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Fort Aldamo – Band 52

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 52
Das große Aufräumen

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 28.10.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Kaum hat Master Sergeant Finnewacker seinen Todfeind Manolito Juarez bei einem mörderischen Duell zur Hölle geschickt, steckt er schon wieder bis zum Hals in einer teuflischen Klemme. Denn Juarez’ Nachfolger Zarco, der neue Bandolero­-Jefe, fordert 35.000 Dollar Lösegeld für die Jungs aus Fort Aldamo, die sich noch immer in der Gewalt dieser Höllenhunde befinden. Gegen den brutalen Zarco und seine wilde Meute ist einfach nichts auszurichten, und ohne das Lösegeld rollen die Köpfe der sechsundzwanzig Geiseln. Es hilft nichts – die Greenbacks müssen her! Fitzgerald reitet nach Fort Aldamo, um die Riesensumme zu besorgen. Und erscheint mit 200 Dollar am vereinbarten Austauschpunkt …

Leseprobe:

»Verflixt und zugenäht, diese San­dalenhengste gehen mir aber mächtig auf den Geist, Männer!«, polterte Mas­ter Sergeant Finnewacker und zügelte sein schweißnasses Pferd. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, diese Wanzenbändiger und Knoblauchfres­ser abzuschütteln!«

Der kommissarische Commander von Fort Aldamo und Spieß der Straf­kompanie drehte den Kopf und blickte seine Begleiter der Reihe nach wütend an.

Finnewacker wurde von vier seiner Soldaten und einem verwegen und düs­ter aussehenden Mexikaner begleitet.

Die Sergeanten Gammer, Larsen und Wallowa zuckten hilflos mit den Schultern. Der vierte Blaurock räus­perte sich.

»Wir haben schon eine ganze Menge Tricks angewandt, um die mexikani­schen Bandoleros abzuschütteln, doch wir hatten kein Glück. Die Greaser sind nicht ohne, wie wir inzwischen längst alle wissen.«

Das sagte Sergeant Fitzgerald ruhig. Der schon ältere und krausköpfige Soldat nickte seinem Vorgesetzten zu, dessen gesträubter Schnurrbart nicht zu übersehen war. Und das war nun einmal ein sehr schlechtes Zeichen, was den Gemütszustand des altge­dienten Haudegens betraf.

»Absitzen. Wir legen eine kurze Rast ein. Kümmert euch um, eure lahmen Zossen. Ausführung, Männer!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«, rie­fen die vier Sergeanten wie aus einem Mund und sprangen von den Pferde­rücken. Der so wild und verwegen aus­sehende Mexikaner grinste nur breit und kletterte ebenfalls aus dem Sattel.

»Sergeant Gammer!«

»Aye, Finnewacker!«

»Wenn du dein Pferd abgerieben hast, kletterst du dort drüben den Felsen hoch und hältst nach unseren Verfolgern Ausschau!«

»Zu Befehl, Finnewacker!«

Nachdem Master Sergeant Fin­newacker sein Pferd versorgt hatte, setzte er sich in den Schatten eines Felsbrockens. Heiß sengte die Sonne vom wolkenlosen Himmel und setzte Mensch und Tier sehr zu.

Und Finnewacker dachte daran, wie er und seine Leute in diese gefährt iche Lage geraten waren.

Angefangen hatte es damit, dass ein neuer Gefangenentransport. aus Camp Lowell, dem Sitz des Regiments, überfällig gewesen war. Finnewacker unternahm auf Fitzgeralds Drängen einen Patrouillenritt und fand schon bald heraus, dass fünfzehn Sträflinge und fünf Soldaten mexikanischen Ban­diten in die Hände gefallen waren. Er ritt nach Fort Aldamo zurück, um sich Verstärkung zu holen. Mit zehn Char­gierten nahm er die Verfolgung auf und begegnete dann dem Bandolero Asesino und vier seiner Amigos. Die Mexicanos stellten Finnewacker ein Ultimatum.

Der Commander von Fort Aldamo sollte mit seinem erbitterten Feind Manolito Juarez einen Zweikampf auf Leben und Tod in einer Geisterstadt austragen. Sollte der Master Sergeant nicht einwilligen, dann mussten die Geiseln sterben.

Finnewacker willigte ein!

Die Gefangenen kamen frei, und der wackere Haudegen kämpfte mit Manolito Juarez, den er in einem fai­ren Duell besiegte. Doch die ande­ren Bandoleros brachen ihr Wort. Sie überrumpelten die Soldaten während eines Sandsturmes und nahmen auch Finnewacker gefangen.

Ein gewisser Zarco – neben Ase­sino ein weiterer Stellvertreter von Manolito Juarez – riss die Macht über die Bandoleros an sich und jagte Ase­sino davon. Die Soldaten sollten gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen werden. Sergeant Fitzgerald ritt mit einigen Banditen los, um die Lösegeld­forderung Colonel Brooke in Camp Lowell zu überbringen.

