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Im Gespräch mit Circus Of Fools

Circus Of Fools – Dark Metal aus Tübingen

Circus Of Fools das sind Tim, Dominik und Manuel aus der Universitätsstadt Tübingen. Drei Musiker, die engagiert und motiviert an ihr gemeinsames Projekt herangehen und deren Bestreben es ist, gute Musik mit Inhalten zu machen, ohne sich dabei in stilistische Schubladen pressen zu lassen. Zum Beweis haben sie mit From A Distant Land einen ersten digitalen Eindruck ihres künstlerischen Schaffens abgeliefert.

Geisterspiegel: Hallo Circus Of Fools, eure Debut-EP From A Distant Land ist bereits seit einigen Monaten erhältlich. Das erste Lebenszeichen von Circus Of Fools datiert aber schon ins Jahr 2006 zurück. Zu Beginn noch ein Soloprojekt von Tim hat sich in den vergangenen Jahren offensichtlich einiges getan. Würdet ihr bitte die Entwicklung von Circus Of Fools während der letzten Jahre bis zum Status quo mit einigen Sätzen umreißen?

Tim: Eigentlich wollen wir, dass diese Zahl 2006 langsam mal verschwindet, denn die Band Circus of Fools existiert erst seit November 2012 und alles Material, das wir spielen, ist auch erst seit da entstanden. Das Problem ist nur, dass ich unter diesem Namen meine Musik schon deutlich länger im Netz veröffentliche und die Band schon auf dem Erbe des Soloprojekts aufbaut. Dieses habe ich, nach ein paar etwas glücklosen Bandengagements, vor zwei, drei Jahren wieder zum Leben erweckt und währenddessen immer nach Mitmusikern gesucht, die mich musikalisch verstehen. Da gab’s dann ein paar Schwierigkeiten, aber mit Manu hab ich ein verdammt geniales Grundgerüst gefunden und Dominik hat sich auf eine Anzeige gemeldet. Wir verstanden uns auf Anhieb, obwohl wir eben doch aus unterschiedlichen Richtungen kommen.
Die Songs von From a Distant Land waren im Groben auch schon geschrieben bevor ich Dome und Manu kennengelernt habe, dennoch hat vor allem Dominik einen großen Anteil an der Weiterentwicklung gehabt und die zweite Hälfte von Rorschach ist sein Werk, das hat dem Ganzen einfach noch deutlich Pfeffer gegeben.
Live hat sich dann gezeigt, dass wir auch wirklich gut im Zusammenspiel harmonieren und das ist das Wichtigste, um eine funktionierende Band zu schaffen, die eine Zukunft hat!
Der Status quo kann sich gerade stündlich ändern, aber ich kann auf jeden Fall schon sagen: Der Zirkus ist gewachsen. Sobald alles geklärt ist, werden wir natürlich, vermutlich schon in den nächsten Tagen, auch Namen dazu bekannt geben.

Geisterspiegel: Auch wenn die Frage teils zuvor schon beantwortet wurde, wie haben Tim, Dominik und Manuel letztendlich zusammengefunden?
Da ihr in Tübingen verortet seid, steht vielleicht ein gemeinsames Studium im Hintergrund?
Habt ihr vor Circus Of Fools schon Erfahrungen in anderen Bands gesammelt?

Tim: Wir studieren zwar alle drei, aber darüber haben wir uns nicht kennengelernt, die Fächer sind zu unterschiedlich. Nein, Manuel hat sich im Forum des Veranstalters der Metalnight in Tübingen an mich gewandt und Dome – wie gesagt – über eine Anzeige im Netz. Banderfahrung haben wir alle drei.

Manu: Mein musikalischer Werdegang führt von Black Metal über Blues, Metalcore, Alternative und Kammermusik, und war dann, nachdem ich nach Tübingen gezogen war, wieder auf der Suche nach einer Band – und bin fündig geworden. Wir studieren aber alle z.T. sehr unterschiedliche Dinge.

Geisterspiegel: Circus Of Fools zeichnen sich u.a. durch die Verwendung der unterschiedlichsten Stilelemente in ihrer Musik aus. Liegt dieses musikalische Konglomerat in den persönlichen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder begründet und wenn ja, welche sind das? Oder steht ein bestimmter Plan hinter diesen Genre-Verschmelzungen?

