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Christoph Born – Die Lutherverschwörung

Christoph Born – Die Lutherverschwörung

Die Geschichte beginnt damit, dass ein Adliger namens Brangenberg, sehr reich, der von einigen Söldnern geschützt werden soll, einem Attentat mit der Armbrust zum Opfer fällt. Täter ist ein körperlich kleiner Mann mit Namen Wulf Kramer, seines Zeichens Armbrustbauer und vortrefflicher Armbrustschütze, der den Adligen auf große Entfernung trifft.

Anschließend flüchtet er eilig und wird von Jost Gessner, dem Hauptmann der Söldner, verfolgt, der ihn fast einholt. Dann aber kommt Wulf bei seinem Pferd an, das er für die Flucht bereitgestellt hat und kann damit entkommen.

Nachdem einige Jahre ins Land gezogen sind, will Bischof Brangenberg, Sohn des ersten Mordopfers und Auftraggeber des Mörders, Luther töten lassen, damit ihm sein Bistum in der Nähe von Wittenberg erhalten bleibt, das ihn viel Geld gekostet hat. Er will diesen Auftrag wieder an Wulf Kramer geben, der nicht nur ein vortrefflicher Schütze mit der Armbrust, sondern auch streng katholisch, einer Heiligen mit dem Namen schwarze Jungfrau hörig und außerdem psychisch nicht so ganz gesund ist.

Kramer ist ebenfalls der Ansicht, dass der Ketzer Luther, der sogar die päpstliche Bann-Androhungs-Bulle öffentlich verbrannt hat, getötet werden muss und nimmt deshalb Bischof Brangenbergs Auftrag gerne an. Allerdings verkauft er seine Dienste sehr teuer. Er verlangt vom Bischof 5000 Gulden, für die damalige Zeit eine sehr hohe Summe. Der Bischof versucht, Wulf billiger zu bekommen, doch der lässt nicht mit sich handeln. Also sagt Brangenberg ihm die geforderte Summe zu.

Die Geschichte spielt in der Zeit kurz vor dem Reichstag zu Worms und während dieses Ereignisses, und sie beginnt in Wittenberg im Haus von Luthers Freund Lukas Cranach, dem Hofmaler des sächsischen Kurfürsten. Dort geht Luther aus und ein, und Wulf Kramer reist nun ebenfalls nach Wittenberg, um nach einem Weg zu suchen, Luther heimlich und unentdeckt zu töten.

Während sich Wulf in Wittenberg einmietet und Lukas Cranach bittet, verschiedene Bilder für ihn zu malen, ist der sächsische Kurfürst nicht untätig und bezahlt Söldner, um den Personenschutz des verehrten Professors seiner Universität zu gewährleisten. Wie es der Zufall will, ist Jost Gessner erneut der Hauptmann der beauftragten Söldnertruppe.

Als Jost sich zum ersten Mal mit Luther trifft und ihm sagt, dass er für seinen Schutz vor Mordanschlägen sorgen möchte, ist Luther dagegen, denn er fürchtet um seine Freiheit. Es bedarf einiger Überredungskunst – auch seines Freundes Cranach – um ihm die Dienste der Söldner schmackhaft zu machen.

Währenddessen macht sich Wulf Kramer an Anna und ihre Tochter heran. Sie ist eine junge Witwe, die um ihr Überleben kämpfen muss und sich deshalb Cranach als Modell für seine Bilder anbietet, der natürlich dem Zeitgeist entsprechend die Frauen fast nackt malt. Während sie deshalb Konflikte mit Cranachs Frau Barbara auszustehen hat, formt sich in Wulfs Hirn ein perfider Plan.

Der vorliegende Roman ist ein historischer Krimi, der zu Zeiten Luthers und der Reformation spielt und die historischen Hintergründe gemäß dem heutigen Kenntnisstand der Forschung in das Geschehen einbaut.

Dabei sind die alltäglichen Dinge, die sich im Leben der Menschen der damaligen Zeit abspielten, nicht nur historisch korrekt beschrieben, soweit ich das beurteilen kann, sondern es wird ein buntes Abbild dieser Zeit gezeigt, das den an Geschichte und Geschichten interessierten Leser fesselt.

Nicht nur das Wittenberg der Reformationszeit mit den historischen Größen Luther und Cranach ist hierbei realistisch gezeichnet, sondern auch das damals bedeutende Worms, der zu diesen Zeiten ausgesprochen wichtige Reichstag – ein Ereignis, das zu dieser Zeit an Größe kaum zu überbieten war – und die damalige Schifffahrt auf dem Rhein sind wohl sehr gut getroffen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Auch die Menschen dieses Zeitalters, was sie umtreibt, wie sie leben und lieben und der damals immens wichtige Glaube, der anschließend zu verheerenden Kriegen führte, sind sehr authentisch beschrieben. Die Gliederung der Gesellschaft und die oft sehr drastischen Strafen für bestimmte Taten vervollständigen das insgesamt sehr komplexe Bild, das Christoph Born in seinem Roman zeichnet.

Der Autor betont, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt und seine Hauptfiguren reine Erfindung sind. Man darf jedoch getrost der Meinung sein, dass nicht nur die Charaktere des Romans so oder ähnlich in der beschriebenen Zeit existiert haben könnten, sondern dass es auch ein Mordkomplott gegen den Reformator seitens seiner Feinde durchaus gegeben haben wird, ohne dass die Nachwelt etwas Konkretes darüber erfahren hat.

Fazit:
Es bleibt festzuhalten, dass der Verfasser, der sicher gute historische Kenntnisse besitzt und zudem sorgfältig recherchiert hat, ein farbenprächtiges Panorama der Reformation und wichtiger Spielorte des damaligen gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und religiösen Umbruchs zeichnet. Die historischen Personen sind dabei dem heutigen Wissensstand entsprechend beschrieben und die fiktiven Charaktere sind dem Bild sehr realistisch angepasst.

Wenn auch der Leser heute keine Kenntnis von einem echten Mordkomplott an Luther hat, so ist es doch durchaus denkbar, dass es ein solches gegeben hat und dieses so oder ähnlich tatsächlich stattfand.

Ich möchte Christoph Borns Buch jedem historisch interessierten Leser empfehlen, der Sinn für gute Geschichten hat und glaube, dass der vorliegende Roman eine schöne und spannende Lektüre zum diesjährigen 500. Jubiläum der Reformation bietet.

Der Autor:

Christoph Born wuchs in der Nähe von Wiesbaden auf. An der Mainzer Universität studierte er Buchwissenschaft, Germanistik und Geschichte. Seine Doktorarbeit schrieb er über den frühen Bibeldruck von Gutenberg bis Luther. Heute lebt er in Frankfurt am Main und arbeitet an der Universität als Bibliothekar.

Seinem Roman Die Lutherverschwörung ging das Buch Das Gutenbergkomplott, veröffentlicht 2006, voraus.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Brunnen Verlags
  • Foto des Autors. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Brunnen Verlags

(ww)