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Interessante Abenteuer unter den Indianern 74

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Leiden der Familie des Captains Bard

Die Grausamkeit der Indianer gegen die Gefangenen, die sie im Krieg stets ausüben, ist sprichwörtlich. Eine nähere Erläuterung der Qualen, welche dieselben früher auszuhalten hatten, würde den Leser der Neuzeit empören und schaudern machen. Glücklicherweise sind diese Abscheulichkeiten selbst unter den Stämmen, welche auch ihre ursprüngliche Macht und Unabhängigkeit bewahrt haben, weniger gebräuchlich als früher. Der stillschweigende, aber mächtige Einfluss des Zusammengesellens oder Verkehrs mit den Weißen hat nicht verfehlt, eine wohltätige Wirkung hervorzubringen, während die vergleichungsweise kleine Anzahl von Kriegen unter den verschiedenen Stämmen dazu beiträgt, sie freundlicher im Frieden und menschlicher im Krieg zu machen. Zu der Zeit, als der ganze Landstrich von den Allegheny Mountains bis zum Stillen Ozean mit wilden und zahlreichen Stämmen schwärmte, die in endlose Kriege miteinander verwickelt waren und nichts miteinander gemein hatten als den Hass gegen die englischen Ansiedler, da waren die Leiden, welche jene Unglücklichen, die den Indianern in die Hände fielen, zu erdulden hatten, in der Tat schrecklich. Vielleicht haben keine unter den Staaten mehr gelitten als Virginia und Pennsylvania. Die Geschichte unserer westlichen Counties wie Allegheny, Westmoreland, Bedford und anderer, ist eine fortgesetzte Erzählung von Blutbad, Brandstiftung und Verwüstung.

Die Familie von Richard Bard wohnte auf dem Carroll-Abschnitt in Adam’s County. Am 13. Aprill 1758 wurde sein Haus von 19 Delawaren angegriffen. Bard und seine Frau, zwei Kinder, ein dienender Knabe und Lieutenant Potter, ein Verwandter, befanden sich in demselben.

Als die vordersten Indianer hereinstürzten, führte einer derselben einen Hieb mit einem großen Hirschfänger nach Potter. Dieser wich geschickt aus und riss die Waffe aus der Hand ihres Eigentümers. Bard feuerte eine Pistole ab, was die Wilden in Schrecken setzte. Sie zogen sich von dem Haus zurück. Aber die Überzahl war so groß, dass Bard, welcher befürchtete, sie würden das Haus in Brand stecken, sich ergab. Zwei andere Männer und ein Knabe wurden von einem Feld weggenommen und die Indianer begaben sich, nachdem sie das Haus geplündert und die benachbarte Mühle in Brand gesteckt hatten, auf die Rückkehr.

Unterdessen war in der Nachbarschaft Lärm gemacht worden, und eine Abteilung von Weißen hatte sich gebildet, um die Wilden zu verfolgen. Dies wissend, eilten die Letzteren nach ihren Verstecken in den Alleghenies zurück. Nicht weit vom Haus entfernt wurde Potter getötet und skalpiert. Bald darauf wurde das kleine Kind mit dem Tomahawk erschlagen und ebenfalls skalpiert. Einer der Männer, die auf dem Feld angetroffen worden waren, teilte ein gleiches Schicksal. Die übrigen Gefangenen wurden in unausgesetzter Eile durch Wälder und über Berge getrieben und den äußersten Mühsalen und Hunger ausgesetzt. Es wurde Rat gehalten, um das Schicksal Bardos zu bestimmen. Am Schluss desselben wurde die eine Hälfte seines Gesichtes rot bemalt, zum Zeichen, dass die Meinungen der Krieger in Bezug auf sein Geschick gleich geteilt seien.

Gegen Abend war er mit seiner Frau beschäftigt, einen Truthahn zu rupfen. In dieser Zeit lagen einige der Indianer am Boden und andere belustigten sich mit Kleidungsstücken. Bard beschloss einen Versuch zur Flucht zu machen und teilte diese Absicht seiner Frau mit.

Bald darauf wurde er nach einer Quelle geschickt, um Wasser zu holen und führte seinen Zweck aus, während Mrs. Bard die Indianer mit einem ihrer Kleider belustigte. Nachdem sie Mr. Bard nach allen Richtungen hin, obwohl ohne Erfolg, gesucht hatten, begaben sich die Indianer nach Fort Duquesne und von da den Fluss hinab nach Kentucky. Hier zerrissen und zerkratzten die Indianer die Gesichter der Mrs. Bard und ihrer Kinder und schlugen sie dann auf eine unbarmherzige Weise.

Daniel McManimy, einer der gefangenen Männer, wurde außerhalb der Stadt zurückbehalten. Die Indianer umgaben ihn, schlugen ihn mit Stöcken und Tomahawks, banden ihn an einen Posten, marterten ihn mit glühenden Kohlen und skalpierten ihn. Sie zogen rot glühende Flintenläufe über seinen Körper und durchstachen ihn mit bis zum Schmelzen erhitzten Bajonetten, bis er den Geist aufgab.

Nach diesem Trauerspiel trennten die Indianer Mrs. Bard von ihren Kindern und schleppten sie in eine ihrer Ratsversammlungen. Zwei Squaws näherten sich ihr und schlugen sie ins Gesicht; aber dieser Schimpf wurde von den Kriegern als ein Bruch des Anstandes verdammt. Ein Häuptling nahm sie bei der Hand und übergab sie zwei Indianern als Ersatz für eine gestorbene Schwester. In dieser Eigenschaft blieb sie ungefähr einen Monat lang und wurde dann zu den Quellen des Susquehanna genommen. Die Reise war so ermüdend, dass sie krank wurde und es dauerte zwei Monate, ehe sie genas. Sie blieb zwei Jahre und fünf Monate in der Gefangenschaft, nach welcher Zeit sie und ihre Kinder durch Mr. Bard ausgelöst wurden. Nachdem dieser sein Entkommen bewerkstelligt hatte, wanderte er von einer Ansiedelung zur anderen, nach seiner Frau suchend. Bei mehr als einer Gelegenheit entkam er dem Tod durch die Hände der Indianer nur mit genauer Not. Später lebte er in freundschaftlichen Verhältnissen mit einem von den Indianern, der als Bruder gegen seine Frau gehandelt hatte.