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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das Burgbrennen bei Roth im Kreis Bitburg

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Erstes Bändchen

Das Burgbrennen bei Roth im Kreis Bitburg

Der erste Fastensonntag, auch Scheef-, Schäf- oder Scharfsonntag1 genannt, bringt den Junggesellen des Dorfes Roth bei Vianden ein sonderbares Vergnügen. Sobald der Nachmittagsgottesdienst beendet ist, treffen sie sich und ziehen von Haus zu Haus, um Stroh und alte Körbe zu sammeln. Dieses Material wird dann auf eine benachbarte Anhöhe, den Manscheider Berg, getragen. Dorthin war vorher ein schlanker Buchenstamm mit einem Querbalken gelegt worden. Der Baum wird zuerst mit Stroh in dicken Lagen umwickelt. An den Enden des Querbalkens und auf seiner Spitze bringt man die alten Körbe an. Zuletzt wird der Baum, der »die Burg« heißt, aufgerichtet und am Abend in Brand gesteckt. Auf den Ruf »Die Burg brennt!« eilt dann Alt und Jung hinaus, um dem seltsamen Schauspiel zuzusehen. Ein gewaltiges, weithin sichtbares Feuer erhellt die Umgegend, und ins Tal hinab schallen frohe Lieder. Kommt an diesem Abend der Wind von Osten, so gibt es nach der Meinung der Leute ein raues, kaltes Jahr. Weht er aber in entgegengesetzter Richtung, so ist ein nasses Jahr zu erwarten. Wenn das Stroh verbrannt ist, kehren die Junggesellen ins Dorf zurück und sammeln Mehl, Eier und Speck; auch Geld wird nicht verschmäht. Überall, wo sie einkehren, wird ein Lied gesungen. Die jüngste Frau des Dorfes muss nach einem alten Herkommen in ihrem Haus Pfannkuchen und Waffeln backen, die sie dann gemeinsam verzehren.

Show 1 footnote

  1. Der Name rührt ohne Zweifel von den eingesammelten Strohgarben her, die, wenn das Stroh zum Decken der Häuser benutzt wurde und deshalb besonders fein verarbeitet war, Schäf, Schef oder Scharf genannt wurden.