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Interessante Abenteuer unter den Indianern 70

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Abenteuer einer indianischen Frau

Das Leben einer indianischen Frau, und wenn sie auch die Lieblingsfrau des größten Häuptlings wäre, ist immer mit Mühe und schwerer Arbeit verknüpft. Die Männer scheuen die größten Anstrengungen im Krieg und auf der Jagd nicht, aber irgendetwas, das regelmäßiger Arbeit gleich sieht, verabscheuen sie. Das Ausschöpfen der Kanus, das Aufbauen der Hütten, das Zurichten der Tierhäute und die Kultivierung des Bodens sind Arbeiten, welche den Squaws zufallen. Aber was noch schlimmer ist, sie sind genötigt, alle schweren Lasten zu tragen, ohne dass ihnen ihre Männer beistehen. Ein indianischer Jäger, der des Morgens vor Sonnenaufgang ausgeht, durchschreitet das Land viele Meilen im Spähen nach Hirschen. Während er voranschreitet, bricht er hin und wieder einen Busch nieder, welcher seiner Frau als Wegweiser dienen muss, da es derselben obliegt, das Wild, welches er getötet hat, zu finden und nach Hause zu tragen. Die getöteten Tiere liegen nun manchmal sehr weit auseinander, und da sie nur eins auf einmal tragen kann, so ist die Beschwerde, welche sie durchzumachen hat, in der Tat schrecklich.

Im Fischen und Vogelstellen sind die Frauen sehr geschickt, und da sie sehr viel Kunst mit nicht zu übertreffender Geduld vereinigen, so fangen sie große Massen von Gänsen und Enten, welche zu gewissen Jahreszeiten zu den Seen ziehen. Es gehört ein beträchtlicher Grad von Kunst dazu, um diese Vögel durch Schlingen in ihren Nestern zu fangen, und zu gleicher Zeit gehört eine sehr große Reinlichkeit dazu, denn man hat bemerkt, dass, wenn die Schlingen mit unreinen Händen aufgestellt werden, die Vögel nicht in ihre Nester gehen.

Selbst die Gans, obwohl sie ein so einfältiger Vogel ist, verlässt, wie hinlänglich bekannt, ihre Eier, sobald dieselben vom Atem der Indianer berührt wurden.

Die kleineren Vögelgattungen, welche ihre Nester auf den Boden bauen, sind keineswegs so empfindlich, und natürlich ist weniger Sorgfalt nötig, sie zu fangen. Man hat bemerkt, dass alle Vögel, welche ihre Nester auf den Grund bauen, auf einer besonderen Seite in ihre Nester und auf der entgegengesetzten wieder aus denselben gehen.

Die Indianer, welche genaue Beobachter der Natur sind, kennen diese Tatsache sehr wohl und stellen ihre Schlingen zu jeder Zeit an die Seite, auf welcher der Vogel ins Nest geht. Wenn dieselben mit Aufmerksamkeit gestellt werden, so verfehlen sie selten, ihren Zweck zu erreichen. Um kleine Vögel wie zum Beispiel Lerchen und viele andere von gleicher Größe zu fangen, gebrauchen die Indianer gewöhnlich zwei oder drei ihrer eigenen langen Kopfhaare, aber für größere Vögel, besonders für Schwäne, Gänse und Enten, machen sie Schlingen aus Hirschsehnen, welche wie ein Bindfaden gedreht werden. Zuweilen wird auch ein kleiner Riemen, der aus einer zugerichteten Hirschhaut geschnitten ist, angewendet.

Mann kann glauben, dass Frauen, welche auf diese Art gewöhnt, nicht zart sind, und dass dieselben nicht leicht durch Schwierigkeiten, die sich ihnen entgegenstellen, erschreckt werden. Zum Beweis hiervon will ich eine Anekdote erzählen, welche von einem englischen Herrn, der vor vielen Jahren lange Zeit unter den nördlichen Indianern zubrachte, mitgeteilt wurde.

