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Der Welt-Detektiv Band 6

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Atlantis Teil 30

Hochsaison in Irwinga!

Kaiser Augustus hatte schon in den ersten Jahren seiner Regierung durch Geologen und Ärzte in allen Teilen seines Reiches Untersuchungen anstellen lassen, wo die Natur Schätze, Heilkräfte barg. Heilquellen aller Art waren erbohrt, gefasst worden, Kurorte entstanden.

In den höher gelegenen Gegenden mit gemäßigterem Klima waren Heil- und Erholungsstätten errichtet worden.

Der Kilimandscharo! Es grenzte ans Wunderbare, was hier in wenigen Jahren Menschenhand geschaffen hatte. Kurorte, Sanatorien von den einfachsten bis zu den vornehmsten lagen an seinen Hängen. Jede Vegetation war vertreten, von üppigen Palmenwäldern bis zu den kümmerlichen Latschenkiefern an der Schneegrenze, auf den Schneehängen jeder Wintersport möglich.

Magnetisch zog der Berg die Menschenmassen zu sich heran. Von Jahr zu Jahr mehr. Aus allen Teilen der Welt traf man hier zusammen. Der Kaiser selbst kam. Sooft er es möglich machen konnte, kam er zu seinem Lustschloss Ivango am Südosthang des Berges. Irwinga, nicht weit davon entfernt, war die Perle des Kilimandscharo.

Auf der Terrasse des Kurhotels ließ eine amerikanische Kapelle die neuesten Weisen ertönen. Alle Plätze der Terrasse waren dicht gefüllt, weiter unten auf den Golf- und Tennisplätzen herrschte reges Leben.

»Ist es hier nicht wunderbar, Juanita? Kann man sich ein schöneres Stück Natur vorstellen? Dazu dieses interessante gesellschaftliche Leben. Welcher Kurort der Alten Welt kann sich hiermit messen?«

Juanita nickte. Ihr Blick war zu den Spielplätzen gerichtet.

»Bald wirst auch du an dem Spiel wieder teilnehmen können, Juanita. Wie freute ich mich, als ich heute Morgen ankam, dich so wohl zu finden! Sechs Tage bist du erst hier, und doch! Wie ein Wunder scheint es, was die Natur in der kurzen Zeit an dir vollbrachte.«

»Du hast recht, Guy! Es ist schön hier … ja, es ist schön hier. Ich danke dir, dass du mich hierher gebracht hast. Die köstliche Ruhe, die wunderbare Natur, sie werden mir mehr helfen als alle Ärzte zusammen. Nur den einen Wunsch habe ich, hier zu bleiben, lange, lange zu ruhen, zu vergessen …«

Sie lehnte sich in ihren Liegestuhl zurück und schloss die Augen.

Guy Rouse stand auf und zog sorgsam eine Decke über ihre Gestalt.

»Bist du müde, Juanita? Willst du schlafen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nur ruhen! Ruhen!«

Rouse trat an die Brüstung der Terrasse.

Wäre es möglich! Ein Wunder wäre es. Und doch! Sie sieht so blühend aus! Blühender, schöner denn je. Die leichte Röte auf ihren Wangen. War es Genesung … waren es die Rosen der …

Am Tag nach ihrer Ankunft in Timbuktu hatte er sie vergeblich morgens am Teetisch erwartet.

Die Dame wäre krank, hatte die Zofe gemeldet. Er hatte den Leibarzt des Kaisers holen lassen. Ein kluger, tüchtiger Mann. Seine Studien hatte er in den USA vollendet. Seine Bedeutung als Arzt hatte ihm trotz seiner Jugend den hohen Posten eines Leibarztes beim Kaiser verschafft.

Der Leibarzt war gekommen, hatte Juanita in seinem Beisein untersucht, ein paar beruhigende Worte gesagt.

Rouse war mit ihm hinausgegangen, hatte ihn gefragt, von Mann zu Mann, wie es stünde.

Und dann! Was er längst im Innersten gefürchtet, sich immer zu verhehlen gesucht hatte, mit wenigen dürren Worten sagte der Arzt es ihm.

Heilung schwer! Die Krankheit, zu schwer hatte sie den Körper angegriffen, zu weit schon war sie fortgeschritten. Sie zum Stillstand zu bringen? Beste Pflege, völlige Ruhe.

