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Der Welt-Detektiv Band 6

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Einmal Kansas City bitte

Burg Rau­en­fels

Ken starr­te wie ge­bannt auf den Bild­schirm sei­nes Lap­tops und war­te­te sehn­süch­tig auf ein Sig­nal von den Zeit­rei­sen­den. Ob­wohl er wuss­te, dass es noch dau­ern wür­de, konn­te er sei­nen Blick nicht von dem schwar­zen Hin­ter­grund ab­wen­den. Nun, so ganz schwarz war er nicht, denn er hat­te sich ei­nen Bild­schirm­scho­ner pro­gram­miert, in dem in Ab­stän­den im­mer wie­der ver­schie­de­ne Bil­der von Clai­re über die Flä­che schwirr­ten. Das stän­di­ge Er­schei­nen und Verb­las­sen der Bil­der hat­te eine fast hyp­no­ti­sche Wir­kung auf den Ja­pa­ner, die Me­di­ka­men­te, die er täg­lich neh­men muss­te, ta­ten ihr Üb­ri­ges, um den jun­gen Mann mit der schwe­ren Rü­cken­ver­let­zung im­mer wie­der kurz weg­däm­mern zu las­sen. Den­noch wür­de er den ent­schei­den­den Mo­ment nicht ver­säu­men. So­bald das ers­te Sig­nal ein­ging, war er jedes Mal hell­wach. Er wuss­te, dass die Si­cher­heit von Clai­re und Dan in sei­nen Hän­den lag. Zu ei­nem Teil je­den­falls, doch der konn­te über Le­ben und Tod ent­schei­den. Was er nicht wuss­te, Dan und Clai­re hat­ten die Rei­se noch gar nicht an­ge­tre­ten. Die Zeit­ma­schi­ne hat­te ei­nen Feh­ler ge­mel­det, wor­auf­hin Ro­ger Mül­ler den nächs­ten Sprung zu­nächst un­ter­sag­te, bis er die Lö­sung des Prob­lems ge­fun­den hät­te. Da es um Kens Ver­fas­sung mo­men­tan so­wie­so schon sehr schlecht be­stellt war, hat­te man sich da­rauf ge­ei­nigt, ihm vom De­fekt der Zeit­ma­schi­ne nichts zu sa­gen. So glaub­te der Ja­pa­ner, dass Dan und Clai­re schon wie­der un­ter­wegs wa­ren …

Mark­ui hat­te sich in der Zwi­schen­zeit in sein Büro zu­rück­ge­zo­gen und stu­dier­te auf­merk­sam das Buch, wel­ches San­fold bei sei­nem un­frei­wil­li­gen Be­such auf Rau­en­fels ver­lo­ren hat­te. Die Ti­me­tra­vel­ler ahn­ten, ja sie wuss­ten un­ter­des­sen, wo­nach der Pro­fes­sor such­te, aber ihr Auf­ent­halt in ei­ner Pa­ral­lel­welt, de­ren ge­schicht­li­cher Ab­lauf sich von ih­rer ei­ge­nen Welt stark un­ter­schied, er­schwer­te die In­ter­pre­ta­ti­on von San­folds No­ti­zen und da­mit Zie­len. Sie wuss­ten nur ei­nes si­cher: San­folds Su­che be­schränk­te sich der­zeit auf Er­eig­nis­se und Din­ge aus der Welt, aus der Dan, Clai­re und Ken stamm­ten. Und über die­se Ge­schich­te fand Mark­ui in den Com­pu­tern von Burg Rau­en­fels, die dank Ro­ger Mül­ler zwar tech­nisch auf ei­nem un­vor­stell­bar ho­hen Stand wa­ren, aber eben die fal­schen In­for­ma­ti­o­nen lie­fer­ten, kei­ner­lei Hin­wei­se auf den ge­schicht­li­chen Ver­lauf der Ti­me­tra­vel­ler-Welt.

Mark­ui grü­bel­te. Wäh­rend er so da­saß und ge­dan­ken­ver­lo­ren in dem Buch blät­ter­te, be­merk­te er gar nicht, wie sich die Tür lei­se öff­ne­te und je­mand in den Raum hi­nein­schlüpf­te. Erst, als er die sanf­ten Be­rüh­run­gen in sei­nem Na­cken spür­te, dreh­te er sich um und blick­te in das lä­cheln­de Ge­sicht von Xa­ri­na.

»Na, mein Lie­ber? Mit wel­chen Prob­le­men be­schäf­tigst du dich schon wie­der? Strah­len oder Zeit­rei­sen?«, frag­te sie ihn, wo­bei ihr Lä­cheln bei­na­he ver­schwand und ei­nem be­sorg­ten Aus­druck Platz mach­te.