Es war Asesino, der Master Ser­geant Finnewacker und die Sergeanten Larsen, Gammer und Wallowa aus der Banditenstadt in den Bergen befreite und mit ihnen floh. Auf ihrer Flucht stießen sie auf Fitzgerald, der einer mexikanischen Armeepatrouille in die Hände gefallen war. Die Outlaws, die ihn begleiteten, wurden von den Soldados erschossen, als sie sich wehr­ten. Finnewacker befreite den kleinen Krauskopf durch einen Trick. Sechs­undzwanzig Kameraden aber befanden sich noch immer in den Händen von Zarco.

Obwohl Finnewacker von über zwanzig Desperados gejagt wurde, wollte er seine Jungs befreien. Koste es, was es wolle! Das hatte sich der Commander von Fort Aldamo ge­schworen!

»Was gibt’s Kleiner?«, fragte Finnewacker, als Fitzgerald zu ihm trat und ihn aus seinen Gedanken riss.

»Wir stecken ganz schön in der Klemme, mein Alter«, meinte Finne­wackers Stellvertreter. »Über zwanzig Outlaws jagen uns wie die Hasen kreuz und quer durch die Wüste und durch die Berge der Sierra del Tule. Und sechsundzwanzig unserer Kameraden werden von diesem großes tapferes Zwerg namens Zarco festgehalten. Wir wissen nicht einmal, ob unsere Männer noch in der Banditenstadt sind, oder ob sie von Zarco längst an einen anderen Ort gebracht wurden.«

Master Sergeant Finnewacker runzelte die Stirn. Sein buschiger Schnurrbart begann sich erneut Un­heil verkündend zu sträuben.

Der krausköpfige Sergeant hob be­schwichtigend seine Hand, doch es war schon zu spät.

Finnewacker polterte bereits los.

»Verdammt noch mal, das weiß ich alles! Sag mir lieber, wie wir diese zwanzig Mausfallenhändler abschüt­teln können. Das würde uns einen Schritt weiterbringen. Die Zeit wird langsam knapp. Dieser Zarco rechnet noch immer mit dem Lösegeld aus Camp Lowell. Wenn der erst heraus­findet, dass es keinen lausigen Dollar zu erben gibt, dann lässt er unseren Kameraden die Köpfe abschlagen!«

»Mensch, Finnewacker, so kenne ich dich gar nicht«, antwortete Fitzgerald. »Du bist doch sonst immer die Ruhe in Person. Und jetzt scheinst du die Nerven zu verlieren!«

Master Sergeant Finnewacker grinste breit.

»Scheint nur so zu sein, Kleiner. Irgendwie musste ich mir aber wieder mal Luft schaffen.«

Sergeant Gammer eilte heran, schlug vor seinem Vorgesetzten die Hacken zackig zusammen und salutierte.

»Die Verfolger sind bis auf eine knappe Meile herangekommen, Master Sergeant. Ich erwarte deine Befehle!«

»Danke, Gammer. Alle zum Weiter­ritt fertigmachen und aufsitzen!«

Finnewacker blickte zu dem Mexi­kaner hinüber, der gegen den Stamm eines Cottonwoods lehnte. Asesino wirkte so wild und verwegen, dass jede Lady mit Schreikrämpfen die Flucht ergriffen hätte.

Der Mexicano, der unbedingt Zarco besiegen und die Führung der über hundertfünfzig Mann starken Bandi­tenbande übernehmen wollte, blickte aus dunklen Augen zurück. Lockiges schwarzes Haar fiel bis auf die Schul­tern. Der Bandolero wirkte massig, und doch schien es kein Gramm überflüssi­ges Fett an seinem untersetzten Körper zu geben. In seinem breitflächigen und braun gebrannten Gesicht regte sich kein Muskel.

Asesino trug einen tief hängenden Colt. Eine Machete steckte im Gürtel. Über der Brust kreuzten sich zwei Patronengurte.

Der Master Sergeant nickte dem Banditen zu, der heranstiefelte und betont lässig vor dem Blaurock aus Fort Aldamo stehen blieb. Längst hatte es sich Asesino abgewöhnt, über das militärische Gehabe der Gringos zu grinsen.

»Was ist, großes Finnewacker?«, fragte er kehlig.

 

*

 

»Wir müssen deine ehemaligen Com­pañeros abhängen, Asesino«, erwiderte der Commander. »Das ist dir doch klar! Hast du mal darüber nachgedacht, wie wir das schaffen können?«

»Ich habe einen guten Plan«, ant­wortete Asesino, der ein gut verständ­liches Englisch sprach. »Wir locken meine Amigos in eine Falle. So können wir sie abschütteln. Wenn du nichts dagegen hast, großes Finnewacker, dann übernehme ich jetzt die Füh­rung.«

Master Sergeant Finnewacker nickte.

