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Sherlock Holmes Detektivkomödie in vier Aufzügen Teil 15

Sherlock Holmes
Detektivkomödie in vier Aufzügen
Frei nach Motiven aus Conan Doyles Romanserie
Verlag von Philipp Reclam jun. Leipzig. 1906

Personen:
Sherlock Holmes, Detektiv; Dr. Mors; Lady Katogan; Inspektor Knox; Inspektor Smallweed; Frau Chease, Vermieterin; ein Straßenkehrerjunge; Forbs, Musiker; Harway; Govern; Sybill; Jim; Mento; Jack; Lord Oberrichter; Professor Johnson; Lormonzoff, Klaviervirtuose; Mrs. Wyler; Miss Wyler; Miss Lenox; Mr. Tower; Mrs. Tower; Mr. O’Brien; Miss O’Brien; Mr. Taylor; Mrs. Wellburn; Miss Garden; Polizisten; Gauner

Ort der Handlung: London

Zeit: Die Gegenwart

Uraufführung am 2. Juli 1906 an Ferdinand Bonns Berliner Theater in Berlin.

Zweiter Aufzug

Salon bei Mors

Sechster Auftritt

Die Vorigen. Professor Johnson. Professor Syton (Sherlock Holmes). Dann Sybill mit Lady Katogan.

Prof. Johnson. Guten Abend, meine Herrschaften, guten Abend – ich bin so frei, lieber Mors, Ihnen den bekannten Physiologen und Chemiker, Professor Syton, vorzustellen. Er ist in Oxford beim Physiologen-Kongress und hat eigen den Abstecher gemacht, um Sie kennen zu lernen. Ich habe ihm natürlich mit Vergnügen seinen Wunsch erfüllt.

Prof. Syton (spricht mühsam seines hohen Alters wegen; er geht auf den Oberrichter zu). Ich freue mich, einen so großen Gelehrten kennen zu lernen.

Oberrichter. Pardon – ich bin nicht der Doktor – hier ist er.

Prof. Syton (zu Mors). O Pardon – Pardon – ein alter Mann – der fast blind. – Ich habe Ihr Buch gelesen über gerichtliche Medizin.

Mors. Sie sind sehr gütig. Aus Ihren Werken kenne ich Sie bereits.

Prof. Syton. Ihre Abhandlung über das Hämoglobin hat mich sehr interessiert. Sie sollten mehr solche Bücher schreiben.

Mors. Sie sind sehr gütig.

Sybill (war abgegangen und kommt jetzt mit der Lady zurück). Lady Katogan – darf ich Sie mit unsern Gästen bekannt machen? Der Lord-Oberrichter, Professor Johnson, Herr Lormonzoff, Miss Wyler, Mrs. Wyler, Miss Lenox, Mr. Tower und Gattin, Mister Taylor, Mr. O’Brien, Miss O’Brien …

Prof. Syton. Wollen Sie mich dieser schönen Dame auch vorstellen?

Sybill. Mister – Mister …

Prof. Johnson. Professor Syton – großer Gelehrter …

Prof. Syton. Ein sehr kleiner Gelehrter Ihnen gegenüber, Mylady – denn Schönheit ist die höchste Wissenschaft und vereint alle Künste in sich.

Prof. Johnson. Was tausend! Sie können auch galant sein, Mr. Syton.

Sybill. Das ist sonst selten bei Männern der Wissenschaft! Darauf können Sie stolz sein, Lady.

Prof. Johnson. Gewiss! Wenn solch bemoostes Haupt wie Kollege Syton begeistert wird.

Prof. Syton. Die Schönheit besitzt die unmittelbare Wirkung, die alle Künstler in ihrer Kunst anstreben, von uns trockenen Leuten nicht zu reden, die wir ja nur bescheidene Diener der Menschheit sind. Die Schönheit ist eine Königin, der jedermann untertan ist!

Sybill. Hören Sie nur!

Lady. Aber eine Königin, die nicht lange regiert, während der Geist durch die Jahrtausende herrscht.

Prof. Syton. Dafür sind die Künstler da, dass sie die Schönheit festhalten in Marmor und Farbe oder im Gedicht. Homers Helena ist uns heute noch schön und lebt durch alle Zeiten.

