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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Skalpjäger – Zoe

Die-SkalpjägerThomas Mayne Reid
Die Skalpjäger

Erster Teil
Zwölftes Kapitel
Zoe

Ich lag da und folgte mit meinen Augen den Gestalten auf den Vorhängen. Es waren Szenen aus alter Zeit – geharnischte Ritter, mit Helmen, auf Streitrossen, die mit eingelegter Lanze aufeinander einsprengten oder von Speeren durchbohrt von ihren Pferden stürzten.

Auch andere Szenen waren da – Edeldamen auf flämischen Zeltern, die den Flug des Stoßfalken beobachteten, aufwartende Pagen und zusammengekoppelte Hunde von merkwürdigen erloschenen Rassen. Vielleicht hatten sie nie anders als in den Träumen eines alten Künstlers existiert, aber mein Auge folgte ihren sonderbaren Gestalten mit einer Art blödsinniger Verwunderung.

Die edlen Züge der Damen machten einen starken Eindruck auf mich. War dies auch eine Einbildung des Malers? Oder waren jene göttlichen Umrisse des Gesichts und der Gestalt der Zeit eigentümlich?

Wenn dem so war, so braucht man sich nicht zu wundern, dass um ihres Lächelns willen Harnische durchbohrt und Lanzen zersplittert wurden.

Metallene Stäbe hielten die Gardinen – Stäbe, welche glänzend schimmerten und nach oben gebogen eine Himmelsdecke bildeten. Mein Blick lief diese Stäbe entlang, betrachtete ihre Formen und bewunderte kindisch die Regelmäßigkeit ihrer Kurven.

Ich war nicht in meinem Vaterland – diese Dinge waren mir fremd und doch, dachte ich, habe ich schon früher etwas Derartiges gesehen. Aber wo? O, dies erkenne ich an seinen breiten Streifen und seiner seidenartigen Textur – es ist eine Navajodecke.

Wo war ich zuletzt – in Neu-Mexiko? Ja, jetzt entsinne ich mich – die Yornada – aber wie kam ich …?

Kann ich dies auflösen? Es ist dicht gewoben – es ist Wolle – seine Wolle – nein, ich kann keinen Faden davon …

Meine Finger, wie weiß und dünn sie sind – und meine Nägel – blau und lang, wie die Klauen eines Vogels! – Ich habe einen Bart – ich fühle ihn an meinem Kinn. Was hat mir einen Bart gegeben? Ich trage ihn nie. Ich will ihn abrasieren – Ha! Mein Schnurrbart!

Die Ritter – wie sie gegeneinander anstürmen! Eine blutige Arbeit! Dieser kühne Bursche – er ist noch dazu der Kleinere – wird den anderen vom Pferd werfen. Ich kann es an der Bewegung seines Rosses und der Art, wie er darauf sitzt, beurteilen. Pferd und Reiter sind jetzt ein Wesen. Der gleiche Geist vereint sie durch ein rätselhaftes Band. Das Pferd fühlt mit seinem Reiter. Er kann bei einem solchen Angriff nicht unterliegen.

Jene schöne Dame! – Die, auf deren Arm der Falke sitzt! – Wie glänzend, wie kühn! – Und doch wie schön!

Ich war müde geworden und schlief wieder ein.

Abermals verfolgte mein Auge die Gestalten auf der Gardine – die Ritter und Damen – die Pagen, die Hunde – die Falken und die Pferde.

Aber in meinem Gehirn war es klarer geworden und es wurde von Musik durchströmt. Ich lag stumm da und lauschte.

Die Stimme war eine weibliche. Sie war weich und schön moduliert. Jemand spielte auf einem Saiteninstrument. Ich erkannte die Töne der spanischen Harfe, aber das Lied war ein französisches, ein Lied aus der Normandie, und die Worte waren die jenes romantischen Landes.

Ich wunderte mich darüber, denn meine Erinnerung an die zuletzt erlebten Ereignisse kehrten zurück und ich wusste, dass ich weit von Frankreich entfernt war.

Das Licht strömte auf mein Lager und ich wendete mein Gesicht zu der vorderen Seite und sah, dass die Vorhänge zurückgezogen waren.

