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Denise Mulligan – Insel-Horror Part 1

Insel-Horror-Part-1Gunter Arentzen
Denise Mulligan
Insel-Horror
Part 1: Treasure Hunter 2050

Zitat:

Sprich zum Leben so: Verlier ich dich, so geb’ ich hin, was nur ein Tor festhielte. Sprich: Du bist ein Hauch, abhängig jedem Wechsel in der Luft, der diese Wohnung, die dir angewiesen, stündlich bedroht. Du bist nur Narr des Todes; den durch die Flucht strebst du ihm zu entgehn und rennst ihm ewig zu. Du bist nicht edel; denn alles Angenehme, das dich freut, erwuchs aus Niederm. Tapfer bist du nicht; du fürchtest ja die zartgespaltne Zunge des armen Wurms. Dein bestes Ruhn ist Schlaf …

(William Shakespeare)

Prolog

Treasure Hunter 2050

Simpsons Island, 13. Juli

»Costa El Ocaso – eine riesige Insel voll künstlicher Bauten, Ruinen, Fallen und Hinweisen.

Vier Teams.

Ein Schatz im Wert von 25 Millionen Pfund!

Kameras bei Tag und bei Nacht!

Und Sie können die spannende Jagd nach dem Schatz verfolgen; bequem in Ihrem Sessel!

Das ist Treasure Hunter 2100! Ta-ta-ra-taaaa!«

Bis auf einen Eremiten im Afghanischen Hinterland dürfte jeder diesen Slogan kennen!

Die Titelmusik stammt von New Age Queens (Nothing Can Stop The Show), zu sehen ist das Show-Highlight des Jahres via IP Premium Entertainment nahezu weltweit.

IPPE ist seit knapp drei Jahren der größte Medienkonzern der Welt; ob Pay-TV, Streaming, Web-Magazine oder Tube-Angebote; nichts und niemand kommt an IPPE vorbei.

Kein Wunder also, dass sie eine solche Show auf die Beine stellen können! Eine Insel mitten im Atlantik, unweit der Bermudas, bietet mit ihren Ruinen, den Hügeln, dem Berg samt Kamm, dem tropischen Regenwald in der Ebene sowie dem weiten Sandstrand im Osten die perfekte Kulisse! Echte Wracks diverser Schiffe, manche aus der Zeit der Segler, andere traurige Reste zweier Welt- und eines Religionskrieges, komplettieren den Eindruck, dies alles sei echt.

Ist es aber nicht!

Es ist alles ein einziger, großer Fake.

Doch davon werden die Zuschauer nichts merken. Sie werden perfekte Kulissen mit stimmigen Symbolen und archaischen Schriften sehen, werden uns Teilnehmern beim Schwitzen und Bluten zuschauen und mit ihren jeweiligen Favoriten zittern.

Werde ich jemandes Favorit sein?

Wahrscheinlich nicht.

Zum Glück kommt es darauf jedoch nicht an, denn nicht die Zuschauer entscheiden, wer am Ende die 25 Millionen Pfund gewinnt, sondern das eigene Wissen, Geschick und … Glück.

Ich blicke von meinem digitalen Tagebuch auf. Es ist der letzte Eintrag, bevor der Startschuss fällt. Noch zehn Stunden!

Um ehrlich zu sein, ich rechne nicht damit, dass wir, meine beste Freundin Milou und ich, den Schatz finden werden.

Wir, Team Epsilon, sind das einzige Zweiergespann, und wahrscheinlich wurden gerade wir ausgewählt, damit die Veranstalter keine Probleme wegen Diskriminierung oder fehlender Minderheiten bekommen. Milou, deren Vater aus der ehemaligen Kolonie Goldküste stammt, ist die einzige Farbige hier auf Costa El Ocaso. Selbst die Crew, die Betreuer und die Vertreter der Sponsoren sind alle weiß.

Was mich anbelangt, so bin ich wohl die einzige Lesbe. In Team Gamma ist eine Frau vertreten, jedoch ist sie mit dem Teamleader liiert. Die restlichen Teilnehmer hingegen sind männlich. Und das meine ich so, wie es klingt – kernige Burschen mit wettergegerbten Gesichtern und testosteronschwangerem Charme.

Vermutlich sah Richard Bryers, der Produzent der Show, unsere Bewerbung und wusste, dass wir all die Aktivisten der LGBT- und Schwarzenrechtler-Organisationen von seiner Tür fernhalten würden.

Schaut nur, wie progressiv wir sind! Eine Schwarze und eine Lesbe nehmen an Treasure Hunter 2050 teil!

