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Jimmy Spider – Folge 39

Jimmy Spider und der Tümpel des Todes

»Komm mit uns!«

»Ja, begleite uns in unsere Welt!«

»Spürst du nicht, wie sehr wir nach dir verlangen?«

»Tut dir das nicht gut?«

Ja, das tat es, aber Peter Saunders war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Sie führten ihn. Sie strichen über seinen Körper. Eine von ihnen nahm ihm die Brille ab. Andere, weiche Hände griffen nach ihm, rissen ihm die Kleider vom Leib.

»Komm mit uns!«, wisperten die vier nackten Frauen wie im Chor.

Peter Saunders nickte nur. Dann zogen ihn die Frauen hinein in den kleinen See, aus dem er nie wieder auftauchen sollte …

***

Bezahlter Urlaub!

Das war ein Ausdruck, den ich noch vor ein paar Monaten in Verbindung mit der TCA nicht einmal auszusprechen gewagt hatte. Aber Wunder geschahen ja bekanntlich immer wieder, und so hatte ich mir vier Wochen pure Entspannung gegönnt.

Nun gut, eigentlich waren es nur zwei Wochen Entspannung gewesen. Die restliche Zeit hatte ich auf dem Krankenbett verbracht und dabei meine zahlreichen Hieb- und Stichwunden auskuriert. Bis auf ein paar langsam verheilende Narben waren zum Glück keine weiteren Schäden zurückgeblieben, sah man mal von der Tatsache ab, dass mir ein kleines Stück meines linken Ohrs fehlte.

Jedenfalls waren mir danach noch zwei Wochen geblieben, die ich für einen äußerst erholsamen Trip in die Dominikanische Republik genutzt hatte. Nicht allein, denn Tanja Berner hatte mich zumindest in der ersten Woche begleitet. Mehr Urlaub hatte man ihr leider nicht zugestanden.

Aber wie das so ist, endet jede schöne Zeit einmal. Und so musste auch ich irgendwann die Badehose wieder mit meinem altgedienten Anzug tauschen.

Der Dienst bei der TCA hatte mich wieder – und damit auch die tägliche Routine. Routine war auch ein gutes Stichwort, denn der Fall, auf den man mich angesetzt hatte, war ursprünglich alles, nur nicht einfallsreich. In den letzten zwei Wochen waren in Kanada, genauer gesagt in der Provinz Quebec, drei Waldarbeiter spurlos verschwunden. Eigentlich nichts Außergewöhnliches, schließlich musste sich die heimische Tierwelt auch irgendwie ernähren, aber dieser Fall lag anscheinend anders.

In einem nahe gelegenen Örtchen, dessen Name mir bereits wieder entfallen war, ging nämlich die Legende um, dass in dem Wald, in dem die Männer verschwunden waren, ein verwunschener See liegen sollte. Dort drin sollten angeblich Nixen, Nymphen oder ähnliches Getier ihr Unwesen treiben. Dementsprechend hielt sich der lokale Badetourismus auch in äußerst eng bemessenen Grenzen.

Da die Einheimischen derart abergläubig waren – wie ich nach zahlreichen Wald- und Wiesen-Fällen wusste oft nicht zu Unrecht – hatte man natürlich die TCA auf den Fall angesetzt. Allerdings war der Kontakt zu den beiden für den Fall zuständigen Agenten, Peter Saunders und Dr. Eve Harding, vor zwei Tagen abgerissen. So hatte man Dave Logger und mich damit beauftragt, deren Verschwinden aufzuklären und eventuell einigen Nymphen kräftig in den Hintern zu treten. Oder auf die Flosse.

»Weißt du, was ich mich die ganze Zeit frage?«, sprach ich den braunhaarigen Waliser an, der mit mir gemeinsam den Wald durchschritt, in dessen Mitte sich jener ominöse verwunschene See befand. Statt eines Anzugs wie ich trug Dave eine kurze, hellbraune Jacke, blaue Jeans und schwarze Schuhe.

»Wie du mir einen neuen Wagen bezahlen willst?«

Da hatte Dave ein heikles Thema angesprochen. Mein letzter Fall (wenn man diese Großaktion tatsächlich noch so nennen wollte) hatte im Prinzip damit begonnen, dass ich mir von meinem TCA-Kollegen den Wagen geliehen hatte und jener durch eine Autobombe in die Luft geflogen war. Und nun war ich ihm natürlich etwas schuldig.

