Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Über ein Mädchen

Joanne Horniman
Über ein Mädchen

Carlsen, Hamburg, April 2013, Hardcover, 224 Seiten, 15, 90 Euro, ISBN: 9783551582713, ab 14 Jahren, übersetzt von Brigitte Jakobeit

Anna sieht auf einem Konzert die Sängerin und Gitarristin Flynn – und fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Nach weiteren zufälligen Begegnungen beschließen sie, sich bei Flynn zu treffen. Nach und nach keimt eine zarte Liebe zwischen den beiden Mädchen auf. Aber Flynn hat ein Geheimnis, das Anna gar nicht behagt, als sie es entdeckt.

Das in sich abgeschlossene Buch ist eines der wenigen, das die weibliche homosexuelle Liebe behandelt. Im Gegensatz zu Schwulen sind Lesben zumindest in Deutschland kaum in der Öffentlichkeit präsent, sodass sogar meine lesbische Freundin Schwierigkeiten hatte, Gleichgesinnte zu finden. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass es Bücher wie Über ein Mädchen gibt. Die Autorin geht einfühlsam mit dem Thema um und beschreibt die aufkeimende Liebe in einer schwebenden, träumerischen Sprache, die den Alltag zwar mit einbindet, aber eher in den Hintergrund treten lässt gegenüber dem Zauber dieser Liebe. Ebenso einfühlsam lässt sie die langsam zunehmenden Misstöne in der Liebesmelodie erklingen.
Was den Leser im ersten Drittel des Buches allerdings irritiert, ist die fehlende Reflektion der Hauptfigur über ihre sexuelle Ausrichtung. Die kommt dann aber im 2. Drittel in aller Ausführlichkeit. Das 2. Drittel mutet nicht nur äußerlich wie die Mitte des Buches an: Dort werden die Weichen für Annas Leben gestellt. Und die Liebesgeschichte um Flynn und Anna umrahmt dieses Kapitel. Blass bleibt dagegen die Figur Flynn. Sie wird im Buch eher ätherisch und damit distanziert dargestellt, wie ein Zauberwesen. Was sie fühlt und denkt, blitzt nur hin und wieder einmal durch. Anna selbst ist in mehrerer Hinsicht ein Außenseiter, und so fühlt sie sich auch: Sie hat rote Haare, ist sehr intelligent und lesbisch. Gerade das mittlere Drittel des Buches beschreibt gut die Probleme, die sich dann auftun.
Insgesamt ein lesenswertes Buch mit kleinen Schwächen über lesbische Liebe in einer ätherisch-träumerischen Sprache.

(ud)