der Konvent wieder frei. Der französische Geist trat unverhüllt auf. So wählte man im Jahre 1193 den Meister von Frankreich Gilbert Hérail zum Großmeister, auch schon deshalb, um dem König Philipp einen neuen Beweis von Zuneigung zu geben. Gilbert erhielt im Verlauf des 20. Mai 1194 die Bestätigung vom Papst Coelestin III. in der an ihn gerichteten Bulle Omne datum optimum.

Am 3. März 1193 war der große Feind des Reiches Jerusalem, Saladin gestorben, groß durch Kraft, Scharfblick, Beharrlichkeit, Tapferkeit, Kriegserfahrung, durch Freigebigkeit, Gerechtigkeitsliebe, Edelmut und Religiosität. Noch in seiner letzten Stunde zeigte sich die Kraft seines Herzens, die Gesundheit seines Verstandes, indem er zu seinem Fahnenträger sprach: »In allen Schlachten hast du mein Panier getragen, so trage es auch bei meinem Leichenzug.«

Er befahl sein wollenes Hemd vor seinem Sarg herzutragen und dabei auszurufen: Saladin, Asiens Beherrscher, nimmt von seinen Ländern und Schätzen nichts mit als dieses Gewand. Sein Bruder Malek al Adel, auch Saiseddin zugenannt, erhielt von dem nun zerfallenden Reich des großen Saladin das Fürstentum Syrien.

Da das Reich Jerusalem nach so langen Kriegen sehr entvölkert war, so konnte Graf Heinrich (König ließ er sich des unbedeutenden Besitztums wegen nicht nennen) noch dazu, da es an abendländischer Hilfe gebrach, die Verwirrung der sarazenischen Zustände nicht benutzen. Nur die Burg Gibelet, in der Grafschaft Tripolis in der Gegend von Berytus gelegen, kam durch Bestechung in die Hände der Christen. Freilich hätten Templer und Hospitaliter vieles vermögen können und sollen, da sie überaus reiche Besitzungen und eine zahlreiche kriegskundige Ritterschaft im Abendland hatten, aber beide Orden verloren ihren ursprünglichen Zweck bereits gänzlich aus dem Auge und hegten die Meinung, ihre Bestimmung sei, eine mächtige Ritterschaft im Abendland im Dienste des Papstes zu bilden. Übrigens lebten auch beide Orden in beständigen Streitigkeiten und bewachten ihre Schritte gegenseitig mit Eifersucht und Misstrauen.

So erhob sich im Jahre 1190 zwischen beiden Ritterschaften ein heftiger Streit. Robert von Margat, ein Ritter des Königs von Armenien und Freund der Hospitaliter, besaß nahe bei Margat, dem ehemaligen Hauptsitz der Hospitaliter, ein Schloss auf rechtliche Art. Die Templer, denen es an festen und wohlgelegenen Burgen in Syrien gebrach, glaubten den Einzelnen leicht einschüchtern zu können, und machten Ansprüche auf das Schloss, indem sie alte Gerechtsame vorschützten und darauf hinwiesen, dass sie das Land zu beschützen verpflichtet wären, was sie ohne Burgen nicht vermochten. Auch würden sie jene Burg wider die Ungläubigen leichter behaupten können als jener einzelne Ritter. Ferner hätten sie trotz aller Aufopferung vonseiten des Ordens fast alles eingebüßt und was dem mehr war. Als der Ritter den Forderungen der Templer nicht nachkam, nahmen sie die Burg mit Gewalt in Besitz. Der Beraubte wandte sich um Hilfe an die Hospitaliter in Margat. Da diesen an der Nähe ihrer Nebenbuhler nichts gelegen sein konnte, sie auch über deren Ungerechtigkeit erzürnt waren, sodann Robert eine Art Lehnsmann von ihnen vorstellte, so vertrieben sie die Templer aus der Burg. Nach mehreren förmlichen Treffen zwischen beiden Ordensleuten wandten sich beide Parteien an den Papst, indem der Seneschall Terricus und der Ritter Peter von Villeplan vonseiten der Templer, die Ritter von Isigni und Auger vonseiten der Hospitaliter nach Rom gingen. Innozenz III. verordnete, dass die Templer das Schloss zurückerhalten, einen Monat besitzen, dann aber Robert gegen sie als Kläger vor einer zu Margat niedergesetzten Kommission auftreten, und unparteiische und redliche Männer aus dem Fürstentum Antiochien und der Grafschaft Tripolis dazu verordnet werden sollten. Diese Kommission sprach die Burg dem Ritter Robert zu, und der Papst bestätigte dieses Urteil. Margat nebst Umgegend befand sich noch 1278 in den Händen der Hospitaliter.