Am 11. Januar, als einige meiner Gefährten sich auf der Jagd befanden, bemerkten sie die Spur eines fremden Schneeschuhes, welcher sie folgten. In beträchtlicher Entfernung kamen sie an eine kleine Hütte, in welcher sie eine junge Frau entdeckten, die allein dasaß. Da sie fanden, dass dieselbe ihre Sprache verstehe, so nahmen sie diese mit zu unseren Zelten. Genauer Nachfrage zufolge bewies sie sich als eine der westlichen Dogrib, welche von den Athapuscow vor zwei Sommern gefangen wurde und denselben im letzten Sommer, als die Indianer ihre Gefangene in die Nähe dieses Platzes gebracht hatten, mit der Absicht entwischt war, zu ihrem eigenen Land zurückzukehren. Da jedoch die Entfernung zu groß war, und da sie, als man sie zur Gefangenen machte, den ganzen Weg in einem Kanu geführt wurde, so vergaß sie infolge der zahlreichen Windungen und Drehungen der Flüsse und Seen den Weg. Sie baute sich deshalb die Hütte, in der wir sie fanden, um sich während des Winters vor dem Wetter zu schützen, und hier hatte sie seit dem Anfang des Herbstes zugebracht.

Nach ihrer Angabe der verflossenen Monde scheint es, dass sie beinahe sieben Monate zugebracht hatte, ohne ein menschliches Gesicht zu sehen. Während dieser ganzen Zeit hatte sie sich durch Fangen von Rebhühnern, Kaninchen und Eichhörnchen sehr gut ernährt. Sie hatte ebenfalls einige Biber und Stachelschweine getötet. Sie schien durchaus keinen Mangel gelitten zu haben, da sie einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln bei sich hatte, als sie entdeckt wurde. Sie befand sich gleichfalls im besten Gesundheitszustand und war bei Weitem die hübscheste indianische Frau, welche ich je in irgendeinem Teil von Amerika gesehen habe.

Die Methoden, welche von dieser armen Frau angewendet worden waren, um sich ihren Lebensunterhalt zu verschaffen, waren in der hat bewunderungswürdig und bewiesen die Wahrheit des alten Sprichwortes, dass die Not die Mutter der Erfindungen ist.

Als die wenigen Hirschsehnen, welche sie Gelegenheit gehabt hatte, mit sich zu nehmen, alle zum Schlingenmachen und Nähen ihrer Kleider verbraucht waren, blieb ihr nichts übrig, um die Stelle derselben zu ersetzen, als die Sehnen von Kaninchenbeinen und Füßen. Sie drehte dieselben mit großer Geschicklichkeit zusammen, und der Erfolg bewies, dass sie ebenso brauchbar waren wie die von Hirschsehnen. Die Kaninchen und Eichhörnchen, welche sie in ihren Schlingen fing, gewährten ihr nicht allein gute Nahrung, sondern sie verfertigte sich auch aus den Häuten derselben einen netten und warmen Winteranzug. Man kann sich kaum denken, dass eine Person in ihrer verlassenen Lage so viel Gemütsruhe besäße, um imstande zu sein, irgendetwas, das zu ihrer Existenz nicht unumgänglich notwendig wäre, zu erfinden oder auszuführen, aber es waren hinreichende Beweise vorhanden, dass sie ihre Sorgfalt viel weiter ausgedehnt hatte, da alle ihre Kleider neben dem, dass sie für ihren Gebrauch zweckmäßig berechnet waren, von großem Geschmack zeugten und keine geringe Verschiedenheit von Verzierungen zur Schau stellten. Die Stoffe, obwohl roh, waren so eigentümlich gearbeitet und so geschmackvoll aneinandergereiht, dass ihr ganzer Anzug einen sehr gefälligen, wenn auch etwas romantischen Anblick bot.

Ihre Mußestunden nach der Rückkehr von der Jagd hatte sie dazu verwendet, die innere Rinde oder den Bast von Weiden zu kleinen Schnüren, dem Netzgarn ähnlich, zu winden, und sie hatte hiervon einige Hundert Faden bei sich. Aus diesen beabsichtigte sie, sobald der Frühling käme, ein Fischnetz zu machen. Aus der inneren, auf diese Art gedrehten Weidenrinde verfertigen die Dogrib ihre Fischnetze, und dieselben sind denjenigen der nördlichen Indianer bei Weitem vorzuziehen.