Sybill. Vielleicht begeistern Sie den Professor noch zu einer Ilias, Lady!

Beide (gehen im Gespräch nach hinten).

Harway. Das ist ein origineller Kauz, Ihr Professor Syton.

Prof. Johnson. Ja, ich hatte ihn mir seinen Werken nach, ganz anders vorgestellt.

Harway. Kannten Sie ihn denn nicht?

Prof. Johnson. Nein, vor einer halben Stunde schickte er seine Karte zu mir herein und bat mich, ihn zu Mors mitzunehmen.

Govern (zupft Harway am Ärmel).

Harway. O, Sie verzeihen!

Prof. Johnson (geht zu den andern nach hinten).

Govern. Frag’ den Meister, ob wir die Straße auch bewachen sollen.

Harway. Das versteht sich von selbst.

Govern. Wir haben keine Leute mehr. Drei sind im Zimmer der Lady, auch Maud, die auf und ab geht, George und Bill beobachten den Holmes.

Harway. Steht er noch immer im Garten?

Govern. Wie eine Mauer.

Harway. Dann lasst doch die Straße. Woher wisst ihr, dass der Mann im Garten Holmes ist?

Govern. George kennt Hut und Mantel.

Harway. Dass er uns keine Falle legt, der Bursche ist schlau.

Govern. Drum frage ich eben wegen der Straße.

Harway. Ich werde ihm melden.

Govern (geht ab).

Mors und Prof. Syton (im Gespräch, kommen nach vorne).

Prof. Syton. Ganz im Gegenteil, lieber Doktor. Für einen intelligenten Verbrecher sind Ihre Schriften geradezu unschätzbar.

Prof. Johnson. Da haben Sie’s, Mors. Ihre Bücher werden noch verboten werden, weil sie Verbrecher züchten.

Prof. Syton. Die ausführliche Beschreibung eines Verbrechens in den Zeitungen und die öffentlichen Verhandlungen darüber sind ebenso wahre Schulen für verbrecherische Naturen wie das Zuchthaus die Universität für sie ist.

Oberrichter. Sie haben nicht so Unrecht. Viele, die als Neulinge in die Strafanstalt kommen, verlassen dieselbe als vollendete Verbrecher. Aber was soll man tun? (Er setzt sich neben Syton.)

Prof. Syton. Das Verbrechen verhindern, nicht es geschehen lassen und dann bestrafen.

Oberrichter. Das wäre freilich das Ideal!

Prof. Syton. Alle Voraussetzungen wegschaffen, auf denen Verbrechen entstehen. Armut, Not, Krankheit …!

Prof. Johnson. Und den Schnaps nicht zu vergessen!

Prof. Syton. Ganz gewiss, den auch!

Mors. Dieser humane Gedanke bedingt aber eine ganze Umgestaltung unserer sozialen Zustände.

Prof. Syton. Mit etwas Menschenliebe, Fleiß und Geduld dürfte das nicht so schwer werden.

Mrs. Wellburn. Ach ja! Wie schön wäre die Welt, wenn es keine Verbrecher gäbe.

Miss Garden. O dann gäbe es aber keine Verbrechergeschichten, und das ist so interessant.

Miss O’Brien. Ja, da gruselt’s einem so schön.

Miss Wyler. Ja, wenn ich so etwas gelesen habe und gehe zu Bett, dann trau’ ich mich gar nicht auszustrecken. Ich denke immer eine kalte Hand packt mich beim Fuß!

Prof. Johnson. Eine kalte Hand im warmen Bett, brrrr, das kann der Zehnte nicht vertragen.

Mrs. Wyler. Der Lord-Oberrichter weiß gewiss recht interessante Fälle.

Miss Lenox. Von was ist die Rede?

Mrs. Tower. Ach, sie erzählen Verbrechergeschichten.

Mr. O’Brien. Nein, nichts von solchen Sachen, das macht mich nervös!

Miss Garden. Seien Sie nicht so blasiert! Nicht wahr, Doktor, man muss sich abhärten für den Lebenskampf.

Mors. In jedem Tropfen Wasser ist ein Kampf aller gegen alle, warum sollte es in größeren Körpern dieses Kosmos nicht ebenso sein?

