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Captain Concho reitet wieder

Am 6. November dieses Jahres startet die Neuauflage einer Westernreihe aus den 1980er Jahren. Captain Concho, ein Protagonist, der während des amerikanischen Bürgerkrieges allerlei Abenteuer erlebt. Heftromanleser sollten sich diesen Tag im Kalender anstreichen, und zwar dick, verdammt dick!
Solcherlei Neuerscheinungen werden nämlich immer seltener.
Eigentlich ist die Tatsache, dass  sich Captain Concho nach all den Jahren noch einmal in den Sattel schwingt, sehr verwunderlich, mehren sich doch beinahe täglich die Stimmen derer, die behaupten, dass der Heftroman vom Aussterben bedroht ist. Manche davon sind laut, manche leise, wieder andere inzwischen nur noch penetrant und oberlehrerhaft.

Okay, wenn man sich das Gebaren der beiden größten deutschen Romanheftverlage ansieht, kommen dem Heftromanfan schon gewisse Zweifel.
Der eine Verlag, Sie wissen schon, der mit dem Zeichen der Traube, publiziert gerade im Westernbereich nur noch die gefühlte einhundertste Auflage von Romanen, welche bereits vor Jahrzehnten als olle Kamellen verschrien waren, um sie danach noch als absolut letzte Resteverwertung in lieblos zusammengeschusterten Mehrfachbänden auf die Wühltische von Kaufhausketten und Ramschläden zu werfen. Der andere, der Verlag mit den drei Zinnen, stellte erst unlängst mit Sternenfaust und Vampira zwei Serien ein, die einst mit großen Hoffnungen gestartet waren.
Bis auf wenige Klassiker wie Geisterjäger John Sinclair, das genreverwandte Gegenstück Zamorra, Kollege Lassiter und Jerry der G-Men, der eines Tages höchstwahrscheinlich noch mit Rollator und Windeln gegen Harninkontinenz in den Straßenschluchten von N. Y. für Ordnung sorgen wird, ist tatsächlich Schicht im Schacht.
Abgesehen von Perry Rhodan, aber der spielt eh in einer anderen Liga.
Tatsache ist, dass Altleser im gleichen Maße wegbrechen, wie die Auflage der Heftromane sinkt. Trotzdem sollte man nicht den Fehler machen und den Schwarzen Peter für diese Misere alleine den Verlagen zuzuschieben.
Geändertes Freizeitverhalten sind hierfür ebenso ein Grund wie die vielfältigen und zum Teil kostenlosen Angebote der allmächtigen elektronischen und Computer beherrschenden Unterhaltungsindustrie. Dazu kommt noch, dass die These »Lesen bildet« heutzutage bei einem Großteil der Jugend offensichtlich ebenso out ist wie elementare Grundregeln der Allgemeinbildung.
Stimmt nicht, sagen Sie?
Dann befragen sie doch einmal auf einem Schulhof 14- bis 16-jährige zu Hölderlin oder einem Bundesland im Norden unserer Republik.
Da kommen dann Antworten wie Bundeskanzler, Superstar, Grönland oder ich weiß nicht.
Nicht lachen, ich spreche aus Erfahrung.
Aber es geht auch anders, bestes Beispiel hierfür ist Maddrax.
Doch Hand aufs Herz, was wäre dieser Held der Zukunft ohne das Engagement eines Mannes wie Michael Schönenbröcher? Ohne Enthusiasten wie Monster-Mike, ich hoffe er kann mir diesen Ausdruck verzeihen, wenn er diese Zeilen denn liest, wäre die Welt der Heftromane längst schon düster und grau.
In diesen Zeiten eine Romanheftserie wiederzubeleben, die zudem noch das Thema Western behandelt, ein Genre, das allgemein sowieso für tot erklärt wurde, erfordert Respekt und zeugt von Mikes unerschütterlichem Glauben, dass in puncto Heftromanen doch noch etwas geht.
Ich behaupte, er hat recht.
Allerdings kann das Ganze meiner Meinung nach nur funktionieren, wenn die Leserschaft geschlossen hinter dem Projekt steht. Dass es eine solche gibt, ist unbestritten. Ein Wirtschaftsunternehmen und gewinnorientierter Verlag wie Bastei verlegt Captain Concho gewiss nicht aus Spaß an der Freude, oder weil Mike so schöne blaue Augen hat.
