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Fort Aldamo – Band 61

Dan Roberts
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 61
Todesfalle Devil’s Gate

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 06.03.2018, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Die sieben Kavalleristen hatten keine Chance. Ein wahrer Hagel von Kugeln und Pfeilen ging auf sie nieder, als sie Devil’s Gate passieren wollten, und dann lagen sie reglos, stumm und skalpiert zwischen den Felsen, die ihre letzte Station geworden waren. Ein Sergeant, zwei Corporale und vier Strafgefangene, die nach Fort Aldamo gebracht werden sollten. Dort aber wartete man vergebens auf ihre Ankunft. Und Master Sergeant Finnewacker, der Commander von Fort Aldamo, ahnte nicht, dass sich über ihm und seinen Männern eine Hölle zusammenbraute …

Leseprobe

Fort Aldamo, die alte, ehemals spa­nische Festung der Konquistadoren, lag wie ein riesiger Felsklotz in der end­losen Weite der Landschaft. Kein Lüft­chen regte sich zu dieser mittäglichen Stunde. Schlaff hing die Unionsfahne vom Flaggenmast.

Master Sergeant Finnewacker, der kommissarische Commander der Straf­kompanie, die in dieser alten Festung untergebracht war, stürmte die steile Treppe zum Turm empor, auf dem rund um die Uhr ein Posten Wache schob. Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter, folgte seinem Com­mander keuchend auf dem Fuße.

Der Strafsoldat, der auf dem stei­nernen Turm seinen Wachdienst ver­sah, nahm erschrocken Haltung an, als sein Vorgesetzter so plötzlich und unerwartet auf tauchte.

Der Master Sergeant stützte die Hände in die Hüften und blickte dem Posten aus zusammengekniffenen Au­gen abwartend entgegen.

Der Strafsoldat starrte erschrocken auf seinen bulligen Vorgesetzten und zog ängstlich den Kopf zwischen die Schultern.

»Glotz nicht so dämlich«, brummte Finnewacker wie ein gereizter Bär. »Mach endlich Meldung, du Hirsch!«

»Keine Verkomm … besonderen Ver­komm … äh, Vorkommnisse«, haspelte der Sträfling.

»Noch so eine Meldung, und du fliegst hier oben runter, zum Geier!«, polterte Finnewacker los. »Aber direkt in Luft­linie! Los, gib mir mal den Feldstecher, du Krippenschnitzer!«

Der Strafsoldat, noch immer in strammer Haltung, fummelte umständ­lich am Lederriemen herum.

Finnewackers Gesicht nahm die Färbe eines frisch gebrannten Ziegelsteines an, als er die verzweifelten Be­mühungen des Sträflings beobachtete, die verflixte Schnur von seinem Hals zu lösen.

Fitzgerald wandte sich mit Grau­sen ab. Er kannte seinen Vorgesetzten gut genug, um das drohende Unheil zu ahnen …

»Jetzt steh doch endlich bequem, du Bratbär!«, röhrte Finnewacker da auch schon los, dass es weit über die Festungsmauern hallte. Der Strafsoldat schien verzweifelt nach einem Loch zu suchen, in dem er so schnell wie möglich versinken konnte, und zog den Kopf noch tiefer zwischen die Schultern.

Die Standpauke hatte sich gewa­schen. Fitzgerald verzog das Gesicht, denn die berühmt-berüchtigten Flüche seines Vorgesetzten waren wirklich nichts für zartbesaitete Ohren.

Der Sträfling, der wie alle »Insassen« von Fort Aldamo – vom Stammpersonal abgesehen – in grauen Drillich gekleidet war, starrte mit wachsendem Entsetzen auf das gefürchtete Notizbuch Finnewackers, das diesem aus der Knopfleiste seiner Uniformjacke ragte.

Jeder, der unangenehm auffiel, wurde darin notiert. Und das hatte Folgen. Schlimme Folgen, denn in und um Fort Aldamo schufteten ei­nige Kommandos solcher Pechvögel bei schwerer körperlicher Arbeit in der erbarmungslos sengenden Sonne der Wüste von Arizona. Dagegen war das Wacheschieben das reinste Zuckerschlecken.

