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Schwäbische Sagen 45

Schwäbische-Sagen

Zwei blaue Lichter

Ein Jäger aus Oberjesingen sah einst bei Nacht in den Weinbergen, die vor dem Orte liegen, zwei blaue Lichtlein vor sich herüber- und hinüberschweben. Nachdem er dies eine Weile angesehen hatte, schoss er danach, worauf er aber jämmerliche Schläge bekam und vier Wochen lang krank im Bett liegen musste.


Der heimleuchtende Geist
Eine mündliche Überlieferung aus Backnang

Zwischen Backnang und Marbach liegen zwei Höfe, der Fürstenhof und der Frühmesshof, daselbst geht ein Geist um, der nachts die Leute von einem Hof zum anderen führt und ihnen leuchtet. Dafür muss ihm aber jedes Mal ein halber Keuzer bezahlt werden. Diesen legt man auf einen Stock, den der Geist sinem hinhält, denn ihn selbst darf niemand anrühren.


Das unbezahlte Licht
Eine schriftliche Überlieferung aus Grantschen

Vor etwa fünfzehn Jahren gingen zwei Sülzbacher Knechte von Grantschen nach Sülzbach und sahen unterwegs ein flammendes Licht. Da rief der eine dem Licht zu, es möge ihm leuchten!

Sogleich kam es auch daher und leuchtete. Davon hatte der eine, der etwas zu viel getrunken hatte, eine mäßige Helle, der andere aber, der nüchtern war, ein so blendendes Licht, dass er sich entsetzte und das Licht nur dadurch entfernte, dass er ihm einen Kreuzer ausbezahlte. Indes, weil es so sehr finster war, rief er es bald wieder herbei, worauf es ihm bis nach Sülzbach zündete. Als er aber hier dem Licht nichts bezahlte, bekam er von unsichtbaren Händen solche Ohrfeigen, dass er laut weinte wie ein Kind. Dem anderen Knecht geschah nichts. Auch hatte er nichts gesehen, wohl aber gehört, wie sein Kamerad war geschlagen worden.


Die Untergänger

1.
Eine mündliche Überlieferung aus Lustnau

Zwischen Schwärzloch und dem Ammerhof bei Tübingen sieht man alljährlich znr Weihnachtszeit fünf »Untergänger« oder Feldrichter, von denen misst der eine mit einer feurigen Stange das Feld, ein anderer haut mit einer Picke, ein Dritter schöpft mit einer Schaufel die lose Erde heraus, ein Vierter trägt einen Markstein und setzt ihn in das Loch, ein Fünfter endlich hält ein Blatt in der Hand und schreibt. Das geht dann immer so fort bis gegen Mitternacht. Da fangen sie an sich zu schlagen, dass das Feuer weit umherfliegt. Während dieser Zeit kann niemand an der Ammer vorbeigehen.

2.
Eine mündliche Überlieferung aus Betzingen

Bei Betzingen fah man früher das ganze Jahr hindurch das Untergangsgericht, indem es mit feurigen Stangen die Felder vermaß, wo es falsche Marksteine gesetzt hatte. Dabei kam es oft zu einer förmlichen Schlägerei, indem der eine rief: »Du bist schuld daran!«

»Nein, du!«, rief dann der andere.

»Nein, du!«, rief ein Dritter, und so ging das fort, indem sie mit ihren Feuerstangen wild aufeinander losschlugen.

3.

In der Rotenburger Markung hat man vor einigen Jahren noch sieben »feurige Feldrichter« zwischen der Silchenkirche und Hirschau bei Nacht herumlaufen sehen. Die hatten bei ihren Lebzeiten die Felder ungerecht vermessen und musssten deshalb nach ihrem Tod umgehen und alles nachmessen. Man sah sie besonders im Abvent und in der Fastenzeit. Sie vermaßen das Feld, wie es die Untergänger machen, indem sie mit ihren Stäben herumfuhren und dann sich berieten. Wer sie neckte, den schlugen sie mit ihren feurigen Stäben. Gegen Morgen sah man sie immer dem Gottesacker bei Silchen zulaufen und dort verschwinden.

Auch sonst kennt man überall in Schwaben die feurigen Feldrichter, die die Grenzsteine falsch gesetzt haben. Man sagt aber, wer das tue, der betrüge Himmel und Erde, denn es handelt sich dabei nicht bloß um einen schmalen Erdstrich, sondern ganz besonders um das, was darüber und darunter ist.

4.
Eine mündliche Überlieferung aus Bühl und auch sonst bekannt

Bei Bühl im Neckartal hörte man sonst oft in der Nacht einen Untergänger oder Feldrichter schreien. Derselbe trug einen Markstein auf der Schulter und rief beständig: »Wo soll ich ihn hintun? Wo soll ich ihn hintun?«

»Narr, wo du ihn genommen hast!«, rief ihm einmal jemand zu.

Da sprach er: »Nun, gottlob, jetzt bin ich erlöst!« Er trug seinen Stein fort, und seitdem hat man ihn nicht mehr gesehen und gehört.

5.
Eine schriftliche Überlieferung vom Heuberg

Ein Knecht aus Stetten am kalten Markt musste öfters während der Nacht an einer nahegelegenen Kapelle vorbei. Da sah er jedes Mal einige Hundert Schritt hinter der Kapelle jemanden auf einem Markstein sitzen und fragte wegen dieser Erscheinung einen Geistlichen um Rat. Dieser gab ihm die Weisung, den Mann einmal anzureden und zu fragen, wer er denn sei und was er da zu schaffen habe.

Das tat der Knecht, worauf der Mann ihm sagte, er müsse diesen Stein hüten, weil er während seines Lebens verschiedene Marksteine verrückt habe. Er werde aber erlöst werden, sobald ihn jemand in die Kapelle trage.

Hierauf ließ sich der Knecht mit den Sterbesakramenten versehen, um den Geist zu erlösen.

Als er zu ihm kam, sagte derselbe: »Ich werde immer schwerer werden, je näher du der Kapelle kommst. Lass dich dadurch aber ja nicht entmutigen, sonst bist du verloren!«

Alsdann nahm er den Geist auf seinen Rücken, und obwohl derselbe bei jedem Schritt schwerer wurde, sodass er schon meinte, er könne die Last nicht mehr tragen, so brachte er ihn dennoch zuletzt glücklich in die Kapelle. Nach drei Tagen aber starb der Knecht.


Der Kapuziner auf Herrenalb
Eine mündliche Überlieferung aus Herranalb

In einer Schmiede zu Herrenalb ging ein Kapuziner geistweis und zeigte sich namentlich um Weihnachten. Dann schlug er auf den Amboss, schürte das Feuer im Ofen und neckte auch zuweilen die Menschen. Da geschah es, als man einst den Amboss abhob, dass man darunter eine Erbse fand. Diese nahm alsbald die Frau in ihre Schürze und warf sie über die Mauer ins Wasser. Da klingelte es, als ob sie eine ganze Schürze voll Silbergeld ausgeschüttet hätte. Seitdem hat sich der Kapuziner nicht mehr sehen noch hören lassen und muss nun erlöst sein.