Hat er das tatsächlich???
Es muss also nach Erkenntnissen des Verlags anscheinend ein Leserpotenzial vorhanden sein, für das es sich lohnt, diese Neuauflage zu starten.
Ehrlich gesagt, ich gönne es Bastei.
Nicht nur, dass es an der Zeit ist, eine neue Serie auf den Markt zu bringen, mit Captain Concho kehrt auch ein Stück Vertrautheit zurück, eine Rückbesinnung auf alte, längst totgesagte Westerngewohnheiten.
Wie der Gang zum Kiosk, wo allwöchentlich die neuesten Abenteuer von Captain Concho und anderen Heftromanhelden auslagen, oder noch früher, als man sich jeden Sonntag auf Bonanza, Rauchende Colts oder die Leute von der Shiloh-Ranch freute.
Captain Conchos Abenteuer sind zwar allesamt in der geschichtsträchtigen Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges angesiedelt, dennoch erheben sie keinen Anspruch auf historische Korrektheit, das sollen sie ja auch gar nicht. Die Erzählungen um CC und seine Truppe sollen lediglich das machen, was man von einem Heftroman gemeinhin erwartet, sie sollen unterhalten.
Wer die Romane noch kennt, weiß, dass sie das auch tun.
Wenn neuesten Gerüchten zufolge aber zusätzlich noch der Versuch gestartet wird, in den Geschichten eventuelle historische Unebenheiten auszumerzen, scheint sich Bastei diesmal wirklich zu bemühen. Aber nur scheinbar, denn obwohl sich inzwischen herumgesprochen haben sollte, dass Heftromane schon seit Jahren keine Selbstläufer mehr sind, werden auch hier werbetechnisch wieder einmal keine Bäume ausgerissen.
Keine Anzeigen in der Presse, nur spärliche Infos in den Romanforen des Verlages, na ja, etwas anderes konnte man aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre auch nicht erwarten.
Eigentlich schade!
Darum Amigos, kauft diese Serie, denn wenn Captain Concho scheitert, sind auch sämtliche Innovationen für den Western im Heftroman wohl endgültig gestorben.
Dann hilft auch alles Lamentieren nichts mehr.
Darin ist der sogenannte Hardcore-Fan im Übrigen groß.
In ungezählten Foren herumjammern, dass die Verlage keine neuen Serien herausbringen, sondern ständig welche einstampfen, Listen erstellen, was seiner Meinung nach unbedingt auf den Markt muss, natürlich ohne jede unternehmerische Kenntnis und bar jeglicher Realität, aber dann das Produkt seiner Forderungen nicht kaufen.
Liebe Freunde, so funktioniert das nicht!
Dann wird es im Heftromanbereich bald nur noch Arzt- Adel- oder Bergromane geben.
Warum, frage ich mich, kann dieses Klientel, das hauptsächlich aus Hausfrauen und Rentnern zu bestehen scheint, sich mit seinen Helden identifizieren und deren Geschichten Woche für Woche kaufen, während Freunde von Action und Abenteuer, die erwiesenermaßen in der Bevölkerung in der Überzahl sind, ihrem Protagonisten immer relativ schnell die Freundschaft kündigen?
Mit der Hoffnung mit diesen Zeilen ein klein wenig eine Diskussionsrunde in Gang gebracht zu haben, die letztendlich hoffentlich auch Captain Concho zugutekommt, beende ich diesen Kommentar.

Copyright © 2012 by Slaterman

PS:

Für alle, die es noch nicht wissen, Captain Concho Band 1 ist ab dem 6. November in allen Kiosken, Schreibwarenläden und den Zeitschriftenregalen vieler Supermärkte erhältlich, und nein, ich wurde von Bastei nicht für diesen Artikel bezahlt. Dieser spiegelt lediglich die Ansichten eines bekennenden Westernheftromanlesers wieder, der sich wünscht, dass uns selbiger noch viele Jahre lang erhalten bleibt.

9 Antworten auf Captain Concho reitet wieder