»Na endlich, du Nulpe!«, stieß Fin­newacker hervor, als er schließlich den Feldstecher in Händen hielt.

Der Sträfling starrte den bulligen Commander fast flehend an, was diesem auch nicht entging.

Finnewacker rieb sich übers Kinn.

»Ja, was machen wir denn da brummelte er. Der Sträfling, gut einen Kopf kleiner als der Commander, stieß ein unterdrücktes Stöhnen hervor. In seinem Gesicht zuckte es.

»Also«, knurrte Finnewacker schließlich. »Ich führe dein Verhalten auf äh…«

Fitzgerald zupfte ihn rasch am Är­mel.

»Momentane Verwirrung«, sagte er rasch.

Finnewacker starrte ihn verständ­nislos an. »Momentane was?«

»Verwirrung«, murmelte der kleine Krausschopf und warf einen Hilfe su­chenden Blick zum Himmel.

»Also gut«, grollte der Commander schließlich und wandte sich wieder dem Sträfling zu, der wie ein Häuf­chen Elend vor ihm stand, trotz der Bemühungen, vorschriftsmäßig sein Männchen zu bauen.

»Warst du eben verwirrt?«, fragte ihn Finnewacker.

Der Strafsoldat nickte eifrig. Finne­wacker legte eine Hand hinter das Ohr.

»Aye, Master Sergeant!«, würgte der kleine Kerl im grauen Drillich hervor.

»Da hast du ja noch mal Glück ge­habt«, knurrte der Commander, fuhr aber dann zu Fitzgerald herum.

»Warum, zum Geier, war er denn verwirrt?«, polterte er los.

»Weiß ich auch nicht«, grinste sein Stellvertreter. »Vielleicht ist ihm Klei­bers Essen nicht bekommen.«

Finnewacker grinste breit. Diese Idee schien ihm zu gefallen, denn mit dem dicken Küchenbullen stand er in letzter Zeit wieder mal auf Kriegsfuß.

»Ist dir Sergeant Kleibers Essen nicht bekommen?«, fragte er den Straf­soldaten.

»Aye, Master Sergeant!«

»Gut, das lasse ich als Entschuldi­gung gelten. Aber beim nächsten Mal will ich eine vernünftige Meldung, sonst drehe ich dir einen Knoten in die Nase und scheuche dich hier die Treppe rauf und runter, bis dir das Wasser im Arsch kocht! Kaporus?«

»Aye, Master Sergeant!«, rasselte der Strafsoldat und schlug so schwungvoll die Hacken zusammen, dass es ihn fast von den Beinen riss.

»Also keine besonderen Vorkomm­nisse?«, fragte der alte Haudegen, wäh­rend er den Feldstecher an die Augen setzte und aufmerksam die Umgebung absuchte.

»Aye, Master Sergeant! Keine be­sonderen Vorkommnisse!«

»Keine Staubwolken in der Ferne?«

»Nein, Master Sergeant!«

»Verdammt noch mal, das begreif ich nicht! Du etwa, Kleiner?«, wandte er sich an seinen krausköpfigen Stellver­treter, der neben dem massigen Com­mander wie verloren wirkte.

»Offen gestanden nein«, erwiderte Fitzgerald. »Eigentlich müssten die schon längst hier sein.«

»Da gebe ich dir ausnahmsweise einmal recht«, brummte der Master Sergeant und nahm das Glas von den Augen. »Sergeant Byrd ist ein zuverlässiger Mann. Dass er mit den vier Neuen noch nicht eingetroffen ist, gibt mir zu denken.«

Der Commander der Strafkompanie reichte dem Mann im grauen Drillich den Feldstecher zurück.

»Augen und Ohren offenhalten!«, befahl Finnewacker. »Sollte irgend­etwas zu sehen sein, sofort Meldung! Ist das klar?«

»Aye, Master Sergeant!«, schnarrte der Sträfling und nahm so zackig Hal­tung an, dass es dem alten Haudegen ein sattes Grinsen entlockte.