Ehrlich gesagt könnte dieser Satz auch als Aufhänger für einen dieser dämlichen Witze herhalten. Eine Lesbe und eine Schwarze gehen auf eine Insel. Sagt die Lesbe …

Am Ende wird die Lesbe »scheiße!« sagen. Dann, wenn andere den Schatz finden und wir mit einem der Trostpreise nach Hause fliegen.

Neben dem Berg voll glitzernder, schimmernder Goldmünzen haben die Produzenten Artefakte überall auf der Insel versteckt. Manche bringen Tausende ein, andere rein gar nichts.

Zumindest auf den einen oder anderen Fund dieser Art mache ich mir Hoffnungen. Schließlich habe ich während des Studiums nicht nur Lolli gelutscht!

»Noch zehn Stunden!« Milou, die sich ein wenig im Lager umgehört hat, betritt das Zelt. »Noch zehn Stunden, und die Gerüchte fliegen tief!«

Sie wirft einen kurzen Blick auf mein eServ. »Ich hoffe, du gehst etwas zuversichtlicher an den Start! Sonst können wir einpacken!«

»Ich bin zuversichtlich. Aber auch realistisch!«, lasse ich sie wissen.

»Wenn du das sagst …« Sie lässt sich auf ihr Luftbett fallen und kontrolliert den Wecker ihres eServ.

»Irgendwelche neuen Gerüchte dabei?«, frage ich gähnend. Es wird Zeit, dass wir das Licht löschen. Es ist kurz nach zehn; um sechs fällt der Startschuss. Zeit, etwas Schlaf zu finden. Oder es zumindest zu versuchen!

Milou lacht leise. »Eines, und ich wette, das wurde vom Sender selbst in die Welt gesetzt!«

»Lass hören!«, bitte ich, während ich meinen kleinen Teddy zur Hand nehme und ihn in die Wohlfühlzone zwischen Schulter, Hals und Wange drücke. Seit frühester Kindheit liebe ich es, mit einem Stofftier einzuschlafen.

Teddy kostete mich bisher zwei Beziehungen, da es meinen Freundinnen zu kindisch und unreif erschien.

Aber seien wir ehrlich – Frauen kommen und gehen. Ein Kuscheltier hingegen hält bei guter Pflege ewig!

»Laut einem mystischen Buch, geschrieben von einem englischen Historiker, wurden einst mehrere männliche und weibliche Druiden samt all ihrer Anhänger von den Britischen Inseln verbannt, da sie mörderische Magie praktizierten. Menschenopfer, Beschwörung unheilvoller Geister … Man setzte sie auf ein Boot, und hier, auf dieser Insel, strandeten sie!«

»Cool!« Müdigkeit kriecht durch meine Glieder. »Ich hoffe, ich bekomme Reste dieser Druiden zu sehen! Das wäre eine archäologische Sensation jenseits der Show. Britische Druiden, ausgesetzt, verbannt und gestrandet auf einer Insel nahe den Bermudas!«

Milou gefällt die Idee ebenfalls, wie ihr Lachen beweist. Obwohl sie keine Archäologin ist. Ihre Talente sind vielfältig, doch während ich mich mit dem Alten, dem Vergangenen befasse, ist ihre Profession das Moderne. Die nächste Variante des eServ, des eServant 2051 Pro, wie das Gerät eigentlich heißt, auch wenn es niemand außerhalb der Marketingabteilung von eServ Ltd. so nennt, wird von ihr geschriebene Software enthalten.

Sie hat das System durch Reverse Engineering in seine Bestandteile zerlegt und an den entscheidenden Stellen verbessert.

Anschließend bot sie das ROM kostenfrei an.

eServ, die das gar nicht lustig fanden, verklagte sie auf mehrere Millionen Pfund, verloren den Prozess spektakulär und entschieden sich, Milous Version zu erwerben.

Sie kassierte hierfür ein hübsches Sümmchen und ist seither freie Mitarbeiterin von eServ, Abteilung Software-Entwicklung.

Ich bin stolz auf sie!

»Ich bin dafür«, lässt mich Milou mit müder Stimme wissen, »dass wir dennoch den Schatz suchen – nicht die Druiden!«

»Einverstanden!« Teddy ist weich und warm, er macht mich schläfrig und gibt mir Zuversicht. »Gute Nacht!«

Trotz meiner Befürchtung, kein Auge zutun zu können, fallen meine Augen zu.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB und MOBI zum Downloaden zur Verfügung.

Bisherige Downloads PDF: 817
Bisherige Downloads EPUB: 811
Bisherige Downloads MOBI: 536

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