Ich befand mich in einem seltsamen, aber elegant möblierten großen Zimmer. Vor mir waren sitzende und stehende menschliche Gestalten – die einen lagen auf dem Boden, andere saßen auf Stühlen und Sofas und alles schien eine Beschäftigung zu haben. Es kam mir vor, als ob es viele Gestalten seien – wenigstens sechs bis acht. Dies erwies sich als eine Täuschung. Ich fand, dass die Gegenstände vor mir doppelte Eindrücke auf meine kranke Netzhaut hervorbrachten und alles paarweise – in Doppelgängern zu existieren schien!

Nachdem ich eine Zeit lang fest darauf geblickt hatte, wurde meine Sehkraft zuverlässiger, mein Blick deutlicher und ich bemerkte, dass sich nur drei Personen im Zimmer befanden – ein Mann und zwei Frauen.

Ich blieb stumm – ich war nicht gewiss, ob die Szene vor mir nicht ein neuer Teil meines Traumes sei. Mein Auge schweifte von der einen der lebenden Gestalten zur anderen, ohne die Aufmerksamkeit irgendeiner zu erregen.

Sie waren alle in verschiedenen Haltungen und verschieden beschäftigt.

Mir am nächsten befand sich eine Frau von mittlerem Alter. Sie saß auf einer niedrigen Ottomane. Die Harfe, welche ich gehört hatte, war vor ihr und sie fuhr fort zu spielen. Sie musste, wie es mir vorkam, in ihrer Jugend eine Frau von seltener Schönheit gewesen sein. Sie war in einem gewissen Sinne immer noch schön. Die edlen Züge waren geblieben, obgleich ich bemerken konnte, dass mehr als gewöhnliche Leiden des Geistes an ihnen genagt hatten. Die seidenglatte Oberfläche war nicht bloß der Zeit, sondern auch der Sorge gewichen.

Sie war eine Französin. Ein Ethnologe hätte dies auf den ersten Blick sagen können. Jene Linien – die Charakterzeichen ihrer hochbegabten Rasse – waren leicht zu erkennen. Ich dachte, dass es eine Zeit gegeben haben müsse, wo dieses Gesicht mit seinem Lächeln mehr als ein Herz bezaubert hatte.

Jetzt war kein Lächeln mehr darauf zu sehen, sondern ein tiefer, doch intellektueller Ausdruck von Wehmut. Diesen bemerkte ich auch in ihrer Stimme – in ihrem Gesang – in jedem Ton, der von den Saiten des Instrumentes erzeugt wurde.

Mein Auge wanderte weiter. Ein Mann von mehr als mittlerem Alter stand am Tisch, so ziemlich in der Mitte des Zimmers. Sein Gesicht war mir zugekehrt und seine Nationalität ließ sich eben so leicht bestimmen wie die der Dame. Die hohen blühenden Wangen, die breite Stirn, das hervorragende Kinn, die kleine grüne Mütze mit ihrer langen spitz zulaufenden Krone, die blaue Brille – alles dies waren Kennzeichen des Deutschen.

Es war ein Gesicht von keineswegs intellektuellem Ausdruck, aber Männer mit einer solchen Physiognomie haben Beweise von intellektueller Fassungsgabe in jedem Zug des Wissens und der Kunst gegeben – tiefe und wundervolle Forschungen, mit gewöhnlichen Talenten und außergewöhnlichem Fleiß angestellt.

Ich dachte an herkulische Arbeit, welche keine Ermüdung kennt, an den auf den Ossa geträumten Pelion, als ich die Züge des Mannes überschaute.

Auch seine Beschäftigung charakterisierte seine Nationalität.

Vor ihm waren über den Tisch und auf den Boden die Gegenstände seines Studiums – Pflanzen und Sträucher verschiedener Arten – verstreut. Er war damit beschäftigt, sie zu klassifizieren und sorgfältig zwischen die Blätter seines Löschbuches zu legen. Offenbar war der Alte ein Botaniker.

Ein Blick zur Rechten und der Naturforscher und seine Arbeiten waren vergessen.

