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Schwäbische Sagen 58

Schwäbische-Sagen

Die verwünschte Prinzessin
Eine mündliche Überlieferung aus Rotenburg

In der Nähe von Freudenstadt ging einmal ein Metzgerbursche durch den Schwarzwald und wollte in einem benachbarten Dorf die Kirchweih besuchen. Da stand auf einmal ein Schloss da und aus demselben schaute eine wunderschöne Jungfrau heraus und rief dem Burschen zu, er solle sie doch zum Kirchweihtanz mitnehmen. Dem Burschen war das ganz recht und er nahm das Fräulein mit­.

Unterwegs sagte sie ihm dann, er möge sich den Platz wohl merken, wo das Schloss gestanden hat, damit er sie auch wieder heimführen könne. Dann gingen sie zum Tanz und waren sehr lustig und aßen und tranken. Als aber des Abends der Bursche die Jungfrau heimbegleitete, da gestand sie ihm, sie sei eine verwünschte Prinzessin. Er aber könne sie erlösen, und wenn er das vollbringe, so wolle sie ihn reich und glücklich machen.

Der Bursche war bereit dazu, und nun belehrte sie ihn, wie er sich zu verhalten habe. Sie sagte, er müsse von jetzt an drei Freitage nacheinander zu ihrem Schloss kommen. Dann werde sie ihm unter verschiedenen Tiergestalten er­scheinen, und zwar das erste Mal als Bär. Er dürfe aber durchaus keine Angst haben. Sie möge noch so arg brummen, sie werde ihm kein Leid antun, doch solle er ja keinen Laut von sich geben, sonst könne er sie nicht erlösen.

Am zweiten Freitag komme sie als Löwe und werde noch weit wilder toben und brüllen als das erste Mal. Allein er dürfe keine Angst haben; es geschehe ihm nichts­.

Am dritten Freitag endlich werde sie als Schlange erscheinen und eine goldene Krone auf dem Haupt tragen. Dann müsse er einen Degen mitbringen und mit demselben an seiner linken Seite sich verwunden, sodass Blut komme. Davon müsse er drei Tropfen auf ihre goldene Krone fallen lassen und ihr dieselbe dann abnehmen. Wenn er das tue, so sei sie erlöst und wolle zum Dank ihn heiraten und all die Schätze übergeben, die in ihrem Schloss seien.

Am ersten Freitag machte es der Bursche so, wie es die Prinzessin ihm gesagt hatte. Der Bär sprang zwar grimmig auf ihn los und tat, als ob er ihn zerreißen wollte, begab sich dann aber still in das Schloss zurück. Ebenso machte es das zweite Mal der Löwe und tat ihm kein Leid, weil er sich nicht fürchtete. Auch am dritten Freitag bestand er unerschrocken den Angriff der Schlange. Dann zog er seinen Degen, entblößte seine linke Seite und stach mit der Degenspitze in dieselbe hinein, sodass Blut kam. Da kroch die Schlange sacht zu seinen Füßen hin, worauf er drei Blutstropfen auf die schwere Goldkrone, die sie trug, fließen ließ. Nun hätte er der Schlange die Krone abnehmen sollen, wagte es aber doch nicht recht. Darauf erhob die Schlange langsam ihr Haupt und bot ihm die Krone dar.

Als er eben zulangen wollte, schrie plötzlich der Teufel von einem Eichbaum herunter: »Guck, sie sticht dich!«

Da erschrak der Bursche und es entfuhren ihm die Worte: »O Jesus, Maria und Josef!«

Da wurde die Schlange ganz wild und wütend und schoss zischend hin und her. Nachdem sie aber ausgetobt hatte, redete sie den Burschen an und sagte, jetzt müsse sie warten, bis von dem Eich­baum, auf dem der Teufel gesessen und gerufen hatte, eine Eichel falle, ausschlage und zu einem starken Baum heranwachse. Wenn der Baum dann endlich umgehauen und eine Wiege daraus gemacht werde, so könne das erste Kind, das in dieser Wiege gewiegt werde, sie wiederum erlösen. Doch auch dann könne der Teufel wieder mit im Spiel sein und alles wie dieses Mal vereiteln. Darauf begab sie sich in das Schloss zurück, darin der Bursche alsbald ein furchtbares Krachen und Poltern vernahm und deshalb eilte, dass er nach Hause kam.


Muttergottes in der Eiche
Eine mündliche Überlieferung aus Tuttlingen

Auf dem Welschen Berg zwischen Friedingen und Mühlheim hörten einstmals Hirten einen lieblichen Gesang. Sie gingen den Tönen nach und kamen so zu einer Eiche, aus der sie die Heilige Jungfrau mit dem Kind singend erblickten. Es wurde nun eine Tafel mit dem Bild, wie die Hirten es gesehen hatten, in die Zweige der Eiche gehängt und ein Bildstock daneben errichtet und viel dahin gewallfahrtet. Maria zeigte sich zwar nicht mehr, wirkte aber doch noch bei vielen Kranken wundertätig. Aus den Opfern der Pilger baute man endlich daselbst die Kapelle »Mariahilf«, die aber längst abgerissen worden war. Auch die Kirche, die man später an dieser Stelle errichtete, ist zerfallen. Ein früher darin sich befindendes Gemälde mit dem Bild der Maria, wie es in eine alte Eiche ein­gefügt worden war, ist jetzt noch am Altar zu Mühlheim zu sehen.

Ende des ersten Buches