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Im Gespräch mit Olaf Brill zu Perry Rhodan Mission SOL Band 5

Olaf Brill
Perry Rhodan
Mission SOL, Band 5
Strafkolonie der Ksuni

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 9. August 2019, 64 Seiten, € 2,40, Titelbild: Dirk Schulz

Der 1967 in Bremen geborene und immer noch dort wohnhafte freiberufliche Autor, Redakteur und Dozent ist unter anderem fürs Deutsche Filminstitut tätig. Bei Perry Rhodan ist er verantwortlich für die Kurzgeschichtenreihe Stellaris. Strafkolonie der Ksuni ist sein vierter Roman für Perry Rhodan-Miniserien.

Alexandra Trinley: Olaf, der Titel deines Romans klingt abenteuerlich. Erklärst du, wie er zustande kam?

Olaf Brill: Oft gibt es bereits einen Titelvorschlag von Redaktion oder Exposé-Autor. Ich mache aber meist einen eigenen Vorschlag, der ebenso meist auch genommen wird, eventuell mit kleinen Modifikationen. In diesem Fall bin ich besonders froh, dass mein Titelvorschlag durchgekommen ist, und das kam so: Der ursprüngliche Arbeitstitel war Die Strafkolonie, und wir haben über verschiedene Varianten diskutiert. An einer Stelle meinte Exposé-Chef Kai Hirdt zum Beispiel, wir könnten auch „full Kafka“ gehen und In der Strafkolonie draus machen.

Aber als mir dämmerte, dass es in dem Band wirklich um Gefangene in einer Strafkolonie gehen sollte, fiel mir etwas ein, und ich schlug Strafkolonie der Ksuni vor, eine Anspielung auf Perry Rhodan-Band 680, Strafplanet der Eroberer von H. G. Francis. Denn das war das erste Perry Rhodan-Heft, das ich in den Siebzigern als Kind gelesen habe!

Alexandra Trinley: H.G. Francis hat ja unglaublich viel und vielseitig geschrieben. Bei Perry Rhodan war er seit 1971, trat erst 2004 aus dem festen Kern des Autorenteams aus. Du hast im Fandom Observer und im Perry Rhodan Report über eure Begegnungen geschrieben, magst du von ihm erzählen?

Olaf Brill: Er hat Wendy-Pferderomane geschrieben und ein Buch über die Reparatur von Mofas, war Autor der frühen ???-Hörspiele, der Gruselserie und der Hörspielserie Commander Perkins, die wir damals sehr geliebt haben. Ich habe ihn Anfang der Achtziger Jahre kennengelernt, und er hat uns Jugendliche in seine Kellerbar in Hamburg eingeladen. Was mich am meisten beeindruckt hat: dass er mit seinen Fans auf Augenhöhe umgegangen ist, wie mit Erwachsenen.

Alexandra Trinley: Zurück zu deinem Roman. Hast du das Titelbildmotiv mitbestimmt?

Olaf Brill: Wir haben dem Titelbildzeichner Dirk Schulz mehrere Vorschläge geliefert. Ich habe dann sanft darauf gedrängt, dass er sich motivisch an dem Tibi zu PR 680 von Johnny Bruck orientiert. Ich denke, das ist eine schöne Hommage an die alten Bände, die es teilweise richtig haben krachen lassen, mit Titelbildern wie aus der Pulp-Ära der amerikanischen Science-Fiction-Magazine. Ich bin richtig zufrieden mit dieser Motivwahl, mit der sich für mich persönlich irgendwie ein Kreis schließt von meinem ersten Perry Rhodan-Heft als Leser bis zu einem Roman, den ich selber schreiben durfte. Wäre der liebe H. G. Francis noch am Leben, hätte er jetzt bestimmt einen begeisterten Anruf von mir bekommen.

Alexandra Trinley: Wen zeigt das Titelbild denn?

Olaf Brill: Da sehen wir Perry Rhodan himself (am Boden) und einen blauhäutigen Ksuni namens Krehan. Einmal habe ich scherzhaft den Vorschlag gemacht, wir können den Band auch Rumble in the Jungle im Weltraumknast nennen, als eine Anspielung auf den berühmten Boxkampf Ali gegen Foreman 1974.

Alexandra Trinley: Um Himmels Willen, sie boxen? Bisher hatten wir nur Fußballromane wie PR 2336.

