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Krieg der Schrecken

Vladimir Hernandez
Krieg der Schrecken

Das erste Buch mit Science Fiction Geschichten eines kubanischen Autors in Deutschland. Ein Novum für die SF-Fans, die auf internationale Erzählungen stehen.

Aus dem Projekt Rund um die Welt in mehr als 80 SF-Geschichten ist dies nach Manfred Christiansen Galaktische Vorstellungen das zweite Buch. Übersetzt aus dem kubanischen Spanisch von Pia Oberacker-Pilick.

Über das Buch:

Die Schrecken eine insektoide Alienart sind die Geißel der Menschheit. Einer der Menschen erhält engeren Kontakt zu diesen Außerirdischen und erkennt deren wahre Natur. In den drei aufeinander aufbauenden Erzählungen wird dem Leser eine spannende Geschichte über Aliens und Menschen präsentiert.

Über den Autor:

Vladimir Hernández Pacín

1966 geboren in La Habana, Kuba, seit 2000 in Barcelona wohnhaft.

Preise:

  • Lobende Erwähnung: L.R. Nogueras 1998 (Kuba) Gedichtband Nova de cuarzo.
  • Finalist: Premio UPC 2000 (Spanien, Katalonien) mit Signos de guerra.
  • Preisträger: Premio Terra Ignota 2001 (Mexiko) mit der Erzählung El correo González
  • Preisträger: Premio Relato Breve Carmelo González Oria 2002 (Spanien) mit Némesis
  • Lobende Erwähnung: Premio UPC 2003 (Spanien) mit Sueños de interfaz.
  • Preisträger: Premio Manuel de Pedrolo 2004 (Spanien) mit der Erzählung Emperadriu
  • Lobende Erwähnung: Premio UPC 2005 (Spanien) mit Semiótica para los lobos.
  • Preisträger: Premio Manuel de Pedrolo 2006 Sparte Kurzgeschichte (Spanien) mit Horitzó de successos.
  • Preisträger: Premio Alberto Magno 2006 Sparte Kurzgeschichten (Spanien) mit La apuesta faustiana.
  • Preisträger: Premio Alberto Magno 2009 (Spanien) mit dem Roman Tocando las puertas del cielo.

Leseprobe:

Also legten wir los. Wir fuhren zum Mann, dem innersten Swaink-Planeten, ein Edelschmugglerparadies, in dem ich gute Verbindungen zu wichtigen Zwischenhändlern hatte. Ich ließ mein Schiff, die Escher, in einem der Touristendocks des orbitalen Hafens. Wir mieteten eine Wohnblase im Hotel des Raumaufzugs und ließen uns auf einer zweitägigen Reise dem Schwerefeld entgegenfallen.

Ich sehe Kyles Gesicht vor mir, wie es sich in der polarisierten Fensterscheibe der Blase spiegelt, seine ernste Miene, die Augen fest auf Swaink gerichtet, als wolle er den gesamten Photonenstrom dieser todgeweihten Sonne in sich aufsaugen, mit blasser Haut, die Struktur seiner Gesichtsmuskeln überdeutlich im alles beherrschenden Schein des Roten Riesen. Die mächtige Wölbung seines Rückens.

Und dann dieser eine, hochexplosive Moment mitten in der Mann-Nacht, die gleitende Hotelkugel drang eben in die obere Atmosphäre ein, als ich mich stöhnend vor Lust unter Kyles heißem Körper wand, gebändigt von seiner Kraft, während sich feuchte Strähnen seines Haars wie kalte Tinte über meine Brust ergossen und etwas Zartes von seinen Wangen fiel, das die wachsende Schwerkraft auf meine Haut herabzwang: Tränen, die still aus einem verschlossenen Winkel seines Wesens tropften.