Fünf oder sechs Zoll von einem eisernen Reif in ein Messer verwandelt und eine eiserne Pfeilspitze, die ihr als Ahle diente, waren alles Metall, das diese arme Frau bei sich hatte, als sie entlief, und mit diesen Werkzeugen hatte sie sich vollständige Schneeschuhe und viele andere nützliche Artikel angefertigt.

Ihre Art und Weise, Feuer anzumachen, war ebenso sonderbar wie eigentümlich, da sie keine anderen Materialien dazu hatte als zwei harte schwefelhaltige Steine. Diese gaben durch lange Reibung und hartes Auseinanderschlagen einige Funken von sich, welche sich endlich einem Zündholz mitteilten. Da aber diese Methode mit ungeheurer Mühe verknüpft war und nicht immer erfolgreich ist, so ließ sie das Feuer den ganzen Winter nicht ausgehen. Hieraus können wir schließen, dass sie keinen Begriff davon hatte, Feuer durch Reibung hervorzubringen, wie dies bei den Eskimos und anderen unzivilisierten Nationen geschieht, weil, wenn dies der Fall gewesen wäre, die oben erwähnte Vorsichtsmaßregel unnötig gewesen sein würde.

Als die Athapuscow diese Frau gefangen nahmen, überraschten sie, nach dem allgemeinen Gebrauch dieser Wilden, dieselbe und ihre Gefährten im Schlaf und töteten, mit Ausnahme von ihr und noch drei anderen jungen Frauen, sämtliche Personen, die sich im Zelt befanden. Unter denen, die umgebracht waren, befanden sich ihr Vater, ihre Mutter und ihr Gatte. Ihr kleines Kind, das vier bis fünf Monate alt war, verbarg sie in einem Kleiderbündel und nahm es während der Nacht unentdeckt mit sich. Aber als sie an dem Ort ankam, wo die Athapuscow ihre Frauen gelassen hatten, welcher nicht weit entfernt warf, so begannen die Letzteren, ihr Bündel zu untersuchen. Als sie das Kind fanden, ergriff eines der Frauen dasselbe und tötete es augenblicklich.

Diese letzte barbarische Handlung flößte ihr eine grenzenlose Abscheu gegen diese Indianer ein. Obwohl der Mann, der Sorge für sie trug, sie in jeder Beziehung ebenso gut behandelte wie seine Frau und, wie sie sagte, merkwürdig gütig gegen sie war, so war sie dennoch weit davon entfernt, sich mit irgendeinem Indianer dieses Stammes zu versöhnen, dass sie es vorzog, sich eher dem Elend und Mangel auszusetzen, als in Ruhe und Überfluss unter Leuten zu leben, welche ihr Kind auf eine so grausame Weise ermordet hatten.

In einer späteren Unterredung mit dieser Frau erzählte sie uns, ihr Land läge so weit im Westen, dass sie niemals Eisen oder irgendein anderes Metall gesehen habe, bis sie gefangen genommen wurde. Ihr ganzer Stamm, bemerkte sie, mache seine Beile und Eismeißel aus Hirschgeweihen und die Messer aus Steinen und Knochen. Sie erzählte uns, dass ihre Pfeilspitzen aus einer Art Schiefer, aus Knochen oder Hirschhorn beständen, und dass die Instrumente, womit sie ihre meisten hölzernen Geräte machten, nichts als Biberzähne seien. Obwohl sie häufig von den nützlichen Materialien gehört hatten, welche den östlichen Stämmen von den Weißen geliefert werden, so waren sie doch nicht geneigt, weiter vorzurücken, um Eisen einzuhandeln, und zogen sich im Gegenteil noch weiter zurück, um die Athapuscow zu vermeiden, welche sowohl im Winter als auch im Sommer große Metzeleien unter ihnen anrichteten.