Prof. Syton. Wenn ich mich Ihrer materialistischen Anschauung füge, so müssen Sie doch zugeben, dass die Form, wie wir gegen das Verbrechen vorgehen, unlogisch ist. Die Vergeltungstheorie ist doch ziemlich matt.

Prof. Johnson. Aber im Gegenteil. Das liegt doch im Rachebedürfnis des Menschen. Ich glaube bestimmt, dass das nur ein Druckfehler ist in der Bibel, wo es heißt: Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann biete ihm auch die linke. Das soll heißen, dann hau ihm eins auf die linke! dass es knallt!

Oberrichter. Die Justiz tötet nicht aus Rache, wir töten, um andere abzuschrecken.

Prof. Syton. Das halte ich noch für weniger logisch. Stellen Sie sich einmal vor, Doktor Mors, Sie wären ein Mörder …

Mors. Ich …!

Prof. Syton. Ja, stellen Sie sich das vor, würde Sie die Gewissheit, im Falle des Ergriffenwerdens an den Galgen zu kommen, abhalten zu morden? Nein, Sie würden immer hoffen, eben nicht ergriffen zu werden. Und gerade bei erblich belasteten Verbrechern hat die Gefahr den allergrößten Reiz. Meinen Sie nicht, Mors?

Mors. Ich weiß nicht – warum – gerade ich …?

Prof. Syton. Es gibt keinen, der die Psyche des Verbrechers so geschildert hat, wie Sie.

Mors. Ich bitte Sie!

Prof. Syton. Einige Ihrer Bücher wirken direkt wie Selbstbekenntnisse.

Mors. O …!

(Gelächter in der Gesellschaft.)

Prof. Johnson. Hallo, Syton! Sie bringen unsern Doktor in Verlegenheit. Hier werden wir nicht mehr eingeladen!

Harway. (zu Sybill.) Was will denn der alte Schwätzer?

Sybill. Pst! Vorsicht!

Prof. Syton. Ich komme also darauf zurück, es ist besser, das Verbrechen nicht erst entstehen zu lassen, als es hinterdrein zu bestrafen. Sie stimmen mir doch zu, Herr Oberrichter, nehmen wir ein Beispiel, Mors will zum Beispiel die schöne Lady Katogan umbringen …

Mors. Herr, Sie fangen wirklich an, langweilig zu werden.

Lady. Lieber Herr Professor, Ihre Gleichnisse sind wirklich nicht sehr aufheiternd!

Prof. Syton (aufstehen). Ich weiß aber wirklich nicht, wie man sich durch ein Beispiel verletzt fühlen kann.

Mors. Ich meine nur, Lormonzoff wird ungeduldig.

Prof. Syton. Das tut nichts! Nehmen Sie an, Herr Oberrichter, ich, Syton, weiß davon, ich habe die felsenfeste Gewissheit. Kann ich mit dieser Gewissheit Mors verhaften lassen? Nein! Ich muss ruhig zusehen, wie er sein scheußliches Verbrechen ausführt, dann erst kann er zur Rechenschaft gezogen werden, und wenn er es schlau macht, muss er noch wegen Mangels an Beweisen freigesprochen werden.

Mors (der seine Fassung wieder gewonnen hat). Sehr gütig. Ich dachte schon, Sie bringen mich an den Galgen; Hahaha!

Prof. Syton. Wie Sie sehen, geht es leider nicht.

Johnson. Na, hier werden wir nicht mehr eingeladen.

Oberrichter. Sie haben recht, aber zum Glück wird ein Mörder meistens überwiesen.

Prof. Syton. Im letzten Jahr sind hier zweiundzwanzig Morde unentdeckt geblieben.

(Pause.)

Oberrichter (seufzt). Ja, ja – alles Menschliche ist eben unzulänglich.

Prof. Syton. Drum muss jeder zugreifen, jeder, was er ist, und wo er steht. Die Menschheit kommt dann wieder ein Stück vorwärts.

Sybill. Und jetzt wollen wir wirklich Chopin hören. Ihr Vortrag war äußerst geistreich, Professor Syton, aber jetzt lassen Sie den Künstler zu Wort kommen!

Alle (gehen in den zweiten Salon, lachend und plaudernd).

Harway. Was will denn der alte Affe mit seinem Geschwätzt?

Mors. Zufall! Zufall! Aber ich fühle, wie nervös ich bin. – Ist Holmes noch im Garten?