»Ach, Xa­ri­na, es ist ver­hext«, ant­wor­te­te Mark­ui und zog die Ama­zo­ne auf die Leh­ne sei­nes Ses­sels. Xa­ri­na zog die Au­gen­brau­en hoch.

»Da ha­ben wir nun ge­nü­gend Hin­wei­se, in wel­che Zei­ten der ver­rück­te Pro­fes­sor rei­sen wird, aber wir kom­men an kei­ner­lei In­for­ma­ti­o­nen, was ge­nau in die­sen Zei­ten un­se­re bei­den Rei­sen­den er­war­tet. Denk nur mal an die Rei­se zu John Dee. Von dem hat in Kens Welt ir­gend­wie je­der schon mal was ge­hört, aber als wir das Da­tum kann­ten, wuss­te kei­ner von uns, was an die­sem Tag ge­schah. Oder die Rei­se jetzt, war­um sucht San­fold ge­ra­de die­se Zeit und die­sen Ort auf? Was er­war­tet Dan und Clai­re dort?« Mark­ui klang im­mer ver­zwei­fel­ter, denn nun wür­de er Xa­ri­na in sei­nen Plan ein­wei­hen. Sie hat­te un­ter­des­sen ei­nen Arm auf Mark­uis Schul­ter ge­legt, wohl um ihm ein we­nig Trost zu spen­den. Mark­ui fand die­se Art von Be­rüh­run­gen im­mer noch sehr un­ge­wohnt, doch sie ge­fie­len ihm von Mal zu Mal bes­ser. Und als Xa­ri­na sich vor­beug­te und ihm ihr Ge­sicht zu­wand­te, konn­te er gar nicht an­ders, als sie zu küs­sen. Die Ge­dan­ken, die ihm aber im­mer wei­ter durch den Kopf schwirr­ten, lie­ßen ihn sich schnell wie­der von Xa­ri­nas Lip­pen lö­sen und er er­öff­ne­te ihr ohne Um­schwei­fe, was er zu tun ge­dach­te.

»Du willst was?«, frag­te Xa­ri­na un­gläu­big.

»Ja, ge­nau das habe ich vor. Ich weiß, dass ich ge­schwo­ren habe, auf Rau­en­fels zu blei­ben, und an den X-Strah­len zu for­schen, bis wir hier end­lich eine Mög­lich­keit fin­den, um die­sen Krieg zu be­en­den. Aber … ich kann mei­ne Freun­de nicht im Stich las­sen. Ken dreht bald durch, weil er zur Un­tä­tig­keit ver­dammt ist und sonst ist doch nie­mand da, der hel­fen kann. Je­der hier in die­ser Welt hat sei­ne ei­ge­nen Auf­ga­ben, um über­haupt über­le­ben zu kön­nen. Also muss ich er­neut ei­nen Zeit­sprung wa­gen.«

»Aber … das ist ge­fähr­lich. Ro­gers Zeit­ma­schi­ne ist auch noch nicht völ­lig aus­ge­reift, mo­men­tan so­gar de­fekt, und mit den Rei­sen, die dei­ne Freun­de ge­ra­de un­ter­neh­men, mehr als aus­ge­las­tet. Was, wenn …?« Wei­ter kam Xa­ri­na nicht, denn so­eben klopf­te es an die Tür.

»He­rein«, rief Mark­ui. Ein Kran­ken­pfle­ger schau­te hi­nein und of­fen­bar­te, dass Ken ge­ra­de ei­nen Tob­suchtan­fall hat­te. So­fort spran­gen Mark­ui und Xa­ri­na auf und stürm­ten an dem Über­brin­ger der Nach­richt vor­bei in Kens Kran­ken­zim­mer. Schon über den Flur hör­ten sie den Ja­pa­ner flu­chen.

Aus der an­de­ren Rich­tung ka­men Dan und Clai­re her­bei­ge­eilt, die Kens Schreie ver­nom­men hat­ten. Mark­ui gab ih­nen ein un­miss­verständ­li­ches Zei­chen, so­fort wie­der zu ver­schwin­den, soll­te ihr Schwin­del nicht auf­flie­gen. Und wie Ken das in sei­ner der­zei­ti­gen Ge­müts­la­ge auf­fas­sen wür­de, das woll­te Mark­ui nicht ge­ra­de jetzt he­raus­fin­den müs­sen.

Dan ver­stand und zog Clai­re, die stumm aber ve­he­ment pro­tes­tier­te, ein­fach mit sich fort. Auch sie wür­de es ver­ste­hen, dass sie jetzt nicht zu ih­rem Freund konn­te.


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