Ich schaute auf den lieblichsten Gegenstand, welcher mir je vor die Augen gekommen war, und mein Herz klopfte hoch, als ich mich in warmer Bewunderung vorbeugte. Der Regenbogen bei dem Sommerschauer, die rosige Morgenröte, die glänzenden Farben des Vogels der Juno sind schimmernde, weiche Dinge. Verschmelzt sie – alle Schönheit der Natur – zu einem harmonischen Ganzen und doch wird immer noch das geheimnisvolle Gefühl mangeln, welches in das Herz eines Beschauers dringt, während Ihr auf die Schönheit einer weiblichen Gestalt blickt.

Unter allen erschaffenen Dingen gibt es kein schöneres, kein lieblicheres, als eine schöne Frau.

Und doch war es keine Frau, welches meine Blicke gefesselt hielt, sondern ein Kind, ein Mädchen, eine Jungfrau, die an der Schwelle der Weiblichkeit stand und bereit war, sie bei der Aufforderung der Liebe zu übertreten.

Die Menschen nennen die Schönheit des Konventionellen eine Einbildung, eine Laune, eine Mode – das, woran wir gewöhnt sind. Wie oft hören wir diese triviale Ansicht, während derjenige, welcher sie ausspricht, sich an der Einbildung seiner Weisheit labt.

Jedes Auge bildet sich seine eigene Schönheit! Dies ist ein falscher, seichter Trugschluss. Wir könnten ebenso gut behaupten, dass jede Zunge sich ihren eigenen Geschmack bilde. Ist Honig süß? Ist Wermut bitter? Ja, in beiden Fällen – süß und bitter – für das Kind, wie für den Mann – für den Wilden, wie für den Zivilisierten – für den Unwissenden, wie für den Gebildeten. Dies ist unter allen Umständen wahr, wenn nicht Laune, Gewohnheit oder Mode die Ausnahme bilden.

Warum sollen wir denn dem einen Sinne das absprechen, was alle übrigen so handgreiflich besitzen? Hat nicht das menschliche Auge in seinem natürlichen Zustand seine Neigungen und Abneigungen? Es hat sie, und die Gesetze, welche dieselben regeln, sind ebenso feststehend und irren ebenso wenig wie die Bahn der Sterne. Wir kennen diese Gesetze nicht, aber dass sie vorhanden sind, wissen wir und können es eben so klar beweisen, wie Leverrier die Existenz des Neptun bestimmte, einer Welt, die im Bereich unserer teleskopischen Sehkraft ist und sich doch Millionen von Jahren hindurch von den schlaflosen Wächtern der Astronomie unentdeckt in ihren Kreisen umgewälzt hat!

Warum schweift das Auge mit Freuden um die Umrisse des Kreises – an der Kurve der Ellipse hin – über jeden Kugelschnitt? Warum erfreut es sich an den Linien Hogarts? Warum trauert es, wenn diese Linie gebrochen ist?

Ja, das sind die Neigungen und seine Abneigungen, sein Süßes und sein Bitteres, sein Honig und sein Wermut.

Die Schönheit ist also nicht etwas willkürlich Angenehmes. Die Laune – der Konventionalismus liegt nicht in dem Gegenstand, sondern in dem Auge des Beschauers – dem unerzogenen gemeinen oder vielleicht von der Mode verschrobenen Auge. Form und Farbe sind schön, ohne Rücksicht auf alle Meinungen über sie.

Es gibt einen noch höheren Punkt, welcher sich im Zusammenhang mit dieser Theorie feststellen lässt. Es kann eine intellektuelle Ursache angegeben werden, weshalb ein Gegenstand schön oder unschön ist. Der Verstand hat in der Körperwelt seine Formen und Gestalten. Er wohnt, trotz der vielen anscheinenden Widersprüche, in Schönheit. Hässlichkeit, das widerliche Wort, muss sich anstrengen, um das zu erlangen, worüber die Schönheit ohne Mühe gebietet. Daher sieht man Distinktion – den präsumtiven Beweis intellektueller Größe – so oft mit körperlicher Hässlichkeit gepaart. Daher kommt der hässliche hystrionische Künstler – daher die weibliche Bibliographie, – daher die Blaustrümpfe.

