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Der Welt-Detektiv Band 6

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Interessante Abenteuer unter den Indianern 73

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Eine Büffeljagd

Die Büffeljagd ist zunächst einer indianischen Schlacht die alleraufregendste Szene, derer man in den Wildnissen des Westens ansichtig werden kann. Der Indianer erhält durch die Erlegung der Büffel Nahrung und Kleidung sowie die verschiedenen Gerätschaften zu religiösen und haushälterischen Zwecken. Er betrachtet die Jagd dieses Tieres sowohl als Vergnügen als auch als Pflicht. Wenn einmal die Nachricht durch das Dorf geht, dass eine Herde von Büffeln ansichtig ist, so bringen die Krieger, welche dem Tod in hundert Formen ins Antlitz geblickt haben, ihre schnellsten Pferde heraus und schwingen sich auf dieselben. Wenn die ganze Abteilung über das Feld stürmt, um die brüllende Herde anzugreifen, so stellt sich eine Szene dar, für welche man umsonst, weder in der zahmen Förmlichkeit des zivilisierten Lebens noch in den Wüsten und Rohrgebüschen Afrikas oder in den Wäldern Indiens, eine Parallele finden würde.

Die Indianer haben verschiedene Methoden, Büffel anzugreifen. Die aufregendste und gefährlichste ist die, wo sie die Büffelherde umzingeln, um dieselbe gänzlich zu zerstören. Die Jäger, wohlberitten auf ihren Büffelpferden, und bewaffnet mit Bogen und Pfeilen oder langen Lanzen, teilen sich in zwei Kolonnen, nehmen gegenüberliegende Stellungen ein und ziehen sich in der Entfernung von einer Meile oder etwas mehr nachgerade um die Herde herum. Nachdem sie einen Kreis gebildet haben, dringen sie in regelmäßigen Abständen auf ihre Beute ein. Sobald die Herde die Gefahr bemerkt, rennt sie in entgegengesetzter Richtung. Aber die Jäger sprengen in voller Eile gerade vor die Front derselben und verursachen durch Schwingen ihrer Waffen und schreckliches Geschrei, dass sich die dichte Masse abermals nach der entgegengesetzten Richtung bewegt. Hier wird dieselbe auf eine ähnliche Weise abermals aufgehalten und geneckt. Durch diese Mittel vereinigen die Jäger bald ihre Abteilungen und bilden so eine ununterbrochene Linie um die Herde. Nun beginnen die Büffel, sich in gedrängten und verwirrten Massen zu drehen, sich gegenseitig verwundend und aufeinander kletternd. Jetzt beginnt das Werk des Todes. Rund umher galoppierend senden die wilden Jäger ihre Pfeile und Lanzen in die Herzen ihrer zitternden Schlachtopfer. Manchmal stürzen die Tiere, toll gemacht durch tödliche Wunden, wütend vorwärts, Ross und Reiter mit sich niederwerfend. Sie durchstoßen und zermalmen das Erstere, während der Indianer durch Laufen entkommt. Manchmal teilt sich die Herde plötzlich in zwei Teile, und die Reiter, von Staubwolken geblendet, werden zwischen die  andringenden Tiere eingekeilt. Ihre einzige Gelegenheit zum Entkommen besteht dann darin, über die Rücken der Herde hinwegzuspringen, die Pferde ihrem Schicksal überlassend. Hin und wieder sucht sich ein Büffel einen besonderen Reiter aus und verfolgt ihn im schnellsten Lauf, bis er, wenn er sich bückt, um das Pferd auf seine Hörner zu heben, den Schaft des Kriegers in die Rippen bekommt. Einige der Indianer werfen, wenn sie verfolgt werden, ihre Büffelhaut über die Hörner und Augen des wütenden Tieres. An dessen Seite vorbeistürzend stoßen sie ihm ihre Waffe ins Herz. Andere sprengen über die Steppen in Verfolgung der wenigen Büffel, welche sich von der Herde getrennt haben. Diese sind bald niedergemacht. In einigen Minuten verwandelt sich die Jagd

in eine verzweifelte Schlacht, und nach und nach sinkt die ganze Masse von Büffeln tot nieder.

Eine neue Szene folgt unmittelbar auf dieses Gemetzel. Die Jäger, ihre Pferde am Zaum führend, gehen unter den toten und sterbenden Tieren umher. Indem sie die Waffen aus ihren Seiten ziehen, machen sie Anspruch auf ihre Beute nach den Privatzeichen auf ihren Pfeilen.

»Unter den armen, erschreckten Geschöpfen«, sagt ein Augenzeuge einer dieser Szenen, »welche gelegentlich durch die Reihen ihrer Feinde brachen und Sicherheit durch Flucht über die Steppe suchten, erblickte ich einige, welche eine Zeit lang ruhig standen und zurückblickten. Dann wendeten sie sich um und, gleichsam, als ob sie ihren eigenen Untergang wünschten, kehrten sie zurück und mischten sich unter den sterbenden Haufen, dessen Tod sie teilten. Andere waren schon eine ziemliche Entfernung über die Steppe geflohen, blieben jedoch aus Mangel an Gesellschaft stehen und blickten zurück, bis die Schlachtszene vorüber war, wo sie dann den Waffen der Verfolger als leichte Opfer fielen.«

Nachdem sämtliche Tiere beansprucht worden waren, halten die Krieger einen Rat. Nachdem sie einige Pfeifen geraucht haben, reiten sie in ihr Dorf zurück, um den Erfolg bekannt zu machen. Natürlicherweise ist daselbst alles in Bewegung, und bald ziehen lange Prozessionen von Hunden und Frauen aus, welche Letztere die Beute abziehen, in Stücke schneiden und unter lauten Beifallsbezeugungen in ihre Heimat zurückbringen.