Olaf Brill: Das hat mich damals gewundert, dass sich nach dreitausend Jahren ausgerechnet der Fußball als Sportart auf einer (zwischenzeitlich entvölkerten) Erde gehalten hat. Aber der Kampf Mann gegen Mann, Auge in Auge, den wird es wohl immer geben, vor allem, wenn man nach einer primitiven Konfliktlösung strebt. Unser armer Perry bekommt in dem Roman ganz schön eins auf die Mütze.

Alexandra Trinley: Also Action. Nun gut. Armer Perry! Hast du in deinem Band noch mehr Anspielungen an Francis’ Strafplanet der Eroberer untergebracht?

Olaf Brill: Im Mittelteil gibt es tatsächlich eine ähnliche Story über Gefangene, die fliehen wollen. Ich hatte den Roman von Francis vor ein paar Jahren noch einmal gelesen und habe mich an eine Figur erinnert, die ich für meinen Roman gut gebrauchen konnte: den Hehler, der unter den Gefangenen Geschäfte macht.

Und dann kam ganz zufällig noch eine andere Anspielung zustande, als Kai Hirdt mich bat, den Namen einer Figur zu ändern: Der Ksuni, der gegen Perry Rhodan kämpft (jawohl, der Kerl vom Titelbild) hatte von mir ganz unschuldig einen Namen verpasst bekommen, den Kai nur mit den Worten kommentierte: „Bitte nicht so einen Flash-Gordon-Namen!“ Also blätterte ich in dem alten Francis-Band und fand einen Namen, der gut passte, und den ich einfach übernommen habe. Der Name „Krehan“ stammt also aus einem Perry Rhodan-Heft aus dem Jahr 1974! Hey, weißt du, was mir jetzt gerade auffällt? Das ist ja dasselbe Jahr, in dem der Kampf Ali gegen Foreman stattfand!

Alexandra Trinley: Das Unterbewusstsein ist besser als sein Ruf.

Olaf Brill: Der Roman erzählt aber natürlich auch konsequent die Geschichte Perry Rhodans weiter, der versucht, das Raumschiff SOL wiederzufinden und zu komplettieren. Besagte „Strafkolonie“ befindet sich in einem kosmischen Objekt, das in Perry Rhodan-Lesern die richtigen Saiten zum Schwingen bringen dürfte. Und am Ende passiert da etwas, das sie hoffentlich richtig mitreißen wird.

Alexandra Trinley: Musstest du viele Hintergründe deines Romans in anderen Heften recherchieren?

Olaf Brill: In der Tat. Bei einer Handlung, die so verwoben ist mit der Vergangenheit der Perry Rhodan-Serie, blättere ich immer gerne direkt in alten Heften, statt nach Infos im Netz zu suchen. Wenn du willst, kann ich dir ein Foto der Perry Rhodan-Hefte zeigen, die beim Schreiben auf meinem Tisch lagen.

Alexandra Trinley: Oh, gerne!

Olaf Brill: Bitte sehr!

Da sieht man, dass das Romane aus völlig verschiedenen Handlungsperioden sind, deren Veröffentlichungsdaten oft Jahrzehnte auseinanderlagen. Wichtig ist natürlich, dass der Leser diese Handlungen eben nicht nachzuschlagen braucht. Es ist unsere Aufgabe als Miniserien-Team und meine Aufgabe als Autor, dafür zu sorgen, dass die Miniserie in sich verständlich ist und sogar jeder einzelne Roman für sich funktioniert. Ich vertrete die Meinung, dass man überall anfangen können muss, Perry Rhodan zu lesen. Ich habe ja auch einfach mit Heft 680 angefangen.

Alexandra Trinley: Welche Personen kommen vor?

Olaf Brill: Da schlage ich doch glatt mal Seite 3 mit dem berühmten „Personenkasten“ auf: Natürlich verfolgen wir weiter das Schicksal von Perry Rhodan, Mahlia Meyun und ihren aus den Vorgängerbänden bekannten Begleitern. Auch der alte Stinkstiefel Curcaryen Varantir ist wieder dabei. Mit ihm beginnt und endet der Band. Und natürlich noch jede Menge neue Figuren, die die Solaner auf ihrer Reise treffen, inklusive Krehan.

Kleiner Scherz: Dies ist mein erster Perry-Roman ohne Gucky!

