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Slatermans Westernkurier 06/2015

Die Pontiac-Verschwörung

Auf ein Wort, Stranger,

wie in einer der vergangenen Ausgaben erwähnt, wollen wir uns in dieser Kolumne in unregelmäßigen Abständen immer wieder einmal mit der Kolonialisierung Amerikas, den ersten Siedlern und damit auch der Vertreibung und der nahezu völligen Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner befassen.

Eine Epoche, die inzwischen fast in Vergessenheit geraten ist, obwohl die indianischen Protagonisten dieser Ära in Amerika deutliche Spuren hinterlassen haben.

Black Hawk, über den bereits berichtet wurde, war einer von ihnen, der Ottawahäuptling Pontiac, aus dessen Leben wir heute erzählen, gehörte ebenfalls zu jenen, die ihr Leben in den Dienst ihres Volkes und den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit stellten.

Sein eigentlicher Name war Obwandiyag, seine Herkunft aber liegt immer noch im Dunkeln.

Noch heute sind der Tag seiner Geburt und das Meiste aus seiner Jugendzeit relativ unbekannt.

Sicher ist nur, dass er irgendwann zwischen 1712 und 1720 am Ufer des Maumee Rivers unweit der heutigen Stadt Detroit geboren wurde.

Sein Vater war ein Ottawa und seine Mutter eine Anishinabe.

1755 wurde er Anführer eines Bündnisses aus Ottawa, Potawatomi und Anishinabe, das neben den Engländern und Franzosen, die um die Vorherrschaft in Nordamerika stritten, schon bald zu einem weiteren Machtfaktor heranwuchs. In den darauffolgenden Jahren zeichnete sich die Niederlage Frankreichs ab und die Engländer übernahmen um 1759 ein Franzosenfort nach dem anderen. Als Major Robert Rogers am 27. November desselben Jahres an der Flussmündung des Detroit eintraf, um die Übergabe des gleichnamigen Forts zu regeln, erwartete ihn dort eine indianische Abordnung mit Pontiac an der Spitze.

Dieser gab dem Offizier zu verstehen, dass er durchaus bereit war, als künftiger britischer Untertan gehorsam zu sein und auch Tribut an die Krone zu zahlen, gleichzeitig forderte er aber auch, dass kein Weißer sein Gebiet ungefragt durchqueren durfte.

Rogers ahnte, dass Pontiac keinesfalls als Bittsteller gekommen war, sondern als Häuptling mehrerer Stämme, der sich seiner Macht durchaus bewusst war.

Trotz seiner Mahnungen setzten seine Vorgesetzten die Indianerpolitik der Franzosen, die sich die Loyalität der Indianer mit regelmäßigen Geschenken erkauft hatten, nicht fort.

Stattdessen schickte das britische Oberkommando eine Verstärkung nach der anderen sowohl nach Detroit als auch an die umliegenden Forts.

Als Antwort berief Pontiac im April 1763 einen Großen Rat ein, in dessen Verlauf er zum Krieg gegen die Briten aufrief.

Im Mai war es dann soweit.

Der kleine, dennoch muskulöse Indianer, hatte inzwischen 18 Stämme um sich geschart und war wild entschlossen, die Weißen endgültig aus dem Land zu vertreiben.

Das nachfolgende Geschehen ist unter dem Namen Pontiacs Verschwörung bekannt.

 

***

Detroit war zu jener Zeit ein Dorf, das aus knapp 100 Blockhäusern bestand, die von einer Holzpalisade und gut befestigten Wachtürmen geschützt wurden. Unter dem Befehl von Major Gladwin waren dort etwa 120 Soldaten stationiert, hinzu kamen noch Pelzhändler und einige Kanadier. Außerhalb der Palisaden lag ein kleines Dorf mit französischen Siedlern. Um größere Verluste zu vermeiden, wollte Pontiac das Fort mit einer List einnehmen.

Mit knapp 1.000 als Ballspieler und Zuschauer verkleideten Kriegern veranstaltete er vor den Toren des Forts ein bekanntes Indianerspiel, Baggataway genannt. Gleichzeitig traf er sich mit 60 angeblichen Häuptlingen in der Siedlung, in der die Tore tagsüber normalerweise offen standen, zu einem Großen Rat.

Fast alle der Indianer hatten unter ihren Decken und Wampuns Waffen verborgen.

