Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Interessante Abenteuer unter den Indianern 37

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Carsons Abenteuer mit den Indianern

Christopher Carson, gewöhnlich Kit Carson genannt, ist einer der bemerkenswerten Charaktere, welcher im letzten mexikanischen Krieg sich hervorragend gezeigt hat. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er ein Händler. Seit jener Zeit hatte er sein Leben in einer ununterbrochenen Reihe von wilden, gefährlichen und kühnen Abenteuern zugebracht. Als Jäger war er unübertroffen, was Geschicklichkeit und Erfolg anbetrifft. Durch sein zahlreiches Zusammentreffen mit den Indianern, hatte er sich einen Namen erworben, welcher der Schrecken jeder feindlichen Rothaut und der Neid eines jeden Jägers geworden war.

Sein Schuss fehlte selten und niemand konnte durch die Steppen einer Missouri-Wildnis eine Reisegesellschaft so wohl geleiten wie er. Wegen seines Scharfsinnes und seiner Unerschrockenheit in jeglichem Ereignis wurde er gewöhnlich als Anführer gewählt, wo es galt Unternehmungen, von ungewöhnlicher Gefahr begleitet, und Angriffe auf Indianer auszuführen. Bei einer Gelegenheit folgte er der Spur von 60 Crow mit nur 12 Mann, schnitt die Pferde los, welche sie von den Weißen gestohlen hatten und welche sie nur 10 Fuß von dem hölzernen Fort, wo die Indianer ihr Quartier aufgeschlagen, angebunden hatten. Er zog sich dann sicher zurück. Am kühnsten zeigte er sich bei einem Angriff, den die Tlamuth-Indianer auf eine kleine Partie Amerikaner unter Oberst Fremont machten, welcher, auf einer Untersuchungsexpedition begriffen, in New Mexico angekommen war. Es war dies im Mai 1846. Der Bericht dieses Angriffes kann nicht besser als in Carsons eigenen Worten wiedergegeben werden:

»Herr Gillespie hatte dem Obersten Briefe von seiner Heimat gebracht – die Ersten, welche er in den Jahren, seit er die Heimat verlassen, erhalten hatte – und er saß bei einem großen Feuer bis nach Mitternacht auf; wir übrigen waren sehr müde und legten uns nieder. Dieses war die einzige Nacht auf allen unsren Reisen, die Nacht, welche wir auf der Insel im Salzsee zubrachten, ausgenommen, dass wir unterließen, Wache zu halten; und da die Leute müde waren und wir keinen Angriff befürchteten, obgleich wir sechzehn Mann stark waren, mochte der Oberst es nicht von ihnen verlangen. Owens und ich schliefen zusammen und wir beide wurden zu gleicher Zeit durch die Schläge der Axt erweckt, welche unsere Leute tötete. Zuerst wusste ich nicht, was es zu bedeuten hatte. Ich rief Basil zu, welcher auf jener Seite schlief: ›Was geht dort drüben vor? Weshalb macht ihr solch einen Lärm?‹

Es erfolgte keine Antwort. Der arme Kerl war schon tot und er wusste nicht einmal, wer ihn getötet hatte. Sein Kopf wurde ihm im Schlaf gespalten. Der andere stöhnte noch ein wenig, ehe er starb. Die Delawaren, deren wir vier bei uns hatten, schliefen nahe dem Feuer. Sie sprangen im Augenblick auf, als wir angegriffen wurden. Einer von ihnen ergriff eine ungeladene Flinte, und obwohl er nicht viel Schaden damit anrichten konnte, so diente sie ihm doch als Waffe, um den Feind in gehöriger Entfernung zu halten.

Er focht wie ein alter Veteran und hielt sich, bis sein Körper ganz von Pfeilen gespickt war. Drei hatten sein Herz getroffen. Er starb wie ein Held. So wie ich geschrieen hatte, bemerkte ich, dass Indianer ins Lager gedrungen waren. Owens und ich riefen es unseren Kameraden zu. Es wurden keine Befehle gegeben. Die Ereignisse folgten zu schnell und der Oberst hatte Leute um sich, die man nicht zu ihrer Pflicht zu ermahnen brauchte. Der Oberst und ich, Maxwell, Godey, Owens und Stepp stellten uns zusammen und eilten zur Hilfe unserer Delawaren. Ich weiß nicht, wer feuerte und wer nicht, aber ich glaube, dass Stepps Schuss den Tlamuth-Häuptling tötete, denn derselbe fiel beim Knall seiner Büchse.