Harway. Ja. Govern fragt, ob die Straße auch bewacht werden soll?

Mors. Unnötig! Aber im Garten scharf aufpassen (Er geht ab in den Musiksalon.)

(Man hört drinnen ein Klavierkonzert gedämpft, lauter wenn die Tür aufgeht.)

Lady (kommt nach einer Weile heraus und setzt sich weinend in einen Stuhl).

Mors und Sybill (gehen ihr nach).

Lady (blickt nicht auf, da sie das Taschentuch vor den Augen hat).

Mors (nach kurzer pantomimischer Beratung mit Sybill). Lass sie nur hier sitzen, sie denkt nicht daran, zu entfliehen, es ist drinnen zu auffällig, wenn sie weint. Komm nur.

Beide (gehen ab).

(Während Mors und Sybill im Zimmer standen, ist hinter ihnen Professor Syton aus der Tür geschlüpft und hat sich hinter einem Möbel verborgen. Jetzt tritt er vor.)

Lady (sieht auf).

Prof. Syton. Weinen Sie nur, das ist das Beste, was wir Menschen haben.

Lady. Lassen Sie sich nicht stören. Ich habe großen Kummer gehabt.

Prof. Syton. Sie haben dem misstraut, der sein Leben für Sie wagte, und sind nun mitten in der Höhle des Löwen, aus der keine Spur zurückführt!

Lady. Was sagen Sie?

Prof. Syton. Ihr Verstand sagt Ihnen: nach allem, was ich gesehen habe, hat mich ein ehrenwerter und angesehener Gelehrter aus der Hand von Räubern gerettet. Ihr Gemüt aber sagt Ihnen: Trau’ diesem Retter nicht mit seinem tückischen Auge und diesem Weib, das seine Gattin vorstellt, mit ihrer übertriebenen Freundlichkeit. Glauben Sie, glauben Sie diesem Gefühl, das Ihnen sagt, Sherlock Holmes und sein Freund Forbs sind ehrliche Menschen und das Sie vor Mors warnt, der der furchtbarste Mörder und Räuber ist.

Lady (empört aufstehend). Was Sie mit dieser Beschuldigung wollen, weiß ich nicht, aber ich werde Doktor Mors rufen, damit Sie ihm dasselbe ins Gesicht wiederholen.

Prof. Syton. Ich werde es, aber nicht, bevor Sie gerettet sind. Sie haben keine Ahnung, in welcher entsetzlichen Gefahr Sie schweben. Was soll ich; Ihnen sagen, wie Ihnen beweisen, ich werde wahnsinnig, wenn der Schurke triumphiert – wenn er Sie, die jetzt in blühender Schönheit vor mir steht – ermordet mit kalter Grausamkeit.

Lady. Jetzt weiß ich, wem diese Stimme gehört – Sie in …

Prof. Syton (mit einem Ruck Perücke, Brille und Bart abreißend und sich aufrichtend). Sherlock Holmes.

Lady. Ah! Wenn ich gelernt hätte mich zu fürchten, würde ich jetzt um Hilfe rufen – aber ich fürchte mich nicht vor Ihnen, ich verachte Sie und Ihr schändliches Handwerk!

Holmes. Sie Verachten mich, mich, dem Sie vertrauten?!

Lady. Eben darum weil ich Ihnen vertraute, weil mein Herz von Dank gegen Sie überquoll. In welcher Absicht Sie sich auch hier eingeschlichen haben – gleichviel – gehen Sie.

Holmes. Sie sind eine wunderbare Frau, Mylady! Aber die Sekunden sind kostbar, verlassen Sie das Haus so schnell wie möglich!

Lady. Um auf der Straße Von Ihren Helfern ergriffen zu werden.

Holmes. Es ist um toll zu werden! (Er springt auf.) So kunstvoll hat der Schurke das Netz gewoben, dass ich es nicht zerreißen kann. Gleich wird dieses Musikstück aus sein, und dann ist alles vorbei. Hören Sie! Wenn jetzt ein Lärm entstehen sollte, nehmen Sie den Arm des Oberrichters und verlassen Sie mit ihm das Haus. An ihm werden Sie doch nicht zweifeln?