Doch diesmal wurden die Tore hinter Pontiac geschlossen und die Indianer sahen sich mit einer Zweierreihe bewaffneter Soldaten konfrontiert.

Die indianische Geliebte des Mayors, eine Chippewasquaw, hatte Pontiacs Plan verraten.

Pontiac blies die Aktion sofort ab und leugnete den geplanten Angriff.

Wie bei einer Schmierenkomödie beobachteten er und seine Männer unter den wachsamen Augen der Soldaten das Baggatawayspiel vor den Toren Detroits und zogen danach unverrichteter Dinge wieder ab.

In Detroit war sein Plan fehlgeschlagen, aber in Fort Sanduska am Eriesee, in Fort Miami und in Fort Ouatanon in der Nähe des heutigen Lafayette, Indiana, wirkte seine Taktik. Später fielen auch Fort Le Boeuf und Venango bei Waterford, Pennsylvania.

Obgleich die Indianer Detroit nicht einnehmen konnten, eilten sie ansonsten von Sieg zu Sieg.

Die Briten verloren so viele Forts, bis sie in einer Proklamation bestätigten, dass es unter ihrer Regentschaft keine weißen Siedlungen westlich der Appalachen geben würde.

In den Augen der Kolonisten kam das einer Kapitulation gleich.

Im Laufe dieses Krieges mussten nicht nur viele Indianer und Soldaten das Leben lassen, auch die Zivilbevölkerung traf es hart. Wahrscheinlich wurden insgesamt 2.000 Weiße umgebracht und damit ganze Gegenden entvölkert.

Erst der Kommandant von Fort Pitt, der gebürtige Schweizer Henri Louis Bouquet, konnte den Siegeszug der Indianer stoppen. Als Pontiacs Krieger das Fort belagerten, marschierte Bouquet, der sich im Landesinneren befand, mit einer gemischten Streitmacht aus kampferprobten Veteranen des schottischen Hochlandregiments Black Watch, wildniserfahrenen Kolonisten und eisenharten Pelzjägern von Carlisle, Pennsylvania, aus nach Fort Pitt, um den Belagerungsring zu durchbrechen. Anders als die regulären britischen Soldaten hatten seine Einheiten die Art der Indianer, in den Wäldern zu kämpfen, übernommen und fügten Pontiacs Armee in der Schlacht am Bushy Run eine empfindliche Niederlage zu. Anschließend befreiten sie Fort Pitt.

Der militärische Erfolg dämpfte die Kampflust der Indianer erheblich und brachte Bouquet selbst unter den wildesten Kriegern großen Respekt ein.

Obwohl Pontiac und seine Verbündeten im Grunde bis auf Bushy Run gegen die Weißen keinen Kampf verloren hatten, war der Krieg damit praktisch zu Ende.

Es lag einfach nicht in der Natur der Indianer, jahrelang Krieg zu führen, und Niederlagen schmeckten ihm schon gar nicht. So wandte sich einer der verbündeten Stämme nach dem anderen von Pontiac ab.

Im Oktober 1763 durchstreifte Pontiac mit seinen letzten Getreuen die Wälder am Missouri.

1765 bat er schließlich um Frieden.

1769 wurde er von einem Peoria-Indianer in Cahokia, Illinois, umgebracht, der für diese Tat Geld von einem britischen Händler bekommen hatte.

Auch wenn man seine Rolle während der Pontiac-Verschwörung vielleicht etwas überbetont hatte, war er ohne Zweifel ein Symbol des indianischen Widerstandes gegen die weißen Eroberer.

Wie auch Black Hawk ist der Name Pontiac noch heute in den Staaten fest verankert. Pontiac ist der Name einer bekannten Automarke, in Ohio, Kansas, Illinois und sechs weiteren Staaten in den USA wurden Städte nach ihm benannt und es gibt auch eine gleichnamige Tabakmarke. Aber wie Black Hawk wäre es auch diesem indianischen Führer lieber gewesen, wenn man stattdessen auf sein Anliegen und das seines Volkes eingegangen wäre. Es hätte die Weißen nicht arm gemacht, aber den Indianern so vieles erleichtert.

In diesem Sinne,

euer Slaterman

Quellenhinweise:

  • Archiv des Autors
  • Joachim Hack, Das große Buch der Indianer, alle Stämme, alle Kriege
  • www.history.com