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Im Zauberbann des Harzgebirges – Teil 14

Im Zauberbann des Harzgebirges
Sagen und Geschichten, gesammelt von Marie Kutschmann

Blankenburg

Die Blankenburg, das freundliche Jagdschloss der Herzöge von Braunschweig, ist trotz seines hohen Alters an Sagen arm, allein zu bedeutend, als dass ein Rückblick auf seine Vergangenheit nicht lohnend erschiene.

Schon auf meilenweite Entfernung leuchtet die Burg von dem bläulich schimmernden Blankenstein dem Wanderer entgegen, und entzückt blickt das Auge auf ihre liebliche Umgebung.

Die Zeit der Gründung ist nicht festzustellen, doch nimmt man an, dass Blankenburg schon im 6. oder 7. Jahrhundert bestand. Zunächst soll die Burg die Residenz der alten sächsischen Gaugrafen gewesen sein, von denen die Askanier, die Wernigeröder und andere abstammen.

Ein späteres Geschlecht nannte sich Grafen von Blankenburg und erhielt die Besitzung als Lehn vom Herzoge von Sachsen. Die jüngere Linie dieses Grafengeschlechts war im Besitz des Reinsteins und der Heimburg. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie aber kam auch die Blankenburg in ihren Besitz.

Von mancherlei Zerstörungen durch Krieg oder sonstige Schicksalsschläge wurde die Burg heimgesucht, aber jedes Mal ließen ihre Bewohner sie wieder restaurieren und verschönern. So zerstörte Kaiser Friedrich I. im Jahr 1181 die Blankenburg, weil Graf Siegfried ein treuer Anhänger des von ihm in die Acht erklärten Heinrich des Löwen war. Desgleichen überfiel ein Graf von Wernigerode im Jahr 1386 die Burg und verwüstete sie in Abwesenheit ihres Besitzers.

Ganz besonders ließ es sich im 16. Jahrhundert Graf Ulrich V. angelegen sein, das Schloss aufs Beste zu verstärken und zu vergrößern. Aber schon im Jahr 1586, als sein Bau kaum vollendet war, entstand eine furchtbare, durch Tücke angelegte Feuersbrunst, welche einen großen Teil des Schlosses wieder einäscherte. Die Gräfin von Blankenburg und ihre treue, ergebene Hofmeisterin kamen in den Flammen um und nur mit genauer Not wurden der Graf und die Kinder gerettet.

Als im Jahr 4599 die Reinstein-Heimburgsche Linie erlosch, kam das Schloss an die Herzöge von Braunschweig. Auch den Stürmen des Dreißigjährigen Krieges entging Blankenburg nicht ganz, wie die an der Südseite eingemauerten Kanonenkugeln bezeugen, die Wallenstein vom Catrinusberg gegen dasselbe abschießen ließ. Größere Zerstörungen wurden indessen nicht angerichtet.

Nach und nach wurde das Schloss mit fürstlicher Pracht ausgestattet und erreichte im 18. Jahrhundert seine höchste Glanzperiode, als die Grafschaft vom Kaiser zum Fürstentum erhoben wurde.

Der Grund dieser Wandlung war, dass die älteste Tochter des Herzogs Ludwig Rudolf mit Kaiser Karl VI. vermählt wurde. Die berühmte Kaiserin Maria Theresia war eine Tochter dieser Christine Elisabeth von Blankenburg.

Auch einer jüngeren Tochter des Herzogs war ein anscheinend glänzendes Los bestimmt, da Peter der Große sie zur Gemahlin des Thronfolgers, seines Sohnes Alexi, erkoren hatte. Diese Verbindung, die von den Eltern so freudig begrüßt wurde, war für Charlotte Sophie nur eine Kette furchtbarer Qualen. Der rohe Zarewitsch, dem sie wider Willen vom Vater zur Gattin aufgedrungen war, misshandelte die liebenswürdige und anmutige Frau aufs Empörendste. Flehend bat diese ihre Eltern, sich ihrer zu erbarmen und sie im Vaterhaus wieder aufzunehmen. Allein ein energischer Brief des Herzogs Ludwig Rudolf sagte der unglücklichen Fürstin mit dürren Worten, dass sie auf Hilfe von seiner Seite nicht zu rechnen habe, dass man sich ihretwegen nicht mit dem mächtigen Russland verfeinden könne. Verlassen von allen, ein Opfer der Politik, hätte sich die Beklagenswerte zu Tode gegrämt, wenn nicht eine der Hofdamen, Fräulein von Königsmark, tiefes Mitleid für die unglückliche Fürstin empfunden hätte. Als einst der Großfürst seine Gemahlin mit einem Faustschlag zu Boden gestreckt hatte, gab die Königsmarck dieselbe für tot aus, ließ eine Puppe beerdigen und verhalf ihr zur Flucht nach Amerika, wo sie sich nach dem Tode Alexis mit einem Chevalier d’Aubert vermählte und, nur von wenigen gekannt, in Brüssel starb.

Nachdem Ludwig Rudolf das zeitliche gesegnet hatte, verlebte seine Witwe, die hochverehrte Christine Luise, ihre letzten Jahre in Blankenburg. Von ihr wurde auch das nun verfallene Lustschlösschen Luisenburg auf dem Catrinusberg angelegt. Nach ihrem Tod wurde Blankenburg nur selten, meistens zur Jagdzeit von seinem Besitzer bewohnt.

Viele Erinnerungen an frühere Zeiten beherbergt das Schloss, unter anderen manch altes Gemälde sowie die Porträts der lieblichen Töchter Ludwig Rudolfs, Maria Theresias und Egmonts. Auch das Bild einer gespenstischen weißen Frau, die Unheil verkündend sich in diesem, wie in manchen anderen Schlössern zeigen soll, hängt in der Bibliothek.

Hinter dem Schloss ist der herzogliche Wildpark, der Tiergarten, mit herrlichen Laubgängen und von munteren Hirschen und Rehen belebt.

Der Ursprung der am Fuße des Blankensteins liegenden Stadt Blankenburg reicht in die älteste Zeit zurück und soll als ehemaliges Dorf von Heinrich I. zur befestigten Stadt erhoben sein.

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