Tim: Sowohl als auch. Wir haben ein extrem weites Spektrum an musikalischen Vorlieben und wir lieben es, zu experimentieren, außerdem mögen wir dieses Schubladendenken, das manchen Menschen anhaftet, einfach nicht. Ein Traum wäre es, dass wir, in dem wir Musik zusammenbringen, auch Menschen zusammenbringen können. Ich mochte immer schon Bands, die Grenzgänger sind, am liebsten.

Dome: Man kann unsere verschiedenen musikalischen Vorlieben alle auf der Demo hören: Von Black, Gothic und Melodic-Death Metal bis hin zum Metalcore, außerdem stehen wir alle auf diese elektronischen Spielereien. Wir wollen einfach Musik machen, die uns gefällt, aber auf keinen Fall in ausgelaufenen Spuren anderer Musiker herumtreten. Ich denke, das haben wir bisher ganz gut geschafft.

Manu: Ich denke, einen konkreten Plan gibt es bei uns beim Songwriting nicht. Ich denke ohnehin, dass »gute« Musik nicht planbar ist, sondern sich entfalten muss. Klar, die grobe Marschrichtung ist schon irgendwo vorgegeben, aber wenn man zu viel plant, schränkt man sich zu sehr ein. Das würde der Musik nur schaden.

Geisterspiegel: Mit From A Distant Land habt ihr sozusagen euren ersten digitalen Fußabdruck in der Musikwelt hinterlassen. Wie zufrieden seid ihr selbst mit diesem Eigenprodukt eures kreativen Schaffens?

Tim: Man ist doch immer irgendwie stolz auf das erste Werk. Aber man entscheidet sich halt irgendwann, es zu veröffentlichen, obwohl man eigentlich noch mitten im Prozess steckt. Uns war vor allem wichtig etwas zu schaffen, das einen groben Eindruck vermittelt von dem, was wir tun, perfekt ist es jedoch ganz sicher nicht. Beim nächsten Mal werden wir auf jeden Fall ein weiteres Ohrenpaar für die Produktion engagieren. Meine eigene Stimme zu mischen, war einfach zu schwierig.

Manu: Ich denke, wir sind stolz wie Oskar auf unsere erste Platte. Man findet irgendwie immer weitere neue Baustellen und möchte irgendwas noch ändern oder verbessern. Das Schwerste am ganzen Entstehungsprozess war sicher irgendwann zu sagen: »Jetzt packen wir das Ding auf die CD und machen nichts mehr.«

Geisterspiegel: Beim Track Rorschach arbeitet ihr mit einer Sängerin zusammen, deren Sangeskünste ich mal als nicht so optimal bezeichnen würde. Die Stimme klingt sehr unsicher und beeinflusst beim Duett auch Tims Gesang negativ, so zumindest mein Eindruck. Kurz gesagt, der weibliche Part schadet dem Song mehr, als dass er ihm nutzt. Könnt ihr euch dieser Kritik anschließen bzw. wie ist eure Meinung hierzu?

Tim: Ich bin da absolut nicht deiner Meinung, ich mag Janikes Stimme sehr gerne. Dafür, dass wir nur für ein paar Stunden daran arbeiten konnten, sie das Material vorher noch nicht kannte und mein Zimmer nicht gerade eine sängerfreundliche Umgebung ist, hat sie wirklich unglaublich gute Arbeit abgeliefert und liefert die Note, die dem Stück vorher gefehlt hat.

Dome: Wir haben uns auch überlegt, einige Spuren zu überarbeiten, aber wie Tim bereits in der Frage davor geantwortet hat, wollten wir die Demo endlich veröffentlichen. Uns ging es eben mehr um den Gesamteindruck als um Perfektion in jeder einzelnen Note.

Manu: Wir hingen ewig an dieser Stelle und irgendwann haben wir gesagt, dass wir dafür einfach eine Sängerin brauchen. Von daher sind wir alle verdammt froh, dass Janike das übernommen hat und ich denke, es ist auch ihr Verdienst, dass Rorschach ein so genialer Song ist.

Geisterspiegel: Apropos Rorschach: Welche Bedeutung hat für euch dieser Name bzw. in welchem Kontext steht er zu eurem gleichnamigen Song?