Er riet zu Irwinga am Kilimandscharo.

Irwinga am Kilimandscharo. Der leitende Arzt des Sanatoriums war ihm bekannt. Er empfahl ihn aufs Beste.

Noch am selben Abend war Guy Rouse mit ihr im Flugzeug auf dem Wege dorthin. Juanita war begeistert, entzückt beim ersten Anblick. Hatte freudig zugestimmt, hier zu bleiben.

Am nächsten Tag war er nach Timbuktu zurückgeflogen. Seine Geschäfte ließen ihm nicht Zeit. Er hatte versprochen, so bald wie möglich wiederzukommen.

Und jetzt, fünf Tage später, war er wieder hier. Nur schwer hatte er sich für die Reise freimachen können.

Er hatte schon auf dem Sprung gestanden, in die USA, wo jetzt seine Anwesenheit immer dringender erforderlich wurde, zurückzukehren.

Die Luft dort war klar. Ein dunkler Punkt nur, James Smith …

Vergeblich hatten leitende Personen der New Canal Cy. in seinem Auftrag mit James Smith verhandelt, ihn zum Verbleiben in seiner Stellung zu bewegen versucht.

Dieser hatte jedoch brüsk abgelehnt, war neuen Verhandlungen ausgewichen, indem er ohne Angabe eines Reiseziels verschwand. Rouses Agenten waren ihm auf dem Fuße gefolgt, hatten ihrem Herrn von jedem Schritt, den er tat, berichtet.

Nur zu bald war Guy Rouse klar geworden, was das Ziel seines Chefingenieurs war: Juanita! Ihren Spuren ging er nach.

Das Spiel Juanitas … allzu gefährliches Spiel war es dieses Mal gewesen … Er hätte es wissen müssen. Und doch! Ohne sie wäre es nicht gelungen. Die fünf Millionen Dollar allein? Gewiss hatten sie für Sekunden den Chefingenieur geblendet. Aber er hätte sie nicht genommen ohne das Dazwischentreten Juanitas. Und jetzt? Er verlangte seinen Lohn, verlangte sie, das Ziel seines Lebens.

Guy Rouse kannte seinen Mann nur zu gut.

Die ungeheure gesammelte Energie in ihm war jetzt frei von allen Hemmungen, nur auf das eine Ziel – Juanita – gerichtet. Ein Kampf auf Leben und Tod musste es werden. Lange hatte Rouse überlegt, wie dem zu begegnen sei. Ein kleiner Wink … irgendwo in den Staaten eine Seele, die in seiner Hand war … machte ihn frei vom Feind. Den Gedanken hatte er mehrfach verworfen. Letzte Lösung blieb es.

James Smith im Linienflugzeug nach Timbuktu. Letzte Nachricht seiner Agenten war es. Wieder war jener Gedanke aufgetaucht, wieder hatte er ihn verworfen. Mit dem nächsten Flugzeug nach Irwinga. Juanita musste fort von hier, wo James Smith sie bald finden würde. Doch wohin? Die Auswahl war nicht groß, wurde durch den Zustand Juanitas sehr beschränkt.

Auf der Fahrt hatte er einen Reiseführer durch die Riviera studiert. Santa Barbara, ein kleiner, wenig bekannter und doch schön gelegener Ort der italienischen Riviera, sollte der neue Aufenthaltsort Juanitas werden. Ihre Spur zu finden, würde James Smith lange Zeit benötigen.

Seit heute Morgen war Rouse hier. Immer wieder hatte er mit Juanita von ihrer notwendigen Abreise sprechen wollen, immer wieder hatte er es nicht über sich gebracht.

Ein Hotelboy überreichte ihm ein Telegramm: James Smith in Timbuktu. Soeben angekommen.

Keine Zeit mehr zu verlieren!

Er trat zu Juanita, bat sie, mit ihm zu einem kleinen Spaziergang zu kommen. Sie schritten zusammen durch die gepflegten Parkwege. Rouse legte seinen Arm in ihren und sprach zu ihr. Und seine faszinierende Macht, die unerklärlich, wenn sie je Menschenherzen nach seinem Willen gelenkt … hier galt es, sie anzuwenden bis zu ihren letzten Möglichkeiten. Mit größter gesammelter Willensanstrengung sprach er zu ihr von dem, was war, was sein musste. Sein Herz bebte bei jedem Wort, das er sprach.