Andererseits sitzt die Schönheit auf ihrem Thron wie eine Königin oder Göttin. Sie macht keine Anstrengungen, weil sie die Notwendigkeit davon nicht fühlt. Die Welt nähert sich ihr auf ihr leisestes Verlangen und breitet ihre Gaben zu ihren Füßen aus.

Diese Gedanken zogen, wenn nicht alle, doch teilweise durch meinen Geist, während meine Augen sich entzückt an den anmutigen Wellenlinien weideten, welche das schöne Wesen vor mir begrenzten.

Ich glaubte, das Gesicht schon irgendwo gesehen zu haben. Ich hatte es aber erst einen Augenblick vorher, während ich auf das der älteren Dame blickte. Sie hatte das gleiche Gesicht, den von der Mutter an die Tochter vererbten gleichen Typus, dieselbe hohe Stirn, der gleiche Gesichtswinkel, dieselben Umrisse der Nase, welche gerade hinabging, wie ein Lichtstrahl die zarten, spiralförmigen Kurven an den Öffnungen zeigte, welche einem auf den griechischen Medaillons entgegentraten. Auch ihr Haar war von gleicher goldener Farbe, trotzdem, dass bei dem der Mutter das Gold eine Beimischung von Silber blicken ließ. Die Locken des Mädchens wallten wie Sonnenstrahlen über einen Nacken und Schultern von so zarter weißer Farbe, als ob sie aus dem Stein von Carrara gemeißelt wären.

Alles dies wird vielleicht als eine hochfliegende Redeweise erscheinen, aber ich kann über dieses Thema weder anders schreiben noch sprechen. Ich will davon abstehen und Euch mit Details verschonen, die für Euch wohl von geringerem Interesse sein würden. Erweist mir dagegen die Gefälligkeit, zu glauben, dass das Wesen, welches mich damals und auf ewig zur Liebe zwang, schön und liebenswürdig war.

»Es würde sehr gütig sein, wenn Madame und Mademoiselle die Marseillaise, die schöne Marseillaise spielen würden. Was sagen Sie dazu, mein liebes Fräulein?«

»Zoe, Zoe, nimm dein Bandolon. Ja, Doktor, wir werden sie Ihnen mit Vergnügen vorspielen. Die Musik ist uns ebenso lieb, wie Ihnen – komm, Zoe.«

Das junge Mädchen, welches bis jetzt den Arbeiten des Naturforschers aufmerksam zugesehen hatte, glitt in eine entfernte Ecke des Zimmers, nahm ein der Gitarre ähnliches Instrument, kehrte zurück und setzte sich neben ihre Mutter.

Das Bandolon war bald mit der Harfe gleich gestimmt und die Saiten beider ließen die aufregenden Klänge der Marseillaise erschallen.

Es lag etwas ungemein Graziöses in dem Spiel der Damen. Die Instrumentation erschien mir vollkommen, und die Stimmen der Spielenden begleitete sie in lieblicher und doch feuriger Harmonie. Als ich auf das Mädchen blickte, dessen Züge von dem Gedanken der Nationalhymne belebt waren und dessen ganzes Gesicht strahlte, kam sie mir wie ein unsterbliches Wesen, wie eine junge Freiheitsgöttin vor, welche ihre Kinder zu den Waffen ruft.

Der Botaniker hatte seine Arbeiten unterbrochen und lauschte ihnen mit entzückter Aufmerksamkeit. Bei der Wiederkehr des Rufes »Aux armes, Citoyen!« schnippte der Alte jedes Mal mit den Fingern und schlug mit den Füßen auf den Boden den Takt. Er war von demselben Geist ergriffen, welcher zu jener Zeit sich in ganz Europa seiner Krisis näherte.

Wo bin ich? – Französische Gesichter – französische Musik – französische Stimmen und die Unterhaltung in französischer Sprache! Denn der Botaniker redete die Frau in dieser Sprache, wenn auch mit einem starken rheinischen Akzent, an, welcher meine ersten Eindrücke in Bezug auf seine Nationalität bestärkte. Wo bin ich?