»Einverstanden, Asesino großes Amigo. Dann zeig mir mal, was du auf dem Kasten hast, mein Guter!«

Die Sergeanten Gammer, Larsen, Fitzgerald und Wallowa saßen bereits auf den Pferderücken. Finnewacker winkte ab, als der kleine Krauskopf nochmals absteigen wollte, um sei­nem Vorgesetzten Meldung zu ma­chen.

Kurz darauf ritten die fünf Blau­röcke und der mexikanische Pisto­lero an. Dumpf tackten die Hufe der Pferde auf dem steinharten und von der Sonne verbrannten Boden. Staub wirbelte auf und verwehte nur träge im leichten Wind.

Von einer Bergkuppe aus konnten die sechs Männer ihre Verfolger se­hen, die nach wie vor auf ihrer Fährte saßen.

Die Halunken gaben nicht auf. Fin­newacker ahnte, dass Zarco eine fette Prämie auf ihre Köpfe ausgesetzt hatte.

Eine Stunde verging.

Die Soldaten und auch Asesino tru­gen keinen trockenen Faden mehr am Leib, so heiß brannte die Sonne vom Himmel. Durst und Hunger setzten ihnen zu. Sie hatten zwar noch ein wenig von dem kostbaren Nass in ihren Wasserflaschen, doch das brauchten sie für ihre Pferde. Wenn die treuen Vierbeiner schlappmachten, gab es keine Chance mehr, den Verfolgern zu entkommen.

Und Master Sergeant Finnewacker nahm an, dass noch weitere Banditen­trupps auf ihn und seine Kameraden Jagd machten.

Die Lage war alles andere als rosig.
Doch Finnewacker war nun einmal ein Mann, der niemals aufgab. So war es schon immer in seinem ereignisrei­chen Leben gewesen. Auch vor vielen Jahren, als er auf der Seite der Süd­staatler unter dem legendären Captain Concho gekämpft und den Yankees so manchen Streich gespielt hatte.

Finnewacker wurde aus seinen Ge­danken gerissen. Asesino ließ sein Pferd zurückfallen, bis es auf gleicher Höhe mit dem Rapphengst des Com­manders war.

»Vor uns liegt ein Sackcanyon, Sol­dado«, ertönte Asesinos raue Stimme. »Wenn es uns gelingt, meine Compa­dres dort reinzulocken, sitzen sie in der Falle. Dann brauchen wir ihnen nur die Pferde wegzunehmen und sind alle Sorgen los. Das ist mein Plan, großes Finnewacker.«

Der Master Sergeant zögerte mit einer Antwort. Er sah den düsteren Mexikaner an seiner Seite skeptisch an.

»Und du glaubst wirklich, dass deine Amigos so dämlich sind und in den Canyon hineinreiten? Der Plan geht schon in die Hose, wenn auch nur einer unserer Verfolger weiß, dass es ein Sackcanyon ist.«

»Das Risiko müssen wir eingehen«, gab Asesino zu. »Meine ehemaligen Camerados kennen sich hier in dieser Gegend nicht besonders gut aus, Sol­dado. Ich schätze schon, dass wir eine gute Chance haben.«

»Einverstanden, Asesino.«

Die fünf Blauröcke und der Me­xikaner ritten weiter und näherten sich schnell dem dunkel gähnenden Schlund eines Canyons.

Eine Steinwurf weite davor zügelte Asesino sein Pferd.

»Anhalten, Männer!«, schnarrte Finnewackers Stimme, während er gleichzeitig die rechte Hand hob.

»Wie soll’s weitergehen?«, fragte er den Mexikaner.

»Wir müssen jetzt in den Canyon, damit die Verfolger auch sehen, dass wir auch hineingeritten sind.«

»Und dann tragen wir die Vierbei­ner auf den Schultern wieder heraus nicht wahr?«, ächzte Finnewacker mit beißendem Spott in seiner Stimme. »Ich nehme doch nicht an, dass du die Pferde im Canyon zurücklassen willst und nur wir die Mausefalle wieder verlassen?«

Asesinos wulstige Lippen wurden schmal. Er sah den bulligen Soldaten mit verschlagenem Blick an.

»Natürlich reiten wir wieder zu­rück«, antwortete Asesino. »Wir ver­stecken uns und die Gäule zwischen den Felsen dort drüben. Wenn die Bandoleros nicht in die Falle gehen, nehmen wir sie uns so vor. Auf jeden Fall haben wir die Überraschung auf unserer Seite.«

»Das schmeckt mir schon besser, mein Bester«, griente der Commander von Fort Aldamo. »Los, dann wollen wir mal sehen, ob wir deine Compa­ñieros austricksen können, Asesino!«

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 52. Bastei Verlag. Köln. 28.10.2017