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Felsenherz der Trapper – Teil 11.7

Felsenherz der Trapper
Selbsterlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 11
Das Häuptlingsgrab am Juan-Fluss
Siebentes Kapitel

Der Fluch des Goldes

Hier lagerten sie den Tag über in einem steinigen Tal. Da sie darauf bedacht gewesen waren, eine möglichst undeutliche und schwer auffindbare Fährte zurückzulassen und da sie außerdem mehrmals all jene im wilden Westen üblichen Irreführungen eines Verfolgers angewandt hatten, um jeden über ihre Marschrichtung zu täuschen, durften sie hoffen, dass sie vorläufig vor den Apachen sicher waren.

Während Sancho und Tom Pick an diesem Lagerplatz sich sofort zum Schlafen niederlegten, während der Comanche freiwillig die erste Wache übernahm, ritt Felsenherz noch weiter nach Norden in die Prärie hinaus, da er feststellen wollte, ob seine Vermutung, dass die beiden Kojoten, die Brüder Samter, zunächst nach Norden geflüchtet waren, um dann erst nach Osten abzubiegen und den fernen Ansiedlungen zuzustreben, sich als richtig erweisen würde. Nach Süden durften sie sich nicht wenden, weil dort jetzt gerade die Apachen in den Prärien am Pecos ihre regelmäßigen Büffeljagden abhielten, was so gewieften Desperados ja fraglos bekannt war. Es blieb ihnen also nur der Weg nach Norden offen, wenn sie ebenso klug gewesen waren, nicht direkt sich dorthin zu wenden, wo man sie vermuten konnte. Jenseits des Pecos nach Osten zu!

Felsenherz ritt in einem lehmigen, ausgetrockneten Flusstal dahin, dessen Boden durch die Sonne in eine braungelbe, steinharte Tenne verwandelt worden war. Er hatte seinem edlen, schnellfüßigen Braunen die Hufschuhe angelegt, damit diese Lederüberzüge auch nicht die geringsten Eindrücke zurückließen.

Das Flusstal erstreckte sich meilenweit bis an den Pecos heran und verlief zumeist in östlicher Richtung. Die Örtlichkeit hier war dem Trapper nicht fremd. Schon einmal hatte er in dieser Gegend mit seinem roten Bruder Chokariga mit den Apachen einen harten Strauß ausgefochten.

An einzelnen Stellen reichten die Büsche und Baumgruppen, die die Ränder des Flusstales in freundlichem Grün leuchten ließen, bis in das ausgetrocknete Bett des nur im Herbst und Frühjahr mit Wasser gefüllten Geländeeinschnittes hinab. Sobald Felsenherz sich diesen grünen Gebüschzungen näherte, verdoppelte er seine Vorsicht.

Seine eigene Büchse hing geladen am Sattelknopf. Die bedeutend schwerere und auch bessere Jaguar-Büchse des weißen Häuptlings Juan aber hielt er schussbereit in der Rechten. Sie passte für seine Körperstärke weit mehr, trug auch weiter und hatte sich als vorzügliche Waffe in seiner Hand bisher trefflich bewährt. Deshalb beabsichtigte er auch, dieses Beutestück aus dem Grabhügel des weißen Häuptlings für immer zu behalten.

Nachdem er dem Flusstal so etwa anderthalb Stunden lang nach Osten zu gefolgt war, fand er an einer Stelle, wo der Lehmboden noch einige Feuchtigkeit besaß, eine breite Fährte eines größeren Reitertrupps, der von rechts, von Süden her, in das Tal hinab und gen Osten weitergeritten war.

Trotz der nur schwer zu lesenden Spuren fand der blonde Trapper doch sehr bald heraus, dass hier ohne Zweifel der Große Bar mit seinen Kriegern vor etwa zwölf Stunden auf der Verfolgung der den Brüdern Samter nachsetzenden Navajo vorübergekommen war.

Er nahm dem Braunen jetzt die Hufschuhe ab, ließ ihn oben am Talrand eine Stunde grasen, um ihm etwas Ruhe zu gönnen, und jagte dann im Galopp den Apachen nach. Kaum eine halbe Stunde später wurde das Flusstal bedeutend flacher und breiter. Hier drängte sich hoher Mischwald bis an das trockene Bett des Prärieflusses heran. Hier gab es auch ein seeartiges Wasserbecken, in dessen Mitte eine flache, bewaldete Insel von etwa fünfzig Meter Durchmesser lag.

Der Wind strich von Osten herüber. Des blonden Jägers feine Nase spürte plötzlich den Geruch eines Holzfeuers. Sofort sprang er ab und führte den Braunen in ein dichtes Gebüsch hinein, band ihn fest und kroch dann am linken Talrand weiter. Er hatte für alle Fälle beide Büchsen mitgenommen. Eine dunkle Ahnung sagte ihm, dass er sie vielleicht beide würde brauchen können.

Dann trug der Wind ihm ein paar gellende Hilferufe zu. Nein – nicht Hilferufe waren es! Das war das Angstgebrüll von Menschen, die sich in höchster Todesnot befanden.

Felsenherz vernahm nun auch mehrere Schüsse, die kurz hintereinander abgegeben wurden. Er beeilte sich daher, näher an den Schauplatz dieses anscheinend recht erbitterten Kampfes heranzukommen.

Nach weiteren zehn Minuten hatte er das Ufer des langgestreckten Gewässers erreicht, lag jetzt in einem Gestrüpp und hatte die Insel hier fünfzig Meter vor sich. Kaum warf er nun einen prüfenden Blick zu der Insel hinüber, als ihm vor Grauen alles Blut zu Kopfe schoss.