»Na also!«, sagte er. »Vielleicht wird aus dir doch noch ein vollwertiges Mit­glied unserer glorreichen Truppe. Name und früherer Dienstgrad?«

»Clarke, Master Sergeant! Ich war Lieutenant, Master Sergeant!«

»Aha. Und jetzt bist du kein Lieu­tenant mehr und der liebe Master Sergeant Finnewacker ist dein Vor­gesetzter. Und wenn du artig bist und nicht wieder so einen Bockmist baust wie vorhin, darfst du eines Tages wie­der Lieutenant spielen, und dann bist du der Vorgesetzte vom lieben Master Sergeant Finnewacker.«

Der Ex-Lieutenant, der wie alle Strafsoldaten in Fort Aldamo zum einfachen Infanteristen degradiert worden war, machte den Fehler, ein freundliches Grinsen zu riskieren, das jedoch sofort verwischte. Denn Fin­newacker brüllte so plötzlich los, dass sogar Sergeant Fitzgerald erschrocken zusammenfuhr.

»Aber bis dahin liegt noch ein ver­dammt harter Weg vor dir, Infanterist Clarke! Und jetzt will ich von dir hö­ren, wie du wieder Lieutenant werden kannst.«

Der Sträfling zog ein verständnis­loses, ängstliches Gesicht.

»Wenn ich artig bin, werde ich wieder Lieutenant, Master Sergeant Finne­wacker, heißt das!«, röhrte der Com­mander.

»Wenn ich artig bin, werde ich wieder Lieutenant, Master Sergeant!«, würgte der Mann im grauen Drillich hervor und verlor schlagartig die Farbe.

Der Commander der Strafkompa­nie warf seinem Stellvertreter einen raschen Blick zu.

»Siehst du! Er hat es kapiert«, griente er und klopfte dem kleinen Kraus­kopf auf die Schulter. »Gehen wir, du Gartenzwerg. Ich hab mächtigen Kohl­dampf. Mal sehen, was für einen Fraß Kleiber heute wieder fabriziert hat.«

Gefolgt von Fitzgerald stapfte der massige Blaurock die Stufen hinab und ließ einen vor ohnmächtiger Wut zitternden Wachposten zurück …

 

*

 

In der Kommandantur ließ sich Finnewacker ächzend in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und legte die Beine auf die Tischplatte. Umständ­lich angelte er sich eine Zigarre aus der Kiste, biss die Spitze ab, spuckte sie auf den Boden und zündete den Stumpen an. Schon Sekunden später war seine massige Gestalt von einer blauen Rauchwolke eingehüllt.

Fitzgerald rümpfte die Nase. »Ich habe mich schon immer gefragt, wel­ches Kraut du da eigentlich rauchst«, keuchte er, trat ans Fenster, öffnete es einen Spalt weit und sog tief die Luft in seine Lungen.

»Vom Feinsten!«, vernahm er Finnewackers Stimme hinter dem Nebel­vorhang. »Nur vom Feinsten, Kleiner! Hab ich von Colonel Brooke aus Camp Lowell, meinem alten Kriegskameraden. O Mann, ich weiß noch, wie wir damals die Yankees …«

»Schon gut, schon gut, mein Alter«, unterbrach ihn der kleine Krausschopf hastig, der die meisten von Finnewackers Abenteuern längst kannte, die er im Bürgerkrieg an der Seite des legen­dären Rebellen Captain Concho erlebt hatte. »Aber wenn ich diese Stumpen rieche, wird mir klar, weshalb die Süd­staaten den Krieg verloren haben.«

»Jetzt aber raus, du Hecht!«, don­nerte Finnewacker. »Schick mir Ser­geant Wollcram rüber – aber zack, zack! Und wo bleibt das Essen, verdammt noch mal? Wenn du unseren Küchen­bullen Kleiber siehst – er soll sofort bei mir antanzen!«

»Aye, Master Sergeant«, murmelte Fitzgerald und stiefelte davon.

»Unverschämter Heini«, grummelte der Commander vor sich hin und zog an seinem Stumpen, dass die Funken nur so stoben. »Muss diesem Zwerg auch bald mal wieder eine Zigarre verpassen. Aber von meiner Sorte!«

Quelle:

  • Dan Roberts: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 61. Bastei Verlag. Köln. 06.03.2018

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