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Romantruhe-Western Band 7

Timothy Kid
Romantruhe-Western Band 7
Der lange Trail der Rache

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, Oktober 2016, 72 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Firuz Askin
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Rick Sullivan war ein Mann der Wildnis. Seine Heimat waren die Prärien und Gebirgswälder Wyomings, wo er sein Dasein als Trapper bestritt. Im Herzen des Indianerlandes ließen ihn die Cheyenne unbehelligt, weil er vor Jahren eine der ihren zur Frau genommen hatte. Sein Traum vom bescheidenen Glück fand ein jähes Ende, als quer durch die Jagdgründe der Indianer die Union Pacific Eisenbahn errichtet wurde, und die Cheyenne allen Weißen den Krieg erklärten. Da der Trapper zur gleichen Zeit in Notwehr einen weißen Büffeljäger tötete, trachteten ihm auch die Angehörigen der eigenen Rasse nach dem Leben. Verfolgt von Indianern und Weißen, wurde Rick Sullivan zu einem Kämpfer zwischen den Fronten.

Leseprobe:

Die drei Reiter erschienen von einem Augenblick zum anderen auf dem Kamm des Hügels. Ihre mit den Pferden wie verschmolzenen Gestalten sta­chen scharf gegen das Azurblau des Himmels, die Metallteile ihrer Waffen und die Sporen an ihren Stiefeln glänzten silbern im Licht der Sonne.

Clint Baker, der soeben die Stufen der überdachten Veranda hinabgestiegen war, verhielt beim Anblick der drei wie festgenagelt auf dem glutheißen Ranchhof. Instinktiv spürte er die Gefahr, die von diesen Männern ausging. Die düstere Vorahnung des Ranchers verdichtete sich, als die drei ihre Pferde antrieben und genau auf ihn zutrabten. Das Pochen der Hufe, die dün­ne Staubschleier aus dem grauen Band des Weges rissen, schnitt unheilvoll durch die hitzeflirrende Stille.

Die Reiter näherten sich der Ranch langsam, fast gemächlich – aber das verstärkte nur das Geftihl der Gefahr, das Clint beim plötzlichen Auftauchen der Männer vorhin überkommen war.

Der Sechsschüsser an seiner rechten Hüfte schien plötzlich überschwer zu wiegen – ein Gefühl, das sich in gefahrvollen Situationen bei ihm immer einstellte. Und Clint lebte bereits lange genug in diesem Land, um auf seine Instinkte zu hören. Wie im Reflex spreizte er kurz die Finger seiner rechten Hand, um sie gleich darauf wieder zu einer lockeren Faust zu schließen.

Der Rancher war beileibe kein Revolverheld, der nur auf eine Gelegenheit lauerte, bei der er den Finger um den Abzug krümmen konnte, um einmal mehr seine Schnelligkeit und Treffsicherheit unter Beweis zu stellen. Aber er war sehr wohl ein Mann, der gelernt hatte, sich zu behaupten – wenn nötig, auch mit dem Colt in der Faust.

Es genügte nicht, eine Rinderherde aufzuzüchten und um sie einen Weide­zaun zu errichten, man musste seinen Besitz auch verteidigen können. Diese Lektion hatte Clint Baker sehr rasch begriffen, und im selben Ausmaß, in dem er dem Land seinen bescheidenen, aber unauslöschlichen Stempel auf­gedrückt hatte, hatte dieses weite, wilde Land auch ihn geprägt.

Mit seinen fünfzig Jahren war er immer noch schmal in den Hüften und breit in den Schultern, jede Falte in seinem sonnengebräunten, kantigen Ge­sicht sprach für Erfahrung. Dass so manche Erfahrung eine dramatische ge­wesen war, bewiesen die vereinzelten silbernen Strähnen, die sein dichtes blondes Haar durchzogen.

Clint war schon nach Colorado gekommen, als die Rinderzucht hier gerade erst begonnen hatte. In jungen Jahren war er einfacher Cowboy gewesen, ehe er mit seinen Ersparnissen ein Stück Land erworben und darauf seine eigene kleine Ranch errichtet hatte. Sein Heim war schließlich auch das von Cle­mentine geworden, seiner Frau, die ihm schon bald einen Sohn geschenkt hatte. Heute zählte Kevin vierundzwanzig Jahre und war der ganze Stolz sei­ner Eltern. Wenn er in absehbarer Zeit die Ranch übernahm, würde er Herr über ein überschaubares Weidegebiet sein, auf dem knapp fünfhundert Longhorn grasten, und außerdem zwei Cowboys auf seiner Lohnliste führen. Das war zwar kein Vermögen, aber es war ein Grundstock, auf dem man aufbauen konnte, denn der Bedarf an Rindfleisch stieg mit der fortschreiten­den Landnahme Colorados. Erst heute Morgen hatten Kevin und die beiden Cowboys erneut eine Rinderherde nach Springfield getrieben, wo sie die Tie­re an einen Fleischhändler verkaufen wollten.

Mittlerweile hatten die Fremden den Ranchhof erreicht und zügelten dicht vor Clint ihre Pferde. Die schweißglänzenden Gesichter der Männer lagen halb im Schatten der Stetsons, ihre Körperhaltung erinnerte an lauernde, zum Sprung bereite Wölfe.