Tim: Die EP besteht aus zwei verschiedenen Songtypen – politische und psychologische. Rorschach ist eines der beiden psychologischen Lieder, welche wiederum einmal die Sicht des Opfers (From a Distant Land) beschreiben und einmal eben die Sicht eines Täters. Der Songtext beschreibt, wie die Psychologin versucht, mithilfe des Rorschach-Inkblottests, herauszufinden, wieso das Song-Ego getan hat, was es getan hat. Wichtig war mir dabei, dass man Mitleid mit dem Menschen empfindet, der mit aller Macht versucht, das Geschehene zu verdrängen und gleichzeitig angewidert ist von dem, was dieser Mensch getan hat. Die zwei Seiten einer Medaille, eine Janusmünze, alles, was wir in dieser Welt tun, kann man immer von zwei Seiten betrachten. Nichts ist eindeutig positiv bzw. eindeutig negativ und es ist an uns zu entscheiden, welche Seite in unseren Augen überwiegt. So, wie der Hörer sich nach und nach gegen den Protagonisten von Rorschach entscheidet.

Geisterspiegel: Aktuell seid ihr in allen wichtigen Printmedien präsent wie Orkus, Zillo, Sonic Seducer und Dark Spy. Hat diese Präsenz schon messbare Auswirkungen, Erfolge gezeitigt und wenn ja, welcher Art sind diese?

Tim: Heutzutage ist es ja mit Facebook leicht zu zählen, ob der Fankreis ansteigt, und das tut er stetig, aber wirkliche Aussagekraft hat das nicht. Die Leute sind grundsätzlich einfach interessierter, wenn schon gute Kritiken geschrieben wurden, man holt sich gerne eine zweite oder auch dritte Meinung, bevor man selber sicher sagen kann: »Ja, ich finde das gut!«; so ist der Mensch nun mal.

Dome: Auch ich denke, dass es Auswirkungen hatte. Wir haben überwiegend positive Kritiken der genannten Magazine bekommen, das macht natürlich Werbung in unserem Namen. Doch es hat uns auch selbst einen unglaublichen Motivationsschub gegeben. Man merkt einfach, wie in der Band der Tatendrang gewachsen ist.

Manu: Zustimmung! Es ist einfach ein geiles Gefühl, seine eigene Band neben den eigenen Idolen und Bands zu sehen, die einen schon die ganze Jugend begleitet haben. Man gewinnt so sicher auch an Bekanntheit, aber die größte (und wichtigste) Auswirkung ist der Motivationsschub.

Geisterspiegel: Circus Of Fools scheinen mir eine sehr engagierte Band zu sein. Nicht nur, dass ihr von mehr Toleranz bzw. gegen Diskriminierung singt, auch live wart ihr z. B. bei der Meat Is Murder-Demo präsent. Welche Anliegen verfolgt Ihr konkret, primär mit eurer Musik?

Dome: Wir wollen als Musiker und Menschen ernst genommen werden und das geht nicht, wenn man nur von Alkohol, Partys und »Bitches« singt. Wir wollen uns mit unserer Musik für eine tolerante und gleichberechtigte Gesellschaft einsetzen und hoffen, dass diese Botschaft auch ankommt. Auf diesem Planeten läuft einiges schief, aber statt sich mit den Problemen unserer Welt zu beschäftigen, leben zu viele Menschen in ihrer eigenen, kleinen Welt und verschließen sich allen Problemen, die außerhalb des deutschen Wohlstandes liegen. Wir leben in einem Zirkus voller Idioten, wir leben im Circus of Fools.

Manu: Ich denke, primär wollen wir gute Musik mit Inhalten machen. Wir wollen niemanden bekehren, aber wie Dome schon sagte, es gibt viele Missstände in unserer Welt, die ausgesprochen werden müssen.

Geisterspiegel: Bei der Gelegenheit, wie wichtig sind euch Liveauftritte? Mit wem würdet ihr gerne einmal gemeinsam auf der Bühne stehen?

