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Interessante Abenteuer unter den Indianern 75

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Blackbird

Unter den ersten Stämmen des großen Oregonterritoriums, die einen freundlichen Verkehr mit den Händlern der Vereinigten Staaten unterhielten, waren die Omaha. Der Stolz dieser Indianer war ein Häuptling, namens Blackbird, der ein standhafter Freund der Weißen und der Schrecken der benachbarten feindlichen Stämme war. Seine Gewandtheit, sein Mut und sein Kriegsglück waren so groß, dass Freunde und Feinde ihn für bezaubert hielten. Er fand das höchste Vergnügen in Proben von Geschicklichkeit und Stärke, in welchen er immer siegreich war. Neben diesen Eigenschaften besaß er ein Geheimnis, welches ihn in den Augen seiner barbarischen Untertanen mehr als menschlich erscheinen ließ. Dies war eine Bekanntschaft mit den Wirkungen des Arseniks, welchen er von einem weißen Händler erhalten hatte. Sobald er an einem Indianer Missfallen fand, so prophezeite er seinen Tod vor einem gewissen Tag, und das sichere in Erfüllung gehen der Prophezeiung machte Blackbird zu einem Gegenstand des Schreckens und der Verehrung.

Bei einer Gelegenheit machten die Ponca einen Einfall in das Gebiet Blackbirds und führten eine Anzahl von Frauen und Pferden mit sich weg. Unmittelbar versammelte er seine Krieger und verfolgte sie. Die Ponca deckten sich durch einen rohen Damm, aber ihr ausdauernder Feind, welcher eine günstige Stellung einnahm, ließ ein wohlgezieltes Feuer auf sie geben, das furchtbare Wirkung tat. Der Ponca-Häuptling sandte einen Herold mit dem Friedenszeichen an ihn. Derselbe wurde jedoch auf der Stelle erschossen. Ein zweiter Herold erfuhr dieselbe Behandlung. Die Tochter des Häuptlings, ein junges Mädchen von großer persönlicher Schönheit, erschien sodann vor dem finsteren Häuptling, mit ausgezeichnetem Geschmack gekleidet und das Friedenszeichen tragend. Blackbirds Herz wurde erweicht. Er nahm das geheiligte Sinnbild an und schloss Frieden mit dem Feind. Das Unterpfand, das gegeben und angenommen wurde, war das schöne Ponca-Mädchen als die Frau des wilden Häuptlings von Omaha.

Zum ersten Mal fühlte Blackbird den lebhaften Einfluss der Liebe in seinem Herzen. Er liebte das junge Geschöpf, das ihren Stamm gerettet hatte, mit all dem Eifer der rohen Natur. Aber immer noch blieb er ein Wilder, und manchmal ließen ihn unbezähmbare Ausbrüche von Wut alle Grenzen der Zuneigung und des Anstandes überschreiten. In einem solchen Anfall hatte seine geliebte Frau das Unglück, ihn, ohne es zu wissen, zu beleidigen. Er zog augenblicklich sein Messer und tötete sie mit einem einzigen Stoß. Die schreckliche Tat machte ihn in dem nämlichen Augenblick ruhig. Eine kleine Weile blickte er den schönen Leichnam mit verblüfften Schmerz an. Dann setzte er sich, den Kopf in seinem Kleid versteckt, neben sie. Er nahm keine Nahrung zu sich und sprach drei Tage lang kein Wort. Die Vorstellungen seines Volkes wurden mit Stillschweigen aufgenommen, und niemand wagte es, sein Haupt zu enthüllen. Endlich brachte einer ein kleines Kind herein und setzte den Fuß des unglücklichen Kriegers auf dessen Nacken. Blackbird war durch diese bedeutungsvolle Bitte bewegt. Sein Kleid abwerfend stand er auf und hielt eine Rede.

Der Omaha-Stamm wurde durch die Pocken bedeutend verdünnt, und der große Häuptling desselben wurde ein Opfer dieser ekelhaften Krankheit. Seine letzte Forderung war kühn und wunderlich. Nahe der Quelle des Missouri steht ein hoher, einzelner Felsen, um welchen sich der Fluss in beinahe kreisförmiger Richtung windet, und der eine Aussicht über viele Meilen des benachbarten Landes gewährt. Hier hatte Blackbird oft gesessen, um die Kanus der weißen Zwischenhändler zu erspähen. Es war seine letzte Forderung, dass man ihn hier begraben solle. Er wollte auf das Pferd gesetzt sein, vollständig bewaffnet, um seine Ländereien über- blicken und die ankommenden Boote der Weißen erspähen zu können. Seinem Befehl wurde Folge geleistet. Auf dem nämlichen hohen Vorgebirge wurde das Banner seiner Nation, behangen mit den Kopfhäuten, die er in den Schlachten gewonnen hatte, aufgerichtet. Natürlicherweise betrachten die Indianer den Felsen mit abergläubischer Verehrung und haben ihre eigenen Geschichten über die Szenen, die sich hin und wieder um den Platz herum zutragen.