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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Fischerknabe am Laacher See

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden undGeschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Erstes Bändchen

Der Fischerknabe am Laacher See

Schon oft hatte die Großmutter ihrem Enkel, einem lebensfrohen Fischerknaben, von dem prächtigen Schloss und den reichen Schätzen erzählt, die in der Tiefe des Laacher Sees verborgen seien. Sich selbst davon zu überzeugen, war schon lange sein Sinnen und Trachten. Eines Nachts, als alles im tiefen Schlaf lag, schlich er sich heimlich aus seiner väterlichen Hütte und eilte rasch und furchtlos zum Ufer des Sees. Er löste einen Nachen von der Kette und ruderte geschickt und mutig zu des Wassers Mitte.

»Ich komme«, so sagte er zu sich selbst, »in dieser Nacht der Wahrheit auf die Spur. Ich will die Wahrheit wissen.«

Als er sich der Mitte näherte, hörte er ein wundersames Singen aus der Tiefe. Harfen und Flöten tönten an sein Ohr, Becher und Waffen erklangen. Er beugte sich über sein Fahrzeug auf den See hinab. Fürwahr, aus der Tiefe glänzte ihm ein prächtiges Schloss mit hell erleuchteten Sälen entgegen, in denen Nixen und Feen lustige Reigen aufführten.

Kaum hatten sie ihn erblickt, als sie in die Höhe stiegen und mit holdem Lächeln ihm zuriefen: »Komm, trauter Knabe, zu uns herab. Unsere Schätze stellen wir dir gern zur Verfügung.«

Er wusste nicht, wie ihm geschah, und mit dem beglückenden Ausruf »Großmutter, du hast nicht gelogen!« sprang er aus dem Nachen in die grundlose Tiefe hinab.