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Slatermans Westernkurier 09/2016

andrew-jackson-1814Andrew Jackson Teil 3

Der etwas andere Präsident

Andrew Jackson war nicht nur der siebente Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, sondern auch in anderer Hinsicht ein wahrhaft einzigartiger Präsident.

Er war der erste amerikanische Präsident, auf den ein Attentat verübt wurde. Als er am 30. Januar 1835 das Kapitol verließ, richtete der arbeitslose englische Anstreicher Richard Lawrence zwei Pistolen auf ihn, die sich aber aus irgendeinem Grund nicht abfeuern ließen. Jackson verprügelte den Mann daraufhin mit seinem Spazierstock nach Strich und Faden. Der unzurechnungsfähige Attentäter wurde danach in die Psychiatrie eingewiesen und nie wegen seiner Tat angeklagt.

Jackson war auch der erste Präsident, der nicht aus dem Kreis der amerikanischen Revolution kam. George Washington, John Adams, Thomas Jefferson, James Madison und James Monroe zuvor waren Persönlichkeiten, die im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft und die Verfassung der Vereinigten Staaten mitgeprägt hatten.

Er stammte nicht aus der Gründerelite der USA mit riesigen Ländereien und Agrarbetrieben, er vertrat eher die kleinbürgerlichen Interessen der neuen Immigranten. Seine Wahl war sozusagen auch ein Bruch mit der Vergangenheit. Jackson leitete die Epoche des einfachen Mannes in den Vereinigten Staaten ein und zwar bereits am ersten Tag seiner Präsidentschaft. Er war der Präsident, den das Volk gewählt hatte. Also ließ er das Volk an seinem Leben auch teilhaben. Die feine Gesellschaft von Washington war entsetzt, als er zu seiner Amtseinführung verfügte, dass ihn jeder Amerikaner jederzeit besuchen konnte, worauf Tausende durch das Weiße Haus stürmten, gierig die Küche stürmten, Teller zerbrachen und mit Stiefeln, an denen noch Schweinemist und Kuhscheiße klebte, auf die in Damast bezogenen Stühle kletterten oder über die handgeknüpften Teppiche liefen.

Jackson verkörperte den Geist des Frontiers wie kein anderer.

Er war kein Theoretiker, sondern ein Mann, der die Probleme anpackte, wenngleich auch immer wieder mit einer Willenskraft und eiserner Entschlossenheit, mit der er sich von nichts und niemanden aufhalten ließ.

So zerschlug er gegen alle Widerstände die Nationalbank, die Bank of the United States, vertrieb die Indianerstämme der sogenannten fünf zivilisierten Nationen und trat den Politikern von South Carolina entschieden entgegen, als diese die Interessen ihres Bundesstaates über die Interessen der gesamten Nation stellen wollten.

Er war der Gründer der demokratischen Partei Amerikas genauso wie der geistige Vater des neuen Zollgesetzes und des sogenannten spoils system.

Ein Begriff, der sich von Senator William Marcys Spruch to the victor belong the spoils, was ins Deutsche übertragen etwa so viel bedeutete wie dem Sieger gehört die Beute, ableitete. Es besagte nichts anderes, als das die künftigen Wahlsieger ihre Träger und Anhänger mit Arbeitsstellen in der öffentlichen Verwaltung belohnen dürfen.

Aber bevor all das passieren konnte, musste Jackson, der vor seiner erste Präsidentschaftskandidatur nur als Führer beim Militär aufgefallen war, noch zwei dunkle Dezembermonate überstehen.

Einmal war es der Dezember 1813 und einmal der Dezember 1828.

 

***

 

Gegen Ende des Jahres 1813 erlebte Jackson seine ersten schweren Stunden. Nachdem er im November mit 2000 Freiwilligen losgezogen war, um die grausamen Red Stick in die Schranken zu weisen und ihnen bei Tallushatchee und Talladega zwei empfindliche Niederlagen beibrachte, bei denen in seinen Reihen keine zwanzig Tote, bei den Indianern aber über eintausend Tote und Verletzte zu verzeichnen waren, wandte sich das Schicksal gegen ihn. Es trafen weder neuer Proviant noch frische Truppen bei ihm ein, obgleich sowohl Gouverneur Blount als auch führende Militärs wussten, dass seine Vorräte zur Neige gingen und ab dem 10. Dezember die Dienstzeit mehrerer Freiwilligenregimenter abgelaufen war.

