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Westernkurier 07/2013 – Der Status der Indianerin, Teil III

Frauen mit Macht

Auf ein Wort Stranger!
Beim Wort Indianerin denken viele an die wunderschöne Prinzessin Pocahontas, an Lasten schleppende, abgearbeitete, unterwürfige Frauen oder spärlich bekleidete Mädchen. Es gab sowohl die Prinzessin als auch die weiblichen Packesel in wenigen Stämmen, wo Frauen grundsätzlich miserabel behandelt wurden. Vieles wurde von Weißen, die Kontakte zu Natives pflegten, falsch wiedergegeben, teils aus Unwissenheit, teils aus Desinteresse an einer fremden Kultur. Die frühesten Darstellungen, die wir über Natives haben, stammen von europäischen Missionaren und Forschungsreisenden, die diese fremdartige Kultur durch die Brille ihrer zumeist konservativen Gesellschaft sahen und dementsprechend ablehnend gegenüberstanden.

In den letzten beiden Ausgaben haben wir einiges über die Lebensgewohnheiten der Frauen erfahren. Europäer sahen fälschlicherweise in den Indianerinnen Arbeitstiere, die sich den Kriegern unterwarfen. Das mag in einigen Stämmen so gewesen sein. Grundsätzlich gab es bei allen Eingeborenen genaue Hierarchien, in die sich jeder einzuordnen hatte. Entgegen der europäischen Annahme besaßen in vielen Gesellschaftsstrukturen die Frauen Macht und nahmen politisch führende Stellungen ein.
Kriege zu führen war im Allgemeinen Männersache, doch die Frauen wurden unweigerlich in die kriegerischen Aktivitäten hineingezogen. Sie halfen ihren Vätern, Brüdern und Ehemännern sich für den Kampf auszurüsten und vorzubereiten. Das Verhalten der Frauen, nachdem die Männer das Lager verließen, war von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. Manche fasteten und beteten um die Rückkehr ihrer Männer. Manche Frauen gaben sich nicht damit zufrieden, sondern begleiteten ihre Männer in den Kampf und wurden geachtete Kriegerinnen.