Dort in einer Lichtung der bewaldeten Insel waren an sechs einzelnen, dünnen Erlen die Brüder Samter und vier Navajos festgebunden. Dort tanzten die Apachen wie wahnsinnig in ihrem Blutrausch um die Gefangenen herum. Dort feuerten jetzt ein paar junge Krieger abermals ihre Flinten auf die am Marterpfahl Stehenden ab.

Der eine Samter musste getroffen worden sein, stieß abermals ein furchtbares Angstgebrüll aus und sank dann matt in seinen Fesseln zusammen. Der Kopf fiel ihm auf die Brust. Er war ohnmächtig geworden.

Einer der Apachen schwang schon mit geschwungenem Tomahawk zu, wollte dem Bewusstlosen den Schädel spalten.

Gewiss – die beiden Samter waren nur Desperados, waren nichts als weißes Gesindel! Und doch konnte Felsenherz hier nicht ruhig mit ansehen, wie sie von den Apachen abgeschlachtet wurden, zumal jetzt auch vier andere Apachen die offenbar schon durch Schüsse, Messerwürfe und Tomahawkhiebe schwer verletzten Navajo ebenfalls vollends abtun wollten.

Der Trapper hob die lange Jaguar-Büchse.

Gerade als der Apache dem älteren Samter so den Rest geben wollte, knallte ein Schuss.

Der Rote warf die Arme in die Luft und stürzte zu Boden.

Da – des anderen Samter Fesseln mussten sich wohl schon vorder gelockert haben. Er sprang plötzlich mit wilden Sätzen dem Ufer der Insel zu, wo ein aus zwei Baumstämmen hergestelltes Floß lag.

Die Apachen waren durch den Schuss im ersten Au-genblick so überrascht, dass sie den Flüchtling nicht früher gewahr wurden, bis dieser schon mit der Stoßstange das Floß dem Land zutrieb.

Der Große Bär hatte dann seine Büchse ergriffen, hatte auf Will Samter angelegt.

Felsenherz erkannte seinen alten Feind sofort. Die riesige Gestalt des Oberhäuptlings wurde ihm jedoch durch mehrere Apachen verdeckt, die sich jetzt in den See warfen, um dem Floss nachzuschwimmen.

So konnte er nur auf den Lauf der Flinte des Großen Bären zielen, so konnte er um den Bruchteil einer Sekunde zu spät abdrücken.

Beide Schüsse dröhnten fast gleichzeitig über das Wasser hin. Die Kugel des Apachenhäuptlings ging Will

Samter durch die Brust. Die des Trappers aber zer-schmetterte den Lauf der Flinte des Großen Bären.

Was dann geschah, spielte sich so blitzschnell ab, dass Felsenherz die einzelnen Vorgänge kaum richtig erfassen konnte.

Will Samter war auf dem Floß zusemmengesunken – gerade über die mit den Goldkieseln angefüllten Felle, die auf dem Floß gelegen hatten.

Plötzlich raffte er sich mit letzter Kraft nochmals auf, wälzte die vier Goldsäcke einen nach dem anderen von dem Floß herab in den See.

Als er den Letzten in die Tiefe beförderte, schoss ihn ein Blutstrom aus dem Mund. Er verlor den Halt, glitt gleichfalls ins Wasser, folgte so dem Gold, das ihn von Verbrechen zu Verbrechen und schließlich in den Tod getrieben hatte.

Inzwischen hatten auf der Insel die fünf übrigen Gefangenen unter den Tomahawks der Apachen ein rasches Ende gefunden. Ihre blutigen Leichen hingen nur noch zusammengekrümmt in den Lederriemen. Felsenherz sah jetzt immer mehr der grimmen Rothäute seinem Versteck zuschwimmen. Wollte er seinen Braunen noch erreichen, musste er sie für einige Zeit zurückschrecken.

Er nahm seine andere Büchse. Wieder zwei Schüsse. Zwei der Apachen hatten mit Kugeln in der Schulter schleunigst kehrt gemacht.

Der blonde Trapper beobachtete noch, dass auch die übrigen Schwimmer umkehrten. Schleunigst kroch er durch die Büsche davon, richtete sich dann auf, lief zu seinem Pferd und galoppierte davon. Nachmittags gegen sechs Uhr hatten die vier Gefährten den Großen Bär und seine Krieger glücklich von ihrer Spur abgelenkt und wandten sich wieder der Insel zu, wo das Gold der Bonanza nun auf dem Grund des Sees ruhte.

Die fünf Leichen hingen noch in den Riemen an den Erlen. Tom Pick fand in Bill Samters Jagdrock eingenäht das von den Brüdern in Trenton geraubte Geld. Man begrub schnell die fünf Toten. Von den Navajo war allein der Heulende Wolf entkommen. Will Samters Leiche konnten die Gefährten nicht mehr suchen. Sie stellten nur fest, dass der See dort, wo die Goldsäcke versunken waren, dieser tiefer als das längste Lasso war und dass die ungeheuren Schätze mithin vorläufig von niemand heraufgeschafft werden konnten.

Bei anbrechender Dunkelheit ritten sie dann dem Pecos zu. Hier trennten sich Felsenherz und Chokariga von Sancho und Tom Pick. Der Gambusino wollte mit dem Polizeimeister zusammen in die Ansiedlungen zurückkehren. Die zehn Goldkiesel in seiner Tasche ermöglichten es ihm später, sich eine kleine Farm zu kaufen, wo er als strebsamer und fleißiger Viehzüchter die blutige Zeit seiner Abenteuer als »Indsmenfresser« bald vergaß.

Der Trapper und der Comanche aber sollten sehr bald nochmals mit dem Großen Bären und den Apachen zusammengeraten.


Der gesamte Band steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.

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