Der Mittlere der drei, ein dunkelhaariger, drahtiger Kerl mit einem schma­len Schnauzbart und einem roten Halstuch, tippte sich mit der Rechten lässig an die Krempe seines Stetsons. Der war ebenso mit Staub bedeckt wie sein zerknitterter schwarzer Tuchanzug und sein ehemals weißes Hemd.

»Tag, Mister«, grüßte er freundlich – zu freundlich, wie Clint fand. »Ver­dammt heißer Tag heute, nicht wahr?«

»Nur um mir das zu sagen, hätten Sie nicht hierher kommen müssen!«, er­widerte der Rancher schroff. Er sah keinen Grund, aus seiner Abneigung gegenüber den Kerlen einen Hehl zu machen.

»Nein, das nicht.« Der Fremde lächelte, aber es war ein kaltes, aufgesetzt wirkendes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Es ist nur so, dass die Hitze auch unseren Gäulen zu schaffen macht. Die Tiere müssten wieder mal ordentlich saufen. Sie werden uns doch sicher gestatten, unsere Pferde an dem Trog vor Ihrem Stall zu tränken?«

Seine beiden Begleiter nickten rasch mit den Köpfen. Derjenige, der links von ihm im Sattel saß, war ein hünenhafter Kerl, in dessen Gesicht ein unge­pflegter Vollbart wucherte. Seine massige Gestalt steckte in einem fransen- verzierten Ledergewand. Der Dritte im Bunde war ein ellenlanger, klapper­dürrer Bursche mit roten Haaren und unzähligen Bartstoppeln im Gesicht, der frappant an eine Vogelscheuche erinnerte. Einer solchen musste er auch seine Kleidungsstücke abgenommen haben, die unzählige Flicken aufwies. Die Kerle sahen wahrlich nicht vertrauenserweckend aus – und es war offen­sichtlich, dass sie unter einem Vorwand hier aufgekreuzt waren.

Colorado war zwar im Hochsommer ein heißes Land, aber es war immer noch ein Land der Wälder und Prärien, in dem es genügend Seen und Flüsse gab, an denen ein Reiter sein Pferd tränken konnte. Nur wenige Meilen von der Baker-Ranch entfernt strömte beispielsweise der Sybille River dahin, der direkt in den Rocky Mountains entsprang und glasklares Quellwasser mitsich führte. Wenn die drei der zur Ranch führenden Überlandstraße gefolgt waren, konnten sie den Fluss unmöglich verfehlt haben, und mit diesem Um­stand wollte Clint sie jetzt auch konfrontieren.

»Der diesjährige Sommer ist zwar heiß und trocken, aber dass der Sybille River bereits versiegt wäre, ist mir neu«, höhnte der Rancher. »Wieso haben Sie Ihre Pferde nicht schon am Fluss saufen lassen?«

Der Sprecher der drei atmete gepresst aus und warf Clint einen finsteren Blick zu. »Von Gastfreundschaft scheinen Sie wohl nicht viel zu halten?«

»Ich halte vor allem nichts davon, dass mich jemand für dumm verkaufen will«, entgegnete Clint. »Sehen Sie zu, dass Sie wieder von hier verschwin­den. Meine Cowboys müssen heute noch Reparaturarbeiten an den Weidezäunen vornehmen, und dabei können wir niemanden gebrauchen, der uns bei der Arbeit im Weg rumsteht!«

Diese Lüge war dem Rancher glatt über die Lippen gekommen. Bis zur Rückkehr seines Sohnes und der beiden Cowboys würden noch Stunden ver­streichen, aber das brauchten die Fremden nicht zu wissen. Sie sollten ruhig glauben, dass es noch mehrere Männer mit geladenen Revolvern auf der Ranch gab. Und sie brauchten auch nicht zu wissen, dass sich seine Frau Clementine im Wohnhaus aufhielt. Bestimmt hatte sie längst gemerkt, dass Clint sich mit den Kerlen unterhielt – und er hoffte inständig, dass sie jetzt nicht ins Freie trat. Sich den Fremden zu zeigen, wäre mit Sicherheit das Fal­sche gewesen.

»Sie werfen mir vor, die Unwahrheit zu sagen, und dabei sind Sie selbst ein Lügner«, spottete der Wortführer der drei und sah Clint höhnisch an. »Wir haben die Ranch lange genug beobachtet, um zu wissen, dass sich hier zur­zeit keine Cowboys aufhalten.«

Die Erkenntnis, dass ihn der Mann glatt durchschaut hatte, ließ das Herz des Ranchers unwillkürlich schneller schlagen. Sein Blick glitt über die drei Fremden, um jenes verräterische Zucken der Schultern zu erfassen, das stets der Bewegung der Colthand vorausgeht. Gleichzeitig spürte er, wie sich all seine Energie in der locker herabhängenden Rechten sammelte, die dicht über dem Kolben des Revolvers schwebte. Die Atmosphäre schien vor Span­nung förmlich zu knistern – und dieses Knistern entlud sich schließlich im metallischen Klicken eines Repetierhebels in Clint Bakers Rücken.