Lady. Nein, nur an Ihnen. Und da ich nicht weiß, welche List dahinter steckt, so werde ich in diesem Falle nicht den Arm des Oberrichters sondern den des Doktor Mors nehmen.

Holmes. Herrgott, das ist um wahnsinnig zu werden. (Auf den Knien, nimmt seinen Revolver beim Lauf und hält ihr den Griff hin.) Da schießen Sie mich nieder, wenn Sie mich für den Mörder Ihres Gatten halten!

Lady (nimmt ihn nicht) Ich bin nicht der Henker.

Holmes. Aber Sie quälen mich zu Tode!

Lady. Was wollen Sie denn?

Holmes. Ich will, dass Sie mich totschießen, damit ich das Schreckliche nicht erlebe.

Lady. Beweisen Sie mir, dass nicht Sie der Verbrecher sind, sondern Doktor Mors.

Holmes. In diesem Augenblick kann ich’s nicht.

Lady. Was soll ich tun? Mein Gott, wem soll ich glauben?

Holmes. Ich schwöre Ihnen beim Leben meiner Mutter. Mors hat das Testament und braucht Sie, die Erbschaft zu beheben und dann wird er Sie auf die Seite schaffen.

Lady. Das Testament! Jetzt seh’ ich wieder Licht! Er hat mir das Testament gegeben und damit bewiesen, dass er mein Freund ist.

Holmes. Ah – dieser schlaue Teufel. Er hat es nicht mehr – also Sie haben es?

Lady. Ich habe es versteckt!

Holmes. In Ihrem Zimmer wird es Mors bald wieder gefunden haben.

Lady. Suchen Sie dort oben, wenn Sie Lust haben.

Holmes. Oben ist es nicht, es ist hier – hier in diesem Zimmer, und in einer Minute werden Sie selbst es mir zeigen.

Lady. Genug! Zum letzten mal frage ich, wollen Sie gehen?

(Sie tritt in den Musiksalon.)

Holmes. Ja, jetzt geh’ ich, denn Sie sind gerettet.

Lady. Ich ruf’ Doktor Mors.

Holmes (nimmt in diesem Augenblick ein Fläschchen aus der Tasche um wirft es hinter das große Boskett in der Mitte. Eine große Flamme steigt auf.)

Lady (kehrt um, ruft »Feuer« und macht eine Bewegung auf das Testament zu, dann eilt sie der Gesellschaft entgegen, die rufend und schreiend aus dem Salon stürzt).

Holmes (hat rasch das Testament ergriffen und seine Maske vorgenommen).

Harway. Nichts, Ruhe! Ruhe! Es ist nichts!

Mors. Woher das Feuer?

Prof. Syton. Entschuldigen Sie, es ist mir nur eine Flasche mit flüssiger Luft aus der Tasche gefallen.

Prof. Johnson. Er hat doch immer flüssige Luft bei sich – na, hier werden wir nicht mehr eingeladen.

Mors (leise zu den andern, triumphierend). Syton war ein Gehilfe von Holmes, während dessen wird er oben im Zimmer eingedrungen sein, hahaha!

Govern. Und die drei haben ihn abgefasst!

Mors. Ich vergehe vor Ungeduld!

Harway. Schick die Gäste weg!

Mors. Meine Herrschaften. Es tut mir schrecklich leid, dass ich meine Pflichten als Wirt nicht mehr erfüllen kann, aber der Schrecken ist mir auf die Nerven gegangen – ich muss mich zurückziehen.

Alle. Ja, ja, wir wollen eben.

Lady (leise zu Mors). Das hat Sherlock Holmes gemacht!

Mors (grinsend). Ich weiß.

Lady. Er ist hier!

Mors. Ich weiß, ich weiß!

Lady. Nehmen Sie sich m acht!

Mors. Ganz gewiss.

Die Gäste (verabschieden sich).

Holmes (zum Oberrichter). Nehmen Sie mich alten Mann mit! (Er hängt sich ein.)

Lady (zu Mors). Sie lassen ihn entfliehen?

Mors. Wen?

Lady. Sherlock Holmes. Da geht er am Arm des Oberrichters!

Mors. Was – der?! Sie sind wahnsinnig.

Holmes (richtet sich unter der Tür hoch auf und schwenkt das Papier gegen Mors). Gute Nacht, Doktor Mors!