Dome: Liveauftritte sind uns sehr wichtig, weil sie einfach unglaublich viel Spaß machen. Man schreibt Lieder, probt, nimmt auf, veröffentlicht eine Demo und das alles ohne allzu große Erwartungen und dann gibt es tatsächlich Leute, die zu dieser Musik abgehen und tanzen. Das bedeutet einem selber unglaublich viel, mit eigenen Liedern auf der Bühne zu stehen und auch die Reaktionen der Leute auf die Musik vor Ort und nicht über das Internet zu beobachten. Bei der Wahl potenzieller Vorbands sind wir relativ bescheiden. Mit In Flames wären wir beispielsweise ganz zufrieden. 😉

Manu: Liveauftritte sind so ziemlich das Einzige, wo man mit den Zuhörern wirklich eine Bindung aufbauen kann. Klar ist es toll, wenn sich jemand die CD kauft und sie sich zu Hause anhört. Aber es gibt in meinen Augen nichts Besseres als für Menschen live Musik zu machen und zu spüren, dass es ankommt. Für mich ist wichtiger, wer VOR der Bühne steht, nämlich das Publikum, nicht mit welchen Bands ich die Bühne teile … mir ist da jede recht, die ehrliche Musik macht.

Geisterspiegel: Ich habe gelesen, dass ihr weitere Bandmitglieder sucht (Gitarre, Bass, Sängerin). Deutet diese geplante »Aufstockung«/Erweiterung auf kommende Projekte hin? Einen Nachfolger für From A Distant Land, eine größere Livepräsenz?

Dome: Wir hatten schon immer vor, zumindest einen 2. Gitarristen und einen Basser in die Gruppe zu holen, leider hat das bisher noch nicht geklappt. Wir sind da aber gerade dran und hoffen, bald positive Neuigkeiten verkünden zu können. Darüber hinaus suchen wir nicht, sind jedoch offen für andere Arten von Musikern und Musikerinnen, die unserer Band einen weiteren außergewöhnlichen Anstrich verleihen. Live hatten wir zwar immer Gitarristen, die uns ausgeholfen haben, die jedoch nicht längerfristig in der Band bleiben konnten. Unsere Stücke sind aber definitiv auf 2 Gitarren und Bass ausgelegt, für eine ordentliche Liveumsetzung ist es also wichtig, dass wir diese Posten besetzt bekommen.
Bis September stehen erstmal keine weiteren Konzerte an, wir wollen uns den Sommer über auf das Songwriting konzentrieren. Zu kommenden Projekten etwas zu sagen, wäre derzeit noch zu weit hergeholt. Was wir jedoch sagen können ist, dass wir an neuen Stücken arbeiten und diese natürlich irgendwann in irgendeiner Form veröffentlichen wollen. Da wollen wir uns aber diesmal keinen Druck machen.

Geisterspiegel: Was waren denn so eure bisher schönsten, vielleicht auch schrägsten oder gar negativsten Erlebnisse in der Welt des Musikbusiness? Ein paar Anekdoten für unsere Leser?

Dome: Mit dem Musikbusiness an sich hatten wir bisher kaum Kontakt. Die schönsten Erlebnisse bisher waren die Veröffentlichung der Demo, unsere bisherigen Auftritte und die positiven Kritiken auf unsere Demo. Negative Erlebnisse hatten wir zum Glück kaum. Zu nennen wäre wohl die Schwierigkeit, passende Mitmusiker zu finden und ein technischer Defekt bei unserem letzten Auftritt: Manus Kopfhörer waren defekt und er hat den Klick nicht mehr gehört. Tim stand auf der Bühne und fragte ins Publikum: »Hat jemand von euch Kopfhörer dabei?«

Manu:…und zum Glück hatte jemand welche dabei! Schöne Momente gab es eine Menge! Das erste Mal die eigene CD in den Händen zu halten, positive Kritiken über das eigene Schaffen zu lesen, zusammen geile Musik zu schreiben… ich glaube das ist das Beste: Bei jedem neuen Lied sagen zu können: Das ist das Beste, was wir jemals gemacht haben!

Geisterspiegel: Ich bedanke mich herzlich bei euch für das Interview und wünsche Circus Of Fools viel Erfolg! Die letzten Worte gehören euch, den Künstlern.

Tim, Dome und Manu: Wir danken ebenfalls für die Möglichkeit, uns hier ein bisschen präsentieren zu können und freuen uns auf Alles, was noch kommt. Und natürlich wäre es schön, den ein oder anderen auf einem unserer Konzerte begrüßen zu können!

Official Website: www.circusoffools.de

(sb)