»Du weißt doch, über Geld spricht man nicht.« Zugegeben, das war nur eine Ausrede, aber Geld für ein neues Auto besaß ich tatsächlich nicht. »Nein, ich frage mich etwas anderes. Warum hat Kanada ausgerechnet die TCA eingeschaltet? Haben die Amerikaner nicht eine eigene Behörde? Para-irgendwas, ich kann mir den Namen so schlecht merken.«

»Ja, ich weiß, was du meinst«, seufzte er, während er ein paar Büsche zur Seite drückte. »Wahrscheinlich war selbst denen der Fall zu doof. Hoffen wir mal, dass das Peter und Eve nicht mit dem Leben bezahlt haben.«

»Du kanntest die Beiden?« Mir waren Peter Saunders und Dr. Harding trotz ihrer Tätigkeit bei der TCA nicht ein einziges Mal über den Weg gelaufen. Nicht einmal bei der letzten Weihnachtsfeier, als man mich unter Waffengewalt dazu gezwungen hatte, ein paar kitschige Weihnachtslieder zu trällern. Bei dem Gedanken lief es mir immer noch eiskalt den Rücken herunter.

»Ein wenig«, antwortete Dave Logger schließlich. »Peter und ich haben ein paar Mal Billard miteinander gespielt, und Dr. Harding kenne ich aus dem Büro.«

Danach erstarb unser Gespräch wieder. Gemeinsam drangen wir immer tiefer in den Wald ein. An vielen Stellen hatte man hier die Natur einfach sich selbst überlassen, hin und wieder konnte man aber doch einige Spuren der Waldarbeiten erkennen. Da die Holzfäller nach dem dritten Vermisstenfall die Beine in die Hand genommen hatten, hatten wir den Wald nun für uns allein.

Ich hoffte nur, dass Dave Logger und ich nicht die nächsten Vermisstenfälle werden würden. Mir kam schon der Gedanke, an einen der Bäume eine flüssige Markierung zwecks späterer Spurensuche zu hinterlassen, als mich Dave Logger von meinen Hirngespinsten erlöste.

»Da vorn ist der See.«

Im nächsten Moment erkannte auch ich die glitzernde Oberfläche des kleinen Gewässers. Er hatte ungefähr die Größe eines Fußballplatzes und die Form eines Eis. Als hätte ein riesiger Vogel hier seine Brut abgeworfen.

Um den Tümpel herum hatte sich ein recht dichter Bewuchs an Farnen, Büschen und Blumen gebildet. Man konnte fast meinen, dass hier ein Landschaftsgärtner seine Finger im Spiel gehabt hatte. Oder jemand hatte hier eine geheime Cannabis-Plantage eingerichtet.

»Im ersten Bericht der beiden stand doch, dass sie irgendwo am See ihr Lager aufgeschlagen haben.« Ich blickte kurz zu Dave Logger herüber, der sich mit der rechten Hand an einen Baum lehnte.

»Ja, aber frag mich nicht, wo«, antwortete er.

Während eine kühle Brise durch den Wald strich, begannen wir, den See zu umrunden. Der Tümpel machte schon einen recht merkwürdigen Eindruck. War im Rest des Waldes der Bewuchs – mal abgesehen von den Ahornbäumen – recht karg, so sprossen nahe dem Wasser Pflanzen und Blumen quasi aus allen Ecken. Ob es an der Qualität des Wassers lag?

Nach einigen Metern entdeckten wir bereits die ersten Spuren im Gras. Abgeknickte Halme und niedergetretene Blüten zeugten davon, dass hier vor nicht allzu langer Zeit jemand oder etwas vorbeigegangen war.

»Diese Ruhe gefällt mir nicht«, flüsterte mir Dave Logger zu.

Er hatte recht. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Natur keinen Laut von sich gab. Keine zwitschernden Vögel, keine plantschenden Fische, nicht einmal der Paarungsruf eines Elches war zu hören. Als hätten die Tiere Angst davor, sich diesem Ort zu nähern.

»Das da vorne gefällt mir noch weniger.« Ich wies mit meiner linken Hand auf eine Stelle etwa zwanzig Meter vor uns. Dort standen zwei rote Zelte inmitten des hohen Grases, das um sie herum allerdings niedergedrückt worden war.

»Was mag Ihnen wohl passiert sein?«, fragte ich, mehr an mich gerichtet.


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