Und es gelang.

Ein paar schnellere Pulsschläge in ihrer Hand, die seine umklammerte, das war die einzige Reaktion. Noch ein paar Schritte weiter, dann sprach Juanita ruhig, als hätte sie das nicht berührt.

»Du hast recht, Guy! Es ist besser, wenn ich von hier fortgehe … und bald gehe.«

»Und du wirst also wirklich nach Santa Barbara reisen und immer daran denken, weshalb du dort hingefahren bist?«

»Ich werde immer daran denken, Guy! Es wird auch dort schön sein. Und Ruhe werde ich haben … dort vielleicht mehr als hier.«

»Du wirst ein bequemes Privatflugzeug nehmen. Ich habe alles vorgesehen, dir die Reise so angenehm wie möglich zu machen. Der Pilot wird instruiert sein, alle Spuren der Reise zu verwischen.«

Noch am Abend war Juanita abgeflogen und Rouse mit dem Linienflugzeug auf der Fahrt nach Timbuktu. Flugzeugwechsel in Mineapolis.

Noch während des Fluges kam die Nachricht vom Schachtunglück. Rouse kannte ihn wohl, den Schacht. Der Einbruch der unterirdischen Gewässer … nur Verbrecherhand konnte den Weg freigemacht haben.

Warum? Wozu?

Im Geist überschlug er alle Möglichkeiten, alle Gründe, die dazu geführt haben könnten.

Das Werk des Kaisers, in jahrelanger Arbeit mit ungeheuren Kosten vollendet, war zerstört. Karbid und Wasser! Acetylengas in undenkbaren Mengen! Feuer daran? Der Gedanke ließ ihn erschauern. Ein Meer von Flammen … von Zahlen wogte vor seinem Geist.

Der ungeheure wirtschaftliche Schlag für den Kaiser … letzten Endes berührte er auch ihn. Eine Riesenanleihe des afrikanischen Reiches … wer würde sie geben? Er! Drei Erdteile: Amerika, Europa, Afrika in seiner Hand!

Er ging zur Leitung des Flughafens, legitimierte sich, verlangte einen Kraftwagen.

Zur Stadt! Zum Schacht!

Auf dem kleinen Platz hinter dem Stadthaus hielt sein Kraftwagen an. Aus allen Seitengassen strömten die Massen heran über den Platz, drängten zur engen Hauptstraße, die nach Süden zum Schacht führte.

»Unmöglich, weiterzufahren, Herr!«

Der Chauffeur deutete auf die Massen. Rouse erkannte die Richtigkeit der Worte. Er verließ den Wagen und versuchte mit dem Strom vorwärtszukommen. Das war nicht leicht. Nur langsam, am Rande vorwärts geschoben, ging es der Hauptstraße zu.

Da! Wenige Schritte von ihm, gerade im Schein einer Laterne, ein Mann, der anscheinend nicht mitwollte. Er stand da, sah auf die Uhr. Wandte sich um und nahm an den Häusern entlang den Weg nach Norden.

Als er sich umdrehte, konnte Guy Rouse dessen Züge deutlich erkennen.

Ein Mischling war es! Und doch! Er musste ihn kennen, den Mann. Alles an ihm, seine Züge, seine Gestalt, so hatte er sie gesehen? Wo war er ihm begegnet? In seinem Inneren schrie es auf: Montegna!

Ah! Da war es! Und der Mann ging jetzt nach Norden zu, wo alles nach Süden drängte? Gepäck auf der Schulter …

Er floh? Warum?

Und dann wusste er es.

War es ein Verbrechen, dann war dieser der Täter!

Einen Augenblick überlegte er, ob er ihm nacheilen, Hilfe herbeirufen solle, ihn festzuhalten …

Nein! Nein! Der konnte nicht entkommen, der wohlorganisierten Polizei des Kaisers nicht entgehen. Er würde ihr den Weg weisen.

Und dann stand Rouse vor dem Polizeichef von Mineapolis, nannte den Täter und gab dessen Spur.

Der Mann konnte nicht entkommen!