Auf Mann setzte ich einmal mehr meine gut geschmierte Kontaktmaschinerie in Gang, taxierte das Interesse potentieller Käufer und prüfte, ob die Pfeiler der Brücke, in die ich mich bald verwandeln sollte, auch tragen würden. Es ging voran, also kehrten wir in den Orbit zurück, von wo aus ich meine Leute für den Einsatz zusammentrommelte: Spezialisten, denen ich absolut vertraute, strategische Muskeln, gestählt in den Fährnissen des Geschäfts. Nicco kam als erste, eine durchtrainierte und mit Bioimplantaten gespickte Arkanerin. Sie hatte alles stehen und liegen lassen, womit sie auf Dexstar, sieben Lichtjahre entfernt, gerade zugange war, und einen Expresskreuzer ins Swaink-System genommen. Danach kamen Xing Jian und Antonio, die Unzertrennlichen aus dem Herzen des Erial; Spaßvögel, hart und trotz ihres leicht affektierten Stils für diese Art von Job wie geschaffen. Wachowski ließ eine Woche auf sich warten, und so hatte ich Zeit, vom Dockservice die große Halle der Escher so umbauen zu lassen, dass er hineinpasste. Bei dieser Gelegenheit ließ ich auch die Software, die ihn mit der Brücke verbinden würde, entsprechend rekonfigurieren, denn Wachowski war aufs Empfindlichste hochgerüstet. Im Vergleich mit ihm war die Escher ein besseres Wrack.

Wachowski war ein Falke: ein organisches Menschenhirn, eingeschlossen in die gepanzerte Kommandozentrale eines Sturmboots; acht Meter kybernetischer Korpus, bis an die Zähne bewaffnet, beherrscht von eineinhalb Kilo grauer Zellen, die an künstliche Sinnesorgane gekoppelt waren. Die Flotte hatte im vergangenen Jahrzehnt etwa hundert solcher Navorgs vom Stapel gelassen: hybride Raumjäger mit einem revolutionären Düsensystem und von Plasmawaffen starrend, die wie Igelstacheln in alle Richtungen zielten. In der ersten Angriffswelle gegen die Schrecken hatten sie eine wichtige Rolle gespielt. Als kleine tödliche Kamikazekämpfer waren die Falken eine wahre Plage für die feindlichen Bioschiffe. Aber sie gingen dabei fast alle drauf. Wenige Jahre später hatte die stolze und siegreiche Streitmacht der Föderation jene Patrioten längst vergessen, ihr Heldenmut wurde gerade mal noch auf ein paar Buchseiten über die jüngere Geschichte beiläufig erwähnt. Nur sieben von ihnen hatten den Krieg überlebt. Und jetzt wurden sie nicht mehr gebraucht und drifteten als Söldner auf Abruf durch ein menschliches System, das in ihnen nichts weiter sah als exotische Überbleibsel.

Wachowski war mein Lieblingsagent für diese Sorte Geschäft.

Ich erläuterte ihnen meine Pläne anhand einer dreidimensionalen Ansicht des Zielobjekts und seiner Lage. Ich stellte ihnen hohe Beträge als Gegenleistung für ein bisschen Adrenalin in Aussicht. Sie hörten mir aufmerksam zu. Mit angespannter Miene standen sie um das Hologramm herum und fragten nach Details, entwarfen Routen, skizzierten virtuelle logistische Szenarien und versuchten sich schon einmal all die Variablen vorzustellen, die Kyle ins Spiel brachte.

Sie sagten nein. Mit denselben Worten wie ich: Totaler Wahnsinn. Der Preis sei schon in Ordnung, meinte Nicco und dehnte dabei die Muskeln ihrer kräftigen Arme, aber es gäbe da einen Haufen unbekannter Figuren, und sich auf Tantalus herumzutreiben könne leicht ins Auge gehen. Xin Jiang erklärte, man setze in dieser Angelegenheit sein Leben aufs Spiel für ein Ding, von dem keiner von uns mit Sicherheit wisse, ob es dort überhaupt anzutreffen sei. Selbst Wachowski, dem wie Kyle vor allem die Idee behagte, das Militär genau da zu treffen, wo es so richtig weh tat, hatte seine Zweifel. Und dabei hielt er sich für erheblich besser geschützt und für autonomer als alle anderen.

Produktinformationen:

Vladimir Hernandez
Krieg der Schrecken
Science Fiction, Novellen, Verlag Saphir im Stahl, Bickenbach, Februar 2017, 180 Seiten, 12,95 Euro, ISBN 9783943948721
www.saphir-im-stahl.de

Quelle:

  • Presseinformation des Verlages vom 04. Januar 2017