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Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 19. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulensplegel dient beim König von Dänemark.

Eulenspiegel hatte sich durch seine Possen so sehr berüchtigt gemacht, dass man an allen königlichen und fürstlichen Höfen von ihm sprach. Da er nun vom Grafen von Anhalt seinen Abschied erhalten hatte, so ging er nach Kopenhagen, um zu sehen, ob er da nicht bei jemandem ankommen könnte. Als der König von Dänemark erfuhr, dass Eulenspiegel da wäre, ließ er ihn an seinen Hof kommen und sagte, dass er, wenn er wolle, einige Zeit am Hofe bleiben könnte, weil er seine Possen und Schwänke einmal sehen mochte. Eulenspiegel war dies recht willkommen. Der König trug ihm nun einstmals auf, als seinem Reitpferd die Hufeisen losgingen, er möge dasselbe mit dem allerbesten Hufbeschlag beschlagen lassen.

Eulenspiegel antwortete: »O ja, gnädiger Herr und König, vom besten, der zu haben ist; aber Ihr müsst Euch auch gefallen lassen, danach zu bezahlen.«

Eulenspiegel nahm das Pferd, ritt zum Goldschmied und lies es mit goldenen Hufeisen und silbernen Nägeln beschlagen.

Nun ritt er zum König und sagte: »Hier ist das Pferd; aber nun möchte ich auch die Bezahlung für den Beschlag haben.«

Der König sagte: »Ja!« Er fragte aber nicht nach der Beschaffenheit des Beschlages, sondern befahl seinem Sekretär, den Hufbeschlag zu bezahlen. Dieser aber wunderte sich sehr, als er die Forderung hörte, denn er glaubte, es wäre ein gewöhn- licher Beschlag. Eulenspiegel nahm also den Sekretär mit zum Goldschmied, dem er für den Beschlag 200 dänische Mark bezahlen musste. Der Sekretär berichtete aber dem König den Vorfall.

Dieser ließ Eulenspiegel vor sich rufen und sagte: »Warum hast du einen so teuren Hufbeschlag machen lassen? Wenn ich alle meine Pferde mit solchen Beschlägen beschlagen lassen wollte, so müsste ich Land und Leute verkaufen und würde ein Bettler werden.«
Eulenspiegel antwortete: »Gnädigster Herr und König, ich habe Euren Befehl befolgt, wie Ihr mir sagtet, dass ich das Pferd mit den allerbesten Hufeisen beschlagen lassen sollte.«
Der König lachte und sprach: »Du bist mein bester Hofdiener, denn du tust, was ich dir heiße.«

Eulenspiegel musste aber die goldenen Hufeisen wieder abreißen und gewöhnliche aufschlagen lassen. Danach blieb er als Hofnarr bei dem Dänenkönig mehrere Jahre.