Er hatte ein englisches Halbbeil mit einem Band um seine Hand geschlungen und sein Köcher zählte 40 Pfeile, die schönsten kriegerischen Pfeile, welche ich je gesehen hatte. Seiner Bewaffnung und Kopfbekleidung nach musste er der Tapferste von allen gewesen sein. Als die Tlamut ihn fallen sahen, liefen sie fort. Doch wir lagen bis Tagesanbruch mit unseren Büchsen schussfertig, jeden Augenblick einen anderen Angriff gewärtigend.

Am Morgen fanden wir, dass zwischen 15 und 20 Tlamut uns angegriffen hatten. Sie hatten drei unserer Leute ge

tötet und einen Delawaren verwundet, indem er den gefallenen Häuptling skalpierte. Unsere Toten führten wir auf Mauleseln fort, doch nach einem Marsch von 10 Meilen fanden wir es unmöglich, sie durch den dichten Wald weiter fortzubringen. Da wir einen stillen entlegenen Platz fanden, begruben wir sie unter Baumstämmen, keine Zeit habend, ein Grab auszuheben.

Es war nur wenige Tage vor diesem Gefecht, dass dieselben Indianer in unser Lager kamen und, obwohl wir kaum Fleisch für zwei Tage hatten und überzeugt waren, dass wir für die nächsten 10 oder 15 Tage Mauleselfleisch essen mussten, so teilte dennoch der Oberst mit ihnen und ließ außerdem noch einen Maulesel abladen, um sie mit Tabak und Messern zu beschenken.«

Zwei Tage nach dem obigen Scharmützel stieß Fremonts Abteilung plötzlich auf ein großes Tlamut-Dorf, welches mehr als 100 Krieger enthielt. Carson war mit 10 Mann voraus. Die Indianer wollten Widerstand leisten, doch er griff sie furchtlos an, tötete einige ihrer Krieger und verbrannte ihre Fischerboote. »Die Frauen und Kinder«, bemerkte Carson, »ließen wir ruhig gehen.« Eine zweite Schlacht wurde am selben Tage gefochten, im Verlauf derselben stürzte ein Häuptling mit Pfeil und Bogen auf Carson zu. Carson legte seine Büchse an, doch sie versagte und im nächsten Augenblick würde ein Pfeil seine Brust durchbohrt haben, hätte nicht Oberst Fremont, die Gefahr bemerkend, sein Pferd gegen den Indianer angesprengt und ihn niedergestürzt.

»Der Oberst und Sacramento haben mich gerettet«, bemerkte Carson in guter Laune. Sacramento war der Name von Fremonts Pferd.

Die folgende Notiz über Carson finden wir in Ruxtons Leben im Westen, durch Harper und Brother in New York von der Londoner Ausgabe abgedruckt.

Kit Carson, das Muster der Jäger des Westens1, ist nur von kleiner Statur und schlank gebaut, doch mit Muskeln von Stahl begabt. Seine Gesichtsfarbe ist weiß und seine Züge sind ruhig und intelligent.

Wenn man Kit ansieht, sollte man nicht glauben, dass das gutmütig aussehende Wesen ein eingefleischter Teufel in einem Gefecht mit den Indianern ist, und mehr Haar gezogen hat2 von den Köpfen der Rothäute als irgend zwei andere Jäger im Westen. Noch keine Furche ist auf seinem glatt rasierten Gesicht zu sehen, obwohl 30 Winter darüber hinweggegangen sind. Kein Name ist jedoch vom Yellow Stone bis zu den Spanish Peaks, vom Missouri bis zum Columbia besser bekannt als der von Kit Carson. In Boonlick County, im Staat Missouri erzogen, ist er ein Ruhm für die Gegend, in der er das Licht der Welt erblickte.

Show 2 footnotes

  1. Seit der Zeit, von welcher wir sprechen, hat Kit Carson sich als Führer verschiedener Untersuchungsexpeditionen der Vereinigten Staaten unter Fremont über die Felsengebirge und alle Teile Oregons und Kaliforniens berühmt gemacht, und als Anerkennung für seine Dienste hat der Präsident dem tapferen Jäger ein Geschenk mit einem Lieutenantspatent in einem neu errichteten Scharfschützenregiment unter dem Kommando seines alten Führers, Oberst Fremont, gemacht.
  2. Haar zu ziehen ist der Ausdruck, welche die westlichen Jäger für Skalpieren gebrauchen.