Mein Blick schweifte im Zimmer umher, um eine Antwort zu suchen.

Ich konnte den Hausrat erkennen – die kreuzbeinigen Campe-Stühle, einen refoozo, einen Palmblatt-Petate, ha – Alp!

Der Hund lag auf der Decke in der Nähe meines Lagers und schlief.

»Alp! Alp!«

»Oh, Mama – écoutez! Der Fremde ruft!«

Der Hund sprang auf, stellte seiner Vorderpfoten auf das Bett und streckte mir seine Nase mit einem freudigen Winseln entgegen. Ich streichelte ihn und sprach einige Schmeichelworte aus.

»O, Mama, er kennt ihn!«

Die Dame stand hastig auf und näherte sich dem Bett. Der Deutsche erfasste meinen Arm und stieß den Bernhardiner, welcher auf mein Bett springen wollte, zurück.

»Mein Gott, er ist gesund! Sehen Sie nur seine Augen, Doktor – wie er sich verändert hat!«

»Ja, ja – viel wohler, bedeutend wohler! Still, Hund! Geh, geh weg, mein guter Hund!«

»Wer – wo – sagen Sie mir, wo ich bin? Sagen Sie mir, wer Sie sind?«

»Fürchten Sie nichts, wir sind Freunde. Sie sind krank gewesen.«

»Ja, ja – wir sind Freunde. Sie sind krank gewesen. Fürchten Sie uns nicht, Herr – wir werden bei Ihnen wachen. Dies ist der gute Doktor – dies ist Mama – und ich bin …«

»Ein Engel des Himmels – schöne Zoe!«

Das Kind blickte mich mit einem Ausdruck der Verwunderung an und errötete, als sie sagte: »Höre nur, Mama – er kennt meinen Namen.«

Es war das erste Kompliment, welches sie je von den Lippen der Liebe erhalten hatte.

»Es ist gut, Madame – er ist bedeutend wohler – er wird jetzt sehr bald ganz gesund sein – geh hinweg, mein guter Alp, dein Herr wird genesen – leg dich, guter Hund.«

»Vielleicht sollten wir ihn verlassen, Doktor das Geräusch …«

»Nein – nein, seien Sie so gut, bei mir zu bleiben. Die Musik – wollen Sie nicht wieder spielen?«

»Ja, die Musik ist sehr gut, – die Musik ist sehr gut für das Gehirn.«

»O, Mama, dann wollen wir spielen.«

Ich lauschte lange auf die lieblichen Klänge und betrachtete dabei die schönen Virtuosinnen.

Endlich wurden mir aber die Augen schwer und die Wirklichkeit vor mir verwandelte sich in die weichen Umrisse eines Traumes.

 

***

 

Mein Traum wurde durch das plötzliche Aufhören der Musik unterbrochen. Ich glaubte, froh meines Schlafes, das Öffnen einer Tür zu hören. Als ich nach der vor Kurzem von den Spielerinnen eingenommenen Stelle blickte, sah ich, dass sie fort waren. Das Bandolon war auf die Ottomane geworfen worden und lag noch da, aber sie war verschwunden.

Ich konnte von meinem Bett aus nicht das ganze Zimmer übersehen, wusste aber, dass jemand zur äußeren Tür eingetreten war. Ich hörte Ausdrücke der Bewillkommnung und der Liebe, ein Rauschen von Kleidern, das Wort Papa, meine kleine Zoe, von denen die letzten durch eine Männerstimme gesprochen wurden.

Darauf erfolgten einige Erklärungen, die in einem mir unverständlicheren Ton gegeben wurden, sodass ich sie nicht hören konnte. Es verstrichen einige Minuten und ich lag schweigend und lauschend da. Nach Kurzem vernahm ich Schritte in der Halle. Ein Stiefel mit klirrenden Sporen trat auf den mit Ziegeln belegten Fußboden. Die Schritte kamen in das Zimmer und näherten sich dem Bett. Ich blickte auf und schrak zusammen. Vor mir stand der Skalpjäger.