Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Heldinnen

Weibliche Protagonisten findet man heute an jeder Ecke.

Ob im Kino, in der Literatur oder bei Computerspielen – anders als in früheren Zeiten sind sie heute weit verbreitet.

Und das ist auch gut so, denn ich mache keinen Hehl daraus, ebenfalls gerne mit weiblichen Helden zu arbeiten.

Auch wenn es bereits in früheren Computerspielen Protagonistinnen gab, so ist die typische Heldin von heute doch erst im Jahr 1991 geboren. Damals erschien das Spiel Street Fighter II und mit ihm tauchte Chun-Li auf, eine Interpol-Agentin, die sich aus persönlichen Gründen dem großen Turnier anschließt und einen Gegner nach dem anderen besiegen möchte, bis sie schließlich vor dem Boss-Gegner Bison steht.
Chun-Li gilt als erste spielbare weibliche Figur in einem Action-Spiel und war damit der heute wohl bekannteren Lara Croft, die ab 1996 die Spielewelt entzückte, um Jahre voraus.
Neben Lara Croft zählt jedoch sicherlich auch Cate Archer aus No One Lives Forever I und II zu jenen Spieleheldinnen, die weiblichen Charakteren in Spielen zum Durchbruch verhalfen.

Inzwischen sind weibliche Helden in Spielen längst Alltag. Mehr noch – fehlt die Möglichkeit, eine Frau zu spielen, wird dies von den Spielern oft bemängelt. So forderten Spieler des in der Entwicklung befindlichen Games Aliens: Colonial Marines in einer Petition die Möglichkeit, einen weiblichen Charakter im Multiplayer-Modus spielen zu können.
Erfolgreich, wie nun feststeht – der Entwickler stimmte zu, dies zu ermöglichen.

Ein Erfolg, der sicherlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass mehr und mehr Frauen zu Games greifen, um sich zu entspannen. Die Zeiten, in denen Frauen zu Die Sims greifen, Männer hingegen zu Call of Duty, sind längst vorbei.

Das Bild der Frau im Film hat sich ebenfalls gewandelt. Waren sie früher meist Stichwortgeber, Augenschmaus oder Objekt der Begierde des Helden, oftmals dazu ausersehen, von eben diesem gerettet zu werden, greifen Frauen heute selbst zur Waffe.

In diversen Actionfilmen spielen Frauen die tragende Rolle und stehen dabei ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Ob nun Milla Jovovich den Zombies in Resident Evil zu Leibe rückt, Angelina Jolie in Salt zur Waffe greift oder eine deutsche Kommissarin Fälle löst – die weibliche Protagonistin ist längst gang und gäbe.

Als Urtyp der modernen, weiblichen Heldin im Kino gilt dabei Ellen Ripley aus der Alien-Serie. Sigourney Weaver verkörperte hier eine Protagonistin, die zwar die Züge eines Helden trägt, dennoch eine Frau ist – und nicht das Abziehbild eines Helden mit Brüsten mimt.
Noch heute gilt diese Figur vielen als beste Protagonistin im Bereich Science-Fiction.

Ihr folgten viele berühmte und auch weniger bekannte Heldinnen. Vielen dürfte dabei auch Gina Gershon in den Sinn kommen, die 1996 in dem Thriller Bound brillierte. Sie hatte ich auch vor Augen, als ich den Charakter von Jaqueline Berger in seiner heutigen Form kreierte.

Ein weiterer Meilenstein für Heldinnen im Kino war sicherlich der bereits 1978 erschienene Film Halloween. In dieser Low-Budget-Produktion hatte Jamie Lee Curtis ihren großen Auftritt und schaffte es als Final Girl, in die Herzen der Zuschauer und Produzenten. In der Folge sprossen ähnliche Filme wie Pilze aus dem Boden, ehe das Slasher-Genre einbrach und erst 1996 mit Scream zu neuer Blüte erwachte. Diesmal war es Neve Campbell, die als Heldin die Angriffe der wahnsinnigen Killer überlebte; und dies in drei Fortsetzungen wiederholte.

In der Literatur findet man Frauen meist in jenen Rollen, die ihnen die jeweilige Zeit zuschrieb. Schaut man etwa bei Sir Conan Doyle oder auch bei Bram Stoker, so geben sich die Frauen oft ängstlich und schwach, sie sind der Situation nahezu hilflos ausgeliefert und benötigen einen Mann, der sie beschützt.
Auch weibliche Autoren vermochten oft nicht, die grundlegen Prinzipien zu durchbrechen. Jane Austin etwa beschrieb exakt die Frauen der damaligen Gesellschaft, auch wenn sie ihnen durchaus etwas mehr Stärke zugestand. Am Ende aber ging es stets darum, einen gut betuchten Ehemann zu finden, der ihnen Sicherheit bieten konnte, von dem sie aber auch abhängig waren.

Das Rollenverständnis der damaligen Zeit spiegelt sich auch in einem der bekanntesten Schauerromane wieder, den je eine Frau verfasste – Frankenstein oder Der moderne Prometheus.
Mary Shelley überlässt die Handlung männlichen Protagonisten, Frauen spielen lediglich indirekt eine Rolle. Einmal dadurch, dass Frankenstein die von ihm geschaffene, fast vollendete Frau vernichtet, bevor ihr Leben eingehaucht werden kann, zum Zweiten durch den Mord an Frankensteins Ehefrau in der Hochzeitsnacht.

Mit dem Wandel des Bildes der Frau in der Gesellschaft wandelte sich auch die Frau in der Literatur; heute kann sie als gleichberechtigte Heldin stehen und Bücher füllen. Und dies in nahezu jedem Genre. Auch im SF-Bereich ist sie wieder vertreten, wie Bücher aus der Reihe Justifiers belegen. Wobei auch hier der Geist von Ellen Ripley über die Seiten schwebt …

Copyright © 2013 by Gunter Arentzen