Es kam soweit, dass er sich ab diesem Tag mit nur noch 500 Mann der Armee der Indianer gegenübersah. All sein Intervenieren beim Gouverneur half nicht.

Im Gegenteil, Blount forderte ihn nach allem Bitten und Betteln nur lapidar dazu auf, diesen blödsinnigen Krieg zu beenden und endlich wieder nach Tennessee zurückzukommen, wo die Männer auf ihrem Land gebraucht wurden.

Es schien, als wäre Jackson am Ende.

Am 29. Dezember 1813 setzte er sich hin und schrieb einen Brandbrief an Blount, in dessen Verlauf er erklärte, dass er und seine Männer lieber untergehen wollten, als zuzulassen, dass die Indianer nach Tennessee einfielen.

In der Tat war die Lage aussichtslos.

Jackson standen nach dem Ende der Dienstzeit weiterer Einheiten gerade einmal noch 130 Mann zur Verfügung, während die Streitmacht der inzwischen verbündeten Choctaw, Cherokee und Creek auf über 5000 Krieger angewachsen war.

Blount reagierte erst jetzt und schickte 800 Milizsoldaten. Damit gelang es Jackson, die Indianer in zwei kleine, aber heftige Gefechte zu verwickeln, die angesichts der Überzahl des Feindes trotz dem unentschiedenen Ausgang in der Presse wie Siege gefeiert wurden. Erst dann, als die Öffentlichkeit erfahren hatte, wie es um Jackson stand, begann sein Stern wieder zu leuchten. Bis zum März des Jahres 1814 verfügte Jackson über 5000 Soldaten, die unter seiner Führung die Indianer bei Horseshoe Bend vernichtend schlugen.

49 Tote und über 140 Verwundete zählte Jacksons Armee am Ende, die Indianer hatten fast 1000 Tote und dieselbe Anzahl an Verletzten zu beklagen.

Danach folgte 1814 im Krieg gegen die Engländer der heldenhafte Kampf um New Orleans, in dem mit ihm als Befehlshaber der amerikanischen Truppen den Engländern eine Niederlage beigefügt wurde, die sie in dieser Form weder davor noch danach bis in unsere Zeit nie wieder erlitten. Es gibt in der Kriegsgeschichte der letzten drei Jahrhunderte nur sehr, sehr wenige Beispiele für eine derart vernichtende Niederlage.

Als die Schlacht, besser gesagt das Gemetzel vorüber war, hatten die 11000 angreifenden Briten über 2000 Tote zu verzeichnen, Jackson hingegen gerade mal sieben!

Jackson wurde zum Nationalhelden, den man auf eine Stufe mit Washington stellte.

Trotzdem dauerte es bis zum Dezember 1828, bis Jackson zum Präsidenten gewählt wurde. Der Wahlkampf war derart brutal und menschenverachtend geführt worden, weil gewisse Klüngel der Vorregierung einfach nicht von der Macht lassen konnten, dass Jackson seinen Gegnern die Verantwortung für seinen nächsten dunklen Dezember gab.

Obwohl es nie bewiesen wurde, sind sich heute manche Historiker einig, dass dieser menschenverachtende Wahlkampf mit ein Grund war, dass Jacksons Frau Rachel am 22. Dezember 1828 starb, weil ihr Herz die infamen Angriffe auf ihre Person nicht mehr verkraftete.

 

***

 

Für Jackson war es nur eine geringe Genugtuung, dass er im Zuge seiner beiden Amtszeiten seine Gegner nicht nur politisch, sondern auch menschlich vernichten konnte.

Andrew Jackson war vom 24. März 1829 bis zum 4. März 1837 Präsident der Vereinigten Staaten.

Es gäbe noch so viel über Jackson zu berichten, seine Amtszeit, seine Erfolge, seine nie wieder erreichte Art, die amerikanische Nation zu formen und zu führen, aber all das würde den Umfang des Westernkuriers völlig sprengen. Interessierte an seiner Lebensgeschichte sei deshalb Horst Dippels Werk Jackson, Präsident des demokratischen Umbruchs empfohlen.

Euer Slaterman

Nachtrag für alle, die es interessiert: Das nächste Mal unternimmt der Westernkurier wieder einen Ausflug in die Verbrecherkarteien der amerikanischen Pionierzeit. Es wird von ebenso erfolgreichen wie auch erfolgslosen Postkutschenräubern zu lesen sein.