Berichte erster Siedler erzählen von weiblichen Führern, doch leider sind die erhalten gebliebenen Schilderungen sehr dürftig.
1548 stießen englische Forscher im heutigen Virginia auf eine Frau, die sie als Königin bezeichneten. Sie war in einen langen in Pelz eingefassten Ledermantel gekleidet, trug ein Kopfband aus Korallen gefertigt und lange Ohrgehänge aus Perlen. Wenn sie Fremde begrüßte, wurde sie von 40 bis 50 Dienerinnen begleitet.
Die Massachusetts-Königin übernahm nach dem Tod ihres Mannes die Führung der Indianerstämme in Massachusetts in den 1620igern. Mit der Zeit bekriegten sich die verschiedenen Gesellschaften, bis die Königin sich mit vier anderen Führern den Engländern unterwarf, um als Gegenleistung Schutz vor anderen Stämmen zu sichern.
Weetamoo unterzog sich als Jugendliche der Visionssuche, die üblicherweise nur Jungen unternahmen. Sie war eine geschickte Jägerin und Diplomatin. Als ihr erster Ehemann starb, wurde sie 1661 Sachem der Wampanagos, wie die Führer der Irokesen und Algonkin Gruppen genannt wurden. Sie war eine schöne und mächtige Frau, die einige englische Bräuche der Siedler übernahm. Als die Kämpfe mit den Engländern begannen, stand sie mit ihren Kriegern ihrem Schwager Metacomet bei, den die Weißen King Philipp nannten. Sie entkam den Engländern, ertrank aber später im Fluss. Ihr Kopf wurde abgetrennt und zur Schau gestellt.
Üblicherweise durften bei den Irokesen Frauen keine Führungsrollen übernehmen, aber sie wählten die Sachem und entschieden darüber, ob die Männer ihren Führungsaufgaben gerecht wurden. Jeder Clan war in Abstammungslinien unterteilt, an deren Spitze eine ältere Matrone stand, die wegen ihres Alters und ihrer Befähigungen als Vermittlerin auftrat. Sie war die Führerin der weiblichen Clanmitglieder. Wenn der Sachem starb, oblag es der Matrone seiner Abstammungslinie nach Beratung mit ihren weiblichen Verwandten, einen neuen Sachem zu wählen.
Der Spanier Solis traf im heutigen Südosten der USA 1767 auf eine Frau, die in einem Dorf der Caddo die »große Dame« genannt wurde. Die Königin lebte in einem geräumigen Haus, war mit fünf Männern verheiratet und hatte viele Diener.
Bei den Nisenan in Nordkalifornien, den Sinkaietk am Columbia River waren oft Frauen an der Spitze.
Die Apachen kannten manche charakterstarke Frau ebenfalls als weiblichen Führer an.
Rosana Chouteau wurde nach dem Tod ihres Onkels 1875 zum zweiten Führer der Osage-Beaver-Gruppe gewählt.
Eine Frau, die ebenfalls in die Geschichte einging, war Sacajawea, die die Lewis und Clark Expedition begleitete und als Dolmetscherin und Führerin wertvolle Dienste leistete. Über ihr Leben nach Ende der Expedition herrscht Unklarheit. Manche Quellen behaupten, sie starb sehr jung, andere dagegen dichten ihr ein hohes Alter an.
Lozen, die Schwester des Apachenführers Victorio. Schon in jungen Jahren war sie eine ausgezeichnete Reiterin und im Pferdestehlen stand sie den Männern nicht nach. Sie verbrachte ihr Leben damit, an der Seite ihres Bruders ihrem Volk zu dienen.
Über die Cheyenne Ehyophsta, Yellow Haires Woman, ist nicht viel bekannt. Sie war eine Kriegerin, die gegen die Schoschonen kämpfte und einem geheimen Bund angehörte, der nur aus Frauen bestand. Sie starb 1915.
Bei den Cherokee besaßen die Frauen Mitspracherecht. Sie redeten nicht während der Ratsversammlungen, doch sie wählten gemeinsam mit den Männern die Führer. In jeder Cherokee Gruppe gab es einen Frauenrat, dem die geliebte Frau vorsaß. Waren die Frauen der Meinung, das Wohlergehen des Stammes war gefährdet, untergruben sie die Autorität des Führers. Eine dieser geliebten Frauen war White Rose, von den Engländern Nancy Ward genannt. In ihrer Position besaß sie das Recht, die Freilassung von Gefangenen zu beantragen. Sie rettete eine Mrs. William Bean, die bereits an einem Pfahl gebunden und verbrannt werden sollte. Nach dem amerikanischen Freiheitskrieg hielt White Rose eine Rede vor einer Kommission, die G. Washington einberufen hatte, in dem sie gelobte, Frieden zwischen ihren Völkern zu bewahren. Sie vergaß nie ihre Herkunft, ermahnte stets ihr Volk, das Land ihrer Väter nicht zu verkaufen.

Eine andere Form Ansehen, Macht und manchmal Wohlstand zu erlangen, war der Weg der Hexe oder Heilerin. Die Ureinwohner unterschieden Krankheiten, die einerseits auf natürliche Ursachen zurückführten und mit Heilpflanzen behandelt wurden und andererseits übernatürlichen Ursprungs. Die meiste Zeit verbrachten heilkundige Frauen damit, nach geeigneten Pflanzen, Flechten, Baumrinden und Wurzeln zu suchen. Sie besaßen ein beträchtliches Wissen und tauschten sich mit Frauen anderer Stämme aus. Bei manchen Gruppen musste eine Frau entsprechende Träume haben, um den Beruf der Heilerin auszuüben. Nach dem Traum ging sie bei einer alten Frau in die Lehre. In anderen Gruppen mussten Frauen in der Einsamkeit fasten und auf Visionssuche gehen, um als Heilerin arbeiten zu dürfen.
Viele Gruppen, vor allem im Südwesten glaubten an Hexerei. Beging die Angeklagte zu viele schlimme Dinge, wurde sie getötet. Aus der Sicht der Opfer bot die Anklage gegen eine Hexe, die Möglichkeit Mitgefühl und Aufmerksamkeit zu erregen. Das waren vor allem Menschen niederen sozialen Status.
Es wird wohl viele weibliche Führerinnen, Kriegerinnen und andere mächtige Frauen gegeben haben, doch ihre Geschichten und Taten sind mit ihnen gestorben.

Quelle:

  • Töchter der Erde – Legende und Wirklichkeit der Indianerinnen, Carolyn Niethammer, Lamuv Verlag

Bildquelle:

(Montana)