Alle Hoffnung auf Hilfe musste unter solchen Umständen auf das Abendland gerichtet sein, woselbst die Teilnahme an einem Kreuzzug sehr abgenommen hatte. Zwar gelang es Cölestin III. in Deutschland und namentlich beim Kaiser Heinrich VI. Teilnahme anzufachen, aber die alte Begeisterung blieb aus. Im Jahre 1197 zogen viele deutsche Pilger nach Syrien, unter ihnen die Erzbischöfe Konrad von Mainz und Hartwich von Bremen, der Reichskanzler, Bischof Konrad von Würzburg, die Bischöfe von Halberstadt, Zeitz, Verden, Würzburg, Passau und Regensburg, die Herzöge von Österreich, Kärnten, Brabant, Walram, Graf von Limburg, Bruder des Herzogs von Brabant, der Pfalzgraf Heinrich am Rhein, Landgraf Hermann von Thüringen, Graf Adolf von Holstein, Marschall Heinrich von Kelten. Den Oberbefehl führte Conrad. Man nahm die deutschen Pilger in Syrien mit Widerwillen und Misstrauen auf und zwar nicht bloß ihres Nationalstolzes und Starrsinns wegen, sondern auch weil die pullanischen Fürsten fürchteten, in Abhängigkeit vom deutschen Kaiser zu geraten, woran den Templern noch weniger gelegen war, da sie eben erst der Obervormundschaft Richards überhoben worden. Walram von Limburg kam zuerst in Syrien an. Da er beim Grafen Heinrich und der anwesenden englischen, französischen und italienischen Ritterschaft kalte Aufnahme fand, so wollte er durch irgendeine Waffentat sich eine bessere Stellung bereiten und auch aus der widerlichen Umgebung herauskommen, da die Deutschen zu ihrem größten Verdruss die Vertraulichkeit der syrischen Barone und geistlichen Ritter mit den Ungläubigen bemerkten. So mieden sie allen Umgang mit jenen und kündigten dem Malek al Adel den Waffenstillstand auf. Allein von den syrischen Christen verraten, stritten sie so unglücklich, dass den Sarazenen Joppe in die Hände fiel und von diesen geschleift wurde.

Anfang September 1197 fiel Graf Heinrich von Champagne aus einem Fenster seines Palastes zu Tode. Als daher der Kanzler Konrad mit den übrigen deutschen Pilgern zu Akkon anlangte, fand er dort wegen der Thronfolge große Verwirrung. Einige wollten den Bruder des Hugo von Tiberias, Rudolf, zum Gemahl der Prinzess Isabelle machen, aber dieser Wahl widersetzten sich beide Großmeister hartnäckig. Die Templer empfahlen den König Amalrich von Zypern, den Bruder und Nachfolger Veits, welcher alsbald nach Akkon kam und sich mit Isabelle vermählte. Nach dem Tod des Grafen Heinrich von Champagne zogen die französischen Pilger in ihre Heimat zurück, sodass die Verteidigung des heiligen Landes nun zumeist auf den deutschen Wallfahrern beruhte. König Amalrich beriet sich mit den beiden Großmeistern, deren Macht wuchs, je mehr die des Reichs zerfiel, mit den syrischen Baronen und dem Kanzler Konrad, was zunächst zu beginnen sei. Man beschloss, Berytus zu belagern. Herzog Heinrich von Brabant wurde zum Heerführer ernannt. Am 28. Oktober errangen die Christen einen bedeutsamen Sieg bei Sidon, mittlerweile nahm ihre Flotte Berytus ein, welche Stadt König Amalrich zum Hauptsitz seines Reiches erkor. Die Deutschen verfielen in den alten Fehler der Kreuzfahrer, sie benutzten ihren Sieg nicht, so groß auch der Schrecken der Sarazenen über die erlittene Niederlage war. So kam der Winter herbei, der Tod Heinrichs VI. zog viele Deutsche ins Vaterland zurück.

Der schmutzige Eigennutz der Pullanen ließ es nicht zum Angriff auf Jerusalem kommen, sondern trachtete bloß nach der Eroberung der an der Küste gelegenen Städte und Burgen, um dem Handel und dem Wohlleben föhnen zu können. Zwietracht, Missvergnügen vereitelte die Einnahme der Burg Toxon, vor welcher das Heer vom 11. Dezember 1197 bis zum 1. Februar 1198 lag, da kehrten die meisten nach Deutschland zurück. Um diese Zeit muss der Templermeister Gilbert gestorben sein.