Alexandra Trinley: Ohne Gucky? Das hinterlässt eine Lücke. Fehlte er dir?

Olaf Brill: Wir Autoren machen Scherze darüber, dass wir in irgendeiner schwierigen Situation einfach den Gucky-ex-machina bringen, der das Problem ruckzuck löst: Am Ende kommt Gucky, wirft eine Bombe und teleportiert alle raus.

Ich mag Gucky ja tatsächlich als Handlungsträger. Aber es muss auch mal ohne ihn gehen. Ich habe gleichzeitig an dem zweiten Perry-Comicalbum gearbeitet, das nächstes Jahr erscheinen soll, natürlich mit Gucky. Insofern spürte ich keinen Entzug.

Alexandra Trinley: Was denn für ein Comicalbum?

Olaf Brill: Das zweite Hardcover-Album der Alligator-Farm.

Alexandra Trinley: Diese Comics sind ja sehr traditionsreich. Allerdings habe ich Fandomrückkehrerin, die ich von der klassischen Literatur herkomme, sie nie gelesen. Bitte erzähle mir davon.

Olaf Brill: In den Sechzigern und Siebzigern gab es Perry-Comics, die sich vor allem an Jugendliche richteten. Sie waren bunter und sexier als die Romanhefte und nahmen sich diese nur lose zum Vorbild, aus heutiger Sicht eine Retro-Kuriosität. Seit den Nuller Jahren bringt der Hamburger Kleinverlag Alligator-Farm eine Fortsetzung heraus, die sich an die damaligen, inzwischen erwachsenen Fans richtet.

Alexandra Trinley: Ein anderer von dir verfasster Comic befindet sich auf der Longlist für den dpa 2019, nicht wahr?

Olaf Brill: Letztes Jahr ist das erste Album unserer Comicreihe Ein seltsamer Tag herausgekommen, die ich gemeinsam mit dem Zeichner Michael Vogt erschaffe. Ja, es ist gerade für den Deutschen Phantastik-Preis nominiert. Man kann noch abstimmen, um uns auf die Shortlist zu setzen.

Alexandra Trinley: Auch die Hauptserie von Perry Rhodan ist nominiert, und Werke der Rhodan-Autoren Perplies, Corvus und Eschbach, die Abstimmung läuft bis zum 31.08.2019. Werbeblock Ende, zurück zur Mission SOL. Die Romane der Miniserien entstehen ja parallel zueinander. Kommst du da überhaupt dazu, die Beiträge der Kollegen zu lesen?

Olaf Brill: In der Miniserie Olymp war ich einmal in der Situation, dass, bevor ich an meinem Band zu schreiben begann, alle vorherigen Beiträge bereits fertig waren. Das war eine wunderbare, aber auch ungewohnte Situation: Ich wusste ganz genau, wo die Serie stand und woran ich anschloss.

Normal ist natürlich, dass die Heftromane parallel geschrieben werden. Ich stehe normalerweise im intensiven Austausch mit dem Autor des Vorgängerbandes, damit ich meinen Anschluss etwas genauer planen kann. Und für Mission SOL hat Kai Hirdt sehr detaillierte Exposés geschrieben, sodass ich sehr genau über den bisherigen Ablauf Bescheid wusste.

Romane der Kollegen, die fertig werden, während ich selber schreibe, kann ich oft nur überfliegen und lese die für mich wichtigen Stellen. Aber ich lese sie dann hinterher komplett. Denn ich finde, diesmal haben alle ganz tolle Arbeit geleistet. Mission SOL ist einfach eine Miniserie, an der ich nicht nur mitschreibe, sondern die ich auch gerne lese! Aktuell habe ich gerade Band Nr. 7 von Marc A. Herren gelesen, den ich ganz wunderbar finde!

Alexandra Trinley: Worum geht es da?

Olaf Brill: My lips are sealed.

Alexandra Trinley: Phh! Schreibst du noch einen Band für die Miniserie?

Olaf Brill: Im Moment, in dem wir dieses Interview führen, schreibe ich Mission SOL Nr. 10.

Alexandra Trinley: Dann wissen wir ja, warum du jetzt nichts verrätst. Dann mal vielen Dank für die Auskünfte.

Olaf Brill: Immer wieder gern!

Lese- und Hörprobe finden sich hier.

(at)

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